Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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2. Von den Titanen und der Titanomachie.

Diese Dichtung bildete wahrscheinlich den ältesten Kern der gesammten theogonischen Dichtung, daher sie auch in allen Formen derselben wiederkehrt, bei Homer, Hesiod, in der Orphischen Theogonie und bei Pherekydes. Aber eben dieses hohe Alterthum macht sie in manchen Zügen schwer verständlich, zumal da die Ueberlieferung bei Hesiod eine in mehr als einer 37 Hinsicht mangelhafte und veränderte ist. Zu Grunde liegen theils bestimmte Naturbeobachtungen theils eine Art von ältester Philosophie und Theologie. Jene führten zur Wahrnehmung gewaltiger Naturkrisen, besonders vulkanischer, wie Griechenland und seine Inseln und Kleinasien denn in alter Zeit offenbar ein Schauplatz der gewaltigsten Ausbrüche vulkanischer Kraft und ebenso gewaltiger Erdbeben gewesen sind. Diese nahm ihren Ausgang von der Reflexion daß zwischen jenen ersten Naturanfängen und der vollendeten Ordnung des Zeus und der Olympier eine mittlere Stufe der Weltbildung gelegen haben müsse, wo geistigere Kräfte als jene elementaren geherrscht hätten, aber weniger vollendete als die Olympier. Indem nun diese letzteren auftreten, fügen sich einige von den älteren Weltkräften willig, andere aber widerstreben der bessern Ordnung in wilder Empörung, wobei eben jene Naturbeobachtung zur bildlichen Dichtung anleitete, aber auch der tiefbegründete Erfahrungssatz daß das Vollkommene sich immer nur auf Unkosten des weniger Vollkommenen geltend machen kann und daß alle höhere Ordnung das Resultat des Streites widerstrebender Kräfte ist. Die Titanen sind also nicht blos weltbildende Mächte, sondern sie sind zugleich die Urheber des Hasses und Streites in der Welt, indem sie sich zuerst gegen ihren eigenen Vater, dann gegen Zeus empören. Ja die älteste Dichtung scheint vorzugsweise diese Bedeutung des Widerspruchs und des Kampfes gegen die bessere Ordnung der Dinge an ihnen hervorgehoben zu haben (Ilias 8, 478 ff.; 14, 200 ff., 270ff.; 15, 224), wovon die Folge gewesen ist daß sich auch die Bedeutung ihres Namens und des Titanischen überhaupt bis auf unsere Zeit überwiegend in diesem Sinne festgestellt hatPlato leg. 3, 701 C τὴν λεγομένην παλαιὰν Τιτανικὴν φύσιν ἐπιδεικνῦσι καὶ μιμουμένοις. Vgl. Cic. leg. 3, 2, 5 u. Plut. d. es. carn. 1, 7..

Auch bei der Art und Stufenfolge, wie die höchste Macht des Himmels in drei verschiedenen Personen nach einander auftritt, liegt sowohl Reflexion als Naturbeobachtung zu Grunde. Uranos ist nehmlich der Himmel als Gatte der Erde d. h. in ausschließlich kosmogonischer Bedeutung, also die die Erde mit Wärme und Naß durchdringende Zeugungskraft des Himmels, durch welche die schöpferischen Kräfte der Erde erregt werden. Kronos, den man in Griechenland hin und wieder als einen Gott der Erndte und der Erndtelust feierte, scheint 38 derselbe Himmelsgott, aber in der Bedeutung des Reifenden, Zeitigenden, Vollendenden zu sein. Endlich Zeus, dessen Name den lichten Himmel bedeutet, ist der wahre und alte National- und Cultusgott alles himmlischen Segens und aller himmlischen Herrschaft, durch welchen und unter welchem der Kosmos erst zu seiner jetzigen auf Recht und Weisheit beruhenden Ordnung gediehen ist. Wahrscheinlich sind, wie die älteren Götter überhaupt aus dem Cultus der jüngeren, so auch Uranos und Kronos erst aus dem Culte des Zeus abstrahirt worden.

Wie jene Zeugungslust und Zeugungskraft des Uranos zu verstehen ist verräth Aeschylos, wenn er in einem schönen Fragmente seiner Danaiden (Athen. 13, 74) die Aphrodite sagen läßt, um ihre Macht über die ganze Natur wie sie sich im Frühlinge offenbare zu schildern:

ἐρᾷ μὲν ἁγνὸς οὐρανὸς τρῶσαι χϑόνα,
ἔρως δὲ γαῖαν λαμβάνει γάμου τυχεῖν·
ὄμβρος δ’ ἀπ’ εὐνάεντος οὐρανοῦ πεσὼν
ἔκυσε γαῖαν· ἣ δὲ τίκτεται βροτοῖς
μήλων τε βοσκὰς καὶ βίον δημήτριον,
δενδρῶτις ὥρα δ’ ἐκ νοτίζοντος γάμου
τέλειός ἐστι· τῶν δ’ ἐγὼ παραίτιοςDem Sinne nach dasselbe was Simon Dach in einem seiner Frühlingslieder sagt: »Der Himmel kömmt zur Erden, erwärmt und macht sie naß, drum muß sie schwanger werden, gebieret Laub und Graß u. s. w.« Aehnliche Stellen sind bei den Dichtern der Zeit, bei Opitz Flemming Logau nicht selten..

Damals aber in jener ersten Weltperiode, wo alle Kräfte der Natur noch mit der frischen Gewalt der Jugend wirkten, wo der neue Trieb des Eros sie alle ergriffen hatte und vor allen Himmel und Erde, da war auch dieser Frühling der LiebeVirg. Ge. 2, 336:

Non alios prima crescentis origine mundi
Inluxisse dies aliumve habuisse tenoreni
Crediderim: ver illud erat, ver magnus agebat
Orbis et hibernis parcebant flatibus Euri,
Quum primae lucem pecudes hausere virumque
Ferrea progenies duris caput extulit arvis
Immissaeque ferae silvis et sidera coelo.

und diese Lust des Frühlings eine ewige und unersättliche, so daß die ununterbrochenen Ergüsse des Himmels die Geburtskraft der Erde zu überwältigen drohten. Allnächtlich kam Uranos in brünstiger Liebe, um sich über Gaea zu lagern und sie in befruchtender Umarmung zu umfangen.

