Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Frankfurt, 13. April 1845 (an Bauernfeld)

Liebster Freund! Dein Stück habe ich mit dem allergrößten Vergnügen gelesen – mit mehr als Vergnügen gelesen, mit einer rechten Genugtuung. Gehörig gespielt, muß jede dieser Figuren den lebendigsten Eindruck machen, während doch jede keinen Augenblick aufhört, eine Gattung zu repräsentieren. Der Hans (Michel), der über der Melusine einschlaft und das Schießen überhört, ist gleich ganz einzig und allein und so Szene für Szene. Der Stadt Paris werden die möglichsten Zugeständnisse gemacht, fast zu viel für unsereiner Gesinnung. Gutzkow habe ich das Stück zu lesen gegeben, und habe von ihm den Auftrag, Dir sein aufrichtigstes Entzücken mitzuteilen. Seine spezielle Ansicht darüber wird nächstens in der Leipziger Novellen-Zeitung zu lesen sein. Besagter Mann macht vom Anfang nicht den günstigsten Eindruck, er ist kurzsichtig und macht daher so verteufelte Bewegungen, spricht auch sehr umständlich – bei näherer Bekanntschaft findet sich aber ein angenehmes Maß von Wärme und Einsicht. Ärgerlich wäre es, wenn Du ihn nicht mehr hier fändest, er würde Dir gefallen.

Zu finden bin ich nicht schwer, von 7–1, nachmittags 4–7 bin ich im Städelschen Institut. Außerdem au der Mainzer Chaussee neben Rat Heimpl. Du darfst nur im Posthof in eine Droschke steigen, die immer dastehen. Kannst Du mir den Tag Deiner Ankunft früher zu wissen machen, so nehme ich dich an der Post oder am Main in Empfang.

Im halben Mai denke ich auch zu reisen, leider ist aber eine Reise nach London und Paris zu groß. Mein Bild wird bis dahin untermalt sein, ein etwas unerfreulicher Anblick für einen, der nicht vom Metier ist, also nicht weiß, daß eine graue Untermalung notwendig ist. Das Neueste ist, daß ich an der Promenade einen Bauplatz gekauft habe, wo mir ein Domizil ausgeführt wird. Ich habe, seit ich hier bin, rechtschaffen Lust bekommen zu arbeiten, und alles wohl erwogen ist Frankfurt noch der beste Platz in Deutschland. Es sind auch ganz annehmbare Leute hier und jedermann kommt her.

Du schreibst von einem Reisegefährten – ich wollte es wäre Kifuen, nach dem meine Frau eine gewaltige Sehnsucht hat. Grüße alle bestens. Von Niembsch sind etwas bessere Nachrichten da. Leider war Hofrat Zeller krank, da blieben alle Nachrichten aus. Den Tag, wo er den Schlaganfall hatte, wovon seine Krankheit, bekam er einen Brief, den er verbrannte und der ihn höchst wahrscheinlich so aufgeregt hat. Er schreibt selbst: Ich hing einem traurigen Gedanken nach, der sich zum heftigsten Affekt steigerte, da fühlte ich &c. den Schlag. Sollte denn etwas an der Vermutung sein, daß ihn irgend eine Frau mit Vorwürfen verfolgte? Hast Du gar keine Ahnung. Es könnte für seine Heilung von Wichtigkeit sein. Also vorderhand glückliche Reise und baldiges Wiedersehen. Was macht die Frau! Alles Schöne an Spaun, Lina &c. Adieu. Dein alter Freund Schwind.


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