Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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10. Hestia.

Eigentlich ist HestiaἙστία, ion. Ἱστίη, dor. Ἱστία (Ahrens p. 121), ursprünglich mit dem Digamma ausgesprochen, dasselbe Wort wie Vesta, beide von dem Skr. Stamme vas d. i. wohnen, worauf auch ἄστυ zurückzuführen ist, G. Curtius Grundz. 1, 66. 175, C. I. n. 5776 (3 p. 1253) Ἱστίαια f. Ἱστία. wie die italische Vesta das Heerdfeuer als Symbol der Wohnung, der Ansiedlung, wie in dem Dienste des indischen Agni das Feuer zugleich als eine schöpferische Macht, als Princip aller Reinheit, als Grundbedingung alles Opferdienstes und Priesterthums, und endlich als die der Ansiedlung anerkannt wurde. Hestia ist insofern eine Gottheit des Feuers so gut wie Hephaestos und Prometheus, deren Cultus unter den übrigen wohlthätigen Wirkungen des Feuers für die menschliche Sittigung auch die für Wohnung und Ansiedlung hervorzuheben pflegteHom. H. 20, Aesch. Prom. 450, vgl. Arist. Meteor. 2, 9 τῷ ἐν τῇ φλογὶ γινομένῳ ψόφῳ, ὃν καλοῦσιν οἱ μὲν τὸν Ἥφαιστον γελᾶν οἱ δὲ τὴν Ἑστίαν, οἱ δ' ἀπειλὴν τούτων. Porphyr d. abst. 1, 13 ὡς δ' ἔμαϑον (τὴν τοῦ πυρὸς χρῆσιν) τιμιώτατόν τε καὶ ἱερώτατον νομίσαι Ἑστίαν τε προσειπεῖν καὶ συνεστίους ἀπὸ τούτου γενέσϑαι.. Nur daß im Dienste der Hestia neben der Idee des wärmenden, nährenden, reinigenden und veredelnden Feuers grade dieser Begriff der festen Ansiedlung um den Mittelpunkt des Heerdes im Gegensatze zu dem nomadisirenden Leben vergangener Zeiten, also das Leben in Häusern und Städten in solchem Grade die Hauptsache ist, daß ein eigener Gottesdienst der Hestia eben deshalb erst mit diesem Leben entstehen konnte; daher bei Homer die Heiligkeit des Heerdes zwar anerkanntOd. 14, 159; 17, 156; 19, 304, vgl. Hesiod O. D. 734., die Göttin Hestia aber noch nicht genannt wird. Erst bei Hesiod th. 454 und in den Hymnen Homers tritt sie auf, als erstgeborne Tochter des Kronos und der Rhea, die erstgeborne ohne Zweifel deshalb weil ihr als Göttin aller Feuerstätten bei 328 allen Brandopfern zuerst die Ehre gegeben wurde: eine Schwester des höchsten Gottes Zeus und der neben ihm thronenden Hera, wie Pindar Nem. 11 sagt, weil sie neben diesen für eine der ehrwürdigsten Gottheiten der sittlichen Weltordnung galt und wie Hera gewöhnlich thronend und herrschend gedacht wurde. Auch ihre Jungfräulichkeit wird in denselben Gedichten hervorgehoben, und wie ihr Zeus die Ehre zugewiesen habe in allen Tempeln der Götter und in allen Wohnungen der Menschen ihren festen Sitz zu haben, und an allen Opfern der Götter wie an jedem festlichen Schmause der Sterblichen an der Spende zum guten Anfang