Die erste Frucht dieser Umarmungen waren die Titanen, 39 ein Wort dessen ursprünglicher Sinn bis jetzt noch nicht auf befriedigende Weise erklärt istDie älteste Erklärung ist die bei Hesiod th. 209, wo Uranos, nachdem ihn Kronos entmannt hat, seine Söhne schilt, φάσκε δὲ τιταίνοντας ἀτασϑαλίῃ (frevelmüthig strebend) μέγα ῥέξαι ἔργον, τοῖο δ’ ἔπειτα τίσιν μετόπισϑεν ἔσεσϑαι: also ein bloßes Spiel mit dem Namen, wie es bei solchen Erklärungen der Alten gewöhnlich der Fall ist. Auch hat diese Dichtung kurz vorher gesagt daß nur Kronos der Schuldige war. Doch ist diese Namenserklärung von τιταίνειν d. h. strecken, streben, spannen auch sonst bei den Alten die gewöhnliche geblieben, daher die Komödie einen obscönen Gebrauch davon machte (Meineke Hist. crit. p. 101. 411), wie ein solcher auch in dem Worte Τιτανόπαν hervortritt. Nach Diodor 3, 56; 5, 66 wäre der Name der Titanen abzuleiten von Τιταία, einem Namen der Erde, doch scheint dieser erst zum Behufe der Erklärung fingirt zu sein, in einer Zeit wo man Titanen und Giganten zu verwechseln pflegte. Die wahrscheinlichste Erklärung ist die nach Anleitung von Hesych v. τιτήνη d. h. βασιλὶς und τίταξ d. h. ἔντιμος, δυνάστης, βασιλεὺς, vgl. Schol. II. 14, 279 Τιτὰν παρὰ τὸ τιτός. Also ein alter Ehrenname wie ἄναξ, von demselben Stamme wie τίω τίμη τιμάω, wozu auch die Länge der ersten Silbe paßt. Vgl. Hesiod th. 543 Ἰαπετοπνίδη, πάντων ἀριδείκετ’ ἀνάκτων u. Schoemann op. 2 p. 117. 449.. Homer kennt sowohl den Namen als den Gattungsbegriff der TitanenIl. 14, 278 ὤμνυε δ’ ὡς ἐκέλευε (v. 270), ϑεοὺς δ’ ὀνόμηνεν ἅπαντας τοὺς ὑποταρταρίους, οἳ Τιτῆνες καλέονται. Vgl. H. in Apoll. P. 156 ff., hebt aber gewöhnlich nur die beiden hervor welche sich in dem Kampfe gegen Zeus am meisten hervorgethan hatten, also auch bei der Strafe am meisten getroffen wurden, Japetos und KronosIl. 8, 478 οὐδ’ εἴ κε τὰ νείατα πείραϑ’ ἵκηαι γαίης καὶ πόντοιο, ἵν’ Ἰαπετός τε Κρόνος τε ἥμενοι. Sonst heißen die Titanen auch bei ihm οἱ ἔνερϑε ϑεοὶ Κρόνον ἀμφὶς ἐόντες, Il. 14, 274; 15, 224. Immer werden sie genannt als widerstrebende, aber längst überwundene Götter der Vorzeit, die jetzt im Tartaros sind.. Hesiod dagegen giebt uns eine ausgebildete Gruppe von zwölf Titanen, sechs männlichen und sechs weiblichen, deren Namen aber keineswegs alt, sondern entweder älteren Cultusnamen oder Cultusanrufungen der nationalen Götter, welche die Theogonie von den Titanen ableitet, entlehnt oder auch wohl frei erfunden sind. So kann auch ihre Zwölfzahl keine andre Bedeutung haben als die der zwölf Olympischen Götter d. h. die eines mythologischen Gruppenbegriffs, welcher das Vorhandensein einer größeren Anzahl keineswegs ausschließt.

