Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Bad Greifenberg, 19. September 1854 (an Bauernfeld)

L. F.! Ich denke, es ist lange genug, daß wir von einander nichts hören. Vielleicht kann ich Dich durch Aufzählung meiner mittelmäßigen Schicksale bewegen, mich von Deiner Seite Froheres hören zu lassen. Meine Aufgabe für dieses Jahr brachte ich am 28. August zu Ende. Tags daraus reiste ich ab und traf meine Frau in Bayerdiessen am Ammersee, wo mittlerweile die Cholera ausgebrochen war, durch einen Fall am linken Bein beschädigt und intransportabel. Nach einigen Tagen konnte ich es wagen, alles in einen Wagen zu packen und in die nächstgelegene cholerafreie Stadt Landsberg zu schaffen, wo auch ein Arzt ist. Nach acht Tagen zog ich hieher, um doch im Freien zu sein und der Frau das Bad angedeihen zu lassen. Seit einigen Tagen kann sie wieder nicht gehen. Der Arzt läßt mich warten. Die Kinder liegen mir auf dem Hals. Kurz, es ist eine höchst peinliche Situation. Gott besser's!

Auf der Wartburg ging es im ganzen gut. Mit dem Großherzog ist gut auskommen und somit waren auch die anderen charmant. Die Frau Herzogin von Orleans ist bezaubernd. Den letzten Sonntag, den ich auf der Wartburg war, kam abends ein Brief, der uns ankündigte, daß Mayerhofer, von Berlin kommend, zu Mittag in Eisenach eintreffen werde. Es war nichts zu erfragen, als daß ein großer? Herr mit einem Schnurrbart nach mir gefragt habe, dann im Mariental spazieren gegangen und wieder abgereist sei. Frag doch nach, es täte mir zu leid, wenn er es wirklich gewesen wäre.

Von der Aufführung der Schubertischen Oper verlautete viel Gutes von der Musik, viel Gelächter über den Text. Liszt habe ich ein paarmal gesehen, ich halte ihn für einen vollendeten Hanswurst mit seinen Mazeppa-Geschichten und Wagnerischen Opern. Von Franz Lachner weiß ich nichts, als daß er nicht gestorben ist. Ignaz dagegen floriert in Hamburg mit 4–5000 fl. Gehalt. Bis 26. kehre ich nach München zurück. Die Krankheit nimmt bedeutend ab und mein Haus wird bis dahin leer. Empfiehl mich Frau Wertheimstein aufs beste und laß mich wissen, wie es ihr geht. Kifuen und Raunzilander nebst allen unsern schönen Freundinnen mes compliments. Französisch reden hat es diesen Sommer geheißen, daß es ein Skandal war. Adieu Dein alter Freund Schwind.


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