Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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b. Asklepios.

Asklepios ist die Heilkraft der gesunden Natur, wie sie am wirksamsten in schöner Jahreszeit auf den Bergen und in gesunder Luft empfunden wird, wo eine milde Sonne leuchtet und frische kühlende Quellen rieseln. Immer findet man seinen Cultus in solchen Gegenden und die Sage von seiner Geburt und Abkunft führt dieselbe Vorstellung bildlich weiter aus. Apollon ist sein Vater in demselben Sinne wie er der Vater des ihm in manchen Punkten verwandten Aristaeos ist, nur daß sich im Asklepios, d. h. dem HeilendenἈσκληπιός wahrscheinlich von ἄλκω ἄλξω und ἤπιος, so daß in der ersten Silbe eine Versetzung des für ξ stehenden σκ anzunehmen wäre, ἀσκλ für ἀλεξ, vgl. den attischen Ἄλκων, den sikyonischen Ἀλεξάνωρ und Pott. Z. f. vgl. Spr. 6, 401 ff. speciell die Natur des Heilgottes Apollo darstellte. Seine Mutter ist nach der gewöhnlichen Sage Koronis, eine Tochter des Phlegyas oder Lapithas, und zwar ist die Sage von ihr in der Gegend des gesegneten Dotischen Feldes unter dem Pelion zu Hause, welches der Amyros und der Boebeische See durchströmte und welches reich an fruchtbaren, reichlich bewaldeten und bewässerten und dabei gesunden Bergesabhängen gewesen zu sein scheint. Hesiod hatte in den Eoeen von der Koronis gedichtet und als ihren Wohnort die Zwillingshügel (διδύμους ὄχϑους) am Dotischen Gefilde genanntHesiod b. Strabo 9, 442, vgl. die Verse b. Schol. Pind. P. 3, 48 und Hom. H. 16., ein Name der entweder auf Verehrung des Apollo und der Artemis oder durch das Bild einer weiblichen Brust auf wohlthätig nährende Bewässerung deutet. Die wichtigste Quelle der Sage ist aber das schöne Gedicht Pindars zum Lobe des Kentauren Chiron (Pyth. 3), wo er statt jener Zwillingshügel den Ort Lakereia als Geburtsort des Asklepios nennt, welcher Name entweder auf rauschende Quellen oder auf geschwätzige Krähen hinweist (λακέρυζα κορώνη Hesiod W. T. 747), auf welche letzteren auch der Name Koronis anspielt. Die Krähe scheint nehmlich als langlebiger VogelHesiod b. Plut. def. orat. 11, Lucr. 5, 1083 cornicum saecla vetusta. Horat. Od. 4, 13, 25 vetulae cornicis tempora. Mart. 10, 67 cornicibus omnibus superstes. Poll. 2, 16 ὑπὲρ τὰς κορώνας βεβιωκώς. Uebrigens bedeutet κορώνη und κορωνὶς auch einen gewundenen Bergesabhang, daher die Städte Κορώνη Κορώνεια in verschiedenen Gegenden. und weil sie die Höhen und die frische Bergluft 404 liebt ein Symbol der Gesundheit gewesen zu sein, wie sie denn auch der Athena, namentlich der auf der Burg von Athen verehrten für heilig galt. Jedenfalls hat man sich einen quellenreichen Berg mit gesunder Luft als den Ort der Geburt des Heilgottes zu denken und als die Zeit seiner Erzeugung den Frühling, denn das ist die Jahreszeit wo Apollon liebt. Koronis aber, als sie schon die Frucht des lichten Gottes unter dem Herzen trug, war im Begriff einen Fremdling aus Arkadien vorzuziehen, den die Sage als einen kräftigen Waldmenschen characterisirt, wie dieser eben zur Staffage des von kräftigen Waldungen strotzenden Peliongebirges gehörteHesiod nennt den Fremdling Ἴσχυς Εἰλατίδης, Hom. H. in Ap. P. 30 Ἐλατιονίδης. Auf gute Jagd in den Gegenden des Dotischen Gefildes deutet Simonides in einigen schönen Versen b. Plut. Symp. Qu. 9, 15, 2. Aus Arkadien ist der Fremdling, weil dieses das Land der Waldgebirge schlechthin ist und Elatos zu den Arkadischen Urmenschen gehörte. So leitete auch die phokische Stadt Elateia ihren Eponymen aus Arkadien ab, Paus. 10, 34, 2, obwohl derselbe Name auch in der altthessalischen Lapithensage genannt wurde.. Da eilte der Rabe, ein gewöhnlicher Diener des Apollo, von dem Hochzeitsschmause nach Delphi um diese Untreue zu melden, worauf der erzürnte Gott dem Unglücksboten flucht, der darüber schwarz geworden (früher war er als Apollinischer Vogel natürlich weiß), Artemis aber die Koronis und viele andre Frauen mit ihr in dem festlichen Saale tödtetHesiod und Pherekydes b. Schol. Pind. P. 3, 14. 