Es sind größtentheils Paare, in denen also eine und dieselbe Kraft wie gewöhnlich in zwei Geschlechtern, dem männlichen und dem weiblichen auftritt. Das erste sind die uns schon bekannten Gottheiten Okeanos und Tethys, welche Hesiod in der 40 Consequenz seines Systems, nach welchem Himmel und Erde das erste zeugende Paar sind, zu Kindern von diesen macht, was in der ältesten Dichtung unmöglich der Fall gewesen sein kannDoch sind die Flüsse bei Homer διιπετεῖς und der indische Varunas ist wie gesagt mit der Zeit ganz zum Gott des Wassers und der Gewässer geworden. Ob Homer sich die übrigen Titanen als Kinder des Uranos gedacht habe ist streitig. In den drohenden Worten des Zeus zum Ares, Il. 5, 898, wenn er nicht sein Sohn wäre, würde er längst sein ἐνέρτερος Οὐρανιώνων, werden diese sehr verschieden erklärt, s. Schoem. p. 35 sqq., welcher sich für die Titanen entscheidet. Auch Uranos Ἀκμονίδης bei Alkman Antimachos Kallimachos u. a. (Hes. Et. M. Eustath. Cramer An. Oxon. 1, 74) wurde verschieden erklärt, obwohl die Meisten einen Ἄκμων als Vater des Uranos annahmen und diesen für den Okeanos hielten. Nach Andern war aber Uranos selbst ἄκμων d. h. ἀκάματος, also in demselben Sinne wie er sonst χάλκεος genannt wird, vgl. ἄκμων d. i. der Amboß u. Aesch. Pers. 51 λόγχης ἄκμονες, Kallim. Dian. 148 Τιρύνϑιος ἄκμων. Merkwürdig daß auch im Skr. und im Zend das Wort açman d. i. ἄκμων sowohl Amboß, Hammer, Stein als den Himmel bedeutet, Roth Z. f. vgl. Spr. 2, 44–47.. Dann folgen drei Paare, welche mehr oder weniger deutlich die feurigen Erscheinungen und schwingenden Bewegungen des Himmels und die ungeheure Gewalt des Meeres ausdrücken: Ὑπερίων und Θεία, der Hochwandelnde und die Prachtvolle, die Eltern von Sonne Mond und FrühlichtSchoemann p. 105. Ὑπερίων ist bei Homer ein Beiname des Helios, welcher Od. 12,176 Ὑπεριονίδης genannt wird. Θεία von ϑεᾶσϑαι vgl. Pind. J. 4, 1, wo Sieg und Pracht von ihr abgeleitet werden, u. Hom. H. 31, 2, wo statt ihrer Εὐρυφάεσσα genannt wird, wie b. Hygin f. pr. Αἴϑρα. Der Name Κρεῖος oder Κρῖος ist von κρέω κρείω abzuleiten, also der Mächtige, der Starke, der Herrschende, vgl. Κρέων Κρείων Εὐρυκρείων. Hom. H. Merc. 100 nennt statt seiner Μεγαμήδης., Κρεῖος und Εὐρυβίη, zwei Namen welche gewaltige Macht und Herrschaft ausdrücken, wahrscheinlich des Meeres, da Eurybie eine Tochter des Pontos genannt wird: so daß also hier wie oft in der griechischen Mythologie die Mächte und Erscheinungen des gestirnten Himmels dem Meere entspringen, denn die Kinder dieses Paares sind Astraeos Pallas und PersesΠάλλας ist der Schwinger, Πέρσης Περσεύς Περσαῖος sind alte Namen für himmlisches Licht und Sonne, aber schwer zu erklären, s. Schoem. p. 232. 243. 246., mit ihren Geschlechtern meist himmlische Lichtwesen. Endlich Κοῖος und Φοίβη, die Eltern der Leto und Asteria, offenbar auch Bilder des strahlenden Lichtes der himmlischen ErscheinungenΚοῖος entweder von καίω oder es hängt zusammen mit κοῖλος u. coelum, s. Pott Z. f. vgl. Spr. 5, 299, lbb. f. class. Phil. 1859 Suppl. 323. Φοίβη ist ein altes Cultuswort aus der Religion des Apoll und der Artemis.. Dann 41 aber folgt ein Wesen von ganz anderer Bedeutung, Ἰαπετός, der von der Okeanine Klymene Vater des Menoetios, des Atlas, des Prometheus und Epimetheus ist, in dem Zusammenhange des Hesiodischen Gedichts lauter Personificationen von Zuständen und Eigenschaften der endlichen und menschlichen Natur, stürmische LeidenschaftἸαπετός ist entweder von ἰάπτω d. h. schleudern, beschädigen abzuleiten oder identisch mit dem biblischen Japhet, wie Buttmann, Welcker u. Schoemann p. 269 annehmen. Der Name Μενοίτιος wird verschieden erklärt, s. Welcker Gr. Götterl. 1, 744, Pott Z. f. vgl. Spr. 7, 335., ausduldende Kraft und die Intelligenz in dem characteristischen Gegensatze von Vorwitz und Afterwitz. Ferner Κρόνος und Ῥέα d. i. Himmel und Erde in einem zweiten Auftritt, die Eltern der drei Kronidenbrüder die nach ihnen herrschen. Endlich Θέμις und Μνημοσύνη, wieder zwei wohlthätige Göttinnen, welche sich dem Zeus willig fügen und von ihm sogar Kinder gebären, Themis die Horen, Mnemosyne die Musen. – Also entweder bedeutete der Name und der Collectivbegriff der Titanen ursprünglich nicht Widerstand und Widerspruch, oder man hat ihn mit der Zeit von Kronos und Japetos und diesem Geschlechte, welche immer die eigentlichen Anführer der Titanomachie sindNeben Kronos und Japetos wird besonders Menoetios als ὑβρίστης und vom Zeus mit dem Blitz getroffen und in den Tartaros gestoßen genannt, Hes. th. 514 u. Apollod. 1, 2, 3. Atlas trägt seine Last sowohl nach Hesiod als nach Aeschylos zur Strafe für den Titanenkampf., auf die ältere Götterwelt überhaupt übertragen. Und so scheint sich dessen Bedeutung auch in der folgenden Zeit noch immer weiter ausgedehnt zu habenNamentlich werden die Kinder der Titanen später auch so genannt, Prometheus b. Sophokles, Atlas b. Aeschylos, Astraeos b. Serv. Virg. A. 1, 132, Dione bei den Orphikern u. b. Apollodor u. s. w. Andre Titanen der örtlichen und jüngeren Tradition s. bei Schoemann l. c. p. 121, 47., bis man zuletzt Titanen und Giganten identificirte und der Name Titan nur noch an dem Sonnengotte hafteteDieser Sprachgebrauch scheint sich schon in einem Fragmente des Empedokles zu finden, b. Clem. Str. 5 p. 570 A, doch wird der Name Τιτὰν dort wohl richtiger auf den Aether bezogen. Ueber den Sonnengott als Titan vgl. Anacreontea 47 (37) ἀφελῶς δ’ ἔλαμψε Τιτάν, Paus. 2, 11, 5, Corp. Inscr. n. 1907b u. 2342 u. bes. die röm. Dichter, vgl. Serv. V. A. 6, 580. Lycophr. Al. 941 gebraucht die Form Τιτώ..

Außer den Titanen werden aber noch zwei andere Göttergruppen als Sprößlinge dieser Ehe des Himmels und der Erde genannt, die drei Kyklopen Βρόντης, Στερόπτης und Ἄργης und die drei Hekatoncheiren Κόττος, Βριάρεως und Γύης oder Γύγης, von welchen letzteren Homer blos den Briareos und 42 zwar unter dem Doppelnamen Aegaeon kennt (Il. 1, 403), dahingegen seine Kyklopen etwas Anderes bedeuten. Denn bei den Hesiodischen ist der bildliche Grundgedanke deutlich die Wetterwolke mit dem zündenden Blitze, welche in der griechischen Mythologie unter sehr verschiedenen Bildern gefeiert wird. Hier hat die drohende Wolke mit dem aufleuchtenden Blitze zu dem Bilde der riesigen Kyklopen mit dem einen großen runden Feuerauge geführt, während die verschiedenen Acte des Gewitters, das Leuchten (fulgus, ἀστραπή), der Schall (tonitru, βροντή) und das Einschlagen (fulmen, κεραυνός) über die drei Glieder der Gruppe vertheilt sindΚύκλωπες οὕνεκ’ ἄρα σφέων κυκλοτερὴς ὀφϑαλμὸς ἕεις ἐνέκειτο μετώπῳ. Ein Dichter nannte den Blitz das Auge des Zeus b. Hesych ὥσπερ οὐφϑαλμὸς Διός. Vgl. κύκλωψ σελήνη b. Parmenides u. Plin. 35, 96 pinxit et quae pingi non possunt, tonitrua fulgetra fulgura, quae bronten astrapen ceraunobolian appellant. Statt des κεραυνὸς ist in der Hesiodischen Gruppe das gewöhnliche Epithet desselben gesetzt, Il. 7, 133 βροντήσας δ’ ἄρα δεινὸν ἀφῆκ’ ἀργῆτα κεραυνόν., nach einem sehr gewöhnlichen Gesetze der griechischen Mythendichtung, das wir auch bei der zweiten Gruppe festhalten müssen. Diese ist weit schwieriger zu erklären, daher die Erklärungen sehr verschieden sind; jedenfalls muß es eine nicht weniger gewaltige Naturkraft sein als das Gewitter. Am natürlichsten denkt man an das Erdbeben in seiner Alles über den Haufen werfenden, packenden, zerschmetternden Wirkung. Es führt dahin namentlich der Name Αἰγαίων oder Βριάρεως, der offenbar ein Meeresriese ist, bei Homer Il. 1, 404 und anderen Dichtern sogar ein Sohn des Poseidon, aber noch mächtiger als sein VaterΒριάρεως Βριαρεὺς Ὀβριάρεως von βριαρός d. i. stark, gewaltig. Die Auslegung der Worte Homers ὁ γὰρ αὖτε βίη οὗ πατρὸς ἀμείνων ist streitig, doch denkt man am natürlichsten an Poseidon. Nach Hesiod th. 817 u. Eumelos gab ihm Poseidon seine Tochter Κυμοπόλεια. Noch Andere nannten ihn einen Sohn des Pontos u. der Thalassa.. Es ist der personificirte Meeresschwall mit dem furchtbaren Andrange tosender Fluthen, in welchem die Alten die Ursache der Erdbeben erkannten. Daher werden auch Γύης und Κόττος in demselben Sinne zu erklären sein, am ersten als Bilder der bald in tiefgewölbten Hohlwogen bald in hoch emporgeschmetterten Stoßwogen an das Festland anschlagenden und es in seinen Tiefen erschütternden SturmfluthΓύης oder mit dem γ epentheticon Γύγης wird gewöhnlich nach dem Vorgange G. Hermanns erklärt als membro, Gliedermann. Wahrscheinlicher wie γύης γυῖον γύαλον in der Bedeutung des Höhlenden, Wölbenden, Krümmenden vgl. Il. 8, 402 und 416, wo γυιοῦν heißt die Glieder lähmen, zerbrechen. Κόττος kommt von κόσσω κόττω, aeol. f. κόπτω, also der Zuschläger..

