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Beginn der Riesenschlacht bei Verdun.

Wie in einem vorhergehenden Kapitel erzählt wurde, hatte die deutsche Heeresleitung unsere westliche Front an verschiedenen Stellen durch siegreiche Vorstöße verbessert. Ausbuchtungen unserer Linie wurden gerade gelegt. Die Franzosen waren dadurch so stark beunruhigt worden, daß sie an allen Punkten der langen Front einen deutschen Gewaltangriff erwarteten. »Was haben nur die Deutschen vor? Wo werden sie angreifen?« fragten ihre Zeitungen und ihre Generale. Die Antwort gaben die deutschen feldgrauen Helden in der letzten Februarwoche. Bei Verdun – dem Schulterpunkt der feindlichen Stellung – entwickelte sich eine furchtbare Schlacht, die uns große Geländevorteile, dem Feinde ungeheure Verluste brachte.

Den Auftakt zu dem großen Schlachtendrama gab der amtliche Bericht vom 23. Februar. Er lautete: »Durch eine Sprengung in der Nähe der von uns am 21. Februar eroberten Gräben östlich von Souchez wurden die feindlichen Stellungen erheblich beschädigt. Die Gefangenenzahl erhöht sich hier auf elf Offiziere, 341 Mann, die Beute beträgt drei Maschinengewehre. Aus den Maashöhen dauerten die Artilleriekampfe mit unverminderter Verstärkung fort. Oestlich des Flusses griffen wir die Stellungen an, die der Feind etwa in Höhe der Dörfer Consenvoye-Azannes seit anderthalb Jahren mit allen Mitteln der Befestigungskunst ausgebaut hatte, um eine für uns unbequeme Einwirkung auf unsere Verbindungen im nördlichen Teil der Woevre zu behalten. Der Angriff stieß in der Breite von reichlich zehn Kilometern, in der er angesetzt war, bis zu drei Kilometern Tiefe durch. Neben sehr erheblichen blutigen Verlusten büßte der Feind mehr als 3000 Mann an Gefangenen und zahlreiches noch nicht übersehbares Material ein. Im Oberelsaß führte der Angriff westlich Heidweiler zur Fortnahme der feindlichen Stellungen in einer Breite von 700 und einer Tiefe von 400 Metern, wobei etwa 80 Gefangene in unserer Hand blieben. In zahlreichen Luftkämpfen jenseits der feindlichen Linien behielten unsere Flieger die Oberhand.«

Der Erfolg östlich der Maas wurde am nächsten Tage weiter ausgebaut. Die Orte Brabant, Haumont und Samogneux waren genommen, das gesamte Waldgebiet nordwestlich, nördlich und nordöstlich von Beaumont, sowie das Herbebois waren in unserer Hand. Südlich von Metz wurde ein vorgeschobener französischer Posten überrascht und in einer Stärke von über 50 Mann gefangen abgeführt.

Angesichts dieser großen Erfolge in der Schlacht bei Verdun nahm es sich fast komisch aus, daß der englische Ministerpräsident Asquith erklärte: »England wird niemals das Schwert, das es nicht leicht gezogen hat, in die Scheide stecken, bis Belgien – und ich will hinzufügen Serbien – in vollem Maße alles und mehr als alles, das sie geopfert haben, wieder erlangen, bis Frankreich ausreichend gegen einen Angriff gesichert ist, bis die Rechte der kleineren Nationen Europas auf eine unangreifbare Grundlage gestellt sind und bis die Militärherrschaft Preußens gänzlich und endgültig vernichtet ist.«

Vorläufig vernichteten nicht die Feinde unseren »Militarismus«, d. h. unser »Volk in Waffen«, sondern wir schlugen mit harten unbarmherzigen Schlägen unsere bösartigen Widersacher überall nieder. Die Siegesphantasien der englischen, französischen und russischen Minister machten denn auch auf uns gar keinen Eindruck.

Am 25. Februar wurde folgende schöne Siegesnachricht veröffentlicht: »Auf dem rechten Maasufer wurden auch gestern die schon berichteten Erfolge nach verschiedenen Richtungen ausgewertet. Die befestigten Dörfer und Höfe Champsneuville an der Maas, Cotelettes, Marmont, Beaumont, Chambrettes und Ornes wurden genommen, außerdem sämtliche feindlichen Stellungen bis an den Louvemant-Rücken gestürmt. Wieder waren die blutigen Verluste des Feindes außerordentlich schwer, die unserigen blieben erträglich. Die Zahl der Gefangenen ist um mehr als 7000 auf über 10 000 gestiegen, über die Beute an Material lassen sich noch keine Angaben machen.«

Am Vormittage des 26. Februar durcheilte folgende Siegeskunde die deutschen Gaue: »Großes Hauptquartier, 26. Februar. Die Panzerfeste Douaumont, der nordöstliche Eckpfeiler der permanenten Hauptbefestigungslinie der Festung Verdun, wurde gestern nachmittag durch das brandenburgische Infanterie-Regiment Nr. 24 erstürmt und ist fest in deutscher Hand. Oberste Heeresleitung.«

