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Frankfurt, 25. Februar 1847 (an Bauernfeld)
Das vergangene Jahr war für mich ein ziemlich vertraktes. Mit dem Sängerkrieg hatte ich unglaubliche Mühe und gar keinen Erfolg. Das Haus auszubauen, die Frau ins Bad zu schicken kostete mich schauderhaftes Geld – einmal hieß es, ich sollte nach Dresden, einmal nach Leipzig, und immer wurde nichts daraus, ich wußte nie recht, was das geben sollte – nun kam, was ich schon lange kommen sah, die Münchner Professur, und ich bin sehr zufrieden damit. Ein beliebter, gar ein glänzend bezahlter Künstler werde ich nie, also bin ich zu Tod froh, daß ich so weit bin, ziemlich meinen eigenen Mecän machen zu können. Ich habe Stoffe gefunden, deren Ausführung ich nicht erwarten kann, von denen ich aber im vorhinein weiß, daß von denen, die zahlen können, lange keiner was verstehen wird. Der schlechte Zustand der Malerei in Wien ist mir sehr erklärlich. Alles was gemacht wird, entsteht wie eine Ausarbeitung in einer fremden Sprache, wie zur Zeit, da ganz Deutschland lateinisch schrieb und einen Germanikus für den verpönteren Fehler hielt. Da kann nichts Gesundes herauskommen, nicht einmal etwas Lebendiges. Von einer Nachahmung der alten Deutschen kann nicht die Rede sein, aber von einer Abstammung und Verwandtschaft, wie sich die Sprache im Faust zu den Reimen des Hans Sachs verhält. Ich rechne mir's zum Verdienst, das zu wissen, und bin zufrieden, wenn ich beitragen kann, daß da fortgearbeitet wird, wo was Rechtes wachsen kann. Bei Euch Poeten ist es ganz anders, auch bei den Musikern. Ihr habt eine fertige Sprache, bei uns erwartet sie wenn nicht ihre Erschaffung, doch vor allem ihre Anerkennung.
Meine hiesigen Geschäfte gehen jetzt zu Ende. Ich nehme ein leider unvollendetes Bild mit – wenn es ein Drama wäre, könnte man es das Lustspiel vom verdorbenen Geschmack nennen. Ich bin begierig, wie es aufgenommen wird. Mit den Linzer Ständen unterhandle ich wegen einer Freskoarbeit, ich hätte zwei Sommer in Linz zu leben, wo ich doch gar leicht nach Wien könnte. Möge es zustande kommen! Ob man mich in Wien jemals wird haben wollen – ich glaube es nicht und wünsche es kaum. Ich habe kein Vertrauen mehr auf Wien. Die Gutzkowa ist, glaub ich, noch hier. Bei ihm kommt es mir fast vor, als wäre ihm an Dir nicht mehr soviel gelegen, seit er nicht mehr nach Wien denkt. Du gehörst nicht zu der wechselseitigen Versicherung. Niembsch verlangt wieder nach seiner Guitarre, und das wird schon als ein großer Fortschritt betrachtet. Ich will ihn, wenn's geht, besuchen. Der kleine Rollett war auch lange hier, jetzt steckt er in Ulm. Auf Lachner freue ich mich sehr in München, das ist doch wieder ein alter Freund.
Leb recht wohl, erwidere alle Grüße, die Du mir geschrieben hast und sag vor allen Spaun alles Schöne. Ich schreibe in einem Trubel von Geschäften und Briefen, daher wahrscheinlich sehr langweilig. Ein andersmal kommt's besser. Dein &c.
Aus dem Radier-Almanach