Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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I. Hauptgötter.

1. Zeus.

Auch dieser Name bezeichnet ihn, wie die vergleichende Mythologie lehrtVgl. Grimm D. M. 175, meine Röm. Myth. 45. 165, Bopp. vergl. Gramm. 1, 253 § 122, Accentuations. 257, G. Curtius Grundz. 1, 201 n. 269., als einen Gott des Himmels und seines strahlenden Glanzes. Es ist dasselbe Wort welches im Sanskrit, bei den alten Persern, bei den nördlichen Stammverwandten, endlich bei den italischen Völkern den leuchtenden Himmel und den höchsten Gott, den Gott über Alles bezeichnet, und gewiß meinte man in allen diesen Zungen ursprünglich dasselbe Wesen, welches erst in der Geschichte dieser Völker und ihrer Religionen für jedes eine andre Gestalt angenommen hat. Selbst bei den Griechen ist dieser höchste Gott in Folge der vielen Dialecte und örtlichen Ueberlieferungen unter verschiedenen Formen des Namens angerufen worden. Neben dem gewöhnlichen Ζεὺ-ς Διϝ-ός Δίϝ-α (skr. dyâú-s diu-ás diu-am) nannte man es Δίς (vgl. Diespiter) Ζήν Ζάν Ζής, auch Δεύς Δάν und Δήν, in diesen letzteren Formen namentlich bei den Boeotern, den Lakonen und auf KretaHerodian π. μον. λεξ. p. 6 (Eustath. Od. p. 1387, 27) ὅτι δὲ ποικίλως εἴρηται ὑπὸ παλαιῶν ὁ ϑεὸς οὐκ ἀγνοῶ· καὶ γὰρ Δὶς καὶ Ζὴν καὶ Ζὰν καὶ Ζὰς καὶ Ζὴς παρὰ Φερεκύδη κατὰ κίνησίν τινα, ὑπὸ Βοιωτῶν καὶ Δεὺς καὶ Δάν. Von Δὶς bildete man Δίες Διῶν Δισί, von Ζὴν und Ζὰν Ζηνὸς Ζανός, von Ζὰς Ζαντός. Δεὺς ist boeotisch nach Arist. Ach. 911, lakonisch nach Anecd. Oxon. 4, 325, 24. Zu Δὴν vgl. den Eid der kretischen Stadt Dreros: ὀμνύω τὰν Ἑστίαν τὰν ἐμ πρυτανείω καὶ τὸν Δῆνα τὸν ἀγοραῖον καὶ τὸν Δῆνα τὸν Ταλλαῖον u. s. w. Das ζ in den Formen Ζεὺς Ζὴν u. s. w. entspricht dem lat. j oder di (Diovis, Iu-piter) wie ζύγον dem lat. jugum, Ζόννυξος aeol. für Διόνυσος, ζορκὰς für δορκάς, in den romanischen Sprachen mezzo f. medius u. s. w..

Als den höchsten Gott des Himmels, welcher als solcher im Aether thront, haben wir ihn schon aus jenem Bilde der Ilias kennen gelernt (S. 83); er entspricht in dieser Hinsicht genau dem alten römischen und sabinischen Diespiter und Lucetius, von dem die Salier sangen und dem die Fetialen dientenVgl. Hesych Διὸς αὐγάς, τῆς ἡμέρας τὸ φῶς, τὸν αἰϑέρα und εὐσέλανον Διὸς οἶκον ἤτοι παρὰ τὸ σέλας ἢ παρὰ τὴν σελήνην. Macrob. S. 1, 15, 14 Cretenses Δία τὴν ἡμέραν vocant. Arist. Thesm. 272 ὄμνυμι αἰϑέρ' οἴκησιν Διός. Ran. 100 αἰϑέρα Διὸς δωμάτιον. Vgl. S. 84, [Anmerkung 173].. 92 Mythologisch ist Zeus eben deshalb der Vater aller Götter und Heroen, deren Wesen demselben Gebiete des lichten Himmels und seiner Erscheinungen angehört, der Athena, des Hephaestos, des Apollon und der Artemis, der Dioskuren, des Perseus und des Herakles. Im Cultus verehrte man ihn aus demselben Grunde fast überall auf den höchsten BergenDaher Ζ. ὕπατος, ὕψιστος, αἰϑέρι ναίων, αἰϑέριος, ἐπάκριος d. i. ὁ ἐπὶ τῶν ἄκρων τῶν ὀρῶν ἱδρυμένος, ἐπὶ γὰρ τῶν ὀρῶν τοὺς βωμοὺς αὐτῷ ἵδρουν ὡς ἐπιπολύ Hes. Et. M., welches den Hymettos und Parnes nennt; sonst ἀκραῖος, welches Wort sowohl von den Gipfeln der Berge als von den Burgen der Städte gilt, Liv. 38, 2; in Boeotien καραιὸς ἀπὸ τοῦ κάρα Hes. Zeus ὕψιστος ist gewöhnlich der Höchste im Sinne der höchsten Majestät, Pind. N. 11, 2, Aesch. Eum. 28, Paus. 2, 2, 7; 5, 15, 4; 9, 8, 3 u. die Inschriften aus Athen C. I. n. 497–506., wo er im Lichte thronend gedacht und gewöhnlich nur durch einfache Symbole vergegenwärtigt wurde. Nicht selten wurde solch ein Gipfel Olympos oder das heilige Haupt (ἱερὰ κορυφή) genannt und dadurch für die Andacht von selbst aus dem Gebiete der Sinnlichkeit in das des Glaubens und des Wunders entrückt, wie auf dem lykaeischen Gebirge in Arkadien, neben welchem der messenische Berg Ithome eine alte Stätte des Zeusdienstes im Peloponnes war, wie der Parnes und Hymettos in Attika, der Kithaeron und das Laphystion in Boeotien, der Parnaß in Phokis und den angrenzenden Landschaften, der Pelion und Oeta in Thessalien, die Gipfel von Rhodos, von Samothrake und andern Inseln, das Idagebirge bei TroiaAesch. fr. 157 οἱ ϑεῶν ἀγχίσποροι οἱ Ζηνὸς ἐγγύς, ὧν κατ' Ἰδαῖον πάγον Διὸς πατρώου βωμός ἐστ' ἐν αἰϑέρι.. Obwohl auch im Thale die Gegenwart dieses himmlischen Herrn und Vaters lange Zeit auf die einfachste Weise angedeutet wurde, entweder durch heilige Räume, vor allen durch die bei allen Völkern diesem höchsten Gott geweihete Eiche, die ragende und königliche, oder durch einen von Erde oder aus der Asche der Opferthiere gehäuften Altar.

Aus der Höhe wirkt Zeus auf die Erde und das menschliche Leben zunächst als Wolkensammler (νεφεληγερέτης) und Regenspender (ὑέτιος, ὄμβριος), welcher auf den Bergen thronend und von dort wie von einer Warte auf das Land herniederschauendDaher Ζ. ἐπόψιος, ἐπόπτης, ἐπωπετής, πανόπτης Hes., eigentlich der von der Höhe niederschauende, dann in übertragener Bedeutung. So hieß die Höhe von Akrokorinth Ἐπώπη d. i. die Warte, angeblich weil Sisyphos von dort den Raub der Aegina gesehen habe, Steph. B., vgl. die Höhe Ἐπῶπις und den Berg Epopos b. Str. 6, 259, Plin. 2, 203. die Wolken um sich versammelt und sie nährenden Regen in das dürstende Thal hinabträufeln läßt, aber auch als der 93 stürmende, donnernde und blitzende Gott des Gewitters, welchen Homer in so vielen Beinamen und Bildern schildertκελαινεφής, ὑψιβρεμέτης, ἐριβρεμέτης, ἀστεροπητής, τερπικέραυνος, ἐρισμάραγος, ἐρίγδουπος, βαρύκτυπος, ἀργικέραυνος, στεροπηγερέτης u. a. und dessen Macht alle Naturreligionen in ihren Mythen und Anrufungen immer am meisten hervorheben: der Donar und Wuotam des griechischen Himmels und als solcher Vater des Ares und Hermes, von denen jener das stürmisch wilde und kriegerische Wesen seines Vaters, dieser das zwischen Licht und Dunkel schillernde und wechselnde in eigenthümlicher Personification darstellt. Denn auch alle übrigen Luft- und Lichtveränderungen des Himmels und ihr Maaß und regelmäßiger Jahresverlauf kommen vom Zeus, obwohl sich dieses weniger im Cultus und in Beinamen als in seinen mythologischen Beziehungen zu Apollon und Artemis, zu den Horen, zur Demeter und Persephone, zum Dionysos u. s. w. ausdrückte; auch die Winde, sowohl die plötzlich aus dem Gebirge hervorbrechenden Stürme Regengüsse und Schneegestöber, welche die Ilias so prächtig schildertIl. 12, 253. 278; 13, 795; 16, 297. 364. Vgl. Virg. G. 1, 323 ff.; A. 9, 667 u. a., als die sanften und befruchtenden Winde, daher ihn die Spartaner als εὐάνεμος verehrten (Paus. 3, 13, 4), und die günstigen Fahrwinde der segelnden Schiffe, um derentwillen man den Zeus auch auf Vorgebirgen und in den Häfen viel verehrteOd. 5, 176 νῆες ἀγαλλόμεναι Διὸς οὔρῳ, 15, 475 ἐπὶ δὲ Ζεὺς οὖρον ἴαλλεν. H. in Ap. P. 255.. Ueberhaupt ist dieses die Seite des Zeuscultus welche in den örtlichen Gottesdiensten am meisten hervortritt, da die griechischen Landschaften im Sommer überall nach Wasser und Kühlung schmachtenAuf der Burg von Athen ein Bild der Erde ἱκετεμούσης ὗσαι οἱ τὸν Δία Paus. 1. 24, 3. Das Regengebet der Athener: ὗσον ὗσον ὦ φίλε Ζεῦ κατὰ τῆς ἀρούρας τῶν Ἀϑηναίων καὶ τῶν πεδίων, M. Antonin. εἰς ἑαυτὸν 5, 7. und der Witterungsproceß, wie sich zuerst die Wolken um die Gipfel der Berge sammeln, dann ihren Segen ins Thal herabströmen, eben deshalb mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt wurde. Dahingegen die furchtbare Macht des Blitzes in allen Mythen und Sagen am meisten hervorgehoben wird, da solche Entladungen der himmlischen Kräfte sowohl die Phantasie als das Gemüth des Volkes und seiner Dichter am meisten ergriff. Die ganze Titanomachie, die Sage vom Typhon, die Gigantomachie sind eine fortgesetzte Verherrlichung dieses Ζευς κεραύνιος, 94 des ἐλατὴρ ὑπέρτατος βροντᾶς ἀκαμαντόποδος, wie ihn Pindar Ol. 4 z. A. nennt, da er vorzugsweise dieser Macht seine Herrschaft im Himmel verdankteHesiod th. 71 ὁ δ' οὐρανῷ ἐμβασιλεύει αὐτὸς ἔχων βροντὴν ἠδ' αἰϑαλόεντα κεραυνόν, κάρτεϊ νικήσας πατέρα Κρόνον. Pind. P. 6, 24 βαρυόπαν στεροπᾶν κεραυνῶν τε πρύτανις.. In Griechenland war die gewöhnliche Auffassung daß Zeus schreitend oder zu Wagen den Blitz mit der Hand schleuderte, daher dieser bei allen Cultusbildern das unvermeidliche Attribut war, wie es besonders auf den archaistischen Vasenbildern in seiner altertümlichsten Gestalt beobachtet werden kann. In der Theogonie bringen die Kyklopen Blitz und Donner, wie düstere Wolken welche aus dem Schooße der Erde mit funkelnden Feueraugen zum Himmel emporsteigen. In der Perseussage ist Pegasos, der von der Medusa geborne, ein ähnliches Bild, nur daß die Wolke hier als geflügeltes Pferd erscheint welches beim Zeus wohnt und seinen Blitz und Donner trägtHes. th. 285 Ζηνὸς δ' ἐν δώμασι ναίει βροντήν τε στεροπήν τε φέρων Διὶ μητιόεντι. Hesych Διὸς μάστιγι, τῷ κεραυνῷ und ἐλασίβροντα, ἐλαυνόμενα ὡς αἱ βρονταί, ἐπεὶ δοκεῖ ὄχημα τοῦ Διὸς ἡ βροντὴ εἶναι., während bei andern Dichtern der Blitz die Geißel des Zeus und der Donner sein Wagen hieß. Noch ein anderes Bild ist endlich die Aegis, die Sturm- und Donnerwolke unter der bildlichen Vorstellung eines Ziegenfells, sei es daß dessen zottige Bildung und graugelbe Farbe diese Vorstellung erregte oder daß dabei wie häufig bei solchen alten Symbolen eine phonetische Hieroglyphe zu Grunde liegtEigentlich ist αἰγὶς der Sturmwind, die Wetterwolke, daher κατάιξ, καταιγίς, καταιγίζειν von plötzlichem Sturm und Regen, αἶγες die stürmenden Wogen des Meeres und αἰγίζειν, καταιγίζειν in der Bedeutung von zerfetzen, zerreißen. Zugleich sind αἰγίδες aber auch Ziegenfelle, welche als Panzer dienten. Vgl. Hesych v. αἶγες, αἰγίς, αἰγίζειν, Buttmann üb. d. Entst. d. Sternb. Abh. der Ak. d. W. Brl. 1826 S. 40 ff., Lauer System d. gr. Myth. 191.. Gewiß ist daß das Vließ des dem Zeus geopferten Widders (Διὸς κώδιον) als ein Sühnmittel besonders bei solchen Gelegenheiten zur Anwendung kam, indem man sich damit bekleidete oder sich darauf stellend betete, wo man zu ihm um Regen und Kühlung flehte; wie der Widder denn auch im Culte des Hermes und in der Sage von Phrixos und Helle nicht wohl etwas Anderes als die befruchtende Wolke bedeuten kann und der nordische Thor als Donnergott mit Böcken fährt. Für die epische Vorstellung aber ist die Aegis bekanntlich ein Schild, der Schild des Zeus mit dem er 95 zuerst im Titanen- und Gigantenkampfe erschienen sein soll und nach welchem er den Beinamen αἰγίοχος führte. In der Ilias führt Zeus sie entweder selbst oder er leiht sie der Athena oder dem Apoll, namentlich der ihm sehr nahe verwandten Athena, welche wie er über Donner und Blitz gebietet. Die Aegis wird beschrieben als quastenumbordet, hell von Glanz, voll Graun und Schrecken, vom Feuergotte verfertigt. Zeus donnert und blitzt wenn er sie aus seiner Wolkenhülle auf dem Ida schüttelt, die strahlende, ein Entsetzen der AchaeerIl. 17, 593 ff., vgl. 2, 446 ff.; 4, 166 ff.; 5, 738 ff.; 15, 229. 308 ff..

