Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Frankfurt, 13. Februar 1847 (an Schaller)

Liebster Freund! Wegen der Wohnungen bin ich sehr dankbar und vollkommen einverstanden. Bis 15. März längstens bin ich da und da können wir gleich eine aussuchen. Ich zweifle nicht, daß gegen meine jetzige Behausung alle zusammen wie Löcher aussehen werden. Eins möchte ich Dich bitten: dem Schneidermeister Daffner zu sagen, er möchte Aufschläge und Patten für meine Uniform alsobald beim Goldsticker bestellen und mir sagen lassen, ob ich ihm ein Maß meiner Halsweite schicken kann, damit auch der Kragen vorgenommen wird, damit, wenn ich komme, das Prachtgewand gleich kann gemacht werden; säume aber ja nicht, den Bock in Bewegung zu setzen. Das Haus ist verkauft, immerhin mit einem Gewinn von 5000 fl. ein paar hundert weniger. Es ist genug. Endlich hat man mir auch das Diplom als Ehrenmitglied der Akademie in Dresden zugeschickt – es ist vom 1. September datiert. Duller habe ich neulich besucht – er ist in einer Geschäftigkeit, die kein zweiter aushält, Vorsitzender der Armenkommission, Kirchenvorstand, Sekretär des literarischen Vereins und zwanzig anderer Mitglied – hat alle Tag drei Sitzungen und schreibt nebenbei dem Teufel ein Ohr weg. Das alles entfremdet ihn freilich nach und nach unsern Kunstinteressen. Gratuliere zu Herders Vollendung, ich freue mich über die Massen, deine Sachen wieder zu sehen. Grüße alle bestens und vergiß den Geißbock nicht, denn ich muß in Uniform zum König gehen. Ade. Dein alter Schwind.


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