Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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15. Die Insel des Aeolos.

Auch diese Dichtung (Od. 10 z. A.) ist ein ächtes Seemärchen und zugleich eine gute Parallele und Stütze für das von den Phaeaken. Die Insel selbst heißt Αἰολίη, ihr König Aeolos Hippotades, wo sich schon in den Namen das flüchtige Wesen der Winde und das galoppirende Wogen des Meeres ausdrückt. Denn Zeus hat diesen König zum Aufseher über die Winde gesetzt (ταμίας ἀνέμων), sie zu beruhigen oder zu erregen. Seine Herrschaft ist eine steile Felseninsel, hoch ummauert, darin der 496 Palast wo Aeolos mit seinen zwölf Kindern stets herrlich und in Freuden lebt, immer beim Schmause zu dem rauschende Musik ertöntOd. 10, 10 m. d. A. v. Nitzsch und oben S. 369. Bei Virg. Aen. 1, 52, wo Aeolia d. h. die Aeotosinsel schon die Liparaeische Insel ist, hat sich das Bild derselben sehr verändert., denn die Winde leben immer in Saus und Braus. Seine Frau heißt Amphithea, die sechs Söhne bedeuten die stärkeren Winde, die sechs Töchter die sanfteren Lüfte (αὖραι), beide sind paarweise ehelich verbunden. Odysseus bleibt einen ganzen Monat dort und hat es sehr gut bei diesen luftigen und lustigen Gesellen. Endlich sorgt Aeolos für die Rückkehr (τεῦχε δὲ πομπήν), indem er das Schiff mit einem tüchtigen Zephyr auf die hohe See schiebt und ihm zugleich den bekannten Windschlauch mit auf die Reise giebt. Aber die Leute des Odysseus öffnen diesen Schlauch und das Schiff muß zurück. Aeolos ist wie immer beim Schmause, ist aber klüger wie der Phaeakenkönig; er will nichts mehr wissen von dem Abenteurer den die Götter hassen. Natürlich wurde auch diese Insel später in einer bestimmten Gegend untergebracht, nach der gewöhnlichen Meinung in der Gruppe der Liparaeischen Inseln, welche deswegen auch die aeolischen heißen, wo auffallende atmosphärische Erscheinungen, aus denen die Schiffer den Zug der Winde für die nächsten Tage vorhersagten, diesem Glauben entgegenkamenPlin. 3, 94 tertia Strongyle, in qua regnavit Aeolus, quae a Lipara liquidiore tantum flamma differt; e cuius fumo quinam sint venti in triduo praedicere incolae traduntur, unde ventos Aeolo paruisse existimatum. Vgl. Abich in d. Zeitschr. d. D. Geolog. Ges. 9, 392 ff.; doch suchten sie Einige lieber in den tyrrhenischen Gewässern. Die eheliche Verbindung der Söhne und Töchter wurde später anstößig und dadurch entstand der tragische Liebes- und Familienroman von Makareus und Kanake, in welchem Sinne namentlich Euripides in seinem Aeolos die alte Naturfabel überarbeitet hatteWelcker Gr. Trag. S. 860 ff. Nach Euripides erzählt Ovid Heroid. 11, vgl. Plut. Parall. Gr. 28, Stob. Flor. 64, 35.. Zugleich wurde dieser Aeolos und der thessalische, der Sohn des Hellen, in genealogische Verbindung gebracht, oder man ließ Arne in Metapont die Mutter des Aeolos und Boeotos werden, von denen jener die aeolischen Inseln, dieser Boeotien in Besitz genommen habe; daher man in Rhegion von einem Aeoliden Iokastos, dem Gründer der Stadt erzählte, welchem zu Liebe Poseidon Sicilien von Italien getrennt habeDiod. 4, 67, Schol. Dionys. P. 461. 476.. 497


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