und zum guten Ende ihren Antheil zu habenH. in Ven. 29 τῇ δὲ πατὴρ δῶκεν καλὸν γέρας ἀντὶ γάμοιο, καί τε μέσῳ οἴκῳ κατ' ἄρ' ἔζετο πῖαρ ἐλοῦσα, πᾶσιν δ' ἐν νηοῖσι ϑεῶν τιμάοχός ἐστιν καὶ παρὰ πᾶσι βροτοῖσι ϑεῶν πρέσβειρα τέτυκται. H. 29 Ἱστίη ἣ πάντων ἐν δώμασιν ὑψηλοῖσιν ἀϑανάτων τε ϑεῶν χαμαὶ ἐρχομένων τ' ἀνϑρώπων ἕδρην ἀίδιον ἔλαχες, πρεσβηίδα τιμήν etc. Diod. 5, 68 τούτων δὲ λέγεται τὴν μὲν Ἑστίαν τὴν τῶν οἰκιῶν κατασκευὴν εὑρεῖν καὶ διὰ τὴν εὐεργεσίαν ταύτην παρὰ πᾶσι σχεδὸν ἀνϑρώποις ἐν πάσαις οἰκίαις καϑιδρυϑῆναι τιμῶν καὶ ϑυσιῶν τυγχάνουσαν.. Auf dem Olympos aber thront sie selbst unter den übrigen Göttern, sie allein immer an ihrer Stelle, verharrend, wie Plato Phaedr. 247 sagt, während die anderen Götter ab und zugehen. Auch ist diese Stetigkeit ihres Sitzes wohl der Grund weswegen sie nicht selten mit Hermes zusammengestellt und zusammen angerufen wurde, wie dieses Hom. H. 29 geschieht und Phidias beide Götter an der Basis des Olympischen Zeus zusammengestellt hatte (Paus. 5, 11, 3), eine Ordnung welche auch das Zwölfgöttersystem der Ära Borghese und der Ära Capitolina befolgt: weil nehmlich Hestia und Hermes zusammen die beiden elementaren Bedingungen jedes gedeihlichen Familienlebens in ihrer Gewalt haben, Hestia als der unveränderliche Grund und Mittelpunkt einer stillen und in sich gesammelten Häuslichkeit, Hermes als der ab und zugehende Götterbote, der Gott der Straßen und Wege, des Aus- und Einganges, des zuströmenden Segens einer rastlosen Geschäftigkeit. Dahingegen die Dichtung im H. auf Aphrodite 24 daß Poseidon und Apollon um Hestia gefreit hätten, sie aber habe die ewige Jungfräulichkeit vorgezogen, schon auf die später gewöhnliche Auffassung hindeutet Hestia für die Erde als den ruhenden Mittelpunkt aller beweglichen Naturerscheinungen zu halten, da Poseidon in diesem Zusammenhange doch nur das Meer als das die Erde rings umgebende, 329 rastlos um sie fluthendeBilder der Amphitrite, des Poseidon und der Hestia zu Olympia P. 5, 26, 2. Auch auf der Schale des Sosias sitzt Vesta neben der Amphitrite., Apollon die am Himmel auf und ab wandelnde, liebend auf die Erde hinabblickende Sonne bedeuten kann. In welchem Sinne Hestia nun bald allgemein, namentlich von den Philosophen und philosophirenden Dichtern für die Erde erklärt und in Folge davon zuletzt auch mit der Demeter und Rhea identificirt wurdeEurip. b. Macrob. S. 1, 32, 8 καὶ Γαῖα μῆτερ, Ἑστίαν δὲ σ' οἱ σοφοὶ βροτῶν καλοῦσιν ἡμένην ἐν αἰϑέρι. Aristot. de mundo 2 τὸ μὲν μέσον, ἀκίνητόν τε ὂν καὶ ἑδραῖον, ἡ φερέσβιος εἶληχε γῆ παντοδαπῶν ζῴων ἑστία τε οὖσα καὶ μήτηρ. Dionys. H. 2, 66, Cornut. 28, Porphyr d. abstin. 2, 32 u. A..

