Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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d. Morgenstern und Abendstern.

Der gewöhnliche Name des ersteren ist Ἑωσφόρος oder Φωσφόρος d. i. Lucifer, der des Abendsterns Ἕσπερος. Beide werden oft von den Dichtern genannt, jener als die glänzendste Erscheinung der Morgendämmerung, wenn er das Licht des jungen Tags verkündetIl. 23, 226, Od. 13, 93 ἀστὴρ φαάντατος, ὅς τε μάλιστα ἔρχεται ἀγγέλλων φάος ηοῦς ἠριγενείης. Pind. Isthm. 4, 24 (3, 42) Ἑωσφόρος ϑαητὸς ὣς ἄστροις εν ἄλλοις., daher ihn die Künstler als Fackelträger und Vorreiter der Eos und des Helios abzubilden pflegten. Dieser als der in gleicher Schönheit strahlende Stern des AbendsIl. 22, 318 ὃς κάλλιστος ἐν οὐρανῶ ἵσταται ἀστήρ. Vgl. Kallim. Del. 302, Stat. Theb. 6, 581., eine Zierde der griechischen Gewässer, wenn er sich in ihren Fluthen spiegelnd auf jene schönen Inseln hinabschaut, der dicht gelockte Hesperos, wie Kallimachos ihn nennt, dessen Glanz kaum von dem des Mondes übertroffen wird. In der Mythologie 349 heißt der Morgenstern ein Sohn der Eos vom Astraeos oder vom Kephalos, als dessen Sohn er Phaethon genannt wurde, welchen Aphrodite in zarter Jugend entführt und zum nächtlichen Aufseher ihres Heiligthums d. h. des Himmels gemacht habeHesiod th. 381. 987 ff., Schoemann opusc. 2 p. 378. 390. zum nächtlichen weil seine Zeit die der Morgendämmerung ist, in der er wie Aphrodite Urania selbst den kühlenden und befruchtenden Thau spendetAnthol. lat. n. 1023, 11 vidi Paestano candere rosaria cultu exoriente novo roscida Lucifero. 17 ros unus, color unus et unum mane duorum, sideris et floris nam domina una Venus, n. 1167, 7 exacta prope nocte, suos cum Lucifer ignes spargeret et volucri roscidus iret equo. Virg. A. 8, 589 Oceani perfusus Lucifer unda., in den südlichen Ländern eine große Erquickung für die Vegetation. Und so wird dieser Stern auch sonst als Stern der Venus oft gepriesen. Dagegen der Abendstern in den Hochzeitsgesängen als Führer des nächtlichen Brautzugs gefeiert zu werden pflegte der die Braut in die Arme des harrenden Bräutigams geleitet, wie dieses schon von der Sappho geschehen warHimer or. 13, 9, vgl. Sappho fr. 133 Bergk, Bion 9, Catull 62., daher auch er von selbst zum Stern der Liebesgöttin wurde. Die Identität von beiden soll Pythagoras, nach Einigen erst Parmenides festgestellt, unter den Dichtern zuerst Ibykos ausgesprochen haben, worauf man sie sich oft als Brüderpaar nach Art der Dioskuren vorstellte. Sonst bediente man sich ihrer Zeichen auch wohl zur Angabe von Osten und Westen, wie z. B. die westlich wohnenden Lokrer den Abendstern als Siegel führten und ihre östlichen Verwandten, die opuntischen und epiknemidischen Lokrer sich in gleicher Weise des Morgensterns bedient zu haben scheinenStrabo 9, 416, vgl. E. Curtius Archäol. Zt. 1855 S. 38, Apollod. 1, 7, 4, Konon 7., welcher an dieser östlichen Küste von Griechenland auch in den Sagen und Genealogieen hin und wieder genannt wird. In demselben Sinne ließ man den Stern der Venus den Aeneas von Morgen nach Hesperien führenServ. V. A. 2, 801; 4, 484, Diod. 4, 27., oder man dichtete daß Hesperos ein König wie Atlas und Vater der Hesperiden gewesen sei, welche im fernen Abendlande jenes wunderbaren Gartens der theogonischen und der Heraklessage warteten.


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