Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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c. Tyche.

Die Glücksgöttin in dem Sinne des glücklichen Zufalls, daher sie hin und wieder auch wohl geradeswegs Αὐτοματία d. i. Zufall genannt, neben ihr aber auch noch der Kairos verehrt wurde d. i. der Dämon der günstigen Gelegenheit, die man beim Schopfe fassen muß wenn man ihrer froh werden willIn diesem Sinne hatte Lysippos ihn dargestellt, s. O. Jahn Ber. d. K. Sachs. G. d. W. 1855 S. 49 ff. Eine Capelle der Αὐτοματία d. h. der Tyche, welche durch ihn Sicilien gerettet habe, weihete Timoleon in seinem dem Ἱερὸς Δαίμων gewidmeten Hause, Plut. Timol. 36.. Auch Tyche wird bei den älteren Dichtern nur gelegentlich erwähntHesiod th. 360 nennt sie unter den Okeaninen, Hom. H. in Cer. 420 unter den Gespielinnen der Persephone, vgl. H. 11, 5, Solon b. Plut. Sol. 3, Theogn. 130., bis eine reifere Welterfahrung ihre Macht immer mehr aufdrang; wenn nicht vielleicht auch der Dienst der Aphrodite, welche wir oben als Glücksgöttin kennen gelernt haben, sie zu empfehlen beigetragen hat. Vorherrschend ist der Begriff der Fülle und der Vorsorge und zwar in einem sehr weiten Umfange, so daß nicht blos das Gedeihen der menschlichen Bestrebungen, sondern auch der natürliche Landessegen von ihr abgeleitet wurde. In Smyrna gab es einen Tempel der Tyche, für welchen der alte Künstler Bupalos das Bild dieser Göttin verfertigt hatte, mit dem Polos, dem Sinnbilde des Himmelsgewölbes, auf dem Haupte und dem Horn der Amaltheia in der Hand (Paus. 4, 30, 4). Alkman nannte sie eine Schwester der Eunomia und der Peitho und eine Tochter der Prometheia. Pindar hatte einen eigenen Hymnus auf sie gedichtet und pflegt sie auch sonst zu preisen, als eine von den Moeren und zwar sei sie die mächtigste unter ihren Schwestern, als den Hort und die Pflegerin der StädtePlut. d. fort. Ro. 4, Paus. 4, 30, 4; 7, 26, 3, Lehrs a. a. O. S. 151 ff., als Tochter des Zeus Eleutherios und Σώτειρα Ol. 12 z. A., wo er von ihr sagt daß sie die Schiffe auf dem Meere, die Kriege und die Beschlüsse der Menschen auf dem festen Lande zum Besten lenke. Auch wurde sie in den griechischen Landen nachmals viel verehrt, z. B. in 421 Argos wo ihr Tempel sich rühmte die Würfel des Palamedes zu besitzen, in Sikyon auf der Burg als ἀκραία, in der achaeischen Stadt Aegira wo das Bild des Eros neben dem ihrigen stand, in Elis wo Sosipolis der schützende Genius der Stadt in Gestalt eines Knaben mit gestirnter Chlamys und mit dem Füllhorn neben ihr verehrt wurde, zu Theben wo sie den Plutos in Gestalt eines Knaben auf dem Arme trugPaus. 2, 7, 5; 20, 3; 6, 25, 4; 7, 26, 3; 9, 16, 1.: bis sie zuletzt, je mehr der Glaube an die Götter oder an einen persönlichen Gott verschwand , zu einer der wichtigsten und am häufigsten genannten Gottheiten geworden war. Ihre Bilder wurden gewöhnlich mit dem Füllhorn und dem Steuerruder ausgestattet, um die Fülle ihrer Gaben und ihre lenkende Waltung anzudeuten, während ihre Flügel, das Rad oder die Kugel die Wandelbarkeit ihrer Natur ausdrücken. Andre Attribute treten hinzu je nachdem man sie mehr im Allgemeinen als himmlische Macht oder in gewissen besonderen Beziehungen des menschlichen Lebens und Strebens geltend machen wollteWieseler D. A. K. 2, 926–944, vgl. Artemid. 2, 37. Tyche Δέσποινα mit Krone, Scepter, gestirntem Gewande und dem Steuer, neben ihr ein Knabe, nach einem Pompejan. Wandgemälde b. Zahn Neuentd. Wandgem. t. 9, Mus. Borbon. 8, 34..


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