Im Cultus der Häuser und der Städte ist Hestia dagegen immer das Heerdfeuer der ruhenden Mitte geblieben, ein Sinnbild zugleich der festen Ansiedlung und des dem Himmel entstammenden Feuers, das auf dem Heerde loderte und die Allgegenwart der himmlischen Götter und der himmlischen Ordnung sinnbildlich darstellte: eine Quelle vieler schönen und ernsten Gefühle, welche über das Familien- und über das Gemeindeleben der Alten eine tiefgemüthliche und ächt religiöse Stimmung verbreiten, die nicht immer so wie sie es verdiente anerkannt wird. Beruht nehmlich das Staats- und Gemeindeleben der Alten durchweg auf dem Principe der natürlichen Gesellung in Häusern Geschlechtern Phratrien u. s. w., so hatte jede dieser natürlichen Gesellungen, die engeren sowohl als die weiteren, wieder ihren eignen religiösen Mittelpunkt, theils in dem Culte der Götter und Heroen unter deren Schutz sie gestellt waren, theils in dem der Hestia, deren Bedeutung sich eben deshalb je nach dem Umfange und der bürgerlichen oder religiösen Bedeutung solcher Vereine verschiedentlich abstufte. So gab es zunächst in jedem Hause eine Hestia als religiösen Mittelpunkt der Familie, die eben deshalb auch ἐφέστιον ion. ἐπίστιον genannt wurde. Es ist der Altar und die geistige Mitte des Hauses, welche deshalb oft anstatt desselben genannt wird: die geweihte Stätte wo die Götter des Hauses (ἐφέστιοι) ihren Sitz hatten, die Familie z. B. an den Apaturien und Amphidromien ihre Feste feierte und der Fremde oder der Verfolgte gastlichen Schutz fandHes. ἐφέστιοι ἔνοικοι, ὅσοι ἑστίαν καὶ οἶκον ἔχουσι, ξένοι, ἐπίδημοι, ἱκέται. Besonders häufig wird der dort gesuchte Schutz erwähnt, Aesch. Agam. 1587 προστρόπαιος ἑστίας μολών, Eur. Herc. f. 715 ἱκέτιν πρὸς ἁγνοῖς ἑστίας ϑάσσειν βάϑροις, Thuk. 1, 136 ὁ δὲ τῆς γυναικὸς ἱκέτης γενόμενος διδάσκεται ὑπ' αὐτῆς τὸν παῖδα σφῶν λαβὼν καϑίζεσϑαι ἐπὶ τὴν ἑστίαν. Daher Zeus unter den ϑεοῖς ἐφεστίοις oben S. 114.. Ferner hatte der Staat 330 einen gleichen Mittelpunkt für sämmtliche zu seiner Gemeinde gehörigen Familien und Phratrien in dem Gemeindeheerde (κοινὴ ἑστία) oder der öffentlichen Hestia, auf welcher beständig ein heiliges Feuer, wie man es nannte, unterhalten wurde. Und zwar befand sich diese Hestia in dem PrytaneionPind. N. 11 παῖ Ῥέας ἅ τε πρυτανεῖα λέλογχας Ἑστία, wo die Scholien hinzusetzen παρόσον αἱ τῶν πόλεων ἑστίαι ἐν τοῖς πρυτανείοις ἀφίδρυνται καὶ τὸ ἱερὸν λεγόμενον πῦρ ἐπὶ τούτων ἀπόκειται. Poll. 1, 7 ἑστίαν κυριώτατα ἂν καλοίης τὴν ἐν πρυτανείῳ, ἐφ' ἧς τὸ πῦρ τὸ ἄσβεστον ἀνάπτεται. d. h. dem öffentlichen Stadthause, dessen Stelle früher der Saal und der Heerd des Königs vertreten hatte: d. h. es war die Stätte solcher Gemeindeopfer deren Besorgung nicht bestimmten Priestern, sondern den höchsten Staatsbehörden, welche dabei die Gemeinde repräsentirten, zugewiesen warDionys. H. 2, 65 τὰ καλούμενα πρυτανεῖα παρ' αὐτοῖς (τοις Ἕλλησιν) ἐστιν ἱερά, καὶ ϑεραπεύεται πρὸς τῶν ἐχόντων τὸ μέγιστον ἐν ταῖς πόλεσι κράτος., ferner die der Gemeindeberathungen und der öffentlichen Speisungen verdienter Bürger oder der Gesandten auswärtiger Staaten, und die der Schutzflehenden, wenn sie den Schutz des ganzen Staates in Anspruch nahmenPoll. 