Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Frankfurt, 25. Juni 1845 (an Hähnel)

Lieber Freund! Ich fand bei meiner Ankunft so schmählich viel zu tun, da ich neben meinem Bilde mich leider noch mit einer Kompositionenreihe eingelassen habe, daß ich die Dresdener Ausstellung als etwas Fernliegendes betrachtete und ganz vergaß, eine Kiste zu bestellen. Nun zeigt sich, daß die Geschichte zu der Zeit, die Du wünschest, nicht in Dresden ankommen kann, was mir insoweit ganz recht ist, als ich bezüglich jener Stelle der Ansicht bin, daß ich nur unter ganz guten Bedingungen meine Unabhängigkeit mit einer Anstellung vertauschen möchte. Unter diesem ganz versteht sich obenan, daß ich meinen guten Kredit bei der Majorität nicht erst nötig habe, durch ein paar alte Kartons herzustellen – und daß ich ohne Bewerbung meinerseits will aufgefordert werden. Das sollte mir auch noch passieren, daß es hieße, ich hätte mich beworben und man hätte mich nicht brauchen können. Zur Zeit als BendemannHistorienmaler Eduard B., 1838 Akademieprofessor in Dresden, 1859 bis 1867 Direktor der Akademie Düsseldorf. angestellt wurde, war ich von München aus schon vorgeschlagen. Also lassen wir's gehen wie's kann. Rietscheln sage: daß mit einer Erklärung wohl das Beste der fraglichen Zeichnung verloren geht – der Reiz, sich selbst den ziemlich losen Zusammenhang zu ergänzen. Ich dachte nicht, eine Geschichte darzustellen, sondern den behaglichen Zustand zweier von der Welt zurückgezogenen Brüder, die durch ihr gänzliches Einswerden sich alle Rückerinnerungen vom Leibe halten. Das wird aber noch mehr Erklärung brauchen als die Zeichnung selber. Ein etwaiger Käufer wäre aufmerksam zu machen, daß die Wiege der Anfang des Lebens ist (wenn er's nicht selber merkte daß zwei Kinder von einer Wiege ausmarschierend – Zwillinge sind, welcher Umstand die folgende Verwechslung aus Ähnlichkeit motiviert. Auf einer Seite erzählt sich die heitere Liebesgeschichte des Geigers – auf der andern die sentimentale des Arztes, die beide mit Körben endigen, worauf der eine vom Krankenbett weg, der andere aus einem tollen Leben, von den Engeln wieder zusammengeführt – Einsiedler werden. Mehr weiß ich nicht.

Erinnere ich mich recht, so ist euere Ausstellung im halben Juli, da werden die Kartons wohl angewackelt kommen. Der Verkauf des Wüstlings ist richtig, also für den ersten Anlauf gesorgt und ein Anfang im Kunsthandel gemacht. Das Haus ist schon recht hübsch sichtbar und macht mir viel Freude. Das Bild kostet Schweiß und wird noch dessen genug kosten.

Rietschel und allen Freunden danke in meinem Namen auf das beste für alle erwiesene Freundschaft. Ich fühle mich von dem Dresdener Aufenthalt sehr erfrischt, und gäbe es da für mich eine annehmbare Stellung, ich glaube, ich würde mich unter so vielen alten Freunden sehr wohl und arbeitslustig fühlen.

Leb recht wohl, empfiehl mich Deiner Frau, und komme recht bald. Dein alter Schwind.


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