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Auch der Tod erschien den Alten unter sehr verschiedenen Gestalten, schreckhafteren und milderen. Den blutigen Tod der Schlacht vergegenwärtigen im Epos gewöhnlich die Keren, weibliche Gottheiten von furchtbarer Erscheinung, welche den nordischen Valkyren gleichen. Wie diese sind sie vorzüglich auf dem Schlachtfelde thätig, schrecklich und finster (μέλαιναι, ὀλοαί, κακαί), im blutig rothen Gewande Verwundete und Todte schleppend und zerrend, immer zusammen mit der Eris, dem Lärmen der Schlacht und anderen Gesellen des mörderischen Ares (S. 254); obwohl es auch andere Keren gab, böse Geister in der Gestalt von Mord und Tod, Haß und Zwietracht, Krankheit und Alter und jeder Art von Beschädigung, die das menschliche Leben tückisch belauertVgl. oben S. 254, [Anmerkung 722] u. Il. 1, 228; 3, 454; 12, 326 Κῆρες ϑανάτοιο μυρίαι, Od. 11, 171. 382. Empedokl. v. 386 ἔνϑα Φόνος τε Κότος τε καὶ ἄλλων ἔϑνεα Κηρῶν. Demokr. b. Stob. Flor. 98, 65 γιγνώσκειν χρεὼν ἀνϑρωπίνην βιοτὴν ἀφαυρήν τε ἐοῦσαν καὶ ὀλιγοχρόνιον, πολλῇσι τε κηρσὶ συμπεφυρμένην καὶ ἀμηχανίησιν. Vgl. die Keren des Alters u. des Todes b. Mimnerm. 2, 5, Soph. Phil. 1166, Plato leg. 11 p. 937 D u. A. Es ist im Wesentlichen dieselbe Schaar, welche Hesiod th. 211 ff. im Geschlechte der Nacht zusammenfaßt.. Ferner erschienen Apollon und Artemis als Todesgottheiten (S. 210 u. 230) und unter den Unterirdischen Pluton und Persephone, wie jener in Elis als solcher verehrt wurde (S. 623), neben ihm aber auch hin und wieder der Tod, Θάνατος, in eigner PersonSo gab es in Sparta ein Heiligthum des Θάνατος wie des Φόβος, des Γέλως καὶ τοιούτων ἄλλων παϑημάτων, Plut. Kleom. 9., den man sogar auf die Bühne zu bringen wagte. So dichtete Euripides in seiner Alkestis nach dem Vorgange des Aeschylos jene Figur des Todesgottes, welcher als ἱερεὺς ϑανόντων mit einem Messer erschien, um dem Sterbenden wie einem den Unterirdischen verfallenen Opfer eine Locke abzuschneidenEben so Persephone bei Virg. A. 4, 698 nondum illi flavum Proserpina vertice crinem abstulerat Stygioque caput damnaverat Orco. Vgl. Stat. Silv. 2, 1, 247 u. Hesych v. κατάρξασϑαι., und zwar 657 mit schwarzen Flügeln und in einem schwarzen Gewande. Endlich das schöne Bild von dem Brüderpaare Schlaf und Tod, wie schon die Ilias es kennt (14, 231; 16, 672) und wie wir es bei Hesiod th. 212. 758 und späteren Dichtern und Künstlern in vielen sinnreichen Vorstellungen weiter ausgeführt finden. Hesiod dichtet daß beide mit ihrer Mutter der Nacht im tiefen unterirdischen Dunkel wohnen, von wo die Mutter den Schlaf allnächtlich mit sich heraufführtEur. Or. 174 πότνια πότνια Νύξ, ὑπνοδότειρα τῶν πολυπόνων βροτῶν, Ἐρεβόϑεν ἴϑι.. Dieser schweift sanft und menschenfreundlich über Erde und Meer, eine Gabe der guten Götter, ein freundlicher Beruhiger aller Creatur und ihrer Mühen und Sorgen, ein Spender lieblicher Traumbilder und darum ein Freund des Apoll und der MusenPaus. 