43 Diese letzten Riesen und Unholde, die Kyklopen und Hekatoncheiren, heißt es weiter, seien ihrem eignen Vater zu gewaltig gewesen (th. 619). Darum stößt er sie, wie sie aus dem Schooße der Erde geboren werden, wieder in denselben zurück; wobei vermuthlich die Anschauung zu Grunde liegt daß der Blitz, nachdem sich die Wetterwolke von der Erde zum Himmel emporgehoben hat, wieder in die Erde zurückfährt, wie die Sturmfluthen und Erdbeben ja gleichfalls das Innere der Erde aufwühlen. Diese nun wird dadurch sehr gequält und sucht wie sie solcher Plage ihres Leibes ledig werde. Sie macht also aus Eisen eine gewaltige Sichel, ruft ihre Söhne die Titanen und fordert sie auf die Mutter an dem Vater zu rächen. Alle schrecken zurück bis auf den listigen Kronos. Die Erde führt diesen also in einen Hinterhalt, giebt ihm die schneidend scharfe Sichel in die Hand und sagt ihm was zu thun ist. Wieder kommt Uranos zur nächtlichen Liebesumarmung, da packt ihn Kronos aus seinem Verstecke und schneidet jählings mit der Sichel das Zeugungsglied seines Vaters ab. Wie er es hinter sich emporschleudert, empfängt die Erde die herabfallenden Blutstropfen und gebiert davon die Erinyen, die Giganten und die Melischen Nymphen, lauter Dämonen der Rache, der rohen Gewalt, der blutigen ThatDie Melischen Nymphen werden in dieser Verbindung aus demselben Grunde genannt weswegen b. Hesiod T. W. 145 das dritte Geschlecht aus Eschenholz geschaffen wird, weil nehmlich der Schaft der blutigen Stoßlanze gewöhnlich von der Esche genommen wurde. Vgl. Il. 16, 143 Schol., Hes. sc. Hercl. 420 ἀνδροσφόνος μελίη, Hesych v. εὐμελίω.. Das Glied selbst aber fällt ins Meer und wird dort lange von der Fluth umhergetragen, bis aus dem weißen Schaume die Liebesgöttin Aphrodite geboren wird. Der entmannte Uranos flucht seinen Söhnen, indem er ein gleiches Verhängniß wie er erlitten auf ihre Häupter beschwört.

