Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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München, 2. November 1864 (an Hähnel)

Lieber Freund! Es freut mich, eine Veranlassung zu haben, an Dich zu schreiben. Es wird sich Dir mit diesem Brief ein junger Mann vorstellen, der nach Dresden reist, um in Deinem Atelier – nicht Akademie – anzukommen und was Rechtes zu lernen. Es ist der Sohn des Erzgießers Miller, der die hiesige Erzgießerei seinerzeit leiten wird und während seines Vaters langer Krankheit schon mit Ehren geführt hat. Es ist zu loben, daß er einen Drang nach Bildhauerei hat, auch der Sache schon mit gutem Erfolg an der Akademie sich gewidmet hat. Daß er jetzt an die rechte Schmiede geht, ist größtenteils mein Gedanke und ist daher nicht mehr als billig, daß ich Dir den jungen Mann und sein Anliegen mit allem Gewicht, das meine wärmste Empfehlung bei Dir haben kann, ans Herz lege. Es ist ein aufgeweckter und braver Bursche, der Dir in keinem Falle Schande macht, dafür kann ich einstehen.

Soll ich einen Bericht über unsere Kunstwirtschaft machen? Da sieht's gut aus. Ich bin aber schon lange so gescheit und kümmere mich nicht darum, und so glücklich, daß ich mit gar keinem Faden in das schöne Ganze verflochten bin. Meine Bestrebungen gelten jetzt dem Wiener Opernhaus, wo ich hoffe, daß Werke von Dir und mir nebeneinander stehen werden.

Wenn das Wetter gut ist und die Zeit langt, so stehen meine Gedanken sehr darnach, von Wien, wo ich in nächster Zeit zu tun habe, über Dresden nach Haus zu reisen. Ich würde Dir ein Rendezvous in der Galerie geben. Die Kompositionen für Wien hätte ich bei mir.

Cornelius hast Du wohl gesehen? Für 81 Jahre ist er noch bewunderungswürdig frisch. Möge er noch lange leben.

Laß Dir also meinen jungen Freund bestens empfohlen sein, und kann ich kommen, so hoffe ich, treffe ich bei Dir dieselbe alte Freundschaft, mit der ich bin

Dein alter Schwind.


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