2, 10, 2; 31, 5, vgl. Pind. P. 1, 5–12, Alkman fr. 53. Auch ein Freund des Bacchus ist der Schlaf, Sil. Ital. 7, 205 Somnus, Bacche, tibi comes additus.. Aber sein Bruder ist grausam und hart und ohne Erbarmen, festhaltend wen er einmal gepackt hat und ein Greuel selbst für die Götter. In diesem Sinne war auch die Nacht am Kasten des Kypselos mit ihren beiden Söhnen abgebildet (Paus. 5, 18, 1), wo sie auf ihrer rechten Hand einen schlafenden Knaben von weißer Farbe emporhielt, den Schlaf, auf der linken einen Knaben von dunkler Farbe, welcher einem Schlafenden glich, aber die Füße waren ausgerenkt und verdrehtἀμφοτέρους διεστραμμένους τοὺς πόδας. Poll. 5, 62 διάστροφοι τοὺς πόδας von krummbeinigen Hunden. Eben so sagte man διεστραμμένοι ὀφϑαλμοὶ von schielenden Augen und διάστροφοι von Verwachsenen. Bei Arist. Pac. 279 ἀποστραφῆναι τοῦ μετιόντος τὼ πόδε erklärt der Scholiast ὃ ἡμεῖς διαστραφῆναι λέγομεν., wohl um die gebrochene Bewegung des Lebens auszudrücken. Doch milderte sich dieses Bild mit der Zeit, indem man sich immer mehr gewöhnte den Tod für einen gleichartigen Bruder des Schlafes zu halten und beide in diesem Sinne zu verehren und abzubilden, wie z. B. Sophokles O. C. 1573 den Tod einen Sohn der Erde und des Tartaros und αἰένυπνος nennt d. h. einen ImmerschläferIl. 11, 241 ὃ μὲν αὖϑι πεσὼν κοιμήσατο χάλκεον ὕπνον vom Todesschlafe. Od. 13, 79 καὶ τῷ νήδυμος ὕπνος ἐπὶ βλεφάροισιν ἔπιπτεν, νήγρετος ἥδιστος, ϑανάτῳ ἄγχιστα ἐοικώς. Schlaf und Tod in Sparta Paus. 3, 18, 1, den Leichnam des Sarpedon oder des Memnon in die Heimath tragend, Gerhard A. V. t. 221, Mon. d. I. 6 t. 21. Vgl. Stephani ausr. Herakl. 29–31. Θάνατος als geflügelter Jüngling eine Frau verfolgend Ann. 19 p. 190, als nackter bärtiger Mann mit großen Flügeln an den Schultern eine Frau raubend, D. A. K. 2, 878.. So wird er nun 658 zu einem schönen Jüngling oder Knaben, wie jener Endymion (S. 347) oder dem Eros gleich, wie er oft auf Grabesdenkmälern abgebildet ist, geflügelt oder ungeflügelt, gewöhnlich schlummernd, mit noch lodernder aber gesenkter, oder mit umgestürzter und ausgelöschter Fackel; auch die schöne und berühmte Gruppe von Ildefonso will nach der wahrscheinlichsten Erklärung dieses Brüderpaar von Schlaf und Tod darstellen. Eben so häufig ist aber auch der Schlaf (Ὕπνος, Somnus) ein euphemistischer Ausdruck und ein andeutendes Bild für seinen Bruder den Tod, sowohl in der Sprache als im BildeApul. M. 6, 21 infernus somnus ac vere stygius – invadit eam crassaque soporis nebula cunctis eius membris perfunditur. Vgl. Il. 16, 350 ϑανάτου δὲ μέλαν νέφος ἀμφεκάλυψεν.. Dahingegen er in seiner eigenthümlichen Gestalt und Bedeutung in der bekannten Episode der Ilias (14) erscheint, wo Hera den Schlaf, den Herrn über alle Götter und Menschen, durch große Versprechungen für ihren Plan wider Zeus gewinnt, welchen Gott er schon früher einmal, als es dem Herakles