48, Apollod. 3, 10, 3, Ovid M. 2, 535 ff. Nach einer andern Fabel wurde der Durst der Raben zur Zeit der Feigenreife dadurch erklärt daß er sich vom Apollo um dieselbe Zeit nach Wasser ausgeschickt zu lange bei den Feigen aufgehalten hatte, Aelian N. A. 1, 47, Eratosth. catast. 41, Hygin P. A. 2, 40 u. A. Eine ähnliche Legende aus Trikka b. Gramer Anecd. Paris. 1 p. 25.. Der Leichnam der Koronis soll eben verbrannt werden und schon umlodert ihn die Gluth des Feuers, da rettet Apollon sein Kind aus dem Leibe der Mutter: ein Gleichniß der äußersten Gefahren, aus welchen der Heilgott später so manchen Leidenden rettete. Er bringt es auf den Pelion wo Asklepios in der Pflege des Kentauren Chiron heranwächst, des guten Dämons dieses in so vielen griechischen Sagen gefeierten Waldgebirges, welches durch seine immer frische Luft, seine reiche Bewässerung und seine heilkräftigen Kräuter berühmt war. Von diesem alten Berggeiste, dem persönlichen Ausdrucke der Natur des Gebirges, lernt Asklepios die Jagd und die Heilkunde, denn als Gott dieser letzteren ist er selbst vor allen Dingen rüstig und kräftig, daher ein 405 frischer Jäger wie Aristaeos und Aktaeon, wie Asklepios denn auch unter den Helden der kalydonischen Eberjagd genannt wurde. In der Heilkunde bringt er es aber bald so weit daß er nicht blos Kranke heilt, sondern selbst Verstorbene vom Tode wieder auferweckt, deren die örtlichen Sagen und die Dichter verschiedene berühmte zu nennen wußtenApollod. l. c, Schol. Pind. P. 3, 96.. Darüber führt Pluton beim Zeus Klage, der den Asklepios mit dem Blitze erschlägt. Apollon tödtet dann die Kyklopen, welche dem Zeus die Blitze geschmiedet, und verläßt auf längere Zeit den HimmelNach Apollodor um sich in den Dienst bei Admet zu begeben, nach Apollon. Rh. 4, 616 zu den Hyperboreern..

Unter den zahlreichen Cultus- und Heilstätten des Asklepios galt Trikka im thessalischen Oberlande allgemein für die ältesteStrabo 9, 437; 14, 647, Ussing Griech. Reisen u. Studien S. 67. Vgl. das Gedicht des Arztes Andromachos b. Galen d. antid. 6 (Philol. 13, 31) vs. 170 εἴτε σε Τρικκαῖοι δαῖμον ἔχουσι λόφοι ἢ Ῥόδος ἢ Βούρινα (in der Vorstadt von Kos) καὶ ἀγχιάλη Ἐπίδαυρος und die Beschwörung b. Hippolyt, ref. haer. 4, 32 εἴτ' ἐφέπεις Τρίκκης ἱερῆς ἕδος εἴτ' ἐρατεινὴν Πέργαμον εἴτ' ἐπὶ τοῖσιν Ἰαονίαν Ἐπίδαυρον.. In der epischen Sage ist es berühmt als die Heimath der beiden kriegerischen Asklepiaden Podaleirios und Machaon, der tüchtigen Aerzte (Il. 2, 729; 4, 193; 11, 833); später erzählte man auch hier von der Geburt des Asklepios. Auch die dortigen Heiligthümer und die damit verbundene Heilanstalt sind immer besucht geblieben, wie dieses sowohl Strabo als die Münzen des Orts bezeugen. Doch wurde es an Ruhm und Ansehen in der geschichtlichen Zeit bei weitem übertroffen durch das Asklepieion in der Nähe von Epidauros auf dem Gebiete von ArgosStrabo 8, 374, Paus. 2, 26, E. Curtius Pelop. 