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München, 5. März 1850 (an Schober)
Lieber Freund Schober! Du erinnerst Dich, daß S. K. Hoheit der Erbgroßherzog mir sagte, ich solle das Musikantenbild nicht weggeben, ohne es vorher zu melden, da dieselben wünschten, es selbst zu besitzen. Da nun ein Verkauf in Prag wahrscheinlich ist, so glaube ich, davon Meldung machen zu müssen, und habe S. K. Hoheit geschrieben. Willst Du so gut sein und dem freundlichen Herrn den Brief zustellen? Vom Preis schreib ich nichts hinein. Zweitausend Gulden, das sind zwischen elf- und zwölfhundert Taler, ist wohl nicht teuer, und sagt der Prinz, daß er es haben will, so hat es allenfalls Zeit, bis die Anschaffung mit anderen Einrichtungen zusammentritt.
Den Rhein habe ich tüchtig durchgefeilt (die Musikanten auch noch ein wenig) und riskiere es jetzt, ihn nach Berlin zu schicken. König Ludwig stößt sich an der Fiedel und behauptet frischweg, Rhein stamme von ρινος und er sei ein Grieche. Da bin ich vielleicht auch einer, ohne es zu wissen. Unter all den Wappen, Kirchen und sonstigen mittelalterlichen Wesen müßte sich eine Lyra schön ausnehmen.
Die moderne Zeichnung sitzt noch in Gotha. Der Herzog will sie seinem Bruder, dem König von England, anhängen. In Deutschland hat mich trotz dem Beifall, mit dem ich sehr zufrieden sein kann, kein Mensch gefragt, was sie kostet. Vielleicht, wenn statt dem Klavier eine Lyra wäre? Alles Lyra. Bratsche Lyra! Bassettel Lyra! Waldhorn Lyra! Postillon mit der Lyra! das sähe ganz erhaben aus.
Ich wollte, der Erbgroßherzog begriffe, daß, wenn es mit der Wartburg etwas geben soll, bald angefangen werden sollte. Ich könnte dieses Jahr noch einiges machen, und wenn einer billig ist, bin ich's. Wenn des Jahrs dreitausend Taler drangerückt werden, bin ich in fünf, längstens sechs Jahren fertig und da muß alles auf das pompöseste sein. Es ginge auch in vieren mit Anstand, aber niemand kriegt eine Lyra.
Bei mir ist alles gesund und gedeiht. Musik haben wir vollauf. Das schöne Montagskränzl, obwohl der gefeierten Sängerin, die aufs Land geheiratet hat, beraubt, ist doch immer noch ein großer Genuß. Zudem kann ich mir hin und her einen Schubertischen Privatgenuß zu vier Händen verschaffen. – Anton Spaun, in Kremsmünster begraben, soll ein kleines Monument gesetzt werden. Ich habe mich erboten, da das Geld für eine Figur zu wenig ist, mit einem Freskobilde beizutragen, bekomme aber keine Antwort. Es scheint, daß in Österreich kein Mensch mehr auf dem alten Platze sitzt. Frechs scheinen sich in Traunkirchen befestigt zu haben, wo auch Pepi Spaun ein altes Haus gekauft hat. – Ich wünsche gar sehr, daß Du durch kein Übel, noch weniger durch Unlust gehindert seist, mit einigen Zeilen zu antworten, es macht mir gar zu viel Vergnügen. Grüße alle Freunde und schönen Frauen, und wenn ich, statt an Dich, an Schöll hätte schreiben sollen, so bekenne ich, daß ich an ihn zu schreiben angefangen, aber da ich so behaglich zu Hause sitze, vorgezogen habe, Dir ein wenig vorzuschwätzen. Dein alter Freund Schwind.