Die amtliche Kriegsdepesche vom Nachmittage des gleichen Tages lautete: »Wie nachträglich gemeldet wurde, ist in der Nacht zum 25. Februar östlich von Armentières der Vorstoß einer englischen Abteilung abgewiesen worden. In der Champagne griffen die Franzosen südlich von Ste. Marie-a-Py die am 12. Februar von uns genommene Stellung an. Es gelang ihnen, in den ersten Graben in Breite von etwa 250 Metern einzudringen. Oestlich der Maas wurden in Anwesenheit Seiner Majestät des Kaisers und Königs an der Kampffront bemerkbare Fortschritte erzielt. Die tapferen Truppen erkämpften sich den Besitz der Höhe südwestlich Louvemont, des Dorfes Louvemont und der östlich davon liegenden Befestigungsgruppe. In heißem Drange nach vorwärts stießen brandenburgische Regimenter bis zum Dorf und der Panzerfeste Douaumont durch, die sie mit stürmender Hand nahmen. In der Woevre-Ebene brach der feindliche Widerstand auf der ganzen Front bis in die Gegend von Marcheville (südlich der Nationalstraße Metz–Paris) zusammen. Unsere Truppen folgen dem weichenden Gegner dichtauf. Die gestern berichtete Wegnahme des Dorfes Champsneuville beruhte auf einer irrtümlichen Meldung.«

Karte zu den Kämpfen bei Verdun und in der Woëvre-Ebene.

Die nachhaltige Kraft unseres Angriffes im Norden von Verdun hatte uns auch wieder höchst erfreuliche Erfolge beschert. An der Maas selbst wurde über Samogneux hinaus Champneuville gestürmt, das nunmehr der am weitesten nach Süden vorgeschobene Punkt unserer Frontlinie war. Von dort ging die Frontlinie in nordöstlicher Richtung über das Gehöft Marmont bis Beaumont, um sich von dort längs des Louvemont-Rückens wieder nach Süden zu senken. Bei Chambrettes-Ferme näherte sie sich den Forts von Verdun auf etwa zwei Kilometer Entfernung; wiederum nach Nordosten zurückgebogen, erreichte sie in Ornes den Anschluß an unsere parallel der Maas laufende Frontlinie, die Verdun von Osten abschloß. In harten Wald- und Dorfgefechten, in denen jede Baumgruppe, jedes Haus eine Festung für sich bildete, hatten wir dem Gegner das Vorgelände der Festung entrissen. Auch unsere Verluste konnten nicht gering sein, aber sie blieben im Vergleich zu denen des Feindes erträglich. Und zu den blutigen Verlusten kam auf französischer Seite noch die gewaltige Einbuße an Gefangenen: bis jetzt über 10 000 Mann. Wer die Zähigkeit der französischen Verteidigung kannte, der mußte überzeugt sein, daß der Feind keine Opfer gescheut hatte, um unsere Erfolge wieder wett zu machen. Aber unser systematisches Vorgehen, bei dem es keine Ueberstürzung gab, hatte sich doch den feindlichen Gegenwirkungen weit überlegen gezeigt, hatte vor allen Dingen auch zuwege gebracht, daß die Artillerie der äußeren Forts von Verdun zur Ohnmacht verdammt war, als der Infanterieangriff einsetzte. Und die unvergleichliche Angriffsgewalt der Truppen hatte die ihr von der Führung gestellten Aufgaben restlos erfüllt. Die französischen Berichte suchten freilich auch hier die Dinge so darzustellen, als ob wir unser Ziel nicht erreicht hätten, indem sie von mißlungenen Durchbruchsversuchen der Unseren sprechen, während es nur in unserer Absicht lag, die feindlichen Linien zurückzudrücken. Daß sie aber auf der ganzen von uns angegriffenen Linie in fortgesetztem Rückzuge waren, das konnten sie nicht bestreiten, mochten sie auch diesen Rückzug mit dem Vermeiden unnötiger Verluste begründen.

