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Fortgang der Höllenschlacht von Verdun.

Ende Mai tobte die Riesenschlacht von Verdun schon drei Monate.

Der Generalstab meldete am 1. Juni: »Nördlich und südlich von Lens herrschte lebhafte Artillerietätigkeit. Links der Maas setzten die Franzosen abends erhebliche Kräfte zum Angriff gegen den »Toten Mann« und die »Caurettes-Höhe« an. Am Südhang des »Toten Mannes« gelang es ihnen, in etwa 400 Meter Ausdehnung in unserem vordersten Graben Fuß zu fassen, im übrigen sind die mehrfachen feindlichen Anstürme unter den schwersten Verlusten abgeschlagen. Rechts der Maas wurden die Artilleriekämpfe fortgesetzt. Oestlich von Obersept drang eine deutsche Erkundungs-Abteilung in etwa 350 Meter Breite und 300 Meter Tiefe in die französische Stellung ein und kehrte mit Gefangenen und Beute zurück. Ein englischer Doppeldecker wurde westlich von Cambrai im Luftkampf abgeschossen. Die Insassen (Offiziere) sind verwundet gefangen genommen.«

Einen sehr schönen deutschen Sieg meldete der amtliche Draht am 2. Juni: »Auf dem Westufer der Maas brachen die Franzosen erneut zum Angriff vor. Sie hatten keinerlei Erfolg. Ein heute morgen südwestlich des Vaux-Teiches mit starken Kräften geführter feindlicher Gegenstoß scheiterte. Es sind bisher 76 Offiziere und über 2000 Mann zu Gefangenen gemacht, sowie drei Geschütze und mindestens 23 Maschinengewehre erbeutet. Der gestern gemeldete, westlich Cambrai abgeschossene engl. Doppeldecker ist der vierte von Leutnant Mulzer außer Gefecht gesetzte Gegner.«

Auch am 3. Juni konnten weitere siegreiche Kämpfe gemeldet werden: »Gestern mittag eroberten württembergische Regimenter im Sturm den Höhenrücken südöstlich von Zillebeke und die dahinter liegenden englischen Stellungen. Es wurden ein leichtverwundeter General, ein Oberst und 13 andere Offiziere, sowie 350 unverwundete und 168 verwundete Engländer gefangen genommen. Nachts einsetzende Gegenangriffe wurden leicht abgeschlagen. Nördlich von Arras und in der Gegend von Albert dauert der Artilleriekampf an. In der Champagne, südlich von Ripont, brachten unsere Erkundungs-Abteilungen bei einer kleinen Unternehmung über 200 Franzosen gefangen ein. Westlich der Maas wurden feindliche Batterien und Befestigungsanlagen mit sichtlichem Erfolge bekämpft. Oestlich der Maas erlitten die Franzosen eine weitere Niederlage: In den Morgenstunden wurde ein starker Angriff gegen unsere neugewonnenen Stellungen südwestlich des Caillette-Waldes abgeschlagen, weiter östlich haben die Franzosen auf dem Rücken südwestlich von Vaux gestern in sechsmaligem Ansturm versucht, in unsere Gräben einzudringen. Alle Vorstöße scheiterten unter schwersten feindlichen Verlusten. In der Gegend südöstlich von Vaux sind heftige, für uns günstige Kämpfe im Gange. Am Osthang der Maashöhe stürmten wir das stark ausgebaute Dorf Damloup; 520 unverwundete Franzosen (darunter 18 Offiziere) und mehrere Maschinengewehre fielen in unsere Hand. Andere Gefangene gerieten bei der Abführung über Dieppe in das Feuer mehrerer französischer Batterien. Feldartillerie holte über Vaux einen Farman-Doppeldecker herunter.«

