Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Karlsruhe, 15. Februar 1842 (an Therese von Frech)

Liebe gnädige Frau! Gestern vormittag habe ich mich verlobt, mit Luise Sachs, Majorstochter von hier. Seit Weihnachten konnte ich aus der Mutter nichts Rechtes herauskriegen, bis ich gestern dranging und in ein paar Minuten alles erobert hatte. Das gute Mädel fing an zu weinen um ihren Vater und ihre Schwester, die beide in Zeit von acht Monaten gestorben sind, sie hat sich aber wieder getröstet. Alle Bekannten, Halbbekannten und selbst Fremde gratulieren mir, ich hätte das bravste Mädel auf weit und breit. Das auffallende Unglück, das sie zu bestehen hatte, machte auch ihr wackeres Betragen bekannt. Ich bin gestern mit ihr ausmarschiert und sah lauter vergnügte Gesichter. Dieser Mensch also, der so viel Unheil erlebt und angefangen hat, ist also endlich untergebracht. Man spricht von den Beschwerden des Ehestandes, gut, was aber ein alter Junggesell für ein nichtsnutziges, ungehöriges, abgelegtes Ding ist, davon kann ich auch reden. Nicht einmal seinen eigenen wirklichen Verdruß hat man, geschweige denn was anders. Wir haben unter unseren Bekannten niemand, dem sie gleich sieht, es sei denn die Nettl,Anna Hönig, »die Königin meiner jungen Jahre«, 1832 mit Ferdinand Mayerhofer von Grünbühel vermählt. sie ist aber größer und hat einen Mund wie ein Kaffeelöffel so klein. Falls die Frau von GutherzTherese G., geborene Hönig, die Schwester der Nettl. über meine Untreue trauern sollte, so gestehe ich aufrichtig, daß zwischen den Händen ein bedeutender Unterschied ist. Was nützt's, ein solches Paar wie der Resi ihrs gibt's nur einmal und es wär schad darum zum Kochen. Ich sag Ihnen, mir ist ganz gut zumut, mein Bild hab ich auch verkauft und tausend Gulden des Jahrs auf zwei Jahre schriftlich, bis auf weiteres mündlich und wie ich glaube wirklich. Zu tun gibt's auch genug und sei über alles Bisherige ein großes Kreuz geschlagen, und nichts soll aus dem ersten Teil in den zweiten herüber als die Freude über die viele Freundschaft, die ich gefunden habe. Jetzt, glaub ich, werde ich erst alle recht gern haben, weil ich alle die verrückten Launen und leeren Wünsche los bin. Meine Zukünftige empfiehlt sich unbekannterweise und wahrscheinlich auf Wiedersehen im Herbst.

Ihr alter Freund Schwind.


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