Die Stadt Verdun selbst liegt 237 Meter über dem Meeresspiegel, in dem von der Maas gebildeten Tale, die sich hier in mehrere Arme verzweigt. Sie bildet einen wichtigen Eisenbahn- und Straßenknotenpunkt, von dem aus diese Verbindungen strahlenförmig nach allen Richtungen auseinanderlaufen. Metz, das sich in gleicher Höhe wie Verdun befindet, ist nur 55 Kilometer entfernt, und die Eisenbahn nach Paris legt eine Strecke von 277 Kilometer zurück. Von Verdun führt nach Norden die Eisenbahn nach Sedan, die im allgemeinen dem Laufe der Maas folgt. Unmittelbar nördlich der Stadt führt die große durchgehende Linie Paris–Chalons–Metz vorbei. Nach Süden zu ist Verdun durch eine Eisenbahn über St. Mihiel mit Toul verbunden, dieser Linie kommt eine große militärische Wichtigkeit zu, weil sie die beiden großen Lagerfestungen Toul und Verdun mit einander verbindet und hinter den Sperrforts der oberen Maas entlang führt. Sie kam deshalb für Truppenverschiebungen und Transport von Kriegsmaterial in Betracht und hatte auch als solche in diesem Kriege schon eine entscheidende Rolle gespielt. Oestlich der Maas liegt die Cote Lorraine, ein aus der Woevre-Ebene steil aufsteigendes Hügelgelände, das den Lauf der Maas begleitet, im Norden bis in die Gegend von Dun südlich Sedan führt und im Süden Anschluß an die Vogesen findet. Auf diesem Hügelgelände liegen die wichtigsten Sperrforts, die die einzelnen Straßen und Täler beherrschen und die Annäherung der deutschen Truppen aufgehalten hatten.

An verschiedenen Stellen der Front spielten sich am 26. Februar lebhafte Artillerie- und Minenkämpfe ab. Südöstlich von Ypern wurde ein englischer Angriff abgeschlagen. Auf den Höhen rechts der Maas versuchten am gleichen Tage die Franzosen in fünfmal wiederholten Angriffen die Panzerfeste Douaumont zurückzuerobern. Sie wurden blutig abgewiesen. Westlich der Feste nahmen unsere Truppen nunmehr Champsneuville, die Cote de Talou und kämpften sich bis nahe an den Südrand des Waldes nordöstlich von Bras vor. Oestlich der Feste erstürmten sie die ausgedehnten Befestigungsanlagen von Hardaumont. In der Woevre-Ebene schritt die deutsche Front kämpfend gegen den Fuß der Cote Lorraines rüstig vor. Soweit Meldungen vorlagen, betrug die Zahl der unverwundeten Gefangenen jetzt fast 15 000. In Flandern wiederholten unsere Flugzeuggeschwader ihre Angriffe auf feindliche Truppenlager. In Metz wurden durch Bombenabwurf feindlicher Flieger acht Zivilpersonen und sieben Soldaten verletzt oder getötet, einige Häuser wurden beschädigt.

Am 28. Februar wurde gemeldet: »Die Artillerie-Kämpfe erreichten vielfach große Lebhaftigkeit. An der Front nördlich von Arras herrscht fortgesetzt lebhafte Minentätigkeit; wir zerstörten durch Sprengung etwa 40 Meter der feindlichen Stellung. In der Champagne schritten nach wirksamer Feuervorbereitung unsere Truppen zum Angriff beiderseits der Straße Somme-Py–Souain. Sie eroberten das Gehöft Navarin und beiderseits davon die französische Stellung in einer Ausdehnung von über 1600 Metern, machten 26 Offiziere, 1009 Mann zu Gefangenen und erbeuteten neun Maschinengewehre und einen Minenwerfer. Im Gebiete vor Verdun erschöpften sich wiederum neu herangeführte feindliche Massen in vergeblichen Angriffsversuchen gegen unsere Stellungen in und bei der Feste Douaumont sowie auf dem Hardaumont. Unsererseits wurde die Maashalbinsel von Champneuville vom Feinde gesäubert. Wir schoben unsere Linien in Richtung auf Vacherauville und Bras weiter vor. In der Woevre-Ebene wurde der Fuß der Cotes Lorraines von Osten her an mehreren Stellen erreicht.«

Präsident Poincaré besichtigt mit einem Stahlhelm bedeckt, unter Führung von General Roques die französischen Verteidigungsanlagen im Woevregebiet, kurze Zeit vor dem Beginn des deutschen Angriffs auf Verdun und auf die Woevrestellung (Nach einer französischen Darstellung.)

Am letzten Februartage wurde amtlich depeschiert: »Die verstärkte Artillerie-Tätigkeit hielt an vielen Stellen an. Oestlich der Maas stürmten wir ein kleines Panzerwerk dicht nordwestlich des Dorfes Douaumont. Erneute feindliche Angriffsversuche in dieser Gegend wurden schon in der Entwicklung erstickt. In der Woevre überschritten unsere Truppen Dieppe, Abaucourt, Blanzée. Sie säuberten das ausgedehnte Waldgebiet nordöstlich von Watronville und Haudiomont und nahmen in tapferem Anlauf Manheulles, sowie Champlon. Bis gestern abend waren an unverwundeten Gefangenen gezählt 288 Offiziere, 16 575 Mann. Ferner wurden 78 Geschütze, darunter viele schwere neuester Art, 86 Maschinengewehre und unübersehbares Material als erbeutet gemeldet. Bei der Försterei Thiaville (nordöstlich von Badonviller) wurde ein vorspringender Teil der französischen Stellung angegriffen und genommen. Eine größere Anzahl Gefangener blieb in unserer Hand.«

Alle Anzeichen sprachen dafür, daß die Schlacht bei Verdun auch im März weitere Siege für uns bringen sollte.


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