Unter den örtlichen Culten ist der des Olympischen Zeus, wenn er jemals ein örtlicher war, sehr bald zu dem des himmlischen Oberherrn in allgemeinerer Bedeutung geworden, namentlich durch den Gottesdienst und die bekannten Spiele zu Olympia in Elis, wo Zeus seit den Zeiten des Iphitos und Lykurgos im Sinne des epischen Götterstaats mit höchster Pracht und in entsprechenden Umgebungen gefeiert wurde. Und nach diesem Vorbilde sind später hin und wieder in Griechenland und in den Colonien ähnliche Institute gestiftet worden, namentlich von Tyrannen und Königen, welche im Olympischen Zeus das Ideal ihrer eignen Würde verehrten, z. B. in Athen und Agrigent, wo viele Generationen an den in solcher Zeit begonnenen Tempeln bautenVon dem zu Athen Thuk. 2, 16, Paus. 1,18, 6–9, dem zu Agrigent Diod. 13, 82. Auch in Megara, Sikyon, Syrakus u. s. gab es Olympieen aus älterer Zeit. Anderswo stammen solche Spiele und Tempel erst aus der hellenistischen und römischen Zeit., desgleichen in den Umgebungen des Olympos von Thessalien und Makedonien, wo der Name des Monates Δίος und der Stadt Δίον am Fuße des Olymp und der Dienst des Bottiaeischen Zeus zu Pella auf alte Verehrung dieses Gottes deutet, die Olympischen Spiele aber erst durch Archelaos und die späteren Könige zu Ehren kamenKrause Olympia 204. 215. Nach Apollod. b. Schol. Apollon. 1, 599 wurden auch in Thessalien Olympische Spiele gefeiert.. Thessalien verehrte außerdem den Zeus Λαρίσιος oder Λαρίσαῖος, so genannt von dem Worte Λάρισα, wie dort und in vielen andern Gegenden die Stammburgen ältester Construction auf den Bergen hießenStr. 9, 440, Steph. B. Λάρισαι, Paus. 2, 24, 4., und den Zeus Πέλωρος d. h. den Riesigen, den Gewaltigen, welchem zum Andenken an die Entstehung der Landschaft in Folge des Durchbruchs von Tempe ein den Kronien ähnliches Freudenfest der Pelorien gefeiert wurde (Athen. 14, 45). Auch 96 ein Dodona und einen Dodonaeischen Zeus soll es in Thessalien gegeben haben, doch lag das berühmtere in Epiros, das bekannte Dodona mit dem weit und breit berühmten Orakel, welches für das älteste in Griechenland galtIl. 16, 233 Ζεῦ ἄνα Δωδωναῖε Πελασγικὲ τηλόϑι ναίων, Δωδώνης μεδέων δυσχειμέρου, ἀμφὶ δὲ Σελλοί σοι ναίουσ' ὑποφῆται ἀνιπτόποδες χαμαιεῦναι. Die Ausleger stritten sich ob ein später verschollenes Dodona im pelasgischen Thessalien zu verstehen sei oder das in Epiros, Str. 7, 329, Steph. B. Δωδώνη, Welcker G. G. 1, 199.. Es lag in der Gegend von Janina in einer sehr fruchtbaren Landschaft, welche Hesiod Hellopia nennt und Aristoteles für das älteste Hellas hieltHesiod b. Str. 7, 328, Schol. Soph. Tr. 1169 ἔστι τις Ἑλλοπίη πολυλήιος ἠδ' εὐλείμων u. s. w., vgl. Aristot. Meteor. 1, 14, Schol. Il. 21, 194. Da das älteste Hellas sonst immer das von Phthia ist und die Σελλοὶ oder Ἑλλοὶ kein Volk, sondern Priester sind, so möchte dieser Name richtiger abzuleiten sein von ἑλλά d. i. ἕδος Göttersitz, Hes. ἑλλά, καϑέδρα Λάκωνες καὶ Διὸς ἱερὸν ἐν Δωδώνη, G. Curtius Grundz. 1, 206., am Fuße des Gebirges Tmaros oder Tomaros und nicht weit von den Quellen des Acheloos, dessen heiliges Wasser das Orakel bei jeder Gelegenheit empfahl (S. 30). Zeus wurde sowohl auf dem Gipfel jenes Berges verehrtAls Z. Τμάριος Hes. u. als Donnerer, wie der Blitz auf den epirotischen Münzen lehrt. Leake N. G. 4, 198 there is no place in all Greece more subject to thunderstorms than Ioannina, none more worthy of having been the abode of the thunderer. Daher Δωδώνη δυσχείμερος. als in dem darunter gelegenen Thale, in diesem als ναίος d. h. als Gott der Feuchte und des quellenden Segens, welchem die Landschaft ihre außerordentliche Fruchtbarkeit für Saaten und Viehzucht verdankteΔωδώνη u. Z. Δωδωναῖος von δοῦναι, ὅτι δίδωσιν ἡμῖν τὰ ἀγαϑά nach Apollod. b. Steph. B., vgl. Lucan 6, 426 primis frugibus altrix Dodona u. die Namen Δώς Δωτώ Δωρίς Δώτιον πεδίον. Ueber Z. ναίος s. Demosth. Mid. 53, Schol. II. 16, 233 ὑδρηλὰ γὰρ τὰ ἐκεῖ χωρία, Bekk. An. 283, C. I. n. 2908 νικήσας Νᾶα τὰ ἐν Δωδώνη, vgl. Ναίς Ναιάς ναρός u. a. Plin. 4, 2 Tomarus mons centum fontibus circa radices Theopompo celebratus.. Das älteste Heiligthum war eine dem Zeus geweihte Eiche mit eßbaren Früchten (φηγός), derselbe Baum welcher dem höchsten Gott des Himmels auch sonst in Griechenland, wie in Italien und bei den alten Deutschen und Kelten geweiht war, aber nirgends in so bedeutungsvoller Weise als zu Dodona. Das Rauschen ihrer Zweige verkündete den Willen des Zeus, der sie mit seinem Wesen ganz durchdrungen hatteHesiod l. c. τὴν δὲ Ζεὺς ἐφίλησε καὶ ὃν χρηστήριον εἶναι τίμιον ἀνϑρώποις, ναῖον δ' ἐν πυϑμένι φηγοῦ d. h. die mantische Kraft des Z. durchdrang den Baum ganz und gar. Od. 14, 328; 19, 296 ἐκ δρυὸς ὑψικόμοιο Διὸς βουλὴν ἐπάκουσαι. Aesch. Pr. 852 αἱ προσήγοροι δρύες.; heilige Tauben 97 wiegten sich auf ihren Zweigen, wie der Sage nach eine Taube zuerst auf die mantische Kraft dieses Baums aufmerksam gemacht hatteHerod. 2, 55 vgl. Dionys. H. 1, 14, Philostr. Im. 2, 33, Schol. Il. 16, 234, wo der mythische Helios von der Taube zur Eiche geführt wird, Soph. Tr. 171 ὡς τὴν παλαιὰν φηγὸν αὐδῆσαί ποτε Δωδῶνι δισσῶν ἐκ πελειάδων ἔφη. Eine nähere Bez. der Tauben zum Zeus ist Od. 12, 62 ausgesprochen.; eine begeisternde Quelle, die Quelle des Zeus genannt, ergoß sich an ihrem FußePlin. 2, 228, Serv. V. A. 3, 466. Später ist auch von einem Dodonaeischen Becken u. Dodonaeischen Loosen die Rede.: kurz der ganze Baum und seine Umgebungen waren ein hochverehrtes Heiligthum und als solches durch ganz Griechenland, ja durch einen großen Theil von Italien gefeiert. Seine Pflege war in ältester Zeit bei den aus Homer bekannten Sellern, deren Schlaf auf der Erde am besten auf Incubation nach Art des latinischen Faunusorakels gedeutet wirdSoph. Tr. 1165 μαντεῖα καινά, ἃ τῶν ὀρείων καὶ χαμαικοιτῶν ἐγὼ Σελλῶν εἰσελϑὼν ἄλσος εἰσεγραψάμην πρὸς τῆς πατρώας καὶ πολυγλώσσου δρυός, vgl. Eustath. z. Il. l. c., Lykophr. 1050, Röm. Myth. 338. Das Barfußgehn, die ἀνυποδησία, ist bei gottesdienstlichen Verrichtungen etwas Gewöhnliches.. Neben ihnen werden später auch weissagende Peleiaden genannt, eine Art von Sibyllen d. h. weissagenden Frauen, von denen Herodot sich über die älteste Geschichte des griechischen Götterglaubens belehren ließHerod. 2, 52–57 vgl. Str. l. c. u. Paus. 7, 21, 1; 10, 12, 5. Das Wort πέλειαι bedeutete zugleich Tauben von grauer Farbe und γραῖαι.. In diesen späteren Zeiten nehmlich, nachdem auch der Dodonaeische Gottesdienst sich den Forderungen der Zeit bequemt und das Orakel sich wie es scheint Manches von dem in Griechenland sehr berühmten Ammonium angeeignet hatte, thronte Zeus auch hier in einem Tempel, sein Haupt mit Eichenlaub bekränzt, an seiner Seite Dione, eine Göttin der feuchten Natur, deren Dienst erst später eingeführt sein soll und welche bald für eine Aphrodite bald für die Hera bald für die Mutter der Aphrodite und des Dionysos erklärt wurdeΔιώνη ist das femin. zu Ζεὺς Διός, wie Juno d. i. Jovino. Die Ilias 5, 370 kennt Dione als Mutter der Aphrodite, Hesiod th. 17. 353 als eine T. des Okeanos, Eurip. Ant. fr. 177 als Mutter des Dionysos, vgl. Schoemann op. 2, 152 sqq. Nach Strabo gab es ursprünglich blos Zeus und die männlichen Seller in Dodona.. Uebrigens bewahrten der Ruhm Dodonas und die feierliche Würde seines Orakels, endlich seine Bedeutung für die Vorzeit der Pelasger, der Hellenen und GraekenDer Name der Graeci soll sich aus diesen Gegenden über Italien verbreitet haben, s. Aristot. l. c, Str. 5, 216, Jo. Lyd. d. mens. 1, 13, nach welchem Hesiod den Graekos einen Sohn der Pandora, einer T. des Deukalion, und des Zeus genannt hatte. Denn auch von Deukalion und seiner Fluth wurde bei Dodona erzählt, wo das reichlich bewässerte, von Bergen eingeschlossene Thal an Ueberschwemmungen litt. Daher Deukalion bei Manchen für den Gründer auch dieses Zeusdienstes galt, Et. M. v. Δωδωναῖος, Schol. Il. 16, 233. sein Ansehn auch in dem 98 Zeitalter der Blüthe von Sparta Athen und Theben: bis es endlich durch die epirotischen Könige, welche sich durch Pyrrhos oder Neoptolemos vom Achill und durch diesen vom Aeakos und Zeus ableiteten, noch einmal sehr gehoben wurdeIustin 17, 3, Plut. Pyrrh. 1, vgl. Arneth d. Taubenorakel v. Dodona, Wien 1840., wie davon namentlich ihre bald mit den Köpfen des Zeus und der Dione bald mit ihren Attributen oder den Tauben auf der weissagenden Eiche geschmückten Münzen zeugen.