Ohne Zweifel ist in diesen Ueberlieferungen Manches ausländischen Ursprungs und erst über die Insel Kreta in die griechische Mythologie eingedrungen. Denn diese Insel war ein alter, schon der Hesiodischen Theogonie bekannter Sitz eines Zeusdienstes, in welchem dieser Gott als das Kind des Kronos und der Rhea gefeiert wurde, dessen Jugend von den Nachstellungen des eignen Vaters bedroht gewesen sei, der auch sonst als listig 44 und grausam geschildert wird, höchst wahrscheinlich nach dem Muster des phoenicischen Molochdienstes. Aber eben so gewiß ist Kronos, der Kronos Homers und eines in ganz Griechenland verbreiteten Gottesdienstes, ein altgriechischer Begriff, wie dieses schon der bei Homer so oft wiederholte Sprachgebrauch Κρονίων Κρονίδης Κρόνου παῖς für Zeus beweist; obwohl denselben Gedichten auch die List des Kronos und seine Verstoßung durch den eignen Sohn bereits bekannt istΚρόνου παῖς ἀγκυλομήτεω Il. 2, 205; 4, 75; 9, 36; 16, 431; 18, 293; Od. 21, 415. Auch Hera ist T. des Κρόνος ἀγκυλομήτης Il. 4, 59, sonst μεγάλοιο Κρόνοιο Il. 5, 721; 14, 194. Die drei Kroniden nennt Il. 15, 187.. Also eine Mischung verschiedenartiger, älterer und jüngerer Vorstellungen, deren einzelne Elemente sich nicht mehr deutlich unterscheiden lassen; nur daß sowohl der Name Κρόνος als gewisse volksthümliche Elemente seiner Verehrung entschieden für griechisch gelten dürfen. Der Name wird am besten abgeleitet von κραίνω in der Bedeutung von reifen, vollenden, daher in verschiedenen Gegenden von Griechenland, namentlich in Attika, der Erndtemonat Κρονιών hießΚρόνιος b. Plut. Thes. 12, Κρονιών nach Et. M. v. Ἑπατομβαιών und auf Samos nach neuerdings bekannt gewordenen Inschriften, Berl. Mtsber. 1859 S. 750 ff. Er entsprach in Athen dem Hekatombäon, auf Samos dem Skirophorion. und ein Erndtefest der Κρόνια mit heiteren Gebräuchen begangen wurdeIn Athen am 12. Hekatomb. s. Plut. l. c., Demosth. Timocr. 26, Philoch. b. Macr. S. 1, 10, 22, nach welchem Kekrops den Dienst in Athen begründete, Attius ib. 7, 37 maxima pars Graium Saturno et maxime Athenae conficiunt Sacra, quae Cronia esse iterantur ab illis etc., Athen. 13, 44, Hes. v. Κρόνια u. A. Plut. n. p. s. v. sec. Epic. 16 nennt die Kronien neben den Dionysien. Eine Frühlingsfeier des Kronos in Athen und Olympia bezeugen C. J. n. 523, 23 u. Paus. 6, 20, 1. In Rhodos fiel das Fest aber gleichfalls in den heissen Sommer, Porph. d. abst. 2, 54. In Kyrene galt Kronos auch für einen Spender des Honigs und der Baumfrucht, Macr. 1, 7, 25., mit Gebräuchen welche sinnbildlich an das goldne Zeitalter erinnerten, die Zeit einer ewigen Erndte und einer allgemeinen Gleichheit, wie bei den römischen Saturnalien; nur daß diese in den Winter fielen und Saturnus und Kronos auch sonst ursprünglich in wesentlichen Punkten verschiedene Götter gewesen waren. Kronos also war im volksthümlichen Gottesdienste zunächst ein Gott der Reife, der Erndte, der Fülle; woraus sich bei weiterer Entwicklung von selbst die übrigen Züge seines Wesens ergeben mußten. Einmal die des 45 Vollenders im Sinne der Reife, der qualitativen VollendungCornut. 7 ἡ τῆς τῶν ὅλων γενέσεως τάξις, ἣν ἔφαμεν ἀπὸ τοῦ κραίνειν Κρόνον εἰρῆσϑαι. In diesem Sinne übersetzte G. Hermann Perficus, vgl. Schoem. l. c. p. 112, G. Curtius Grundz. 1, 124. Auch die Dichter dachten gewöhnlich an κραίνειν und das verwandte κρείειν, Il. 2, 419 οὐδ’ ἄρα πώ οἱ ἐπεκραίαινε Κρονίων. Od. 1, 45; 24, 473 Κρονίδη ὕπατε κρειόντων. Soph. Tr. 126 ὁ πάντα κραίνων βασιλεὺς Κρονίδας., und dieses scheint auch der Sinn des älteren Sprachgebrauchs zu sein, wenn Zeus Kronion genannt wurde d. h. der Sohn des Vollenders, also selbst der Vollendete. Zweitens die des Vollenders im Sinne des langsam reifenden, dann geerndteten Jahressegens, also des Zeitigers, woraus sich zuletzt der Begriff eines Gottes der Zeit entwickelt hat, freilich erst in der deutenden Periode der Philosophen und TheologenEur. Heracl. 900 Αἰὼν Κρόνου παῖς. Namentlich entschied der Sprachgebrauch der Orphiker, welche Κρόνος u. Χρόνος gleichsetzten, Lobeck Agl. 470. Neuerdings haben Buttmann u. Welker G. G. 1, 140 ff. den Begriff des Κρόνος in demselben Sinne und die Wörter Κρόνος und Χρόνος nur für verschiedene Formen desselben Wortes erklärt, womit die neuere Sprachforschung nicht übereinstimmt, G. Curtius a. a. O. 168. Auch sind die Abstractionen sowohl in der Sprache als in der Mythologie in der Regel jünger als die concreten Vorstellungen.. Auch passen zu dieser Auffassung recht wohl die gewöhnlichen Attribute und Merkmale des Kronos, die Sichel, die dichte Verhüllung seines Hauptes, seine List und das unvordenkliche Alterthum. Die Sichel deutet zunächst auf Erndte und ErndtesegenSie heißt bald ἅρπη bald δρέπανον. Hesiod th. 175. 180 nennt sie καρχαρόδους d. h. mit spitzen scharfen Zähnen, wie κύνες καρχαρόδοντες. ἅρπη ist ein griechisches Wort, vgl. sarpio u. den maced. Mt. Γορπιαῖος d. i. Schnittermonat. Auf Korkyra, welches wegen seiner sichelartigen Gestalt Δρεπάνη hieß, und auf Sicilien, wo die Namen Ζάγκλη u. δρέπανον in derselben Bedeutung von einer sichelartig gebildeten Landzunge und von einem Vorgebirge gebraucht wurden, deutete man diese Namen später auf die Sichel des Kronos., dann aber ist sie auch das Attribut des theogonischen Kronos, welcher seines Vaters Glied abgeschnitten d. h. seiner allzugroßen Fruchtbarkeit ein Ende gemacht und dadurch den neuen Zeitabschnitt eines ungehinderten Wachsthums aller irdischen und himmlischen Kräfte herbeigeführt hat; wie nach den Sagen andrer Völker Himmel und Erde anfangs so dicht auf einander lagen, daß die übrigen Götter und Geschöpfe im Dunkel und in der Enge ihres Lebens nicht froh werden konnten, daher sie mit Gewalt von einander getrennt werden mußtenC. Schirren, Wandersagen der Neuseeländer, Riga 1856. S. 41. 42.. Die Verhüllung des Hauptes aber scheint, 46 wie die oft hinzugefügte Gebehrde der sinnenden UeberlegungDie an das Haupt gelegte Hand, wie bei Bildern des Zeus, des Asklepios, des Homer in der Apotheose. Von der Verhüllung des Haupts Serv. V. A. 3, 407. Bilder des Kronos b. Wieseler D. A. K. 2, 798–802, Braun K. M. 2. 34. 35. Auf Bildwerken punischen Ursprungs in d. Exp. scientif. de l'Algérie erscheint Kronos mit denselben Attributen und in Begleitung eines Löwen, welcher oft die Sonne oder Sonnenbrand bedeutet., in der Hesiodischen Erzählung auch der Hinterhalt, auf das heimliche und verschlagene Wesen des Kronos hinzudeuten, welches schon die Ilias durch das gewöhnliche Beiwort ἀγκυλομήτης ausdrückt. Eben so wesentlich war das Prädikat des Alters, sowohl in der Bedeutung einer verlebten veralteten Natur als in der eines längst abgelaufenen und verdrängten ZeitaltersDaher Κρόνοι Κρόνιοι Κρονίωνες Κρονικοὶ überhaupt verlebte Alte bedeuteten, in welchem Sinne man in Athen auch Ἰαπετοὶ u. Κόδροι sagte. Namentlich war dieses der Sprachgebrauch der Komiker, Arist. Nub. 398. 929. Vesp. 1480. Plut. 581, vgl. Poll. 3, 18 Κρόνου καὶ Τιϑωνοῦ παππεπίπαππος, Hes. v. Κρόνου πυγή, Diogen. 5, 63. 64. Eben so Plato Symp. 195 B Κρόνου καὶ Ἰαπετοῦ ἀρχαιότερος, Timotheus b. Athen. 3, 95 νέος ὁ Ζεὺς βασιλεύει, τὸ πάλαι δ’ ἦν Κρόνος ἄρχων, ἀπίτω μοῦσα παλαιά. Daher Saturnus senex Virg. A. 7, 177, τριγέρων Meleager ep. 128.. Ferner das Verzehren und Wiedervonsichgeben seiner Kinder, welchem Bilde bei den Phoeniciern von Tyrus bis Karthago und in früheren Zeiten auch bei den Griechen von Kreta und Rhodos die bekannten Opfer von Kindern oder doch von Menschen entsprachenButtmann Mythol. 2, 41, Höck Kreta 1, 165, Heffter Götterd. v. Rhodos 3, 12. Auch manche sprichwörtliche Redensart stammte daher, Hes. v. κουρίον, λίβυσσ’ ἀηδών, Σαρδόνιος γέλως, Zenob. 5, 85.: ein Gebrauch welcher punischen Ursprungs war, aber seiner Bedeutung nach vermuthlich gleichfalls zunächst der zeitigenden und reifenden Macht des Himmels galt, zumal in jenen Klimaten, wo die Zeit der Erndte mit der des verzehrenden Sonnenbrandes zusammenfällt, daher auch der Raub der Persephone und die Mächte des Todes um dieselbe Jahreszeit gefeiert wurden. Endlich die Dichtung von dem Ursprunge der Aphrodite aus dem Saamen des Kronos und dem Meere, auch dieser Mythus ohne Zweifel phoenicischen Ursprungs, obwohl die freundliche Erscheinung der Liebesgöttin im Zusammenhange der Hesiodischen Theogonie zugleich die Bedeutung hat, daß die Welt durch sie mitten in dem blutigen Streite der Götter eine neue Gewähr des Gedeihens und der Versöhnung erhält.