2, 418 ff. Den Namen Ἐπίδαυρος erklären Einige durch Hes. ἐπίταυρον ἰσχυρόν, Andre mit Pott wie Δαυλὶς von δαῦλος d. i. dichtbewachsen, von δασύς z. B. ὅρος δασύ., das berühmteste der griechischen Asklepieen überhaupt. Man erzählte daß Phlegyas mit seiner Tochter Koronis in den Peloponnes gekommen sei und daß diese ihren Sohn auf dem Zitzenberge (Τίτϑιον ὅρος) bei Epidauros ausgesetzt habe, so nannte man diesen Berg wahrscheinlich wegen seines Reichthums an quellendem WasserSo deutet Panofka diesen Namen, indem er an einen in J. Grimms D. M. 1129 erwähnten Fels mit Brüsten erinnert, aus dem es tropft und wovon Mütter die ihre Milch verloren haben trinken. Zum Vergleiche diene ferner Paus. 9, 34, 3, nach welchem es bei Koroneia in Boeotien zwei Quellen gab γυναικὸς μαστοῖς εἰκασμέναι καὶ ὅμοιον γάλακτι ὕδωρ ἀπ' αὐτῶν ἄνεισιν. Auch gehören dahin das Στήϑαιον, ein Heiligthum des Asklepios an der lakonischen Küste, Paus. 3, 24, 2, und jene Zwillingshügel am Pelion.. Eine der auf dem Berge weidenden 406 Ziegen nährte das Kind und der Hund der Heerde behütete es, bis der Hirt Aresthanas es findet und aufheben will, aber durch den von ihm ausgehenden Glanz zurückgeschreckt wird: ein Vorgang den römische Münzen von Epidauros im Bilde vergegenwärtigen. Der Sinn scheint wieder das wunderbare Gedeihen in der freien Natur und unter großen Gefahren zu sein, wenn der Hund, der in Epidauros neben dem Bilde des Asklepios stand, nicht auf den Hundsstern deuten soll, nach welchem einer der Berge bei Epidauros, wo Apollo verehrt wurde, Kynortion hieß, was von selbst an Aristaeos und seine Hülfe erinnertPaus. 2, 27, 8. Eine Ziege nährt auch die Heroen von Elyros in Kreta, Söhne des Apoll und der Akakallis, P. 10, 6, 3. Den Hirten Ἀρεσϑάνας erklärt Pott durch placans mortem; vielleicht war ursprünglich Apollo Nomios selbst gemeint. In der Legende von Thelpusa b. P. 8, 25, 6 nährt eine Turteltaube das ausgesetzte Kind.. Die Sage erzählte dann auch hier daß die Heilkraft des Gottes bald berühmt geworden sei und daß er eine wunderbare Heilung nach der andern bewirkt, auch Verstorbene wieder ins Leben zurückgerufen habe, namentlich Hippolytos in dem benachbarten Troezen. Epidauros aber blieb der besuchteste von allen griechischen Curörtern, reich an glänzenden Tempeln, Tempelbildern und andern zum Gottesdienste oder zur Heilung dienenden Anstalten. Das für die dortigen Ἀσκληπίεια von Polyklet erbaute Theater ist noch jetzt eine Zierde der Gegend. Der Asklepiosdienst hat sich von hier nicht blos über Sikyon, Athen und andre benachbarte Gegenden, sondern auch nach Kyrene, Pergamon, ja zuletzt bis Rom verbreitet. Immer war der heilige Bezirk (τὸ Ἱερὸν) voll von Leidenden die viele reiche Weihgeschenke zurückließen und zugleich die Methode der Heilung, durch welche sie gesund geworden, auf Täfelchen oder auf Denksäulen in dem Heiligthume aufzuschreiben pflegten, ein Gebrauch auf den auch in Kos und Trikka gehalten wurde, so daß das Studium der Heilkunst in diesen Heiligtümern reiche Ausbeute fand.

Außerdem rühmte sich im Peloponnes Messenien eigentümlicher Ueberlieferungen vom Asklepios und den Asklepiaden, sowohl zu Gerenia am messenischen Meerbusen, wo man einen Tempel des Asklepios vom Trikka und ein Grab des Asklepiaden Machaon zeigteStrabo 8, 360, Paus. 3, 26, 7., als in Messene, der jüngeren in einer schönen 407 gesunden und quellenreichen Gegend unter dem Berge Ithome gelegenen Hauptstadt, wo man die Mutter des Asklepios nicht Koronis nannte, sondern Arsinoe d. h. die den Muth Erhebende, eine Tochter des Leukippos, welcher Name auf lichte Natur deutet. Schon die Hesiodischen Gedichte hatten Arsinoe neben der Koronis als Mutter des Asklepios genannt, welcher auch von römischen Schriftstellern für einen gebornen Messenier gehalten wurdePaus. 2, 26, 6; 4, 31, 5, die Verse b. Schol. Pind. P. 3, 14, Lactant. 1, 10, vgl. Cic. N. D. 3, 22, 57.. In der Stadt Messene trug eine noch jetzt reichlich strömende Quelle den Namen der Arsinoe.