Im Peloponnes waren mehrere der höchsten Berge uralte Stätten des Zeusdienstes und als solche zugleich die ältesten Mittelpunkte der Sagen- und Stammesbildung. Für Argos und die Gegend von Nemea war der Berg Apesas ein solcher Mittelpunkt, ein überaus malerischer, weithin sichtbarer, wie ein riesiger Opfertisch emporragender Berg, dergleichen durch die Naturreligion alsbald in Beschlag genommen und durch Gottesdienst und heilige Sage eingeweiht zu werden pflegte. Hier deutet der Name wieder auf Gewölk und Regen, der erste Priester Perseus und die Sage vom Nemeischen Löwen auf LichtdienstDer dortige Zeus hieß Ἀπεσάντιος, wie Ζ. ἀφέσιος auf der Spitze des Gebirges über den Skironischen Felsen zwischen Megara und Korinth, Paus. 1, 44, 13; 2, 15, 3. Von diesem Berge sollte Perseus der erste Opferer auch seinen Flug zu den Gorgonen begonnen haben, Stat. Theb. 3, 460 sqq. Von dem Nemeischen Löwen s. b. Herakles.. Für das nördliche Arkadien und das angrenzende Achaia war der schneebedeckte Kyllene, wo Zeus mit der Wolkengöttin Maia den Regengott Hermes zeugte, für Messene und die Messenier der gleichfalls im höchsten Grade malerische, fruchtbare und weithin sichtbare Berg Ithome (Ζεὺς Ἰϑωμάτας), für die spartanische Ebene der ragende Taygetos in gleicher Weise heilig, denn hier hatte Zeus mit der Pleiade Taygete, einer Schwester der Maia, den Lakedaemon gezeugt und mit der Leda die Dioskuren und Helena. Für Arkadien insgemein aber und für die ganze Pelopsinsel war der Lykaeische Berg an der arkadisch-messenischen Grenze und der dortige Dienst des Lykaeischen Zeus durch viele alterthümliche Sagen und Gebräuche auch für die spätere Zeit von großer Bedeutung geblieben. Auch 99 hier thronte Zeus in lichter Höhe auf dem Gipfel des BergesS. bes. den Bericht b. Paus. 8, 38 und über das ἄβατον Polyb. 16, 12, 7, Plut. Qu. Gr. 39 und die Geschichte der Kallisto b. Eratosth. cataster. 1, Hygin P. A. 2, 1 u. A. Der Name Olympos findet sich auch auf arkadischen Silbermünzen, die man früher auf Olympia deutete., den man Olympos und den heiligen Gipfel nannte und wo der geweihte Bezirk (τὸ ἄβατον) bei Lebensstrafe von Niemandem betreten werden durfte. Innerhalb desselben, glaubte man, werfe kein Gegenstand einen Schatten, ein bildlicher Ausdruck sowohl für die lichte Natur des dort heimischen Gottes als für die unverletzliche Heiligkeit des Orts. Auf dem obersten Gipfel des Berges, von wo man eine weite Aussicht über Arkadien und die anliegenden Landschaften und das Meer hat, vergegenwärtigten ein Altar von Erde und zwei gegen Sonnenaufgang sehende Adler den mächtigen Gott des höchsten Himmels, dem der kühne, bis zu den Quellen des Lichts aufsteigende und von dort wie ein Blitz auf seine Beute niederfahrende Adler seit alter Zeit und durch ganz Griechenland heilig warIl. 8, 247; 24, 292 Schol., vgl. oben S. 62. Zeus selbst raubt die Aegina als Adler und gewöhnlich saß dieser neben dem Zeus oder auf dem Scepter des Zeus, s. die schönen Verse b. Pind. P. 1, 6. Oder er trägt den Blitz in seinen Klauen, oder er stürzt sich, ein Bild der siegreichen Stärke, auf das flüchtige Wild des Feldes herab, wie agrigentinische und andere Münzen es darstellen.. Von dem Altare erzählte man sich daß Lykaon, der mythische Urheber des Gottesdienstes, ihn gestiftet und dabei zuerst dem Zeus ein Kind geopfert und darüber zum Wolfe geworden sei: die gewöhnliche mythologische Begründung eines in diesem Cultus bestehenden Gebrauchs nicht allein Thiere, sondern auch Menschen zu opfern, welches Opfer zugleich für nothwendig zur Sühne, aber doch auch für eine Blutschuld galt; daher der Betheiligte fliehen mußte und auf der Flucht wie man glaubte in einen Wolf verwandelt wurde, nach neunjähriger Buße aber zurückkehren durfte und wieder zum Menschen d. h. gereinigt und wiederhergestellt wurdePaus. 8, 2, 1. 3, Plato Rep. 565 D; Min. 315 C, Varro b. August. C. D. 18, 17, Plin. 8, 81 u. A., vgl. Schoemann Gr. Alterth. 2, 223. 449. Lykaons Geschichte b. Apollod. 3, 8, Ovid M. 1, 216–240, Clem. Protr. p. 31 P. Arnob. 4, 24 u. A.. Also bedeutete der Wolf in diesen Erzählungen wie sonst bei verschiedenen Gelegenheiten den flüchtigen Mörder; dahingegen er in andern Erzählungen von diesem Berge die physikalische Bedeutung der wilden Natur d. h. der winterlichen Stürme und Wetter zu haben scheint, welche in dieser Gegend des durchweg rauhen Arkadiens besonders zu 100 Hause warenApollod. 2, 5, 8 von den Rossen des Diomedes, die Eurystheus in Myken frei läßt: εἰς τὸ λεγόμενον ὄρος Ὄλυμπον (den Lykaeischen) ἐλϑοῦσαι πρὸς τῶν ϑηρίων ἀπώλοντο. lb. 6, wo die Stymphalischen Vögel sich nach Stymphalos werfen τὴν ἀπὸ τῶν λύκων ἀρπαγὴν δεδοικυῖαι. Vgl. bei der Heraklessage u. Aelian N. A. 3, 32 ἀκούω Θεοφράστου λέγοντος καὶ ἐν τῷ Μακεδονικῷ Ὀλύμπῳ τοῖς λύκοις ἄβατα εἶναι.. Daher auch Zeus vorzüglich in diesem Sinne verehrt wurde und wie der Z. Laphystios in Thessalien und Arkadien einer blutigen Sühne bedurfte, also vorzüglich deshalb Λύκαιος benannt sein mochte, wie das Gebirge selbst τὸ Λύκαιον. Was aber den Glauben des Volkes nicht abhielt ihn im heißen Sommer, wenn die Saaten des Feldes und die Bäume des Waldes schmachteten, als einen milden Spender erfrischenden Regens zu denken und anzubeten: daher in solchen Fällen der Priester des Zeus nach Gebet und Opfer zu einer heiligen Quelle des Berges ging und das Wasser mit dem Zweige einer Eiche berührte, worauf das Wasser, so erzählte man, alsbald in Aufregung gerieth, bis ein Nebel emporstieg der sich zur Wolke bildete und andere Wolken anziehend endlich den erwünschten Regen spendetePaus. 8, 38, 3. Verwandter Volksglaube b. Gervas. otia imp. ed. Liebrecht 41 u. 146 ff.. Auch wiesen die peloponnesischen und arkadischen Stammsagen auf dieses Gebirge als auf die Wiege der peloponnesischen Menschheit zurück, sowohl nach ihrem Ursprunge als nach ihren ältesten Schicksalen. Hier war Pelasgos im stillen Geheimnisse des Urwaldes aus dem Schooße der Erde geboren. Hier gründete sein Sohn Lykaon die Stadt Lykosura, die älteste aller Städte, welche Helios zuerst gesehen. Dann stiftet Lykaon jenen blutigen Dienst des Lykaeischen Zeus und das Kampfspiel der Λύκαια, das angesehenste in ArkadienPind. Ol. 13, 17; N. 10, 48.. Auch galt Lykaon für den Vater der arkadischen Heroine Kallisto und eines zahlreichen Geschlechts von Söhnen, deren Namen und Geschichte sowohl die älteste Geschichte des Landes und seiner Städte als den frevelmüthigen Character einer Urzeit wiederspiegelt, welche man auch in Arkadien für eine gewaltthätige und gigantische hielt. Alle Brüder bis auf einen mußte Zeus vertilgen, ehe er den Stamm frische Sprossen treiben ließPaus. 8, 3, Apollod. l. c. καὶ τὴν Ἀρκαδίαν συνεχῶς ἐκεραύνωσεν, ἕως ἡ γῆ ἀνασχοῦσα τὰς χεῖρας καὶ τῆς δεξιᾶς τοῦ Διὸς ἐφαψαμένη τὴν ὀργὴν κατέπαυσε. Ovid M. 1, 240 occidit una domus. Auch dieses characterisirt den Cultus als den des stürmenden und zürnenden Donnerers..

101 Auch der attische Zeusdienst ist wesentlich Naturreligion geblieben, übrigens von besonderem Interesse deswegen weil sich hier der Gegensatz des freundlichen (Ζ. μειλίχιος) und des zürnenden (Ζ. μαιμάκτης) Himmelsgottes noch deutlicher als sonst ausdrückt. Die alte Stätte dieses Dienstes war die Burg von Athen, daher er Ζ. Πολιεύς hieß. Kekrops der attische Urmensch hatte dort der Sage nach dem Ζ. ὕπατος d. i. dem obern oder Himmelsgotte den ersten Altar geweiht und die milden Opfergebräuche eingerichtet, welche den arkadischen Menschenopfern entgegengesetzt zu werden pflegten, sammt den unter dem allgemeinen Ausdruck ἀποδιοπομπήσεις zusammengefaßten Sühngebräuchen, durch welche man für die Feldfrüchte und die in Attika so wichtigen OelbäumeDaher Ζ. μόριος Soph. O. C. 705 Schol. Auch sonst wurde Zeus oft als Schutzgott des Landbaus u. der Baumzucht verehrt, s. Ζ. γεωργός, dem am 20 Maemakterion geopfert wurde, C. I. n. 523, einen Ζ. ἔνδενδρος und ἐριδήμιος auf Rhodos, einen Ζ. ἐπικάρπιος in Euboea, einen Ζ. ἐρνύτιος (von ἔρνος, ἐρνύται) auf Kreta, einen Ζ. ἐργαῖος von ἔργα d. i. Landbau, alle diese b. Hesych, einen Ζ. μηλώσιος mit Beziehung auf Schaafzucht auf Naxos und Korkyra C. l. n. 1870. Vgl. oben S. 93, [Anmerkung 193] und Xenoph. Oecon. 7, 2 ἐπειδὰν ὁ μετοπώρινος χρόνος ἔλϑη, πάντες που οἱ ἄνϑρωποι πρὸς τὸν ϑεὸν ἀποβλέπουσιν ὁπότε βρέξας τὴν γῆν ἀφήσει αὐτοὺς σπείρειν. in der heißen Jahreszeit Regen und Kühlung vom Himmel beschwor. Gegen den Ausgang des Winters (23 Anthesterion) wurden die Diasien gefeiert, mit feierlichen Opfern und Opferschmäusen, aber auch mit düsteren Gebräuchen und Sühnungen, weil der Frühling kam, aber der Himmel in dieser Zeit noch sehr kalt und stürmisch zu sein pflegtVgl. die Nachweisungen b. K. F. Hermann und b. Schoemann. Attische Münzen stellen diesen auf der Burg von Athen verehrten Zeus dar als Blitzschleuderer, nackt einherschreitend, den Blitz in d. R. schwingend.. Bei weiter vorgerücktem Frühjahre (19 Munychion) folgten die ritterlichen Diasien. Um die Mitte des Sommers (14 Skirophorion), wo die Hitze am höchsten stieg, wurde das Fest der Buphonien oder Dipolien gefeiert, wo trotz jener milden Stiftungen des Kekrops ein Stier geopfert und dieses blutige Opfer dann auch hier wieder durch eigene sinnbildliche Gebräuche motivirt und entschuldigt wurde. Endlich die Maemakterien im Maemakterion, der gegen den Anfang des Winters fiel und von dem Ζ. μαιμάκτης d. h. dem wild aufgeregten, zürnenden Himmelsgotte seinen Namen hatteDie Lexikographen erklären μαιμάσσω durch δίκην μαινομένου ὁρμᾶν, vgl. oben S. 59.. 102 Denn überall wurde im Cultus der Griechen, und auch in der Mythologie werden noch viele Bilder der Art vorkommen, das Element welches ein Gott vertritt mit der Natur und dem ethischen Wesen desselben dergestalt identificirt daß die wechselnden Zustände des Elementes auf das Gemüth des Gottes übertragen wurden, so daß also der freundliche und befruchtende Frühlingshimmel einen freundlichen und milden, der düstere, von Wolken und Stürmen gepeitschte Himmel des Winters einen zürnenden und leidenden Gott bedeutete.