Gegen die von uns gewonnenen Stellungen südöstlich von Ypern richteten die Engländer am 4. Juni mehrere Angriffe, die restlos abgeschlagen wurden. Der Artilleriekampf nördlich von Arras und in der Gegend von Albert hielt auch am 3. Juni an; englische Erkundungs-Abteilungen wurden abgewiesen. Mehrere Sprengungen des Feindes südöstlich von Neuville–St. Vaast waren wirkungslos. Auf dem linken Maasufer wurde ein schwächlicher feindlicher Angriff westlich der Höhe 304 leicht zurückgewiesen, ein Maschinengewehr ist von uns erbeutet. Auf dem Ostufer waren die harten Kämpfe zwischen Caillette-Wald und Damloup weiter günstig für uns fortgeschritten, es wurden am 3. Juni über 500 Franzosen, darunter drei Offiziere, gefangen genommen und vier Maschinengewehre erbeutet.

Am 5. Juni lautete der amtliche Bericht: »Die Engländer schritten gestern abend erneut gegen die von ihnen verlorenen Stellungen südöstlich von Ypern zum Angriff, der im Artilleriefeuer zusammenbrach. Auf dem Westufer der Maas bekämpfte unsere Artillerie mit gutem Ergebnis feindliche Batterien und Schanzanlagen. Französische Infanterie, die westlich der Straße Haucourt–Esnes gegen unsere Gräben vorzukommen versuchte, wurde zurückgeschlagen. Auf dem rechten Ufer dauert der erbitterte Kampf zwischen dem Caillette-Walde und Damloup in unverminderter Heftigkeit an. Der Feind versuchte, uns die in den letzten Tagen errungenen Erfolge durch den Einsatz von Infanteriemassen streitig zu machen. Die größten Anstrengungen machte der Gegner im Chapitre-Walde, auf dem Fumin-Rücken (südwestlich von Dorf Vaux) und in der Gegend südöstlich davon. Alle französischen Gegenangriffe sind restlos unter den schwersten feindlichen Verlusten abgewiesen. Deutsche Erkundungs-Abteilungen drangen an der Yser, nördlich von Arras, östlich von Albert und bei Altkirch in die feindlichen Stellungen ein; sie brachten 30 Franzosen, acht Belgier und 35 Engländer unverwundet als Gefangene ein; ein Minenwerfer ist erbeutet.«

Die Kämpfe unserer Flieger im Monat Mai waren erfolgreich. Es betrugen die feindlichen Verluste: im Luftkampf 36, durch Abschuß von der Erde neun, durch unfreiwillige Landung hinter unserer Linie zwei, zusammen 47 Flugzeuge. Wir verloren im Luftkampf elf, durch Nichtrückkehr fünf, zusammen 16 Flugzeuge.

Auf dem östlichen Maasufer wurden am 6. Juni die Stellungen tapferer Ostpreußen auf dem Fumin-Rücken im Laufe der Nacht nach erneuter sehr starker Artillerie-Vorbereitung wiederum viermal ohne den geringsten Erfolg angegriffen; der Gegner hatte unter unserem zusammenwirkenden Artillerie-Sperrfeuer, Maschinengewehr- und Infanteriefeuer besonders schwere Verluste.