In Athen war Asklepios sowohl durch seinen Antheil an der eleusinischen Weihe bekanntEin Tag derselben war nach ihm Ἐπιδαύρια benannt, Philostr. v. Apollon. 4, 18 p. 72, Paus. 2, 26, 7. Auch kurz vor den großen Dionysien wurden Ἀσκληπίεια gefeiert, Aeschin. Ktesiph. 67, C. I. n. 157, Rangabé Ant. Hell. 2, 842. als dadurch daß Sophokles, der das Priesterthum eines dem thessalischen Heilgotte nahe verwandten attischen Heroen Namens Alkon bekleidete, von jenem der Sage nach eines Besuches an seinem Heerde gewürdigt worden war, wie Sophokles denn auch einen viel gesungenen Paean auf diesen Gott gedichtet hatteVita Soph. p. 128 ed. Westerm., vgl. Meineke Fragm. Com. Gr. 2, p. 683, Philostr. v. Apollon. 3, 17 p. 50. Sophokles wurde wegen dieser Aufnahme des Asklepios nach seinem Tode unter dem Namen Δεξίων heroisirt, Et. M. s. v., Plut. Numa 4.. Das Asklepieion lag in der Nähe des Theaters am Abhange der Burg und durfte sich gleichfalls vieler Heilungen rühmenPaus. 1, 21, 7, Diog. L. 4, 5, 5, Marinus v. Prokl. 29, vgl. Suid. v. Θεόπομπος.. Außerdem wurde in Athen ein Heros unter dem Namen des Arztes verehrt, den man gewöhnlich für den Skythen Toxaris hieltLukian Skyth. 1. 2, Hesych v. Ἰατρός. Zu bemerken ist das Opfer eines weißen Pferdes., der aber vielleicht in früheren Zeiten Apollo selbst, nehmlich der hyperboreische gewesen war.

Unter den Inseln besaß Kos, das sehr gesunde und fruchtbare Eiland, das berühmteste AsklepieionEs lag in der Vorstadt, Strabo 14, 657, vgl. Tacit. A. 12, 61, Aristides 1 p. 74 sq. ed. Ddf., Steph. B. v. Κῶς. In Karien waren Knidos und Syrnos bekannte Sitze der Asklepiaden., berühmt durch seine Asklepiaden und die größte Zierde dieses Geschlechts und der Arzneiwissenschaft der Alten überhaupt, den Hippokrates, 408 welcher an den dort aufgezeichneten Heilungen seine Studien gemacht hatte. Ferner gab es angesehene Stiftungen der Art zu Rhodos und hin und wieder in Karien, endlich auf der Insel Kreta in der Stadt Leben an der südlichen Küste, welche deswegen selbst aus Libyen oft besucht wurde, obwohl Kyrene neben seinen alten Diensten des Apollo und des Aristaeos auch den Heilgott Asklepios seit alter Zeit verehrtePhilostr. v. Apollon. 4, 34 p. 79, Paus. 2, 26, 7.. Endlich in Kleinasien war Pergamon im hellenistischen Zeitalter durch seinen Asklepios vor allen übrigen Städten berühmt. Es gab dort mehrere zusammengehörige Heiligthümer des Apollo Kalliteknos, so hieß er als Vater eines solchen Sohnes, des Zeus Asklepios, wie man ihn nannte, der Hygieia und des hier zuerst genannten Telesphoros, endlich ein berühmtes Bild des Asklepios, welches das Original der meisten noch vorhandenen Asklepiosbilder zu sein scheint. Der Rhetor Aristides, ein großer Verehrer dieses Asklepios, welcher ihm nach schweren Leiden seine Gesundheit wiedergegeben, schildert in mehreren Reden die Verdienste des Gottes und seiner Söhne, den lebhaften Zudrang der Leidenden und die Wunder der Heilungen. Von dem Asklepieion in Pergamon stammte das zu Smyrna, obwohl hier der alexandrinische Heilgott Sarapis mit dem griechischen Asklepios concurrirte, wie dieses später an vielen Stellen der Fall war.