Endlich die Gruppe der kretischen und kleinasiatischen Zeusdienste, welche sich als zusammengehörige dadurch zu erkennen gehen daß sie vornehmlich die Geburt des Zeus durch die idaeische Bergmutter Rhea feiern, deren Cultus denselben Gegenden gemeinsam war. Namentlich galt auf Kreta die Geburt des Zeus für eine Hauptsache des einheimischen GötterglaubensΖεὺς Κρηταγενής auf Münzen und Inschriften. Vgl. Hock Kreta 1, 160 ff. 173 ff., Schoem. op. 2, 250–263, Welcker G. G. 2, 216 ff.. Und zwar waren es verschiedene Stätten des kretischen Gebirgs, welche auf die Ehre dem höchsten Gott das Leben gegeben zu haben Anspruch machten, bis sich die widerstrebenden Ansprüche später in einer fortlaufenden Jugend- und Lebensgeschichte des mehr als irgendwo menschlich erscheinenden Gottes ausglichen. So weiß Hesiod th. 468 ff., der älteste Zeuge für diese kretischen Legenden, daß Rhea in dunkler Nacht von ihrer Mutter Gaea nach Lyktos auf Kreta geführt und das neugeborne Kind in einer verborgenen Höhle des dortigen Waldgebirgs versteckt worden seiἄντρῳ ἐν ἠλιβάτῳ ζαϑέης ὑπὸ κεύϑεσι γαίης, Αἰγαίῳ ἐν ὄρει πεπυκασμένω ὑλήεντι. Dieser Ziegenberg scheint seinen Namen zu haben von den durch ganz Kreta verbreiteten wilden Ziegen, vgl. Ζ. Ὑνναρεὺς ἀπὸ τοῦ Ὑνναρίου ὄρους von ὑννάς oder ὑννή d. i. die wilde Ziege, Hes. u. Pashley trav. in Crete 1, 162; 2, 271. Zeuscult mit Menschenopfern in Lyktos Clem. Protr. p. 36., aus Angst vor den Nachstellungen des Kronos, welchem anstatt des Kindes der bekannte Stein gegeben wird. Dahingegen die späteren Dichter und Schriftsteller bald das Gebirge Dikte bei PraesosΖ. Δικταῖος in Praesos Strabo 10, 478, C. I. n. 2555 u. die Inschr. b. Pashley 1, 290. Ueber die Diktaeische Höhle Dionys. H. 2, 61, Max. Tyr. 16, 1. bald das Gebirge Ida und eine dortige Höhle, die berühmte idaeische Höhle (ἰδαῖον ἄντρον), als die Stätte der Geburt des Zeus nennenKallim. in Iov. 4 ff., Apollod. 1, 1, 6. 7, Diod. 5, 70, Schol. Apollon. 3, 134 u. A., bis die letztere 103 allgemein wenigstens für die der Pflege seiner Jugend und für die seines Grabes gehalten wurde; denn auch von dem Tode des Zeus erzählte man bekanntlich auf KretaKallim. vs. 8, Höck l. c; 3, 297. 336, Pashley 1, 212., wie sonst von dem des Dionysos Zagreus, dessen Cultus sich überhaupt mit dem dieses gebornen und verstorbenen Zeus in verschiedenen Punkten berührte. Am meisten aber beschäftigte sich die Sage mit den Umgebungen seiner zarten Jahre, theils zur Pflege theils zum Schutze derselben, zu welchem Zwecke sich die Thiere des Gebirgs mit dessen Nymphen und Dämonen verbinden. Namentlich wurden Milch und Honig als die erste Nahrung des Götterkindes genannt. Diesen spenden die Bienen der idaeischen Höhle, von denen man allerlei Wunderbares erzählteDiod. l. c, Antonin Lib. 19., jene die später an den Himmel versetzte Ziege AmaltheaZenob. 2, 48, Paroem. 2, p. 54, Eratosth. cat. 133 u. A., vgl. oben S. 30. Auf den kretischen Münzen sieht man sowohl die Biene als die Ziege.. Oder es ward ein König Melisseus genannt, dessen Töchter Amalthea und Melissa das Zeuskind mit Ziegenmilch und Honig genährt hätten und von denen Melissa von ihrem Vater zur ersten Priesterin der Großen Mutter erhoben worden seiDidymos b. Lactant. 1, 22, 19. Der Honig (μέλι) bedeutet oft das Süße, das Liebliche, das Reine und Heilige (τὸ μείλιχον) schlechthin und μέλισσαι sind sowohl Bienen als Nymphen und Priesterinnen, namentlich der Demeter und Rhea, Schol. Pind. P. 4, 104, Porph. d. antr. nymph. 18. Milch u. Honig ist die zarteste, die feinste Speise Pind. N. 3, 77. Einen Zeus μελισσαῖος nennt Hes.. Oder man erzählte von heiligen Tauben welche Ambrosia von den Strömungen des Okeanos herbeigetragen, und von einem großen Adler der mit seinem Schnabel Nektar aus dem Felsen geschlürft und damit den kleinen Zeus getränkt hätteVerse der Moiro b. Athen. 11, 80., während zu den erziehenden Nymphen später noch Adrastea und Ida hinzutretenKallim. in Iov. 17, Apollod. l. c., welche eigentlich nach Kleinasien gehören. Endlich die Schutzwache des Kindes gegen die Nachstellungen des Kronos bildeten die Kureten d. h. Dämonen des Gebirgs, welche eben so wesentlich zum Culte der kretischen Rhea gehörten wie die Korybanten zu dem der phrygischen Kybele. Der Volksglaube dachte sie sich als jugendliche Pyrrhichisten, in welcher Weise sie auch dargestellt wurdenΚούρητες von κοῦρος, Il. 19, 193 κρινάμενος κούρητας ἀριστῆας Παναχαιῶν. 248 κούρητες Ἀχαιῶν. Vgl. Strab. 10, 468 u. die Bildwerke b. Braun K. M. t. 3. 4, Campana op. di plast. t. 1. 2., d. h. als 104 bewaffnete Tänzer welche durch das Getöse ihrer ehernen Waffen, indem sie mit den Schwerdtern auf die Schilde schlagen, das Geschrei des neugebornen Kindes übertäuben, damit es von dem grausamen Vater nicht gehört werde; wahrscheinlich weil man einem solchen Getöse von Waffen oder ehernen Becken einen schützenden Einfluß gegen die Gefahren unheimlicher Mächte des Himmels zuschrieb, daher ähnliche Gebräuche beim Aufgange des Sirios d. h. dem Anbruch der Hundstage und bei Mondfinsternissen beobachtet wurdenVgl. unten b. Sirios und Liv. 26, 5, Tacit. A. 1, 28, Ovid M. 4, 333, Stat. Theb. 6, 686, Plut. Aemil. Paul. 17. Aehnliche Gebräuche beobachtete Roß Kleinas. 7 auf der Insel Megiste an der Küste von Lykien.. Also eine dämonische Wache des Zeus und männliche Pfleger seiner Jugend, daher sie auch für seine ersten Verehrer galten und bei dem mystischen Gottesdienste des idaeischen Zeus in seiner Höhle, wie bei dem des Zeus und der Rhea zu Knosos auf mehr als eine Weise betheiligt warenΔιὸς τροφεῖς καὶ φύλακες Str. 10, 472. Eurip. Bacch. 120 ὦ ϑαλάμευμα Κουρήτων ζάϑεοί τε Κρῆτες διογενέτορες ἔναυλοι u. s. w. Cret. fr. 475 ἐξ οὗ Διὸς Ἰδαίου μύστης γενόμην καὶ νυκτιπόλου Ζαγρέως βροντὰς τάς τ' ὠμοφάγους δαῖτας τελέσας Μητρί τ' ὀρείῳ δᾷδας ἀνασχὼν καὶ Κουρήτων βάκχος ἐκλήϑην ὁσιωϑείς. Vgl. Porph. d. antr. nymph. 20, Ennius Euhem. p. 173, Lobeck Agl. 1121 sqq. und die kretische Landessage viel beschäftigten. Diese erzählte vom Zeus dann weiter wie er mit Kronos gekämpft und ihn bezwungen habe, auch von einer Gigantomachie, der Vermählung mit der Hera, der Geburt der Athena u. s. w., denn es lag in der Natur solcher Gottesdienste daß sie sich soviel als möglich den ganzen Sagenkreis der späteren Tradition anzueignen suchtenDiod. 5, 71. 72.. Bis er zuletzt auf Kreta auch gestorben sei, was man durch sein Grab bewies, worauf sich wieder die Euhemeristen für ihre Meinung beriefen daß die Götter eigentlich Menschen gewesen seien. Und doch ist dieses Sterben des Zeus nichts weiter als ein starker Ausdruck derselben Affectionen des Himmelsgottes, welche der arkadische und attische Cultus und die anderer Gegenden in milderen Bildern andeutetenIn Argos gab es einen kahlköpfigen Zeus, Gem. Protr. p. 33 P., also einen überalten, wie sonst Kronos gedacht wurde. Die Phryger glaubten daß ihr Gott im Winter schlafe, im Sommer wieder erwache, die Paphlagonen daß er im Winter gebunden und eingesperrt, im Frühlinge wieder befreit werde, Plut. Is. Os. 69.. Auch ist anzunehmen daß jener Gegensatz von Geburt und Tod des Zeus sich auf Kreta in entsprechenden Gebräuchen einer Frühlings- und einer winterlichen Feier oder einer Feier im heißen 105 Sommer darstellte, wie wir namentlich durch Euripides von schwermüthigen Gebräuchen wissen die sich auf den Tod des Zeus bezogen und diesen Gott zugleich als einen himmlischen und als einen unterirdischen feiertenEurip. fr. 904 σοὶ τῷ πάντων μεδέοντι χοὴν πέλανόν τε φέρω, Ζεὺς εἴτ' Ἀίδης ὀνομαζόμενος στέργεις und σὺ γὰρ ἔν τε ϑεοῖς τοῖς οὐρανίδαις σκῆπτρον τὸ Διὸς μεταχειρίζων χϑονίων ϑ' Ἅιδῃ μετέχεις ἀρχῆς. Wahrscheinlich aus den Kretern wie die vorhin citirten Verse. Ueber die Weise vgl. Porph. v. Pythag. 17.. – Außerdem wurde Zeus auf dieser ihm ganz ergebenen Insel aber auch in andern Gegenden unter verschiedenen Beinamen verehrt, welche bald gewissen Bergen und örtlichen Eigenthümlichkeiten entlehnt sind bald auf siderische Beziehungen deuten. Die letzteren scheinen mit demselben Einfluß phoenicischer Culturelemente zusammenzuhängen, der sich auch in den Sagen von der Europa, vom Minos und Minotauros, vom Talos u. s. w. deutlich genug zu erkennen giebt. So wurde in Gortys ein Zeus Ἀστέριος d. h. als Herr des gestirnten Himmels und der Sonne verehrt, auf den wir bei diesen Sagen zurückkommen werden. Ferner gab es zu Phaestos einen Zeus Γελχανός, den die Münzen der Stadt jugendlich und unbärtig darstellen, unter Gebüsch und Pflanzen auf einem Baumstamme sitzend, auf seinem Schooße ein Hahn, das Symbol des frühen Morgens, auf dem Rev. der aus jenen Sagen bekannte Sonnenstier; endlich in andern Gegenden einen mehrfach erwähnten Zeus Ταλλαῖος, welcher vermuthlich wie jener den oft als Zeus verehrten Sonnengott bedeuteteHes. v. Γελχανός (γ für ϝ) und ταλαῖος, vgl. Welcker G. G. 2, 244. Ζ. Ταλλαῖος nach Inschriften in Olus, Lato, Dreros b. Knosos, Ταλλαῖα ὄρη b. Rhitymna, C. I. n. 2554. 2569. Hes. τάλως ὁ ἥλιος..

Unter den übrigen Inseln ist Rhodos auszuzeichnen, wo das Atabyrische Gebirge dem Zeus heilig war, auch so ein Berg um den Gewölk zu lagern pflegt und von dem der Blick weithin über die umliegenden Inseln und Küsten reicht, westlich bis Kreta. Und hier deutet nun auch der Name des Gebirges und des Cultes bestimmt auf phoenikischen EinflußPindar. Ol. 7, 87 Ζεῦ πάτερ νώτοισιν Ἀταβυρίου μεδέων, vgl. Apollod. 3, 2, 1, Diod. 5, 59, Roß Griech. Inseln 3, 105 ff. und über den phoenikischen Ursprung Movers Phoenikier 1, 26; 2, 2, 246 ff.. Wieder anderen Formen begegnen wir auf dem lydischen Tmolos, wo Zeus nach dem Dichter Eumelos geboren wurde, und auf dem Sipylos, wo die alte Sage vom Tantalos zu Hause ist, endlich in dem mythisch so hochberühmten Gebiete des troischen Idagebirges. Auch hier war der Gipfel des Berges dem Zeus geheiligt, aber zugleich 106 der Berggipfel der Stadt TroiaIl. 22, 170, ὃς μοι πολλὰ βοῶν ἐπὶ μηρί' ἔκηεν Ἴδης ἐν κορυφῆσι πολυπτύχον, ἄλλοτε δ' αὔτε ἐν πόλι ἀκροτάτῃ. Vgl. Aeschyl. Niob. fr. 157 (oben S. 92, [Anmerkung 188]) u. die Auszüge aus Clarke travels b. Klausen Aen. u. d. Penaten 177. 557., in dessen Sagen von Dardanos bis Hektor der idaeische Zeus eine so hervorragende Stelle einnimmt. Aber auch von der Geburt des Zeus wußte die spätere Ortssage des Idagebirges in eigenthümlicher Version zu erzählen, wobei die Bergmutter Rhea unter dem Namen Adrastea erschien, von welcher die unter den Pflegerinnen des Zeus genannte idaeische Nymphe Adrastea nur eine spätere Version zu sein scheint.

Aus diesen und andern Ueberlieferungen hat sich die gewöhnliche mythische Geschichte des Zeus zusammengesetzt, in welcher die Dichtungen von der Titanomachie und den übrigen Kämpfen um die Herrschaft schon deshalb für die ältesten gelten müssen weil sie sich um den alten Götterberg, den thessalischen Olympos bewegen und die alte Vorstellung von dem mächtigen Weltherrscher Zeus, wie sie das Epos ganz durchdringt, am reinsten aussprechen. Dahingegen die Erzählung von seiner Geburt offenbar aus wesentlich andern Elementen des örtlichen Gottesdienstes entsprungen ist und niemals aufgehört hat Legende d. h. eine Ueberlieferung des örtlichen Cultus zu sein, wie sie in dieser Form außer den bemerkten Gegenden auch noch auf Naxos, in Messenien und Arkadien auftritt, wohin sie sich von Kreta aus verbreitet hatteZeuscult auf Naxos, C. I. n. 2417. 2418, Schoem. op. 2, 262. Die arkadische Geburtssage ist durch Kallimachos in seinem Hymnus auf Zeus verherrlicht worden, der ihr sogar den Vorzug vor der kretischen gab. Mehr bei Paus. 3, 38, 2. 3. Außerdem erzählte man in Elis, in Achaia und in Theben von der Geburt des Zeus, offenbar erst durch spätere Uebertragung. Auch auf Sicilien, wo Zeus auf der Höhe des Aetna thronte, pflegte man die s. g. Mütter nach kretischem Vorbilde als Ammen des Zeus zu denken, Diod. 4, 79. 80.. Endlich sind in der Mythologie die vielen Ehen und Liebeshändel des Zeus besonders berühmt oder vielmehr berüchtigt, da ihre kosmogonische und theogonische Bedeutung bald vergessen, die ethische Leichtfertigkeit dagegen um so mehr hervorgehoben wurde. Der allgemeine Grund ist die Vorstellung von dem befruchtenden Naß des Himmels, wie beim Uranos und beim Hermes, die Ursache aber der außerordentlich großen Anzahl dieser ehelichen und erotischen Verbindungen die Entstehung des griechischen Göttersystems aus verschiedenen Religionskreisen und die große Zahl der landschaftlichen Sagen und der edlen Geschlechter, welche ihre Fruchtbarkeit, 107 ihre Heroen, ihre Ahnherrn vom Zeus ableiteten; vielleicht auch die Einwirkung asiatischer PolygamieSo spricht die Ilias oft von mehreren Frauen des Priamos neben der Hekabe, 21, 88; 22, 48; 24, 495.. Mit der Zeit wurden diese Verbindungen zu einem besondern Thema des theogonischen und epischen GesangesIl. 14, 315–328, Od. 11, 260 ff., Hesiod th. 886 ff., wobei theils die Folge derselben geregelt theils ursprünglich ganz poetisch und allegorisch gemeinte Gestalten eingeschoben wurden, wie Metis Themis Mnemosyne. Nach Hesiod war die Ehe mit der Metis die erste, die mit der Hera die letzte, dahingegen nach der älteren epischen Ueberlieferung die mit der Hera die erste und einzig legitime war, nur daß etwa Leto wenigstens im Kreise der Apollinischen Religion auch als wirkliche Gattin des Zeus angesehen wurdeOd. 11, 580 Διὸς κυδρὴ παράκοιτις, Il. 21, 499, H. in Ap. Del. 1–13.. Und ebenso stellte sich mit der Zeit bei den Verbindungen des Zeus mit sterblichen Frauen eine bestimmte Folge fest, zunächst in der argivischen Landessage wo die Dichtungen von solchen Liebschaften und von der Eifersucht der Hera besonders häufig waren: Niobe wurde hier für die erste, Alkmene für die letzte Geliebte des Zeus angesehenApollod. 2, 1, 7; 3, 8, 1, Diod. 4, 14.. Ueberdies pflegte mit der Zeit die reflectirende Poesie allerlei höhere Motive für diese Verbindungen zu suchen, wie z. B. Pindar in einem Gedichte, nach welchem sich Zeus zuerst mit der Themis verband und zwar nach dem Siege über die Titanen, die Götter bei dieser Feier ihren Herrscher bitten ließ auf die Erzeugung von göttlichen Mächten bedacht zu sein, welche so große Dinge und seine ganze schöne Weltordnung zierlich zu singen und in rhythmischer Tonkunst auszuführen wüßten; was zur Verbindung mit der Mnemosyne und zur Entstehung der Musen führte. Und was die sterblichen Frauen betrifft so pflegt Zeus zwar hier gewöhnlich durch Reiz und Schönheit bestimmt zu werden, aber die Erzeugung des Herakles suchte man doch auch bald vornehmlich durch seine Fürsorge für das menschliche Geschlecht zu erklärenPind. N. 10, 10, Aesch. Pr. 649 ff., Hesiod sc. Herc. 28, Diod. 4, 9.. Im Allgemeinen aber ist bei allen diesen Mythen und Märchen wohl zu bedenken daß Zeugung in der Naturreligion und Mythologie dasselbe ist was Schöpfung in den deistischen Religionen, wie ja namentlich die ganze theogonische Dichtung und insbesondere die vom theogonischen Eros auf diesem Principe beruht. 108 Indessen konnte es nicht fehlen daß solche Fabeln mit der Zeit entweder anstößig oder einseitig von der erotischen Seite ausgebeutet wurden, und dieses ist bekanntlich beim Zeus ganz besonders der Fall gewesen. Die Komiker und die bildende Kunst, soweit sie der Komödie entspricht, pflegten diese Geschichten zu parodiren, wie davon der Amphitruo des Plautus das beste Beispiel giebt, andere besonders die vielen Verwandlungen herauszugreifen, unter denen Zeus in den landschaftlichen Sagen aufzutreten pflegt, die meisten den erotischen Inhalt hervorzuheben und dem Sinnenreiz zu huldigen, Dichter sowohl als Künstler, wie z. B. die Liebe zur Leda und die zum Ganymedes von der bildenden Kunst vorzüglich in diesem Sinne dargestellt wurde. Uebrigens hatte schon Hesiod gedichtet daß Zeus einen falschen Eid der Verliebten verzeihe, da er es selbst nicht besser gemacht habeἐκ τοῦ δ' ὅρκον ἔϑηκεν ἀπήμονα ἀνϑρώποισιν νοσφιδίων ἔργων πέρι Κύπριδος, G. Hermann Op. 2, 257. Vgl. Hes. v. ἀφροδίσιος ὅρκος und Apollod. 2, 1, 3., und auch das Laster der Knabenliebe durfte sich auf Zeus als ersten Urheber berufen.