Auch Rhea ist erst durch die Legende des kretischen 47 Zeusdienstes zur Gattin des Kronos und Mutter des Zeus geworden, und auch sie kann, obgleich schon die Ilias 15, 187 sie kennt, doch nicht für eine rein griechische Gottheit gelten. Vielmehr gehört sie eigentlich nach dem durch Bevölkerung und Cultus mit Kreta eng verbundenen Kleinasien, wo sie als idäische Mutter d. h. als die im Waldgebirge hausende und schaffende Mutter Erde hoch verehrt wurde. Die Kinder dieses Paares sind nach der Ilias Zeus als der Aelteste, Poseidon und Aïdoneus (Il. 15, 187. 204), ferner Hera die älteste Tochter (Il. 4, 59). Bei Hesiod dagegen th. 453 macht sich auch hier das Princip geltend daß das Vollkommenste immer das Letzte sei: zuerst werden Hestia Demeter und Hera genannt und zwar in dieser Folge, dann Aïdes Poseidon und Zeus, also dieser als der Jüngste. Dasselbe Gedicht erzählt dann weiter wie Kronos von seinen Eltern erfahren habe daß er von seinem eignen Sohne werde überwältigt werden, daher er die Söhne sobald sie geboren werden wieder verschlingt, bis Rhea den jüngsten, nehmlich Zeus in Kreta versteckt und dem Kronos statt seiner einen wie ein Kind gewickelten Stein giebt, den dieser auch verschluckt. Inzwischen wächst Zeus in der Verborgenheit schnell heran, zwingt den Kronos durch die List der Mutter Erde unterstützt die Brüder wieder von sich zu geben, bei welcher Gelegenheit der zuletzt verschluckte Stein zuerst zum Vorschein kommt und zum ewigen Gedächtniß in Delphi aufgestellt wirdPaus. 10, 24, 5. Es war ein s. g. βαίτυλος, Hesych s. v., welches Wort dem Hebr. לא תיב entspricht. Die Punier hatten dafür das Wort Abaddir, vgl. Gesen. mon. l. Phoenic. p. 384. 387. Offenbar ein vom Himmel gefallener Meteorstein., und beginnt darauf den Kampf, der mit der Ueberwältigung und Absetzung des Kronos von seiner Herrschaft endigt. Wie sich die ältere Dichtung, ehe die kretische Legende von der Geburt und ersten Jugend des Zeus so bestimmend eingewirkt hatte, diese Vorgänge gedacht hat, darüber fehlt leider jede nähere AndeutungBei Apollodor 1, 2, 1 hilft Metis dem Zeus. Nach der Orphischen Theogonie wurde Kronos mit Hülfe der Nacht eingeschläfert, gebunden und wie Uranos verschnitten, Lob. Agl. 516..

Sobald es zum Kampfe kommt zerfällt die ganze Götterwelt in zwei Parteien, indem Einige die Herrschaft des Kronos, Andere die des Zeus vorziehen (Aeschyl. Prom. 199 ff.). Aber zum Zeus stehen bei weitem die Meisten und Besten. Der alte Okeanos erkennt seine Herrschaft willig an (Il. 21,198), seine erstgeborne Tochter die Styx eilt selbst, die erste von allen Göttern, mit ihren 48 Kindern die sie vom Pallas geboren, Eifer und Sieg (Ζῆλος Νίκη) Kraft und Gewalt (Κράτος Βία), auf den Olymp zum Zeus, den diese Gewaltigen seitdem immer umgeben; worüber Styx von ihm zur höchsten Eidesgöttin erhöht wurde (Hes. th. 383 ff.). Für das Regiment des Kronos kämpften besonders Japetos und sein gewaltiges Geschlecht: aber was vermochte die bloße Gewalt gegen die Vereinigung aller höheren Himmelsgewalten. Das wußte Prometheus, wie Aeschylos dichtet, da er von seiner Mutter Themis den Ausgang des Kampfes im voraus erfahren, daher auch er sich von seinen Brüdern scheidet und für jetzt zum Zeus übergeht.

In der Beschreibung des Kampfes tritt wieder das Element der örtlichen Naturanschauung hervor, welches in der griechischen Mythologie überall so wichtig ist. Hier deutet es zugleich auf die Gegenden wo diese Dichtung vermuthlich entstanden ist, in den Umgegenden des Olympos, welche überhaupt die Wiege der ältesten griechischen Götterdichtung waren. Die gesegnete Landschaft von Thessalien ist nehmlich erst dadurch entstanden daß die Gewässer durch das felsige Tempethal und die Mündung des Peneios einen Abzug gewannen; und daß dieses erst in Folge eines gewaltigen Erdbebens geschehen lehrt nicht allein der Augenschein, sondern es hatte sich davon auch in den religiösen Ueberlieferungen der ältesten Bevölkerung ein Andenken erhaltenAthen. 14, 45. Vgl. die anschauliche Beschreibung Thessaliens b. Herod. 7, 128 ff., Lucan 6, 333 ff. u. unter den Neueren Fallmerayer Fragmente a. d. Orient 2, 205 ff, Göttling Ges. Abhandl. S. 9.. Die Titanomachie des Hesiod ist nur eine malerische Ausführung dieses alten Naturkampfes, worüber die höhere Bedeutung des theogonischen Weltkampfes keineswegs verloren geht. Die Grundzüge der gewiß viel und oft besungenen Götterschlacht wiederholen sich übrigens in der eingeschobenen Theomachie der Ilias (20, 56 ff.). Der Kampf selbst dauerte nach Hesiod zehn Enneateriden (πλείους ἐνιαυτοὺς), bis es endlich zur Entscheidung kam, welche erst durch die von Uranos im Tartaros verhafteten, von Zeus auf den Rath der Erde befreiten Kyklopen und Hekatoncheiren herbeigeführt wurdeHesiod th. 501 ff., 617 ff. Nach Apollodor wurden sie schon von Kronos befreit und dann von neuem gebunden. Bei dems. bringen die Kyklopen dem Zeus den Blitz, dem Pluton die Tarnkappe, dem Poseidon seinen Dreizack. Nach der Titanomachie des Eumelos b. Schol. Apollon. 1, 1165 und Virg. A. 10, 565 ff. war Aegaeon ein Bundesgenosse der Titanen., indem jene dem Zeus Donner und Blitz bringen, die Hekatoncheiren aber 49 sich ihm als die Mächte des Erdbebens zur Seite stellen. Thessalien ist das Schlachtfeld, auf dem Olymp lagern die Kroniden, auf der Othrys die Titanen. Die ganze Welt erbebt bis in die tiefsten Tiefen des Tartaros, als Zeus endlich mit seinen furchtbarsten Waffen gerüstet, von den Kindern der Styx begleitet, in seiner ganzen Majestät auftritt, ununterbrochene Blitze schleudernd, so daß das Land und die Waldung rings in Feuer auflodert, Erde und Meer sieden, die Titanen von dem feurigen Glast geblendet und verzehrt werden und selbst das alte Chaos sich in seiner Tiefe rührt und seine Stunde wieder gekommen glaubt, da Himmel und Erde dem Einsturz drohen. Schon neigt sich der Sieg zu den Kroniden, da greifen schnell die Hekatoncheiren zu mit ihren sechsmalhundert Armen und Fäusten, überschütten die Titanen mit gewaltigen Felsmassen, stoßen sie hinab in den finstern Tartaros und binden sie.