Die natürliche Grundlage des Askiepiosdienstes war gesunde Natur, reine Bergluft, frisches Wasser, mildes Sonnenlicht, daher dieser Gott in Lakonien unter dem Beinamen αἰγλάηρ d. h. αἰγλήεις und ἀγλαόπης verehrt wurdeHesych s. v., Plut. Qu. Ro. 94 καὶ γὰρ Ἕλληνες ἐν τόποις καὶ καϑαροῖς καὶ ὑψηλοῖς ἐπιεικῶς ἱδρυμένα τὰ Ἀσκληπιεῖα ἔχουσιν. und die Asklepieen überhaupt immer auf Anhöhen von reiner und gesunder Luft zu finden waren. Aber auch die Kunst der Heilung fand in diesem Dienste ihre älteste Pflege und hatte an demselben zu allen Zeiten einen festen, durch Glauben und alte Tradition geheiligten Anhalt. Insofern ist die Sage vom Asklepios und von seinen Söhnen auch für die Geschichte der Medicin von nicht geringem InteresseViel dahin Gehöriges b. Welcker kl. Schriften Bd. 3.. Die ältesten Aerzte sind meist Chirurgen, wie der Homerische Götterarzt Paeeon und die Asklepiaden bei HomerPaeeon ist als Götterarzt zugleich der Vater aller Aerzte, Od. 4, 232, Asklepios bei Homer ἀμύμων ἰητὴρ und Vater der Asklepiaden von Trikka, Il. 4, 194.. 409 Diese Heilkünstler, immer mit Wunden beschäftigt, heilen durch Schneiden, durch Umschläge, durch Besprechung, also immer von außen, sei es daß keine Gelegenheit war der inneren Heilkunde zu erwähnen oder daß man sich auf diese noch nicht verstand. Nachher, bei Arktinos in der Aethiopis, war der Asklepiade Machaon der Vertreter der Chirurgie, Podaleirios der der innern Heilkunde welche zu üben die Leiden des Aias Anlaß gaben. Pindar beschreibt die Heilkunst des Asklepios als eine solche die sowohl Wunden als Fieber zu heilen wisse und zwar durch Besprechung (ἐπωδαῖς), durch Tränke, durch Kräuterumschläge und durch Schneiden. Dazu kam mit der Zeit noch die Methode der Incubation, die zuerst von Aristophanes erwähnt wird, aber gewiß schon früher angewendet wurde, besonders im Dienste des Amphiaraos zu Theben und zu Oropos. Man brachte die Kranken in die geweihten Oerter wo sie im Traume die Mittel der Heilung wie durch göttliche Offenbarung erfuhren, wodurch indessen neben außerordentlichen Mitteln die gewöhnlichen der Bäder, Mixturen u. s. w. keineswegs ausgeschlossen waren. Auch diese Heilungsart war später in allen Heiligthümern des Asklepios herkömmlich und scheint durch sie erst recht in Aufnahme gekommen zu sein, obwohl auch in dieser Beziehung der alexandrinische Sarapis mit ihm wetteiferte. Natürlich war dieses eine Veranlassung zu vielem Aberglauben, wie davon die heiligen Reden des Aristides und Lukians Geschichte des Pseudopropheten Alexander die Beispiele geben. Indessen leistete dergleichen in diesem wundersüchtigen und heilungsbedürftigen Zeitalter dem Gottesdienste des Asklepios eher Vorschub als daß es ihm Abbruch gethan hätte; vielmehr stieg sein Ansehen gerade in diesen sinkenden Zeiten aufs höchste. Man nannte ihn vorzugsweise den Heiland, Σωτήρ, wie er in vielen Inschriften und eben so oft auf den Münzen heißt, und verstand dieses Wort nicht blos von der leiblichen Heilung, sondern auch in dem Sinne eines sehr allgemeinen und kosmischen EinflussesC. I. n. 1755. 3577. 5616. 6753, Spanh. de praest. et usa num. 7 p. 417. Aristides 1 p. 64 sagt von ihm: ὁ τὸ πᾶν ἄγων καὶ νέμων σωτὴρ τῶν ὅλων καὶ φύλαξ τῶν ἀϑανάτων..