In dem gewöhnlichen Cultus des häuslichen und öffentlichen Lebens traten dagegen weit mehr die religiösen und sittlichen Momente des Zeusdienstes hervor und zwar mit den verschiedensten Antrieben zur Frömmigkeit und zur Gerechtigkeit.

So war Zeus zur Pflege der körperlichen Rüstigkeit und Streitbarkeit, die bei den Griechen so wesentlich zum Begriffe der ἀρετὴ gehörte, eins der wirksamsten Vorbilder und zugleich Stifter der wichtigsten Institute zur Uebung derselben. Denn der Sieg über die Titanen und Giganten hatte zugleich die ethische Bedeutung des Ingrimms über alles Wüste und Unholde, welches Zeus mit gewaltiger Faust niederwirft um eine bessere Ordnung der Dinge herzustellen, wie sein Sohn und Bote Herakles in demselben Sinne auf der Erde wirkt. Daher sind beide ganz vorzugsweise ἀγώνιοι und Herakles weihte dem Zeus das große Nationalspiel der Olympien zu Elis, welchen Spielen der Gott selbst als thronender Olympier d. h. als Titanensieger vorstand, wie dieses auch in der örtlichen Sage hervorgehoben wurde. Außerdem stand noch ein zweites von den vier großen Nationalspielen unter seinem Schutze, die Nemeen, und in Ithome feierte man dem Zeus in älterer Zeit sogar gymnische und musische Weltkämpfe (Paus. 4, 33, 3), welche letzterem durch die 109 enge Verbindung des Musendienstes mit dem Zeusdienste motivirt waren. Die arkadischen Lykaeen sind schon erwähnt; in Argos verehrte man einen Ζ. σϑένιος mit einem Kampfspiele das man Σϑένια nannte, also den Gott der körperlichen Stärke, welche Seite sonst am Zeus nicht so häufig wie z. B. am Poseidon hervorgehoben wird; doch sind Κράτος und Βία aus der theogonischen Dichtung und aus Aeschylos als seine unzertrennlichen Begleiter bekannt, wie Ζῆλος und Νίκη. Denn auch der Sieg und die Entscheidung der Schlachten kommt vom ZeusIl. 19, 224 ἐπὴν κλίνησι τάλαντα Ζεύς, ὅς τ' ἀνϑρώπων ταμίης πολέμοιο τέτυκται., der deshalb selbst der Anführer im Kriege ist (ἀγήτωρ), welcher im Kampfe hilft als στήσιος (stator) und den Sieg und Triumph schenkt als τροπαῖος. Daher man ihn auch als den kriegerischen und streitbaren schlechthin verehrte, als ἄρειος, wie Zeus ja der Vater des Ares und der Athena war und namentlich Ares nach seiner physikalischen und ethischen Bedeutung fast ganz mit diesem Ζ. ἄρειος zusammenfällt. Zu Olympia gab es einen Altar dieses Gottes, an welchem Oenomaos der Sage nach vor seinen blutigen Wettkämpfen geopfert hattePaus. 5, 14, 5. In der gewöhnlichen Tradition ist dieser Schutzgott und Vater des Oenomaos Ares. Ζ. ἀγήτωρ u. τροπαῖος in Sparta Xenoph. rep. Lac. 13, 2, Paus. 3, 12, 7. und in Epiros pflegten sich nach altem Herkommen der König und das Volk beim Ζ. ἄρειος gegenseitige Treue zu geloben (Plut. Pyrrh. 5). In ganz eigentümlicher Gestalt aber tritt diese kriegerische Auffassung in dem karischen Culte des Ζ. Λαβρανδεύς, Χρυσάωρ und Στράτιος hervor, den man auf Münzen mit der Streitaxt, auf anderen in vollständiger Hoplitenrüstung erblickt: ein Dienst welcher nach Herodot den Karern Lydern und Mysern als verwandten Völkern gemeinsam warΖ. Κάριος zu Mylasa, Ζ. Στράτιος zu Labranda Herod. 1, 171; 5, 119. Auch das Geschlecht des Isagoras zu Athen opferte dem Ζ. Κάριος ib. 5, 66. Der Beiname Χρυσάωρ ist von dem goldnen Doppelbeile zu verstehen, welches auf karisch und lydisch λάβρους hieß und auf den karischen Münzen, wie auf denen von Tenedos zu sehen ist. Es ist das Doppelbeil, welches die Amazonenkönigin getragen und Herakles nach deren Erlegung der Omphale geschenkt hatte, worauf es bei den lydischen Königen verblieb, bis es die Karer den Lydern in einer Schlacht abnahmen und ihrem Zeus in die Hand gaben. Auch der Zeus von Tarsos und Jup. Dolichenus schwingen ein solches Doppelbeil, welches wohl eigentlich den Blitz bedeuten sollte, wie man im neugriechischen Astro-peléki vom Blitze sagt. Vgl. Strabo 14, 659, Plut. Qu. Gr. 45. Auch in Heraklea am Pontos wurde dieser Ζ. Στράτιος verehrt und in Amastris ein Ζ. Στρατηγός. und in welchem wie es scheint 110 Zeus zugleich die physikalische Bedeutung des Donnerers, des später in Kleinasien oft erwähnten Ζ. βροντῶν, und die ethische des nationalen Kriegsgottes und Heerführers hatte.

Ferner hatte Zeus auch an der nationalen Mantik einen bedeutenden Antheil. Denn als Weltherrscher ist dieser Gott auch Inhaber und Verkündiger der Weltgesetze (ϑέμιστες), deren Personification und Prophetin Themis deshalb seine Gemahlin ist, Daher sieht er Alles und weiß Alles (Hesiod W. T. 267 πάντα ἰδὼν Διὸς ὀφϑαλμὸς καὶ πάντα νοήσας) und es versteht sich bei dieser geistigen Allgegenwart des obersten Himmelsgottes von selbst daß auch die Zukunft in seiner Hand ist und alle Andeutungen und Verkündigungen derselben auf ihn als auf ihre höchste Quelle zurückweisen. Vorzüglich sind es die himmlischen Erscheinungen durch die er seinen Willen verkündigt, besonders der Blitz und Donner und sein königlicher Vogel, der AdlerKallim. H. in Iov. 68 m. d. Anm. v. Spanheim., aber auch alle anderen himmlischen Erscheinungen, wie sie namentlich der Landmann oder der Schiffer beobachtete, daher alle diese Erscheinungen unter dem allgemeinen Ausdruck Διοσημίαι zusammengefaßt wurden. Eine andre Klasse solcher vom Zeus kommenden Andeutungen sind die geisterartigen Stimmen und Klänge der Luft und das dämonische, ohne bestimmten Anlaß sich verbreitende Gerücht, welches die Alten ὄσσα nanntenὌσσα Διὸς ἄγγελος Il. 2, 94, Od. 24, 413. Dasselbe ist die in Athen göttlich verehrte Φήμη, Paus. 1, 17, 1. Daher Ζ. εὔφημος und εὐφάμιος, Hesych. auch ὀμφαὶ d. i. omina, daher der allgemeine Beiname Ζ. πανομφαῖος. Daher ist der alte hochberühmte Prophet Tiresias wesentlich ein Prophet des Zeus und seine Weissagung eine Gabe dieses Gottes und überhaupt zielt alle Kunst der Weissagung dahin den Rath des Zeus zu erspähen, welcher indessen, wie Hesiod einschärft, immer viel reicher ist als alle prophetische Erkenntnißb. Clem. Al. Str. 5. p. 727 μάντις δ' οὐδείς ἐστιν ἐπιχϑονίων ἀνϑρώπων, ὅστις ἂν εἰδείη Ζηνὸς νόον αἰγιόχοιο.. Von dem Orakel des Zeus zu Dodona ist bereits die Rede gewesen. Neben demselben galt in historischer Zeit besonders das Ammonium in Libyen, welches zwar aegyptischen Ursprungs war, aber so zeitig mit Griechenland in Verbindung stand und von dort so oft befragt und durch Hymnen und religiöse Sendungen gefeiert wurde, auch unverkennbar auf Dodona so bedeutend eingewirkt hat, daß es unbedenklich unter den 111 hellenischen Cultusstätten des Zeus erwähnt werden darfBöckh Staatsh. 2, 132. Pindar dichtete einen Hymnus auf den Ammon, in dem er ihn Ὀλύμπου δεσπότα anredete, vgl. P. 4, 16 Διὸς ἐν Ἄμμωνος ϑεμέϑλοις und Paus. 9, 16, 1.. Aber auch zu Olympia bestand ein Orakel des Zeus und zwar ein sehr alterthümliches, das in früherer Zeit auch sehr berühmt gewesen und in späterer wenigstens von Sparta aus befragt wurdeStrabo 8, 533 sagt daß dieses Orakel zuerst den Ort berühmt gemacht habe. Pindar gedenkt seiner oft, so wie der Iamiden. Vgl. Xenoph. Hell. 4, 7, 2.; das weissagerische Geschlecht der Iamiden stand demselben bis zu den letzten Zeiten des Griechenthums vor, indem es die doppelte Kunst der Divination übte, in der alterthümlichen und weit verbreiteten Form der Empyromantie d. h. der Weissagung aus dem brennenden Opfer, und der Weissagung nach mantischen Stimmen und Klängen. Endlich galt das berühmteste aller griechischen Orakel, das zu Delphi, zwar nicht unmittelbar für ein Orakel des Zeus, wohl aber der pythische Apoll für den Mund des Zeus, Διὸς προφήτης, schon bei Homer und noch entschiedener bei den attischen DichternNägelsbach Hom. Th. 105, vgl. Schol. Soph. O. C. 793, Macrob. S. 5, 22, 11..