Auf den Sieg der Olympier folgt die Siegesfeier mit kriegerischen Waffentänzen und Spielen, wie zu Olympia die erste Einsetzung der dortigen Spiele als Folge dieses Sieges angesehen wurdePausan. 5, 7, 4. Von jenen Göttertänzen erzählte die Titanomachie des Eumelos oder Arktinos, s. Athen. 1, 40, vgl. Tibull 2, 5, 9, Seneca Agam. 331, wo Apoll den Sieg durch seinen Gesang feiert. und der Titanensieger Zeus in seinem Viergespann und mit dem Donnerkeile in der Hand, wie ihn viele alte Bildwerke darstellen, seitdem das ideale Vorbild alles Triumphes und aller höchsten Macht war. Der Preis des Sieges aber war die Weltherrschaft, welche die drei Kroniden nun unter einander theilen, nach der älteren Sage in der einfachen Form der Verloosung, wie die Herakliden um den Peloponnes loosten (Il. 15, 186 ff.); dahingegen bei Hesiod th. 881 die Götter gleich nach dem Titanenkampfe auf den Rath der Gaea den Zeus zu ihrem Herrscher wählen und dieser darauf die Weltämter vertheilt (ὁ δὲ τοῖσιν ἐῢ διεδάσσατο τιμάς), und diese Auffassung ist nachmals die gewöhnliche geblieben. Das Wesentliche bei dieser Theilung ist die Dreitheilung der Welt (τριχϑὰ δὲ πάντα δέδασται), wie sie in dem Wesen der Natur Griechenlands begründet ist, mythologisch durch die Zahl der Kronidenbrüder motivirt wird und in vielen Sagen und Symbolen als das alte und allgemeine Grundschema der griechischen Naturanschauung durchschimmert. Zeus bekommt das oberste Regiment des Himmels (Ζεὺς δ’ ἔλαχ’ οὐρανὸν εὐρὺν ἐν αἰϑέρι καὶ νεφέλησιν) und dadurch der ganzen Welt, Poseidon das Meer und alle Fluth, Aïdoneus 50 das Reich der Unsichtbarkeit und des geheimnisvollen Dunkels, die tiefe Erde sammt dem Reiche der Todten.

Gemeinsam bleibt die Erde und der Olympos (γαῖα δ’ ἔτι ξυνὴ πάντων καὶ μακρὸς Ὄλυμπος), letzterer als der ideale Götterberg, auf dem die himmlischen Götter und Zeus als ihr patriarchalisches Haupt wohnen, der in seinem Palaste auf dem obersten Gipfel des Berges auch die allgemeinen Götterversammlungen zu berufen pflegt. Eigentlich ist jeder hohe Berg, wie er in den klaren Himmel, in den lichten Aether emporragt, ein natürlicher Thron der Götter und die meisten höheren Berge in den verschiedenen Landschaften Griechenlands, ja selbst die höheren Hügel und Burgen der Städte, rühmten sich die Sitze der Götter und ihrer Versammlungen (ϑεῶν ἀγοραὶ) zu sein. Der Olymp aber ist für die Griechen zum Berge unter den Bergen, zum Götterberge schlechthin geworden, vermöge einer religiösen und poetischen Vorstellung welche vermuthlich durch ältere Religionsbegriffe angeregt wurdeVgl. den Meru der Inder, den Elburz der Perser. Schol. Apollon. 1, 599 zählt sechs Berge mit dem Namen Olympos auf, in Macedonien, Thessalien, Mysien, Cilicien, Elis und Arkadien, Andre wußten sogar von vierzehn, Hesych v. Μυσ. Ολ. Der Name wird von λάμπω abgeleitet, doch könnte er auch kleinasiatischen Ursprungs sein, wo es verschiedene Bergspitzen und einen Sänger des Namens gab, Str. 10, 470., ihre mythologische Ausbildung aber jedenfalls jenen alten Cultusgesängen und Dichtungen des Musendienstes in der Landschaft Pierien am Fuße des Olympos verdankt. Wie die Kroniden ihn gleich beim Beginn des großen Weltkampfes zu ihrer Burg gemacht hatten, so ist er dieses nun für alle Zeit geblieben, eine πόλις ϑεῶν mit Mauern und Thoren, mit Wohnungen und allem übrigen Zubehör einer menschlichen Ansiedelung. Und zwar bewohnen die Götter den Theil des Berges, wo derselbe aus der irdischen Luftregion in die des Aethers d. h. des reinen Himmels emporragt, also seinen obersten Gipfel, wo ewige Heiterkeit und allezeit ungetrübter Glanz ist (Odyss. 6, 42–46). Darunter ist die Region der Wolken, welche Zeus nach Belieben sammelt oder zerstreut und welche zugleich die Grenze der göttlichen Region von der irdischen bildet, daher die Wolken oft geradezu die Thore des Himmels genannt werden und die in ihnen waltenden Gottheiten, die Hören, die Pförtnerinnen des Olymps (Il. 5, 749; 8, 393. 411. 432). Der Gipfel des Olymp ist also zugleich der Himmel, den die Götter auf diesem Berge bewohnenDaher der Himmel und der Olymp auch ganz gleichbedeutend gebraucht werden, z. B. bei Soph. Ant. 600 in dem schönen Chorgesange: ἀγήρῳ δὲ χρόνῳ δυνάστας κατέχεις Ὀλύμπου μαρμαρόεσσαν αἴγλαν. J. H. Voß hat über diese mythischen Begriffe, wie überhaupt in der s. g. mythischen Geographie viele falsche Vorstellungen verbreitet, vgl. Völcker über Homer. Geographie und Weltkunde, Hann. 1830. Später wohnen die Götter in der Kuppel des Himmelsgewölbes, wohin die Milchstraße führt, Ovid M. 1, 168 ff.. Zu oberst thront Zeus, wenn 51 er als der Olympier in seiner höchsten Majestät gedacht und geschildert wird, wie bei dem Besuche der Thetis, nach welcher Schilderung Phidias seinen Zeus bildete (Il. 1, 498; 5, 753). Dahingegen man sich die Wohnungen der Götter an den Abhängen und in den Schluchten des Berges dachte (κατὰ πτυχὰς Οὐλύμποιο Il. 11, 77), jede mit ihrem Männersaale, ihrem Frauenzimmer, ihrer Vorrathskammer, ihrer Stallung, wie irgend ein Anaktenhaus auf der Erde. Auf dem obersten Gipfel sind auch die Götterversammlungen (Il. 8, 3), die gewöhnlichen wo nur die eigentlichen Olympier und die größeren wo alle Götter aufgeboten werden, z. B. Il. 20, 4 ff.