Einen weiteren schönen Sieg meldete der amtliche Bericht vom 7. Juni: »Zur Erweiterung des am 2. Juni aus den Höhen südöstlich von Ypern errungenen Erfolges griffen gestern oberschlesische und württembergische Truppen englische Stellungen bei Hooge an. Der von Feinden bislang noch gehaltene Rest des Dorfes, sowie die westlich und südlich anschließenden Gräben sind genommen. Das gesamte Höhengelände südöstlich und östlich von Ypern in einer Ausdehnung von über fünf Kilometern ist damit in unserem Besitz. Die englischen blutigen Verluste sind schwer. Wiederum konnte nur eine geringe Zahl Gefangener gemacht werden. Auf dem westlichen Maasufer gingen abends starke französische Kräfte nach heftiger Artillerie-Vorbereitung bis zu dreimal wiederholten Angriffen gegen unsere Linien auf der Caurettes-Höhe vor. Der Gegner ist abgeschlagen. Die Stellung blieb lückenlos in unserer Hand. Auf dem Ostufer haben die am 2. Juni begonnenen harten Kämpfe zwischen dem Caillette-Walde und Damloup weiter Erfolge gebracht. Die Panzerfeste Vaux ist seit heute Nacht in allen ihren Teilen in unseren Händen. Tatsächlich wurde sie schon am 2. Juni durch die erste Kompagnie des Paderborner Infanterie-Regiments unter Führung des Leutnants Rackow gestürmt, der dabei durch Pioniere der ersten Kompagnie Reserve-Pionier-Bataillon Nr. 20 unter Leutnant d. R. Ruberg wirkungsvoll unterstützt wurde. Den Erstürmern folgten bald andere Teile der ausgezeichneten Truppe. Die Veröffentlichung ist bisher unterblieben, weil sich in uns unzugänglichen unterirdischen Räumen noch Reste der französischen Besatzung hielten. Sie haben sich nunmehr ergeben, wodurch einschließlich der bei den gestrigen vergeblichen Entsatzversuche Eingebrachten nunmehr über 700 unverwundete Gefangene gemacht, eine große Anzahl Geschütze, Maschinengewehre und Minenwerfer erbeutet wurden. Auch die Kämpfe um die Hänge beiderseits des Berges und um den Höhenrücken südwestlich des Dorfes Damloup sind siegreich durchgeführt. Der Feind hatte in den letzten Tagen verzweifelte Anstrengungen gemacht, den Fall der Feste und der anschließenden Stellungen abzuwenden. Neben den Paderbornern haben sich andere Truppen, Westfalen, Lipper und Ostpreußen, bei diesem Kampfe besonders hervortun können. Seine Majestät der Kaiser hat dem Leutnant Rackow den Orden Pour le mérite verliehen.«

Am 8. Juni wurde darauf nur mitgeteilt: »Der Artilleriekampf beiderseits der Maas dauert mit unverminderter Heftigkeit an.«

Unsere Artillerie brachte am 9. Juni bei Lihons (südwestlich von Peronne) feindliche Munitionslager zur Entzündung; sie beschoß feindliche Lager und Truppentransporte am Bahnhof Suippes (in der Champagne) und hatte aus dem westlichen Maasufer sichtlich gute Erfolge gegen französische Batterien, sowie gegen Infanterie- und Lastkraftwagen-Kolonnen. Rechts der Maas schritt der Kampf für uns günstig fort. Feindliche, mit starken Kräften geführte Gegenangriffe am Gehölz von Thiaumont und zwischen Chapitre-Wald und der Feste Vaux brachen ausnahmslos unter schwerer feindlicher Einbuße zusammen. In den Vogesen östlich von St. Dié gelang es, durch Minensprengungen ausgedehnte Teile der feindlichen Gräben zu zerstören.

Auf dem Westufer der Maas wurde nach dem Bericht vom 10. Juni die Bekämpfung feindlicher Batterien und Schanzanlagen wirkungsvoll fortgesetzt. Oestlich des Flusses setzten unsere Truppen die Angriffe fort. In harten Kämpfen wurde der Gegner auf dem Höhenkamme südwestlich des Forts Douaumont, im Chapitre-Walde und auf dem Fumin-Rücken aus mehreren Stellungen geworfen. Westlich der Feste Vaux stürmten bayerische Jäger und ostpreußische Infanterie ein starkes feindliches Feldwerk, das mit einer Besatzung von noch über 500 Mann und 22 Maschinengewehren in unsere Hände fiel. Die Gesamtzahl der seit dem 8. Juni gemachten Gefangenen betrug 28 Offiziere und mehr als 1500 Mann.

An den beiden Pfingsttagen – 11. und 12. Juni – fanden nur kleinere Gefechte an verschiedenen Stellen der Front statt, die uns aber doch drei Geschütze, acht Maschinengewehre und etwa 110 Mann als Beute einbrachten.