Desgleichen war Zeus in dem Systeme der griechischen Reinigungen und Sühnungen einer der wichtigsten und wirksamsten Götter. Denn er ist auch καϑάρσιος und zwar in der doppelten Sphäre des Naturlebens und des menschlichen Lebens. In der ersteren Hinsicht haben schon die oben behandelten Localdienste, besonders der attische, auf den allgemeinen Zusammenhang der religiösen Ideen geführt, welchen verwandte Gebräuche noch mehr ins Licht setzen werden. Vorzüglich diejenigen welche den in der heißesten Zeit des Jahres, zur Zeit der Hundstage verehrten Gott des erfrischenden Thaus und der kühlenden Winde betreffen, den Zeus ἰκμαῖος und Sender der Etesien, auf welchen Cult wir bei den Mythen vom Aristaeos und Aktaeon ausführlicher zurückkommen werden. Hier sei nur auf die merkwürdigen Gebräuche des Berges Pelion hingewiesen, von denen Dikaearch in einem Bruchstück seiner Beschreibung von Griechenland erzählt. Auf dem obersten Gipfel dieses fruchtbaren und reich bevölkerten Gebirgs befand sich die in vielen Sagen erwähnte Chironische Höhle, der Sitz jenes wegen seiner Heilkraft und der Erziehung vieler junger Helden berühmten Kentauren, und ein Heiligthum des Zeus ἀκραῖος d. h. des 112 Gottes der Bergspitzen und des Wetters, welches in der ganzen Umgegend sehr angesehen warHistor. gr. fragm. ed. C. Müller 2, 262: ἐπ' ἄρκας δὲ τῆς τοῦ ὄρους κορυφῆς σπήλαιόν ἐστι τὸ καλούμενον Χειρώνιον καὶ Διὸς ἀκταίου ἱερόν u. s. w. Es ist zu schreiben Διὸς ἀκραίου, wie verschiedene in der Gegend gefundene Inschriften lehren, B. Stark b. Gerhard D. u. F. 1859 S. 92.. Namentlich pflegten beim Beginn des heißesten Sommers, wenn der Hundsstern am Himmel erschien, ausgewählte Jünglinge aus der Stadt Demetrias, wie es scheint, in Procession zu diesem Heiligthum hinaufzuziehn, und zwar bekleidet mit frischen und recht zottigen Widderfellen: so kalt war es oben auf jenem Gipfel, setzt Dikaearch hinzu, doch war der wirkliche Grund dieses Gebrauchs ohne Zweifel ein religiöser. Der Widder und das Fell des geopferten Widders war nehmlich ein altherkömmliches Symbol des Ζ. μειλίχιος d. h. des gnädigen, in diesem Zusammenhange offenbar desjenigen zu dem man um Regen und Kühlung betete, daher dieses Fell auch schlechthin Διὸς κώδιον oder δῖον κώδιον genannt und bei verschiedenen religiösen Veranlassungen, welche aber immer die Bedeutung einer Sühnung hatten, angewendet wurde: namentlich bei den s. g. ἀποδιοπομπήσεις d. h. den die zürnende Macht des Himmels, den Ζ. μαιμάκτης versöhnenden Wallfahrten und OpfergebräuchenLobeck Agl. 183 sqq., meine Fragm. Polemonis 139 sqq.. Weit wichtiger als diese Bedeutung des Ζ. καϑάρσιος ist indessen die ethische, wie sie sich besonders in gewissen Gebräuchen und Traditionen der Mordsühne ausspricht, deren in alten religiösen Instituten und Sagen häufig gedacht wird, denn Zeus war ja auch ein Gott des Lichtes und der ätherischen Klarheit und schon deshalb mußten sich vorzugsweise in seinem Cultus kathartische Ideen entwickeln. Dazu kommt daß von ihm als höchstem Ordner und Gesetzgeber des menschlichen Lebens auch die Störungen desselben durch sinnverwirrende Leidenschaft, die so leicht als göttliche Plage erscheint, abgeleitet wurden. Also von Zeus kommt das Verhängniß der Geistesverwirrung (ἄτη) die den Menschen zum Verbrechen treibt, aber Zeus ist auch Urheber der Sühnung und sühnenden Wiederherstellung der durch Verbrechen und Leidenschaft gestörten Ordnung. Er ist Rächer der Blutschuld und jeder anderen Schuld (ἀλιτήριος, ἀλάστωρ, παλαμναῖος), aber auch der Sühner und Abwender aller bösen Schuld und alles bösen Schadens (ἀλεξίκακος, ἀποτρόπαιος), und eine heilende Zuflucht 113 jedes bußfertigen Verbrechersπροστρόπαιος, ἱκέσιος, ἱκετήσιος Od. 13, 213, ἵκτωρ, ἱκτήρ, ἱκταῖος, ἀφίκτωρ Aesch. Suppl. 1. 380. 474. 640, auch φύξιος und ἐξακεστήριος, vgl. Poll. 8, 142 τρεῖς ϑεοὺς ὀμνύναι κελεύει Σόλων, ἱκέσιον καϑάρσιον ἐξακεστῆρα. Einen Ζ. παιὰν ἐν Ῥόδω kennt Hesych.. Und so erscheint er auch in vielen alten Sagen, besonders in der vom Ixion, dem ersten Mörder und dem ersten ἱκέτης, den Zeus von der Blutschuld reinigt, der aber gleich darauf von neuem und ärger sündigt und deshalb von Zeus in der bekannten Weise gestraft wird. Ferner in den merkwürdigen und sinnverwandten Sagenkreisen von Lykaon und den LykaonidenDa sich in dem von Deukalion begründeten Lykoreia auf dem Parnaß eine Sühnstätte des Ζ. φύξιος befand, neben dem Apoll in gleicher Bedeutung verehrt wurde, so wird auch wohl die arkadische Stadt Lykosura und der Dienst der Z. Lykaeos dieselbe Bedeutung gehabt haben, s. O. Jahn Ber. d. Sachs. G. d. W. 1847 S. 423 ff. und oben S. 100. und Athamas und den Athamantiden, auf welchen letzteren die Argonautensage führen wird. Aber auch die Danaiden wurden auf Befehl des Zeus durch Athena und Hermes gesühnt (Apollod. 2, 1, 5), welche Götter hier wie gewöhnlich als die vertrauten und verwandten Vollstrecker seines Willens erscheinen. Und so wurde Theseus, als er mit dem Blute der Räuber befleckt nach Athen kam, von den Phytaliden am Altare des Ζ. μειλίχιος gereinigt, welchem Gott in Argos nach einem blutigen Aufstande ein Bild zur Sühne errichtet wurde; und Orestes genas nach lakedaemonischer Sage auf einem Steine sitzend, den man Ζ. καππώτας d. i. καταπαύτας, den Beruhiger nanntePaus. 1, 37, 4; 2, 20, 1; 3, 22, 1.. Endlich ist auch auf den kretischen Sühnpriester Epimenides zu verweisen, da er ganz der Sphäre des kretischen Zeuscultes angehörte, ein Priester welcher zu seiner Zeit in der Kunst der Sühnungen und Reinigungen, mit denen auch kathartische Heilkunde und Wahrsagerei verbunden zu sein pflegte, besonders berühmt war und sich um Athen in der Zeit der Kylonischen Unruhen als Sühner und Verordner von gottesdienstlichen Gebräuchen nicht wenig verdient machte.

