Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Frankfurt, 4. April 1845 (an Rietschel)

Lieber Freund Rietschel! Wenn ich jetzt anfinge: Bei euch ist eine Professur leer, tue dazu, daß ich sie bekomme, so irre ich mich nicht, Du würdest Dich tüchtig an den Laden legen. Nun habe ich aber in dieser Beziehung ein Anliegen, das mich wenigstens so wahr angeht, als handelte es sich um meine Person, und ich wende mich an Dich, nicht allein in meinem, sondern in gar vieler alter Freunde Namen, die der Meinung sind, meine Verwendung würde bei Dir nicht ohne Gewicht sein. Genelli wird sich um die Stelle bewerben.An Genelli schrieb Schwind am 29. Juni: »Sie werden lachen, wenn ich Ihnen sage, daß wir Sie in Dresden als Professor plazieren wollten. Ich habe ein wahres Meisterstück von Brief geschrieben, das mir bald einen tüchtigen Verdruß zustande gebracht hätte. Hähnel, der Ihr wackerer Freund ist wie immer, sagte gleich es ginge nicht, und eine kurze Anwesenheit in D. überzeugte mich, daß Sie ganz recht haben, dergl. nicht zu wünschen, denn Sie würden in ein paar Monaten davonlaufen oder unglücklich sein. Jetzt ist die Rede von mir. Da ich aber nichts dafür tue, glaube ich es wird sich ein wohlfeilerer Sachse finden.« Zeichnungen, Bilder werden geschickt und manche gute Stimme wird seine Bewerbung unterstützen. Sein Mitbewerber von München aus ist [Gustav] Jäger, den Schnorr auf das leidenschaftlichste unterstützen wird. Er ist ein geschickter junger Mann, aber auf eine solche Stelle gehören Leute von Namen, nicht solche, die sich beinahe noch gar nicht selbständig bewegt haben. Du warst in Karlsruhe schon verwundert über die Zeichnung aus dem Leben einer Hexe; wie wirst Du drein sehen, wenn Du Dich aus den neueren Zeichnungen überzeugen wirst, daß unser treulicher Freund, trotz den üblen Verhältnissen, die jeden anderen ganz zu Boden drücken würden, nicht aufhört Fortschritte zu machen. Es ist eine Schande für ganz Deutschland, daß ein Mann von so unglaublichem Talent an der Grenze der äußersten Not hinleben muß. Hat das sollen sein angeborenes Übermaß von Kraft, das sich oft wie Unbändigkeit mag ausgenommen haben, in die Grenzen der Friedlichkeit und Liebenswürdigkeit zurückführen, so könnte es jetzt immerhin ein Ende finden, denn von seiner sprudelnden Jugend sprudelt nur mehr sein Talent, und das in der schönen Begrenzung des Studiums und der Bildung.

Kannst Du für Genellis Gesuch etwas tun, so erwirbst Du Dir ein Verdienst um die Kunst, und den Dank manches Freundes. Cornelius und Kaulbach an der Spitze wird Dir's lohnen. Laß Dir's ans Herz gelegt sein, als wüßte ich so warm und so eifrig zu schreiben, wie es der Gegenstand verlangt, während ich leider nur einfach sage: tue es zum Vorteil der Akademie, zu unser aller Freude, und zu Deiner eigenen Ehre.


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