Gegen einen Teil unserer neuen Stellungen auf den Höhen südöstlich von Ypern waren am 13. Juni Kämpfe der Engländer im Gange. Auf dem rechten Maasufer, beiderseits des von der Feste Douaumont nach Südwesten streichenden Rückens, schoben wir unsere Linien weiter vor.

Auf den Höhen südöstlich von Zillebeke ging ein Teil der neuen Stellungen im Verlaufe des Gefechtes vom 14. Juni verloren. Rechts der Maas wurden in den Kämpfen am 12. und 13. Juni die westlich und südlich der Thiaumont-Ferme gelegenen feindlichen Stellungen erobert.

Einen außerordentlich schönen Erfolg meldete die Siegesnachricht vom 24. Juni: »Rechts der Maas brachen unsere Truppen, an der Spitze das zehnte bayerische Infanterie-Leibregiment, nach wirksamer Feuervorbereitung auf dem Höhenrücken »Kalte Erde« und östlich davon zum Angriff vor, stürmten über das Panzerwerk Thiaumont, das genommen wurde, hinaus, eroberten den größten Teil des Dorfes Fleury, und gewannen auch südlich der Feste Vaux Gelände. Bis jetzt sind in den Sammelstellen 2673 Gefangene, darunter 60 Offiziere, eingeliefert worden.«

Auf der übrigen Front herrschte während des ganzen Monats Juni stellenweise lebhafte Artillerie-, Patrouillen- und Fliegertätigkeit.

An unseren östlich der Maas gewonnenen neuen Stellungen entspannen sich unter beiderseits dauernd starker Artillerieentfaltung mehrfach heftige Infanteriekämpfe. Alle Versuche der Franzosen, das verlorene Gelände durch Gegenangriffe wiederzugewinnen, scheiterten unter schwersten blutigen Verlusten für sie, außerdem büßten sie dabei noch mehrere tausend Gefangene ein.

Immer wieder wurden seitens der Franzosen neue frische Kräfte als Träger wichtiger Stürme herbeigeschafft, unverbrauchte Divisionen, denen man wieder gesagt hatte, daß nun die Deutschen drüben zertrommelt und zerschlagen wären, daß es sich nur noch darum handele, die letzten halbtoten Verteidiger totzuschlagen. Dann aber kamen diese Stürmer in Kämpfe, in denen sie zu vielen Tausenden verbluteten und in denen alle ihre tapfere Zähigkeit und Soldatenbravheit doch nichts weiter erringen konnten als den Tod. Die Angriffe gliederten sich am 27. Juni in drei Stoßgruppen, deren erste vom Westen her auf Thiaumont-Ferme und Thiaumout-Wald angesetzt war, deren zweite das Dorf Fleury und die südlich des Dorfes in unserem Besitz befindlichen Stellungen anrannte, und deren dritte die deutschen Linien zwischen Dorf Fleury und dem Fumin-Walde angriff. Im Augenblick des Vorkommens der Angriffe trat die glänzende Zusammenwirkung unserer Artillerie mit der Infanterie augenfällig in Kraft. Wie ein dichter Eisenvorhang empfing unser Sperrfeuer die Stürmer, wo immer sie aus ihren Gräben kamen, und zermalmte ganze Wellen von ihnen. Was dennoch durchkam, wurde von den Maschinengewehren und Grabenschützen empfangen, und was dann wiederum zurückflutete, kam zum zweitenmale in den unerbittlichen Granatenhagel. Immer wieder liefen die Franzosen gegen unsere Stellungen an, aber immer mußten sie zurück, und ihre Toten türmten sich buchstäblich zu Hügeln unter unseren Feuern, die frontal und flankierend auf sie niederschlugen. Unsere neuen Stellungen waren restlos und fest in unseren Händen geblieben. Kein fußbreit Boden war uns genommen worden, aber der blutige Sinn des Ringens bei Verdun hatte an dem 27. Juni sich wiederum erfüllt: die gegnerischen Stürmer dieses Tages waren stille geworden, und die neuen Divisionen der Franzosen waren arme, grauenvoll verblutete Reste.


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