9, 40, Polyb. 29, 5, 6, Plut. mul. virt. 17, C. I. n. 1193. Ἑστία πρυτανεία C. I. n. 2347 k, βουλαία 2349 b. Artemid. 2, 37 Ἑστία αὐτή τε καὶ τὰ ἀγάλματα αὐτῆς σημαίνει πόλεως μὲν τὴν βουλὴν καὶ τὴν ἐνϑήκην τῶν προσόδων, ἰδιώταις δὲ αὐτὸ τὸ ζῆν.. Auch pflegte diese Hestia in öffentlichen Schwurformeln vor allen übrigen Göttern genanntC. I. n. 2554. 2555. 5367. Ennius p. 174 ed. Vahlen: Dicitur Vesta hanc urbem (Cnoson) creavisse. Daher verschiedene Städte Namens Ἱστίαια oder Ἑστίαια und das Geburtsfest der Ἑστία πρυτανῖτις d. h. der Stadt in Naukratis, Athen. 4, 32., ja hin und wieder für die Urheberin der Stadt und des Staates gehalten und als solche verehrt zu werden. Endlich stellte sich dieselbe Hestia in dem weiteren Umfange eines ganzen Landes als centralisirender Mittelpunkt der Hauptstadt dar, wie z. B. Attika, so lange es aus zwölf getrennten Gemeinden bestand, auch eben so viele Prytaneen und Hestien gehabt hatte, durch Theseus aber, den Schöpfer des attischen Gesammtstaates ein gemeinschaftliches Rath- und Stadthaus mit einem und demselben Gemeindeheerde bekamThuk. 2, 15. In Tegea eine κοινὴ ἑστία Ἀρκάδων Paus. 8, 53, 3, Aegae die ἑστία τῆς Μακεδονικῆς βασιλείας Diod. 22, 23, Halikarnaß die von Karien ib. 15, 90, Seleukia die der Seleukiden Polyb. 5, 58, 4.. Oder 331 in dem Verhältnisse einer Mutterstadt zu ihren Pflanzstädten als das auch diese beseelende und nährende Heerdfeuer, daher der sinnige Gebrauch daß die Colonieen von dem Heerde der Mutterstadt d. h. aus seinem Prytaneum das Feuer mitnahmen, an welchem sich auf dem Gemeindeheerde ihrer eignen Niederlassung ein neues Leben entzünden sollteHerod. 1, 146, Et. M. v. πρυτανεῖα, Schol. Aristid. p. 48 Ddf.. Noch höher aber stieg die Würde solcher Hestien wenn sie mit angesehenen Heiligthümern und gemeinschaftlichen Cultusstätten größerer nationaler Vereine zusammenfielen, z. B. Delos als Hestia der KykladenKallim. Del. 325. Auch Lemnos holte von dort sein heiliges Feuer, wahrscheinlich in Folge der attischen Herrschaft, s. oben S. 141., die Hestia im Prytaneum zu Olympia wo auch ein ewiges Feuer brannte (Paus. 5, 15, 5), endlich und vor allen übrigen die des pythischen Heiligthums zu Delphi. Wegen des religiösen Ansehens von Delphi konnte diese Opferstätte, wo gleichfalls ein ewiges Feuer unterhalten wurde, noch am ersten für den religiösen Mittelpunkt aller Griechen gelten, wie dieses sich ja auch in dem Glauben aussprach daß in demselben Heiligthume der Erdnabel der bewohnten Erde sich befinde, welcher in der Nähe jener Hestia durch