Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Rom, 24. Juli 1935 (An Schaller)

Lieber Freund Schiler! Vorderhand sei dem Himmel gedankt, daß Du Arbeit hast und daß Dir noch mehr dergleichen bevorsteht. So wird es sich auch diesmal bewähren, daß einer, der was kann und Lust hat zu arbeiten, am Ende zu etwas kommt. Nichts ist erfreulicher zu hören, als daß Gärtner so in Schwung kommt,Fr. v. Gärtner wurde damals mit dem Bau der Münchener Universität betraut. das kann nicht anders als einen guten Einfluß auf alles haben. In die Länge könnte die Klenzische Art, die Malerei zu verwenden, ohne Schaden nicht angewendet werden, obwohl es bis jetzt ein großes Glück und eine treffliche Vorbereitung war.

Diese Tage reise ich nach Neapel, was ich so schnell als möglich abtun will, um endlich wieder einmal nach Haus und an die Arbeit zu kommen, wozu mich nebst andern auch die Furcht vor der Quarantäne antreibt, die leicht verhängt werden könnte, wenn die Cholera, die jetzt in Nizza ist, weiter um sich griffe. Ich habe hier noch nach Tivoli zu fahren, um die Bilder des Titus zu sehen, poi parto [dann reise ich]. Leb wohl und grüße alle von deinem Freund Schwind.

Mit Schwanthaler, den ich schönstens zu grüßen bitte, könntest Du etwas von Quaglio reden. Vielleicht weiß er etwas, das im Anzug ist. Auf jeden Fall mache ich mich an den »Ritter Kurt« und habe ihn vielleicht untermalt, bis der Kronprinz kommt. Den muß ich in München erwarten. Geht ihr auf keinen Sommerball? Wie sieht das Volk jetzt aus? Ich freue mich schon auf Neapel und das Meer wie verrückt. Am Hafen herumzulaufen ist ein zu großes Vergnügen. Es ist sehr der Mühe wert, Venedig, Padua und Triest zu sehen. Wäre die Sixtinische und etwas Großes von Raphael dort, man hätte genug daran. Die Sachen in Padua von Giotto werden von nichts übertroffen. Adieu. Schreib nach Florenz.


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