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Karlsruhe, 25. Mai 1843 (an Therese von Frech)
Beste gnädige Frau! Sehr habe ich zu bedauern, daß ich drum gekommen bin, Ihnen zu erzählen, wie ich Ihre Frau Tochter in Wiesbaden getroffen. Statt Wiesbaden fuhr ich nach Biebrich und hatte das außerordentliche Vergnügen, ein paar Stunden lang zum Teil im Regen dem Nassauischen Militär exerzieren zuzusehen. Sie scheinen sich, was das Getragene, Mysteriöse, heldenhaft Schwebende ihrer Schritte betrifft, den Geist im Hamlet zum Muster zu nehmen. Wenn die Franzosen vor diesem Schritt nicht davonlaufen, so haben sie gar keine Phantasie. Das Ziel meiner Reise war Frankfurt, wohin ich ging, um zu sehen und gesehen zu werden. Es sieht aus, als wollte sich's hier nicht mehr lang tun, und da faßt ein kluger Hausvater eine Stadt ins Auge, die Geld hat, angenehm ist und wohin er seine Möbel zu Wasser bringen kann. Eine Stadt, die nebst andern Süßigkeiten auch die hat, daß Wiesbaden eine Stunde davon ist, wo Fr. v. Frech doch einmal einen Sommer zubringen wird. Damit Sie nicht im Zweifel sind, woher der Wind weht, so erzähle ich Ihnen, daß sich für die Badener Arbeit ein Mitbewerber aufgetan hat, der nebst rotem Adlerorden auch die große Eigenschaft hat, 5mal weniger zu verlangen als ich. Mit alledem kann ich mich freilich nicht messen. Dazu ist es totschlächtig hier und armselig, daß es nicht in die Länge zu haben ist.
Zu Hause bin ich so glücklich, als man sein kann. Es geht alles als ginge es zwanzig Jahre, und brauchte man nicht für seine Kunst Umgang, Einwirkung von außen, und Mitteilung, so könnte es mir ganz gleichgültig sein, wo ich bin. Wer kann aber fortwährend ausgeben, ohne einzunehmen? In 4 Wochen beiläufig soll der Storch kommen, das wird nach allem, was ich davon höre, ein starkes Stück sein, man hat aber etwas davon. Die Frau ist fortwährend gesund, so kann ich das beste hoffen. Ich wollte, Sie könnten sehen, wie schön ich eingerichtet bin. Der Louis ihr Teil Zimmer ist so heimlich und sauber, daß es mir jedesmal Freude macht, so oft ich mich umsehe. Dazu habe ich meine Junggesellenwirtschaft für mich voll Papier, Reißbrettern, Pfeifen und dergleichen. Das Klavier ist ein alter Scherben, macht mir aber doch großes Vergnügen.
Bitte schließlich einen regnerischen Sonntag zu benützen oder zu verschwenden und einen jener anmutigen mexikanischen Briefe gnädigst an mich ergehen zu lassen.
Empfehle mich dem Paperl und verbleibe verharrend auf den Spitzen der Zehen
Meine Damen Ihr untertänigster und getreuer
M. Schwind.
Alles Schöne von der Frau.