den aus Vasenbildern und anderen Bildwerken wohl bekannten Omphalos bezeichnet war. Doch hatte diese delphische Hestia auch in vielen einzelnen religiösen und mythologischen Beziehungen eine ausgezeichnete Bedeutung. Zunächst als Heerd im gewöhnlichen Sinne d. h. sofern auf ihm ein heiliges, wahrscheinlich zu bestimmten Zeiten erneuertes Feuer loderte, an welchem andre Altäre bei feierlichen Gelegenheiten ihr Feuer entzündetenPlut. Aristid. 20 nach der Schlacht bei Plataeae: περὶ δὲ ϑυσίας ἐρομένοις αὐτοῖς ἀνεῖλεν ὁ Πύϑιος Διὸς Ελευϑερίου βωμὸν ἱδρύσασϑαι. ϑῦσαι δὲ μὴ πρότερον ἢ τὸ κατὰ τὴν χώραν πῦρ ἀποσβέσαντας ὡς ὑπὸ τῶν βαρβάρων μεμιασμένον ἐναύσασϑαι καϑαρὸν ἐκ Δελφῶν ἀπὸ τῆς κοινῆς ἑστίας. Vgl. Ulrichs Reisen u. Forsch. S. 77, Roß Hellen. 1, 1, 26.. Ferner war er die πυϑόμαντις ἑστία, indem Alles was das Orakel zu befragen kam auf ihm opferte und dabei nach herkömmlicher Sitte der Hestia zuerst gedachte. Weiter erfahren wir aus Aeschylos daß Orestes an diesem Heerde von Apoll gereinigt wurde, so daß er also auch für die pythischen Sühnungen und Reinigungen von hoher Bedeutung war. Endlich giebt es unter den kleineren Homerischen Gedichten ein Prooemion (24), wo der Sänger eben diese pythische Hestia um Beistand bei seinem Gesänge anruft, was sich 332 am natürlichsten daraus erklärt daß auch bei den pythischen Gesangesübungen die Spenden an ihr dargebracht wurden. Aber auch mythologisch berühmt war diese Hestia, weil der Priester des Apoll den frevelnden Aeakiden Neoptolemos an ihr erschlagen hatte. Und für Athen und die ionischen Stammesgenossen hatte sie noch die besondere Bedeutung daß Ion, der mythische Stammvater, als Sohn und Pflegling des Apoll der Sage nach an diesem Heerde als Opferknabe gedient hatte.

Der Cultus und die bildliche Darstellung der Hestia waren gewöhnlich einfach. Denn eigentlich ist ja der Heerd selbst ihr Symbol, sowohl der Familienheerd als der Opferheerd, und zwar der Heerd mit der brennenden Flamme, die in den größeren Heiligthümern und in den Prytaneen der Hestia zu Ehren immer unterhalten wurde. Den Cultus besorgten im Hause der Hausvater oder die HausfrauBei Eurip. Alk. 162 tritt Alkestis vor ihrem Abschiede vor die Hestia des Hauses und betet: Δέσποιν', ἐγὼ γὰρ ἔρχομαι κατὰ χϑονός, πανύστατόν σε προσπίτνουσ' αἰτήσομαι τέκν' ὀρφανεῦσαι ταμά etc., in den Prytaneen die Archonten, die Könige oder die Prytanen, neben welchen bei den öffentlichen Opfern und Speisungen in mehreren Städten eigne Opferer (ἱεροϑύται) und in Sparta auch eine Ἑστία πόλεως genannte Priesterin beschäftigt warArist. Polit. 6, 5, 11. Den in Inschriften aus Messene Sparta Lindos u. s. erwähnten Hierothyten entspricht der Sprachgebrauch ἱεροϑύσιον f. πρυτανεῖον s. W. Vischer epigr. Beitr. S. 18. Ueber die Ἑστία πόλεως in Sparta C. I. n. 1253. 1435. 1439–42. 