Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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c. Phorkys und Keto.

Erscheint in Nereus und seinem Geschlechte das Meer von seiner behaglichen und wohlwollenden Seile, in Thaumas als die Geburtsstätte außerordentlicher Phänomene des Himmels, so stellt es sich dagegen in diesem Paare, denn Phorkys und Keto bilden ein solches, als die unheimliche grausige Macht dar, die in ihrem Schooße das Ungeheure birgt und das Gemüth mit Schrecknissen erfüllt. Auch Phorkys ist ein Meeresgreis (ἅλιος γέρων) und man erzählte von ihm theils an den Küsten, die er am sandigen Uferstrande oder in waldigen und felsigen Buchten bewohnt, z. B. in den Gewässern der kephallenischen Inseln und an der Küste von Achaja und Euboea, ja auch in Italien und auf Corsika und SardinienOd. 1, 71; 13, 96. 345, Schol. Od. 13, 96. Φόκυνος οἰκητήριον b. Lykophr. 376 von dem Meere bei Euboea, Φόκρη λίμνη ib. 1275 vom l. Fucinus, vgl. Schol. Od. 11, 134 u. Rö. Myth. 504. Nach Artemid. 2, 38 ist Phorkys so wandelbar wie Proteus und Glaukos., oder man nannte auch wohl das ganze Meer nach ihmOd. 1, 72 Φόρκυνος ϑυγάτηρ ἁλὸς ἀτρυγέτοιο μέδοντος. Phorkys Kronos u. Rhea καὶ ὅσοι μετὰ τούτων Kinder des Okeanos und der Tethys, Enkel des Himmels und der Erde b. Plat. Tim. p. 40 E, wahrscheinlich nach Orpheus. Die Kyaneen Φόρκου πύλαι Lob. Agl. p. 863.. Sein Name lautet bald Φόρκος bald Φόρκυς, auch Φόρκυν, und scheint in männlicher Bedeutung dasselbe auszusagen was die weibliche Κητὼ ausdrückt, das Meer als die Heimath aller Ungeheuer (μεγακήτεα πόντον), auch gilt Phorkys bei den Dichtern gewöhnlich für den Herrn und Herrscher über die MeeresungeheuerPlin. 36, 26 Tritones chorusque Phorci et pristes et multa alia marina. Virg. A. 5, 824 immania cete – Phorcique exercitus omnis. Valer. Fl. 3, 726 dat procul interea toto pater aequore signum Phorcys et immanes intorto murice phocas contrahit antra petens. Vgl. Schoemann op. 2, 181 sqq. welcher als primitive Form Ϝόρκυς annimmt, woraus Φόρκυς und Πόρκυς oder Πόρκος geworden sei, Hes. Νηρεύς, ϑαλάττιος δαίμων, Ἀλκμὰν καὶ Πόρκον ὀνομάζει. Einer der Drachen welche den Laokoon tödten heißt Πορκεύς. Ferner heißen Ὅρκυνες eine bestimmte Art großer Seefische, Orca noch jetzt im Italienischen das Seeungeheuer. Als phrygischer Name kommt Φόρκυς vor Il. 2, 862.. In der Odyssee 1, 72 ist Θόωσα d. h. die stürmische Meeresfluth, eine Tochter des Phorkys, vom Poseidon die Mutter des Kyklopen Polyphemos. Die Hesiodische 438 Theogonie leitet von Phorkys und Keto alle die Ungeheuer und alles mythologische Scheusal ab welches in der Urzeit auch die Erde in vielen Gegenden unheimlich machte, bis die Götter und Heroen diese Ungeheuer überwanden, unter den Heroen besonders PerseusNamentlich galten die Graeen und Gorgonen für Töchter dieses Paares, Pind. P. 12, 13, Lucan 9, 645 u. A. und Herakles. Spätere Genealogen und Mythologen gingen noch weiter, indem sie auch viele andere Wunder des Meeres oder mythologische Schrecknisse von demselben Paare ableiteten, die Skylla, die Sirenen, die Hesperiden, Euphorien selbst die Erinyen.


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