Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Wartburg, 11. Juni 1854 (an Thäter)

Lieber Freund Thäter! Ohne Zweifel habt Ihr in den Zeitungen gelesen, daß der König von Preußen hier war, und werdet Euch den schwärmerischsten Hoffnungen hingegeben haben von Lobeserhebungen, Aufträgen, roten Piepvogelorden und Berufungen. Von alledem erfolgte aber gar nichts. Des Schildes wurde mit keinem Worte erwähnt, und von einem Adjutanten erfuhr ich, daß die Zeichnung, die man durch die Gesandtschaft sich in Wien hatte ausbitten lassen, mit einem sehr schmeichelhaften Schreiben an? – O'Donnel nach Wien zurückgegangen sei. Die Landgrafenzeichnungen sah der König mit Interesse; am Wagen ließ er mich noch rufen, gab mir die Hand und sagte mir einiges Schöne. Leben Sie wohl!

König Gustavs Bibel wird von unseren Herrschaften mit Beifall gesehen. Kommt's einmal zum Bau des Lutherhauses, was aber noch eine gute Weile dauern wird, denn dieses Jahr wurde von dem bereits Bewilligten fast die Hälfte wieder abgezogen, so hat Freund König einen festen Stein im Brett. An mir fehlt's nicht, dem Großherzog den Namen König einzuorgeln. Bitte schönstens zu grüßen! –

Mit meinem Aufenthalte habe ich alle Ursache, ganz und gar zufrieden zu sein; von der Schönheit der Umgebung habe ich nur zu sagen, daß sie, so schön sie schon auf den ersten Anlauf ist, doch noch alle Tage an Reiz gewinnt. Der Großherzog übertrifft an Freundlichkeit, Zuvorkommenheit jede Erwartung, die man sich hätte machen können. Von meinen Arbeiten ist er entzückt und verläßt mich nie, ohne mir seine Freude und seinen Dank auszusprechen. Mehr kann man nicht verlangen. Außerdem hat er die seltene Eigenschaft, daß seine Hofherren sehr lustige und angenehme Leute sind. Meine Genossenschaft auf der Burg ist so zuvorkommend als möglich; zudem habe ich ein Nest von Musikern entdeckt, an denen ich die größte Freude habe. Alle alten Geigen werden hervorgesucht und Quartette gegeigt, daß es eine Art hat. Es sind sehr gebildete und angenehme Leute.

Die Angelegenheit wegen der gewünschten dunkeln Gründe bei der heiligen Elisabeth ist ganz nach meiner Ansicht erledigt. Ich führte den Großherzog an Ort und Stelle, brachte meine Gründe vor, und alles war in Ordnung. Wenn Du die sieben Zeichnungen haben willst, so schreib, ich brauche sie nicht . . .

So weit geht also alles trefflich. Mein Kompliment an die Sitzung! Grüße Schaller, König &c. bestens und schreibe bald Deinem alten Freund Schwind.


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