Endlich die unmittelbaren Beziehungen des Zeuscultus zu allen möglichen ethischen Seiten des Familien-, des socialen und des Staatslebens, in welches kein anderer Gott auf so vielseitige Weise eingriff als er, immer als höchstes und letztes Princip aller Ordnung und Regierung, aber dabei freundlich und milde, ein Freund der patriarchalischen Behaglichkeit, der altherkömmlichen Lebenssitte, auch des heiteren Wohllebens. 114 Ueberall erscheint Zeus hier als Vater der Götter und Menschen und als König wie er bei Homer so oft genannt wird, als König im Sinne der heroischen Zeit d. h. als das patriarchalische Oberhaupt der Familien und Stämme und zugleich als Richter, wie dieses Hesiod in den W. T. einschärft. Besonders interessant ist es diese Idee durch alle jene kleineren und größeren Gliederungen zu verfolgen, an denen das antike Leben so reich war, von dem einfachen Haushalte bis zur allgemeinen Landes- und Stammesverbindung sowie nach den verschiedenen Seiten des Rechtswesens, des geselligen Verkehrs, des Fremdenverkehrs. So im Hauswesen der im innern Hofe verehrte Ζ. ἑρκεῖος und der den Heerd behütende ἐφέστιος oder ἑστιοῦχος, der unsichtbare Patron der Familie, der ihre Glieder zusammenbindetSoph. Ant. 486 ἀλλ' εἴτ' ἀδελφῆς ἐίϑ' ὁμαιμονεστέρα τοῦ παντὸς ἧμιν Ζηνὸς ἑρκείου κυρεῖ. Daher auch ξύναιμος ib. v. 659 u. ὁμόγνιος Eur. Andr. 921, Aristoph. Ran. 750, vgl. Harpokr. ἑρκεῖος Ζεύς, ᾦ βωμὸς ἐντὸς ἕρκους ἐν τῇ αὐλῇ ἵδρυται, daher auch μεσέρκιος Hes., der Schirmvogt des Familienrechtes und Hausregimentes, an dessen Altar der Hausvater als Priester seines Hauses waltet: daher dieser Altar und das Bild des Ζ. ἑρκεῖος in den alten Königsburgen, die zugleich Mittelpunkte des Staates waren, von besonderer Heiligkeit und Bedeutung zu sein pflegteBesonders berühmt war der Ζ. ἑρκεῖος des Laomedon, an dessen Altar Priamos getödtet wurde und den man später in Argos zu besitzen glaubte, Paus. 2, 24, 5; 8, 46, 2. Von dem des Odysseus, ἔνϑ' ἄρα πολλὰ Λαέρτης Ὀδυσεύς τε βοῶν ἐπὶ μηρί' ἔκαιον, Od. 22, 335.. Als ζύγιος und γαμήλιος oder τέλειος ist Zeus neben der Hera ein Patron des ehelichen LebensPlut. Q. R. 2 πέντε δεῖσϑαι ϑεῶν τοὺς γαμοῦντας οἴονται, Διὸς τελείου καὶ Ἥρας τελείας καὶ Ἀφροδίτης καὶ Πειϑοῦς, ἐπὶ πᾶσι δ' Ἀρτέμιδος. Vgl. Diod. 5, 73, Sch. Aristoph. Thesm. 973. Doch wurde Ζ. τέλειος gewöhnlich für einen τελεσιουργὸς im weitern Sinne des Worts genommen, Pind. Ol. 13, 115 Ζεῦ τέλει' αἰδῶ δίδοι καὶ τύχαν τερπνῶν γλυκεῖαν. P. 1, 67, Aesch. Ag. 973 Ζεῦ Ζεῦ τέλειε τὰς ἐμὰς εὐχὰς τέλει. Eum. 28 τέλειον ὕψιστον Δία. Suppl. 524 ἄναξ ἀνάκτων, μακάρων μακάρτατε καὶ τελέων τελειότατον κράτος, ὄλβιε Ζεῦ., als πλούσιος und κτήσιος schafft er dem Hause Besitz in seine VorrathskammerIl. 23, 298 μέγα γάρ οἱ ἔδωκεν Ζεὺς ἄφενος. Es ist der Segen der aus der Wolke quillt, daher Il. 2, 670 καί σφιν ϑεσπέσιον πλοῦτον κατέχευε Κρονίων. Vgl. Od. 4, 207 ᾧ τε Κρονίων ὄλβον ἐπικλώσῃ γαμέοντι τε γιγνομένῳ τε, Od. 6, 188, Hesiod W. T. 281. 379 u. A., daher Ζ. ὄλβιος C. I. n. 2017. Das Bild des κτήσιος pflegte in der Vorrathskammer aufgestellt zu werden, Harpokr. Athen. 11, 46.. Endlich in den weiteren Kreisen der bürgerlichen Einigung nach Geschlechtern und Phratrien wurde er als γενέϑλιος, πατρῶος, 115 φράτριος, ἀπατούριος verehrtUeber Ζ. γενέϑλιος Lob. Agl. 767, über Ζ. πατρῶος, den die Athenienser nicht so nannten, weil sie ihren Stamm nicht von ihm, sondern von Apoll ableiteten, Plato Euthyd. 392 D. Ζεὺς δ' ἡμῖν πατρῶος μὲν οὐ καλεῖται, ἑρκεῖος δὲ καὶ φράτριος καὶ Ἀϑηναίη φρατρία, Lob. ib. 770. Ζ. ἀπατούριος b. Conon narr. 39. Ueber Ζ. ὁμολώιος, dessen Name b. Suid. u. Schol. Eur. Phoen. 1119, Paus. 9, 8, 3 auf verschiedene Weise erklärt wird, s. Welcker G. G. 2, 208., in weiteren landschaftlichen und Stammesverbindungen auch als das unsichtbare Haupt von diesen, z. B. der Ζ. Ὁμολώιος bei den Aeolern in Thessalien und Boeotien, besonders in Theben, Ζ. Ὁμαγύριος bei den Achaeern, Ζ. Ἑλλάνιος oder Πανελλήνιος auf Aegina, welcher auf dem höchsten Gipfel der Insel thronte und durch Aeakos und sein Gebet für alle die sich zu dem Namen der Hellenen bekannten so bedeutungsvoll geworden war, mit der Zeit in immer weiteren KreisenPaus. 1, 44, 13; 2, 29, 6, vgl. Herod. 9, 7, den Ζ. Ἑλλάνιος auf Münzen von Syrakus u. s. w. Der auf Aegina ist der älteste, Pind. N. 5, 10, der in Sparta b. Plut. Lykurg. 6 unsicher. Ueber jenen Berg auf Aegina, jetzt Hagios Elias, Theophr. σημε ων 1, 24 ἐὰν εν Αἰγίνῃ ἐπὶ τοῦ Διὸς τοῦ Ἑλληνίου νεφέλη καϑίζηται, ὡς τὰ πολλὰ ὕδωρ γίνεται: eine noch heute in Athen, wo man diesen Berg gerade vor sich hat, und in der ganzen Umgegend bekannte Wetterregel.. Ferner ist, da es bei allen solchen Verbindungen nicht an festlichen Zusammenkünften und heiterer Lust und Freude fehlte, Zeus darüber auch zum Gotte heiterer Freundschaft und guter Kameradschaft geworden, in welcher Bedeutung er als Ζ. φίλιος, ἑταιρεῖος, χάρμων verehrt und mit den Attributen des Dionysos dargestellt wurdeDio Chrys. Or. 1 p. 9 Emp. φίλιος δὲ καὶ ἑταιρεῖος ὅτι πάντας ἀνϑρώπους ξυνάγει καὶ βούλεται εἶναι ἀλλήλοις φίλους, ἐχϑρὸν δὲ ἢ πολέμιον μηδένα, vgl. Herod. 1, 44, Meineke Com. Med. p. 543, Com. Nov. p. 384 und über das Dionysosartige Bild des Polyklet meine Bemerkung in der Archäol. Ztg. 1845 S. 105. Iason soll als Führer der Argonauten diesem Zeus zuerst geopfert und in seiner Heimath Ἑταιρίδεια d. h. ein Fest der guten Kameradschaft gestiftet haben, auf welches auch die Könige von Makedonien hielten, Athen. 13, 31. Auch Kreta, dessen alter Socialismus bekannt ist, verehrte diesen Ζ. ἑταιρεῖος.. Im Staate galt er am meisten als König, βασιλεύς, welches Prädikat ihm trotz aller politischer Veränderungen auch in der späteren Zeit verbliebLactant. 1, 11, 5 regnare in coelo Iovem vulgus existimat. Id et doctis pariter et indoctis persuasum est, quod et religio ipsa et precationes et hymni et delubra et simulacra demonstrant. Vgl. Dio Chrys. l. c. und Lobeck Agl. 772., er der selbst der Olympische König ist und auf seine Würde und Rechte streng zu halten pflegte als Princip aller königlichen Herrschaft gedacht, welche nach dem bekannten Spruche die 116 Vielherrschaft ausschloß. Daher sind alle die alten Könige der Sage, Minos Aeakos Tantalos Dardanos, entweder seine Söhne oder seine Lieblinge und nahe Vertraute. Und wie Zeus selbst meist thronend und nie ohne das Symbol des Scepters, des königlichen und richterlichen Ehrenstabes vorgestellt wurde, so haben auch die irdischen Könige ihre Scepter von ihm. Im Geschlechte der Pelopiden hatte sich solch ein Scepter fortgeerbt, welches später als Reliquie zu Chaeronea verehrt wurdeIl. 2, 101, Paus. 9, 40, 6.. In historischer Zeit war dieses alte Königthum mit den Symbolen seines göttlichen Rechtes zwar meist verschollen; doch behauptete es sich mit dem Stamme der Herakliden in Sparta, auch in Makedonien und Epiros, deren älteste Traditionen deshalb gleichfalls bei dem Zeusdienste anknüpfen. In Sparta waren beide Könige aus dem von Zeus begründeten Stamme zugleich Priester des Zeus, der eine des Ζ. Οὐράνιος der andere des Ζ. Λακεδαίμων, d. h. des Königs Zeus im himmlischen Götterstaate und des göttlichen Königs von welchem die lakedaemonische und spartanische Basileia abgeleitet wurdeHerod. 6, 56. Dem Ζ. Οὐράνιος entspricht das Fest der μεγάλα Οὐράνια C. I. n. 1240. 1241, Vischer epigr. u. arch. Beiträge 26.. In Makedonien, wo die Könige sich gleichfalls vom Stamme des Herakles ableiteten, wurde dieselbe Beziehung in dem Gottesdienste des Bottiaeischen Zeus der Residenzstadt Pella festgehaltenIustin 24, 2 Iovis templum veterrimae Macedonum religionis. Alexander gründete demselben Zeus ein Heiligthum auf der Stelle wo hernach Antiochia entstand. Ueber den Zeus seiner Münzen L. Müller Numism. d' Alex. le Grand p. 10., in Epiros, wo der Aeakidenstamm regierte, in dem des Dodonaeischen. Auch Kallimachos dichtet deshalb in seinem Hymnus auf Zeus v. 79 ff. im Sinne des Alterthums und der Ptolemaeer, welche gleichfalls den Kopf und die Insignien des Zeus auf ihre Münzen zu setzen pflegten, obwohl mit einer im Sinne des hellenistischen Königthums veränderten Gedankenfärbung. Die gewöhnliche griechische Demokratie aber behauptete dieselbe Rechtsidee, indem sie den Zeus als höchsten Schirmherrn ihrer Burgen (Ζ. πολιεύς), ihrer Raths- und Volksversammlungen (Ζ. βουλαῖος, ἀγοραῖος) und sonst der verschiedensten Ordnungen und Obrigkeiten des staatlichen und städtischen Lebens verehrteΖ. Πολιεὺς in Athen Agrigent u. sonst, Ζ. βουλαῖος, ἀγοραῖος in Athen Selinus Elis Sparta u. s. w. Theogn. 757 Ζεὺς μὲν τῆσδε πόληος ὑπειρέχοι αἰϑέρι ναίων ἀεὶ δεξιτερὴν χεῖρ ἐπ' ἀπημοσύνῃ, ἄλλοι τ' ἀϑάνατοι μάκαρες ϑεοί.. Als Vorstand alles 117 Rechtswesens steht er in der innigsten Verbindung mit der strengen und jungfräulichen Dike, seiner neben ihm thronenden und mit seinem Willen alle Ungerechtigkeit strafenden Tochter, und die Tausende von unsichtbaren Geistern, welche nach Hesiod auf der Erde nach Recht und Unrecht sehen, sind die unsterblichen Wächter des Zeus (S. 68), der dabei aber auch selbst überall mit seinem Auge zugegen ist und Alles bemerkt, ob ein König oder eine Stadt auf Recht hält oder nichtKallim. in Iov. 81 ἵζεο δ' αὐτὸς ἄκρης ἐν πτολίεσσιν ἐπόψιος οἵτε δίκησι λαὸν ὑπὸ σκολιῆς οἵ τ' ἔμπαλιν ἰϑύνουσιν. Ueber Dike Hesiod W. T. 256 ἡ δέ τε παρϑένος ἐστὶ Δίκη Διὸς ἐκγεγαυῖα, κυδρή τ' αἰδοίη τε ϑεοῖς οἳ Ὄλυμπον ἔχουσιν. Aesch. Sept. 644 ἡ Διὸς παῖς παρϑένος Δίκη. Soph. O. C. 1381 ἡ παλαίφατος Δίκη ξύνεδρος Ζηνὸς ἀρχαίοις νόμοις, vgl. das Bild am Kypseloskasten Paus. 5, 18, 1. Der Dike und jenen Dämonen des Zeus verwandt sind die Praxidiken, welche später verschiedentlich gedeutet und benannt wurden, Paus. 3, 22, 2; 9, 33, 2, Suid. Hes. Ζ. δικαιόσυνος Bekk. An. 34, τιμωρός d. i. ultor auf Cypern Gem. Protr. p. 33 P.. Weil aber der Schwerpunkt des Rechtes, vorzüglich nach den ältesten Begriffen, Eid und Treue ist, so sind diese vor allem dem Zeus geheiligt (Ζ. ὅρκιος, ἐφόρκιος, πίστιος) und er rächt furchtbar jeden MeineidZu Olympia im Rathhause sah man ein Bild des Ζ. ὅρκιος, mit einem Blitze in jeder Hand, πάντων ὁπόσα ἀγάλματα Διὸς μάλιστα ἐς ἔκπληξιν ἀδίκων ἀνϑρώπων sagt Pausan. 5, 24, 2, ein Schrecken der noch durch eine Inschrift verstärkt wurde. Vgl. Thuk. 5, 47, Il. 7, 411, Od. 19, 303, Soph. Phil. 1324, Eur. Hippol. 1025 u. a., wie er denn auch bei Homer der oberste der Schwurgötter ist (Il. 23, 43) und es fortgesetzt im Rechtsverkehre der Griechen blieb. Und so sind auch sonst alle wichtigeren und fundamentalen Begriffe des Rechtslebens und Rechtsverkehres in ihm verkörpert, z. B. die Unantastbarkeit der Grenzen und des Eigenthums im Ζεὺς ὅριος, das Gastrecht und das der Schutzflehenden im Ζ. ξένιος und ἱκέσιοςOd. 17, 155; 22, 334. Ζ. ὅριος b. Plato leg. 8, 842 E, Demosth. π. Ἀλονν. 40. Ζ. ἐφέστιος Herod. 1, 44, Eustath. Od. 1930, 28.. Ferner ist er ἐλευϑέριος d. h. der Urheber aller Freiheit, sowohl der nationalen, aus welchem Grunde man ihn nach den glorreichen Perserkriegen zu Plataeae verehrte, als der persönlichen, daher die Freigelassenen diesem Zeus in Athen eine Halle geweiht hattenPaus. 9, 2, 4. 5, Plut. Aristid. 20. 21, Schol. Plat. Eryx. in., welcher hinzusetzt: τιμᾶται δὲ ἐλευϑέριος Ζεὺς καὶ ἐν Συρακούσαις καὶ Ταραντίνοις καὶ Πλαταιᾶς καὶ Καρία. Vgl. Harpokr. v. ἐλευϑ., Il. 6, 526 αἴ κέ ποϑι Ζεὺς δώῃ ἐπουρανίοισι ϑεοῖς αἰειγενέτῃσιν κρητῆρα στήσασϑαι ἐλεύϑερον ἐν μεγάροισιν.. Und auch sonst behütet und bewacht Zeus überall das 118 Leben der Menschen und seines Volkes. Er giebt Gutes und Böses wie es ihm gefällt, auch Leiden und HeimsuchungIl. 24, 527 δοιοὶ γάρ τε πίϑοι κατακείαται ἐν Διὸς οὔδει δώρων οἷα δίδωσι κακῶν, ἕτερος δὲ ἐάων u. s. w. Vgl. 22, 242, Od. 4, 236; 6, 188; 14, 444 und die schönen Verse Hesiods W. T. 5 ff. Daher Ζ. ἐπιδώτης in Mantinea und Lakedaemon, nach Paus. 8, 9, ἐπιδιδόναι γὰρ δὴ ἀγαϑὰ αὐτὸν ἀνϑρώποις. Nach Pindar P. 3, 81 kommen freilich auf ein Gut immer zwei Uebel, daher die Späteren auch von einem Faß guter Gaben, aber von zwei Fässern böser Gaben wissen wollten, Schol. Il. l. c.); aber eigentlich ist sein Wesen Güte und Liebe. Er ist das Α und Ω aller Dinge: ihr Anfang, mit dem Arat sein Gedicht über die Gestirne in jenen berühmten Eingangsversen beginnt, wo er vom Zeus sagt daß von ihm alle Gassen, alle Marktplätze voll sind, auch das Meer und die Häfen, und daß wir alle überall des Zeus bedürfen, die wir ja auch seines Geschlechtes sind: und ihr Ende, welcher alles aufs beste hinausführt (τέλειος), aller Dinge mächtig (παγκρατής) und der allgemeine Hort und Heiland ist, der Ζεὺς Σωτὴρ d. h. der Retter in aller Noth, welchem man beim Mahle den letzten Becher zu trinken und in Athen am letzten Tage des Jahres die Disoterien zu feiern pflegteVgl. O. Müller Aesch. Eum. 187 und Meier comm. epigr. 65. 110, wo auch über andre dii σωτῆρες und deae σωτεῖραι. Ueber den Trunk des Ζ. Σωτήρ, welcher mit dem des Agathodaemon abwechselte, daher auch Σωτῆρος als Inschrift auf Gefäßen und auf andern Ἀγαϑοῦ Δαίμονος, die Stellen b. Athen. 15, 47 u. Schol. Pind. I. 5, 10.. Auch stammt vom Zeus alles Gute Edle Tüchtige, daher das allgemeine Prädikat δῖοι, διογενεῖς, διοτρεφεῖς für alles in seiner Art Tüchtige und Vollendete zum Theil im Sinne des Adels der Abstammung, aber eben so bald und noch mehr in dem Sinne jeder ethischen Tüchtigkeit und VorzüglichkeitSchol. Il. 1, 7, Nitzsch z. Od. 3, 265.. Ja der Name und der Begriff Ζεὺς war seit ältester Zeit der Ausdruck für alles Höchste und Letzte, in Reichthum Macht Adel und jeder natürlichen oder sittlichen AuszeichnungDaher die Warnung b. Pind. 4, 14 μὴ μάτευε Ζεὺς γενέσϑαι. Vgl. Herod. 5, 49 ἑλόντες δὲ ταύτην τὴν πόλιν ϑαρσέοντες ἤδη τῷ Διῒ πλούτον πέρι ἐρίζετε. 7, 56 ὦ Ζεῦ τί δὴ ἀνδρὶ εἰδόμενος Πέρσῃ καὶ οὔνομα ἀντὶ Διὸς Ξέρξεα ϑέμενος ἀνάστατον τὴν Ἑλλάδα ἐϑέλεις ποιῆσαι ἄγων πάντας ἀνϑρώπους; Märchenhaft b. Apollod. 1,7,4; 9, 4. Aus späterer Zeit der Arzt Menekrates Zeus, ὡς μόνος αἴτιος τοῦ ζῆν τοῖς ἀνϑρώποις γινόμενος, weil man den Namen Zeus gewöhnlich so ableitete, Athen. 7, 33, Plut. Ages. 21..

Das sind die tiefbegründeten und allverbreiteten Vorstellungen vom Zeus, welche von den Dichtern der besten Zeit, von 119 Lyrikern und Tragikern, weiter ausgeführt und eingeprägt wurden. Unter den Lyrikern hatten alle großen Dichter Hymnen auf diesen Gott gedichtet, Terpander Alkman Simonides PindarDer des Terpander begann: Ζεῦ πάντων ἀρχά, πάντων ἀγήτωρ, Ζεῦ σοὶ πέμπω ταύταμ ὕμνων ἀρχάν. Alkman dichtete einen H. auf den Lykaeischen Zeus, Simonides auf den Olympischen, von Pindar scheint der für die Thebaner gedichtete H. für einen Cultusact des Zeus bestimmt gewesen zu sein, auch dichtete er einen H. auf den Dodonaeischen Z. und auf Z. Ammon. Mit Zeus wurde aller Gesang begonnen, s. Alkman a. a. O. ἐγὼ δ' ἀείσομαι ἐκ Διὸς ἀρχόμενος, Pindar N. 2 z. A. ὅϑενπερ καὶ Ὁμηρίδαι ραπτῶν ἐπέων τάπολλ' ἀοιδοὶ ἄρχονται, Διὸς ἐκ προοιμίου, Ζ. ἀρίσταρχος nach Simonides b. Athen. 3, 55., wie Zeus denn der Anfang alles Gesanges war und blieb. Für uns mag Aeschylos auch in dieser Beziehung den griechischen Glauben in seiner größten Reife vertreten. Zeus wird von ihm in so vielen und so tief und ernst empfundenen Stellen als der mächtigste weiseste gütigste Gott gepriesen, daß wir uns nothwendig auch das Verhältniß zum Prometheus oder die Ausgleichung desselben in diesem Sinne denken müssen. Aber auch aus vielen anderen Dichtern, so fragmentarisch sie uns sonst überkommen sind, ließen sich viele gleich erhabene Aussprüche über die Macht und Herrlichkeit dieses höchsten Gottes zusammenstellen. Auch in der Philosophie ward sein Begriff und Name immer in diesem Sinne angewendet und gedeutet, nur daß die Abstractionen des Pantheismus die bildlichen Vorstellungen der Vorzeit immer mehr lockerten und zerstörten, wovon man die letzte Folge besonders in den Orphischen Gedichten beobachten kann, wo man sich der populären Mythologie dadurch zu accommodiren suchte daß man das höchste Wesen des Zeus aus allen möglichen Prädikaten höchst buntscheckig zusammensetztes. b. Lob. Agl. 523 Ζεὺς πρῶτος γένετο Ζεὺς ὕστατος ἀρχικέραυνος, Ζεὺς κεφαλὴ Ζεὺς μέσσα Διὸς δ' ἐκ πάντα τέτυκται, Ζεὺς πυϑμὴν γαίης τε καὶ οὐρανοῦ ἀστερόεντος, Ζεὺς ἄρσην γένετο Ζεὺς ἄμβροτος ἔπλετο νύμφη u. s. w. Zuletzt ward Zeus auf diesem Wege das pantheistische Alles in Allem, namentlich bei den Stoikern..

