Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Karlsruhe, 15. Januar 1844 (an Genelli)

Lieber Freund! Diesmal plage ich Sie. Ich weiß, daß unser Freund Schaller krank ist, und habe gar keine Nachricht von ihm. Sie sind wohl so gut, ihn zu besuchen, ihm den Einschluß zu bringen, der aber keine Eile hat gelesen zu werden, und mir, wenn er es nicht selbst kann, mit zwei Worten von seinem Befinden Nachricht zu geben. Aber recht bald.

Ihr Brief ist leider nicht erheiternd, und nur eines darin erquicklich, daß Sie immer obenauf sind. Mir gegenüber scheinen Sie aus der Welt zu sein, mich mit Ihren Werken und Ihren Wünschen in meine bescheidenen Grenzen zurückzuweisen. Ich werde es erleben, daß Sie, bei aller Freundschaft für mich, zu dem Rhein werden die Achseln zucken müssen und mir raten, von solchen Dingen lieber wegzubleiben. In drei Wochen denke ich wieder in München zu sein. An Gärten und Villen denke ich lange nicht mehr, wohl aber alles Ernstes, wenn ich mich noch einige Jahre herumgeschlagen habe, an ein kleines Haus in einem Ort, wo ein Kloster ist, mit Bibliothek, Orgel, Jagden und schöner Gegend, Wiesen für ein paar Kühe, Garten für Kraut und Erdäpfel und, wenn's recht gut, einem alten Schimmel, der mir die Leber zurecht schüttelt. Ich wäre imstande, dann nichts zu machen als Miniaturen wie »der wunderliche Heilige« und solches Zeug. Mein Luxus wären Zeichnungen von Ihnen. Jetzt aber führe ich ein Leben, wie ich es noch nie aufgeführt habe. Ich arbeite wie im Taglohn und habe gar keinen Umgang außer meiner Frau, die eben gar gut und heiter ist. Der Tran ist ein gutes Material, und man darf sich nur nicht davor fürchten, so geht's. Sie werden auch dieses Meisterstück zu sehen bekommen. Die Frankfurter bestellen mir ein Bild und zwar einen Stoff aus der deutschen Geschichte. Glücklicherweise bin ich mit einem starken Patriotismus behaftet. Die belgischen Bilder habe ich gestern gesehen. Man muß noch andere Dinge sehen als die und sich nicht irre machen lassen. Ich fürchte, wenn ich sie öfter sehe, werden sie mich langweilen. Bei alledem sind diese Maler aber um ihre glücklichen Umstände zu beneiden. Leben Sie recht wohl und nehmen Sie mir meine Bitte nicht übel. Lassen Sie mich bald was hören, und auch daß Sie wieder Lust haben, etwas zu machen.

Ihr Freund von ganzem Herzen M. Schwind.


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