gegolten, überwältigt hatte, doch wäre er darüber, wenn ihn seine Mutter die Nacht nicht gerettet hätte, elendiglich umgekommen. Dieser Homerischen Schilderung entsprechen am meisten solche Bilder, wo er als kräftiger Jüngling erscheint, an der Stirn beflügelt, rasch einherschreitend, mit den gewöhnlichen Attributen des Schlummerhorns oder des Mohnzweiges, aus welchem er den Schlaf auf die Ruhenden niederträufeltVirg. A. 5, 854 ecce deus ramum Lethaeo rore madentem vique soporatum Stygia super atraque quassat tempora cunctantique natantia lumina solvit. Das Horn b. Stat. Th. 5, 199, vgl. Serv. V. A. 6, 894 Somnum novimus cum cornu pingi. Der Schlaf wie träufelnder Thau Schoemann op. 3, 165.. Doch kommen neben dieser Auffassung viele andere vor, gerade so vielgestaltige und wechselnde wie der Schlaf selbst in seinen Ursachen und Wirkungen verschiedenartig ist, daher er bald als Kind bald als Jüngling bald als Greis erscheint, bald nackt bald einfach gekleidet bald in dichte Gewänder gehüllt, bald mit Adlers- bald mit Schmetterlingsflügeln bald ohne alle Flügel, bald stehend bald laufend bald schwerfällig ruhend: besonders häufig auf solchen Sarkophagen welche die Geschichte des Endymion behandelnZoëga Bassir. 2 t. 93 p. 202 sqq., O. Jahn Arch. Beitr. 53 ff., Wieseler D. A. K. 2, 874 ff.. Eben so der beiden Brüdern verwandte Traum, welcher die Seele befreit und für eine Offenbarung der Gottheit galt, also gleichfalls als göttliche Macht 659 verehrt und abgebildet wurde, entweder neben dem Schlafe oder für sich allein, wie dieses namentlich in Traumorakeln und Heilungsstätten des Asklepios, des Amphiaraos u. s. f. nicht selten der Fall warPhilostr. Im. 1, 27, Paus. 2, 10, 2, die Inschr. a. Kreta im Arch. Anz. 1855 S. 45 δοιούς σοι Διόδωρος ἐϑήκατο, Σῶτερ, Ὀνείρους ἀντὶ διπλῶν ὄσσων φωτὸς ἐπαυράμενος. Vgl. Nägelsbach Nachhom. Theol. 171 u. das μαντεῖον Νυκτὸς P. 1, 40, 5, obwohl sonst auch die Erde als Mutter der Träume angerufen wird, Eur. Hek. 70 πότνια χϑών, μελανοπτερύγων μᾶτερ ὀνείρων.. Eine eigne Wohnung haben die Träume nach der Odyssee 24, 12 im westlichen Ocean, in der Nähe des Sonnenuntergangs und des Todtenreichs, also da wo nach Hesiod auch die Nacht mit ihren beiden Söhnen wohnt. Und zwar hat diese Wohnung zwei Pforten, die eine von Elfenbein, durch welche die täuschenden und schmeichlerischen, die andre von gemeinem Horn, durch welche die ehrlichen aus- und eingehen (16, 560). Ein ähnliches, aber weiter ausgeführtes Bild giebt Ovid M. 11, 592 ff., wo die Träume Kinder der Nacht heißen und drei unter ihnen namentlich hervorgehoben werden, Μορφεύς, welcher blos in Menschengestalt umgehe, wie im zweiten Gesange der Ilias der den Agamemnon irreführende Traum in der Gestalt des Nestor erscheint, Ἴκελος, welcher allerlei thierische Gestalten annehme und gewöhnlich Φοβήτωρ heiße, und Φάντασος, welcher nur in Gestalt von leblosen Dingen erscheineNoch andre Arten b. Hygin fab. pr.. 660