Das gewöhnliche Symbol des Asklepios war die Schlange als Sinnbild der SelbstverjüngungSchol. Arist. Plut. 733. Gewöhnlich wurde sie aufgewickelt ruhend oder mit emporgerichtetem Oberleibe wandelnd abgebildet, ein Symbol des deus propitius. Vgl. Ovid M. 15, 655 baculumque tenens agreste sinistra., der Stab weil man ihn sich 410 als hülfreichen Arzt von Ort zu Ort wandernd dachte, endlich die Schale als Sinnbild des heilenden Trankes. Ein gewöhnliches Opfer war der aus der Geschichte des Sokrates bekannte Hahn, der rüstige und früh aufgeweckte. Die Tempelstatuen zu Trikka Epidauros Kos Pergamon, meist glänzende aus Gold und Elfenbein zusammengesetzte Werke, zeigten ihn thronend, die Schlange tränkend oder speisend, andere Werke stehend, bald in freierer Haltung bald meditirend. Gewöhnlich war er bärtig und dem Zeus ähnlich, nur von freundlicheren Zügen, auch an einer einfacheren Stellung und der Bekleidung mit dem Philosophenmantel kenntlich, bisweilen mit einer turbanartigen Kopfbinde versehen. In anderen Heiligthümern war sein Bildniß ein jugendliches. Die zahlreichen noch vorhandenen StatuenEine Auswahl von Bildwerken des ganzen Kreises b. Müller-Wieseler D. A. K. 2, 759–794, vgl. Panofka Asklepios und die Asklepiaden und Die Heilgötter der Griechen, Abh. d. Berl. Akad. 1845 und O. Jahn die Heilgötter, Annal. d. V. f. Nassau. Alterth. u Gesch. 1859. folgen meist dem Pergamenischen Vorbilde und nur die Münzen der berühmtesten Curörter dienen zur Erinnerung an die Werke, mit denen die ausgezeichnetsten Meister, Kalamis Alkamenes Skopas Praxiteles u. A. ihre Heiligthümer geschmückt halten. In seiner Umgebung pflegten viele begleitende Figuren zu erscheinen, männliche und weibliche. Die bekanntesten sind Epione (Ἠπιόνη) d. h. die Lindernde, die seine Gattin und die Mutter der Asklepiaden genannt wird, also wahrscheinlich aus dem Cult von Trikka stammteAuch in Epidauros wurde sie verehrt, Paus. 2, 27, 6; 29, 1.. Auch fehlten nicht leicht die beiden Asklepiaden, welche Aristides die beständigen Begleiter und Vorläufer ihres Vaters nennt, ferner Hygieia, welche gewöhnlich die Tochter des Asklepios heißt, von den Dichtern als sanftlächelnde strahläugige Göttin beschrieben die bei Apoll in den höchsten Ehren steheDie Verse des Likymnios b. Sext. Empir. 11, 49 λιπαρόμματε μᾶτερ, ὑψίστων ϑρόνων σεμνῶν Ἀπόλλωνος βασίλεια ποϑεινά, πραύγελως Ὑγίεια u. s. w. und das schöne Gedicht des Ariphron b. Athen. 15, 3 und C. I. 511, wo ein Hymnus auf Telesphoros hinzugefügt ist., von den Künstlern als jugendfrisches Bild der Gesundheit und mit dem symbolischen Acte der Schlangentränkung vergegenwärtigt. Andre weibliche Figuren derselben Umgebung sind Iaso Panakeia Aegle, welche gleichfalls Töchter des Asklepios genannt wurdenPlin. H. N. 35, 137, Aristid. 1 p. 79, Paus. 1, 34, 2.. Unter den männlichen ist der bekannteste Telesphoros, wie man ihn in Pergamon nannte, ein 411 Dämon der Genesung, in Bildwerken eine kleine Figur, in einen dicken Mantel gehüllt und mit einer gleichartigen Mütze auf dem Kopfe, der leibhaftige Ausdruck eines in der Wiederherstellung begriffenen Kranken. In Epidauros hieß dasselbe Wesen Akesis d. h. Heilung, in Titane auf dem Gebiete von Sikyon, wo gleichfalls ein angesehenes Asklepieion sich befand, Euamerion d. h, der Dämon des Wohlbefindens, in Makedonien Darrhon d. h. der des guten MuthsP. 2, 11, 7, Hesych Δάρρων Μακεδονικὸς δαίμων ᾧ ὑπὲρ τῶν νοσούντων εὔχονται d. i. Θάρρων, G. Curtius Etymol. 1, 222.. Endlich wurde auch Athena oft neben diesen Heilgöttern verehrt, als Göttin der reinen milden und nährenden Luft, die eben deshalb selbst eine Hygieia war.


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