Was endlich die bildlichen Darstellungen des Zeus betrifft so ist daran zu erinnern daß die nach menschlicher Art gedachten erst mit der Zeit aufkamen, wie alle Idololatrie bei den Griechen. Der älteste Cultus war auch bei ihnen ein bildloser und Zeus nur der große, der gute Geist im Himmel gewesen, wie er auf den Gipfeln der Berge heimisch gedacht wurde oder als eine Stimme der Offenbarung in der Dodonaeischen Eiche oder im Blitze niederfahrend als Ζεὺς καταιβάτηςIhm pflegten die Stellen wo der Blitz eingeschlagen hatte geweiht zu werden, man nannte sie ἠλύσια oder ἐνηλύσια, welche wie in Italien ἄβατα waren, s. Paus. 5. 14, 5. 8, Poll. 9, 41, Polem. fr. p. 146, Röm. Mythol. 172., oder als der in dem 120 Fluge seines Boten, des Adlers, und in andern himmlischen Zeichen sich Offenbarende. Bedurfte es einer sinnlichen Vergegenwärtigung, so war dieses die der einfachen und fetischartigen Symbole wie sie im ältesten Gottesdienste der Griechen nicht selten waren, durch Steine wie die zu Delphi und in der Nähe von GytheionPaus. 3, 22, 1, vgl. oben S. 17. oder durch Balken und Pfähle, wie in jenem zu Chaeronea mit großer Andacht verehrten Scepter der Pelopiden, welches sie schlechtweg δόρυ d. h. das Holz nannten. Dazu kamen später die ältesten Bilder von Holz oder in Hermenform, worunter als besonders merkwürdig erwähnt zu werden verdient das auf der Burg von Argos verwahrte, angeblich aus Troia stammende Bild des Zeus mit drei Augen, wodurch wie schon Pausanias erklärt seine Aufsicht über alle drei Weltgebiete, die gewöhnlich unter ihm und seinen beiden Brüdern vertheilten angedeutet werden solltePaus. 2, 24, 5, vgl. Agias und Derkylos b. Schol. Eur. Tr. 16. Pausanias bezieht sich darauf daß Homer Il. 9, 457 den Gott der Unterwelt Ζεὺς καταχϑόνιος und Aeschylos Poseidon den Zeus des Meeres genannt habe; vgl. Et. M. Ζεὺς δὴ κατὰ πόντον ἐτάραξεν u. Prokl. Plat. Krat. 88 ὁ δὲ δεύτερος δυαδικῶς καλεῖται Ζεὺς ἐνάλιος καὶ Ποσειδῶν. Noch bestimmter tritt die Einheit des Zeus im Himmel und in der Unterwelt hervor im kretischen Zeusdienste, die des Zeus und Poseidon im karischen Ζηνοποσειδῶν.; während in einem andern alten Bilde auf Kreta Zeus ohne Ohren abgebildet war, angeblich weil der höchste Herr des Himmels und Erde nicht des Gehörs bedürfePlut. Is. Osir. 75.. Bis mit der Zeit auch in diesem Kreise die wahre Kunst sich geltend machte, welche die ideale Menschenbildung auf das unsichtbare Reich der Götter übertrug und zu der Mythologie der Dichter und der Symbolik des Gottesdienstes als eine dritte Macht hinzutrat: wie in dem Kreise des Zeus vorzüglich Phidias der Meister gewesen ist welcher den thronenden Zeus in seiner ganzen Herrlichkeit zu vergegenwärtigen wußte und dadurch für alle Zeiten, so lange das Heidenthum galt, ein Musterbild göttlicher Würde und Hoheit aufgestellt hat. Denn natürlich wurden die thronenden Bilder des Zeus, wie man sich ihn als höchsten König über Menschen und Götter auf seinem Stuhle sitzend dachte, auch von den Künstlern am meisten gefordert, namentlich für solche Stätten wie zu Olympia oder in den Residenzen zu Pella, in 121 Antiochia oder in AlexandrienAuch in Syrakus und Kyzikos gab es solche Zeuscolosse s. Clem. Protr. p. 46. Ueber den Olymp. Zeus und sein Bild in Antiochien O. Müller Qu. Antioch. p. 62, über das auf dem römischen Capitol Röm. Myth. 211., endlich zu Rom auf dem Capitol, wo Jupiter seit der Wiederherstellung des Tempels durch Sulla gleichfalls nach griechischem Vorbilde thronend zu sehen war. Die Ilias hatte in jenen erhabenen Versen 1, 528 das würdigste Bild von diesem Zeus ausgesprochen, wo Thetis ihn auf dem obersten Gipfel des Olymp sitzend findet und ihre Bitte vorbringt. Er sitzt lange schweigend, endlich verspricht er ihrem Sohne die verhängnißvolle Ehre zu geben,

ἦ καὶ κυανέησιν ἐπ' ὀφύσι νεῦσε Κρονίων,
ἀμβρόσιαι δ' ἄρα χαῖται ἐπερρώσαντο ἄνακτος
κρατὸς ἀπ' ἀϑανάτοιο, μέγαν δ' ἐλέλιξεν Ὄλυμπον.

Und dieses Bild wurde von Phidias in seinen reiferen Lebensjahren, als es für einen neugebauten Tempel zu Olympia ein neues Bild zu schaffen galt, mit so maßgebender und siegreicher Meisterschaft ausgeführt, daß die Kunst wenigstens in der Klasse dieser thronenden Zeusbilder ein für allemal an dem von ihm geschaffenen Typus festgehalten hat. Die sichtbaren Theile des colossalen Werkes waren aus Gold und Elfenbein zusammengesetzt, das Ganze prächtig ausgestattet, die Figur selbst und ihre Attribute, der Thron, der Mantel glänzend von Gold und anderen schimmernden Metallen, Edelsteinen und leuchtenden Farben. Das sitzende Bild war etwa vierzig Fuß hoch und berührte mit dem Scheitel beinahe die Decke des Tempels, daher es von selbst die Vorstellung erweckte daß für solchen Gott jede Wohnung eine unzureichende sei. Der ganze Eindruck war ein so erhebender und außerordentlicher daß die Alten kaum einen genügenden Ausdruck dafür zu finden wissen. Doch war die Majestät eine freundliche und milde, eine gnädige und dem Flehenden Erhörung zuneigende, wie es dort bei den Bitten der Thetis geschehen war. Das Haupt war mit einem Kranze von Oelzweigen, dem Olympischen Siegespreise geschmückt. Das Gesicht war ein Ideal der griechischen Männerschönheit, aber gesteigert zu dem Ausdruck der höchsten göttlichen Würde. Stirn Nase und Augen erweckten die Vorstellung tiefer Gedanken und fester Entschlüsse, das vorwärts wallende Haupthaar, welches zu beiden Seiten mähnenartig herabfiel, gab dem Gesichte etwas Löwenartiges, der in üppigen Locken herabwallende Bart und darunter die breite Brust machten den Eindruck von großer Kraft und 122 jugendlicher Fülle. Der Oberleib war nackt, Hüfte und Schooß verhüllte ein Mantel, der in reichen Falten herabfloß bis zu den Füßen, die mit goldnen Sandalen geschmückt auf einem Fußschemel ruhten, neben welchem goldne Löwen lagerten. In der Rechten trug er die Siegesgöttin, in der Linken das AdlerscepterVon noch vorhandenen Statuen wird die ehemals im Pal. Verospi, jetzt im Pioclementinischen Museum befindliche colossale für das treueste Abbild des Olympischen Jupiter gehalten. Damit sind zu vergleichen die schönsten Büsten, namentlich die zu Otricoli gefundene, jetzt gleichfalls im Pioclem. Mus. aufgestellte, andere in Florenz und sonst in verschiedenen Museen befindliche, ferner Münzen von Arkadien und Elis, endlich solche Reliefs oder Gemälde, welche den thronenden Zeus darstellen. Vgl. die Nachweisungen b. O. Müller Handb. d. Arch. § 115 und 350, D. A. K. 1, 20, 103; 2, 1 u. 2, meinen Aufs. in der Hall. A. Encycl. v. Pheidias S. 186–193, E. Curtius Olympia, Berl. 1852, H. Brunn Gesch. der griech. Künstler 1, 168 ff.. Der ganze Prachtsessel, das Piedestal auf welchem das thronende Bild stand, die näheren Umgebungen waren mit einer Fülle von plastischen und farbigen Bildern geschmückt, welche das Leben der Götter, der Heroen, der Menschen in einer sinnreichen Auswahl von Gruppen und mythologischen Acten als dienende Umgebung des Zeus erscheinen ließen. Schwebende Gruppen der Horen und Chariten auf der Lehne über seinem Haupte, Victorien welche den Sessel stützten und trugen oder an seinen Fußenden standen, agonistische Figuren und ein reicher mythologischer Bilderkreis der sich über alle Glieder des Sessels ausbreitete, eine Götterversammlung am Postamente: das Alles mußte den Eindruck dieser Epiphanie des höchsten Gottes im Sinne der griechischen Mythologie noch mehr beleben. Indessen waren neben den thronenden auch die stehenden Zeusbilder gewöhnlich, theils in solchen alterthümlichen Darstellungen wie man sie besonders zu Olympia im Haine Altis beobachten konnte, wo die Frömmigkeit verschiedener Zeitalter eine ganze Reihe von ehernen Statuen geweiht hattePaus. 5, 21–24. Man nannte sie schlechtweg Ζᾶνες., oder in den vollendeteren bedeutender Meister wie sie hie und da erwähnt, beschrieben oder durch die Münzen des Ortes angedeutet werden und in späteren Nachbildungen erhalten sind. Besonders berühmt war unter diesen ein vierzig Ellen hoher eherner Coloß zu Tarent von Lysippos, dem Meister der Kraft und des Heraklesideals, der gedreht werden konnte und doch unerschütterlich den Stürmen trotzte. Ferner gab es eine eigne Gattung von Bildern die den Ζ. οὔριος d. h. dem Winde und Wetter gebietend darstellten, 123 vor andern berühmte in Makedonien, an der Mündung des Pontos und in Syrakus, von denen das erstere später auf dem römischen Capitole stand, wo man es Jup. Imperator zu nennen pflegteCic. Verr. 4, 57, 128. 129. Es muß etwas Imperatorisches in der Haltung oder in der Bewegung der Hand gelegen haben, etwa so wie Persius S. 4, 7 sich ausdrückt: fert animus calidae fecisse silentia turbae maiestate manus. Ovid. M. 1, 205 postquam voce manuque murmura compressit.. Außerdem sind solche Bildwerke zu beachten welche die Jugend des Zeus darstellen, entweder das noch in der Höhle auf Kreta verborgene Kind mit den begleitenden Gestalten und Vorgängen seiner GeburtPausan. 8, 47, 2 beschreibt solche Bildwerke in Tegea. Aehnliche das Zeuskind und den Kuretentanz darstellende Reliefs und Terracotten befinden sich in den römischen Sammlungen, s. oben S. 103, [Anmerkung 234]. Zur Kunstmythologie des Zeus überhaupt Böttiger Kunstm. Bd. 2, O. Müller a. a. O. § 349–351, D. A. K. 2 t. 1–3, Braun K. M. t. 1–15., oder den Knaben und Jüngling, wie er in der Stille herangewachsen sich zu dem Titanenkampfe vorbereitete und mit Herakles oder auch mit Apoll und Hermes zusammengestellt wurde, ein ideales Vorbild für die agonistische und streitbare LandesjugendZu Aegion in Achaia Zeus und Herakles als Knaben von dem alten Meister Ageladas, Paus. 7, 24, 2. Aehnliche Bilder in Olympia Paus. 5, 22, 1; 24, 1. Auf etruskischen Spiegeln Zeus unbärtig, mit Blitz Scepter und Eichenkranz, auch mit einem Halsschmuck, zwischen Apoll und Hermes, bei Gerhard t. 74. 75. Auf Münzen von Syrakus der lorbeerbekränzte unbärtige Kopf des Ζ. Ἑλλάνιος. Auf einem Petersburger Carneol mit der Inschrift Νεισου der unbärtige Zeus mit Blitz Aegis und Adler.. Daran schließt sich weiter die unabsehbare Reihe solcher Bildwerke welche entweder die eigne Geschichte des Zeus, seine KämpfeBesonders berühmt ist die Darstellung der Gigantomachie auf dem Cameo zu Neapel mit dem Namen Athenion und der Ζ. αἰγίοχος auf der Bibl. S. Marco zu Venedig. und seine Liebesgeschichten vergegenwärtigen oder ihn in anderen Vorgängen der Götter- und Heldengeschichte und in größeren Göttervereinen zeigen, wie Zeus denn selten zu fehlen pflegt. Unter den Gruppen ist die einfachste seine Zusammenstellung mit der Hera, eine andere sehr gewöhnliche die mit seiner Lieblingstochter Athena, die in allen heroischen Kämpfen und Vorgängen seine rechte Hand ist. Daraus ergiebt sich von selbst die Gruppirung von Zeus Hera und Athena, welche in Griechenland selten warPaus. 10, 5, 1; 7, 20, 2., aber in Etrurien eine besondere Bedeutung für den öffentlichen Cultus bekam und von dort in den Capitolinischen Dienst übergegangen ist. 124 Eine andere bedeutsame Zusammenstellung ist die von Zeus Athena und Herakles, Weltregierung, muthige Thatkraft und Heldenmuth in höchster Potenz, endlich die des himmlischen und des chthonischen Zeus oder die aller drei KronidenbrüderDrei Bilder, namentlich Ζ. ὕψιστος und Ζ. χϑόνιος in Korinth, Paus. 2, 2, 8. Die drei Kroniden bei Zoëga Bassir. t. 1, Welcker A. Denkm. 2, 85 ff., t. 4, 7. als gleichartig gebildeter, aber doch durch den Ausdruck des Gesichtes und durch ihre Attribute unterschiedener Götter. Anderswo erschien Zeus in der Umgebung der Moeren, der Horen und Chariten, der Musen, in noch anderen als das Haupt des Olympischen Götterrathes in großen Götterversammlungen oder Götterzügen, wie sie von den Alten häufig gemalt oder in statuarischen Werken ausgeführt wurden, zumal auf den Burgen und auf den Marktplätzen ihrer Städte oder sonst an Orten von grosser Frequenz und lebendiger BewegungDie wichtigsten jetzt erhaltenen Darstellungen der Art sind die auf der Capitolinischen und der Albanischen Ara, auf dem Capitolinischen und Korinthischen Puteal und die auf der Schale des Sosias..


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