1446.. Bei allen Opfern pflegte mit einer Spende an die Hestia begonnen und wieder geschlossen zu werden, so daß sie an allen Festen und festlichen Schmäusen einen Antheil hatte und bei allen Gebeten und sonstigen religiösen Acten zuerst genannt wurde; daher das Sprichwort ἀφ' ἑστίας ἄρχεσϑαι und die Sage daß Hestia bei der Vertheilung der Welt nach dem Siege über die Titanen für sich ewige Jungfräulichkeit und die Erstlinge aller Opfer erbeten hätteAristoph, Vesp. 846 Schol., Plato Euthyphr. 3 A. Schol., Zenob. 1, 40 u. A.. Ein anderes Sprichwort war daraus entstanden daß bei den Opfern der Hestia nichts weggetragen oder zu profanen Zwecken verwendet werden durfteZenob. 4, 44, Hesych Ἑστία, Eustath. Od. 1579, 45.. Endlich wurde die Aufgabe eine so wichtige und mächtige Gottheit in den Prytaneen zu vergegenwärtigen mit der Zeit doch auch eine Veranlassung zu bildlichen Denkmälern und Kunstwerken. So wird im Prytaneum zu Athen eine Hestia 333 erwähnt, eine andere zu Olympia, eine berühmte zu Paros, welche Tiber nach Rom brachte und dort im Tempel der Concordia weihtePaus. 1, 18, 3; 5, 26, 2, Dio C. 55, 9, Boeckh expl. Pind. p. 477. Tempel der Hestia zu Syrakus Plin. H. N. 34, 13.. Immer wurde sie entweder sitzend oder ruhig dastehend abgebildet, da ihr ganzes Wesen Ruhe und Stetigkeit war. So hatte namentlich Skopas die Vesta gebildet sedentem duosque campteras circa eam, ein Werk welches sich später auch zu Rom befand und bei welchem die beiden καμπτῆρες d. h. Spitzsäulen wie sie in den Rennbahnen aufgestellt zu werden pflegten (metae) vermuthlich auf die ewige Bewegung der Dinge hindeuten sollten, in welcher sie allein ruhig verharrtPlin. H. N. 26, 25, vgl. Sillig vol. 5 p. 303, welcher an die Wendekreise der Sonnenbahn denkt. Andre Erklärungen von Welcker b. Gerhard D. u. Forsch. 1856 S. 185 ff. und B. Stark ib. 1859 S. 74–80.. Dahingegen sie in den Gruppen der zwölf Götter oder in ähnlichen Götterversammlungen bald zu stehen bald zu sitzen pflegt, mit dem einfachen Attribute eines Scepters, welchen auch die von Pindar verherrlichte Hestia zu Tenedos in der Hand hielt, oder einer Opferschale. Unter den jetzt vorhandenen Statuen ist die berühmteste die sogenannte Giustinianische Vesta. Ein Bild von sehr ernstem und religiösem Ausdruck und großer Wirkung, welchem Kenner einen griechischen Ursprung zuschreibenBraun K. M. t. 33, Welcker D. u. F. 1855 S. 155.. Eine einfache Bekleidung verhüllt die ganze Gestalt, der Ausdruck des Gesichtes ist strenge, das Haar schmucklos, Hinterhaupt und Schultern sind durch einen Schleier bedeckt. Gelassen setzt sie die eine Hand in die Seite ein und deutet mit der andern nach dem Himmel, dessen Allgegenwart im heiligen Feuer des Heerdes sie selbst bedeutete. Sonst wurde Vesta, sobald man sie mit der Ge und Rhea identificirte, auch wohl mit dem Tympanon ausgestattetSuid. γῆς ἄγαλμα..


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