Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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München, 15. April 1870 (an Bauernfeld)

Lieber Freund! So fröhliche Briefe wie den Deinen krieg' ich nicht oft, um so erfreulicher ist er. Wenn der Hexenschuß vorbei ist, wollen wir nicht darüber jammern. Aber Gesamtausgabe zu drucken anfangen, das heißt etwas. Das wäre auch ein Wunsch von mir. Schaut aber nicht darnach aus. Die Melusina wird schon nach Wien kommen. Ich habe sie an einen Herrn Lotter in Stuttgart verkauft, der läßt sie reisen. Ich hätte müssen verrückt werden mit der Schreiberei und Sorge. Unsereiner muß den Kopf frei haben. Derselbe Mann hat auch das Vervielfältigungsrecht, eine Photographie werde ich aber mitbringen.

Bei meiner Frau hat der Doktor seine Besuche eingestellt, die Krankheit ist also vorbei. Aber auf dem Hund sind wir gehörig. Landluft, Ruhe sollen helfen, also wird zunächst nach Reichenhall gegangen, denn in Starnberg wird man die Haushaltungsgeschichten nicht los. Es soll sich bei einer so kräftigen Frau doch wieder machen. Zu jenem Feste verlangt mich sehr zu kommen, kommt mir auch nicht darauf an, extra hinabzufahren. Ich habe schon genug bereut, daß ich die Schubertsche Grundsteinlegung versäumt habe. Schreib mir nur recht bald den bestimmten Tag. Ich muß sehr mit der Zeit geizen. (Es gibt auch einen Telegraphen.)

Lenbach hat nur im allgemeinen erwähnt, daß der silberne Abend außerordentlich lustig und witzig war. Es freut mich, daß der Mann mit seiner Arbeit reussiert hat. Fr. v. Tadesko erwarten wir alle Tage, es läßt sich aber nichts sehen. Grüß Dessauer recht schön und empfiehl mich Fräulein Mina und der schönsten Franzl.

Dein alter Freund Schwind.


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