Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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München, 19. Dezember 1852 (an Bauernfeld)

L. F. Dein Brief freute mich um so mehr, als ich aus Deinem stiefmütterlichen Betragen gegen die arme Aschenbrödel auf böse Abhaltungsgründe zu raten gedrängt war. Die Zeichnung ist schon lange wieder da und es ist deren Ausführung schon hübsch vorgerückt. Wegen der Malerei mache Dir keine Sorgen. Das Beethovische Werk war eher komplizierter als das neue, und hat Dich doch befriedigt. Was eine Massa Bilder sind in einem gemalten Saal und sind sie harmonisch behandelt, so unterstützt eines das andere. Aber es hat seine Schwierigkeiten. Was soll ich tun? Ich habe zwei historische Stoffe daliegen, einzelne Bilder, aber dafür brauche ich fast Lebensgröße und was tue ich mit der Pletschen, wenn sie mir niemand abkauft. Für Zeichnungen habe ich Entwürfe auf Jahre – da es keine Albumblätter sind, kann sie niemand brauchen, so wie mir für die Zeichnung zu dem Beethovischen Bilde, die alles entzückt hat, kein Mensch auch nur fünf Groschen geboten hat. Die einen sagten, es ist nicht gemalt, die anderen, man kann das nicht malen. Da mußte ich froh sein, daß der König von Griechenland es um einen wahren Bettel doch wenigstens wollte und ich doch Gelegenheit fand zu zeigen, daß man zwar nicht, aber ich es malen kann. Der Beifall war hinreichend und da machte ich mich hinter die Aschenbrödl. Wenn Du die Einteilung siehst, wirst Du mit der Klarheit und Einfachheit zufrieden sein. Man wird eben dran hingehen, wie man eine Erzählung nach und nach zu sich nimmt. König Ludwig, der ein Bild von mir will, hat mir's anfangs übers Haus geworfen, jetzt ist er entzückt und wird verisimiliter [wahrscheinlich] zahlen. Daß ich gerne im Belvedere ein Bild von mir wüßte, wirst Du begreiflich finden, aber es scheint, als wartete man auf eine Komposition, die gerade so aussieht wie alle andern, versteht sich aber dabei höchst neu und originell ist, und wer das kann, dem geb' ich einen Sechser.

Zu Deinem guten Erfolge gratuliere ich von Herzen. Es freut einen doch, wenn ein Werk anpackt, man mag sich noch gestählt glauben gegen Beifall oder Durchfall. Mach nur gleich wieder eins, Du kannst es.

Deine Ansicht, daß in der Clique nicht zu leben ist, teile ich vollkommen. Mich sieht von den hiesigen Malergesellschaften keine. Samstag komme ich mit den zwei Lachnern und noch einigen Musikanten zusammen, um doch nicht ganz zu vereinsiedeln. Ignaz hat einen Ruf nach Hamburg, die hiesige Intendanz will ihn halten, vedremo.

Die Idee wegen dem Schubertischen Saale reduziert sich mir nach und nach auf ein Bild und da wird die Erfindung der Zusammenstellungen sich bewähren. Ich brauche nicht zu warten bis mir eine Architektur gegeben wird, sondern mache sie mir selber. Leb' recht wohl und schreibe bald wieder Deinem alten Schwind. Gesund ist Gott sei Dank alles!


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