Nach den späteren Dichtern wurde auch die Erde unter den Göttern vertheilt, indem nehmlich jeder Gott, wie es der örtliche Cultus mit sich brachte, seine besonderen Lieblingslandschaften und seinem Schutze vorzugsweise anvertraute Städte hatte, Hera Argos, Athena Athen u. s. w., was die Sage von besonderen Vorgängen in der Götterwelt, bald einem freiwilligen Vertrage bald einem Kampfe bald einem Geschenke abzuleiten pflegt, doch immer so daß Zeus dabei als die letzte entscheidende Macht gedacht wird. In diesem Sinne dichtet Pindar Ol. 7, 54 von einer Theilung der Erde zwischen Zeus und den übrigen Göttern, bei welcher Helios vergessen wurde, daher ihm die später aufgetauchte Insel Rhodos zu seinem Eigenthum angewiesen wird.

Unter der Erde aber ist der TartarosEin onomatopoetisches Wort wie βάρβαρος μάκμαρος βόρβορος u. s. w., von demselben Stamme wie ταράσσω und τάρβος. Man sagte ὁ Τάρταρος, ἡ Τάρταρος und τὰ Τάρταρα, s. Schol. Il. 1, 312., von welchem aus alten Gesängen der Titanomachie mehr als eine Beschreibung erhalten ist. In der Ilias 8, 13 ff. droht Zeus jeden widerspenstigen Gott in den dunkeln Tartaros zu werfen, weit hinab wo der tiefste Schlund unter der Erde ist, verwahrt von eisernen Thoren und einer ehernen Schwelle, so tief unter dem Reiche des Aïdes (welches in der Erdtiefe gedacht wurde) wie der Himmel über der Erde erhaben ist. Bei Hesiod th. 722 ff. heißt es: Neun Tage und Nächte würde ein eherner Ambos fallen bis er 52 vom Himmel auf die Erde kommt, und ebenso viele bis er von der Erde in den Tartaros gelangte. Der ist mit einer ehernen Mauer umgeben, um seinen Nacken ist in dreifacher Schicht ewige Nacht gelagert, und von oben her wachsen die Wurzeln der Erde und des MeeresGerade so Il. 14, 204 ὅτε τε Κρόνον εὐρύοπα Ζεὺς γαίης νέρϑε καϑεῖσε καὶ ἀτρυγέτοιο ϑαλάσσης. Il. 8, 478 οὐδ’ εἴ κε τὰ νείατα πείραϑ’ ἵκηαι γαίης καὶ πόντοιο, ἵν’ Ἰαπετός τε Κρόνος τε.. Da sitzen die Titanen in dem finstern Abgrunde, welchen Poseidon (das Meer) mit ehernen Pforten verschlossen hat. Diese sind rings durch eine Mauer gedeckt, in welchen die Hekatoncheiren (die in der Tiefe des Meeres gedachten Dämonen des Erdbebens) Wache halten, als treue Wächter des Zeus. Ein nach epischer Weise ausgeführtes Bild, bei welchem die Anschauung jener unterirdischen Gefängnisse vorschwebte, wie das βάραϑρον in Athen und die ähnlichen Verließe zu Sparta und zu Rom, daher es auch Il. 8, 14 heißt: ἧχι βάϑιστον ὑπὸ χϑονόνος ἐστι βέρεϑρον. So wohnen auch die Hekatoncheiren in einem Vorbau des Thores zum Tartaros, welcher ganz nach Art der ältesten Befestigungswerke in Griechenland gedacht zu sein scheintHesiod th. 732 τεῖχος δὲ περοίχεται ἀμφοτέρωϑεν, ἔνϑα Γύης u. s. w. Vgl. zu der ganzen Beschreibung Schoemann op. 2, 321 sqq..

Der Tartaros in dieser seiner engeren Bedeutung als Titanengefängniß ist also in der älteren Mythologie etwas außerhalb der Erde d. h. tief unter ihr und dem Meere Befindliches, der gerade Gegensatz des Himmels und des Olymps wo die herrschenden Götter leben, wie dort die verstoßenen, abgesetzten, überwältigten Götter einer früheren Weltordnung. Da man aber mit der Zeit die Titanen oft mit anderen sinnverwandten Ungethümen, den Bildern ungeregelter Naturkräfte zu einem Begriffe verschmolz (Typhon, Giganten), so kommt neben dieser Auffassung auch die abweichende vor, nach welcher die Titanen als dämonische Mächte der inneren Erdtiefe erscheinen, indem sie von dort aus als böse Mächte des Fluchwürdigen und Ungeheuren mit denen die sie anrufen in Verbindung stehenIn diesem Sinne heißt es bei Hesiod th. 118 Τάρταρά τ’ ηερόεντα μυχῷ χϑονὸς εὐρυοδείης, vgl. vs. 158. 505. 620. Virg. Ge. 2, 291 aesculus in primis, quae quantum vertice ad auras aetherias tantum radice in Tartara tendit. Daher bei Hesiod th. 697 die Titanen selbst χϑόνιοι heißen. Auch die Stelle Ilias 14, 270 ff., wo Hera bei den Titanen schwört, macht den Eindruck als würden sie in der Unterwelt im Sinne der tiefen Erde gedacht. Sehr weit geht bei der weiteren Ausführung dieser Beschwörung Hymn. Ap. P. 156 κέκλυτε νῦν μοι Γαῖα καὶ Οὐρανὸς εὐρὺς ὕπερϑεν Τιτῆνές τε ϑεοὶ τοὶ ὑπὸ χϑονὶ ναιετάοντες Τάρταρον ἀμφὶ μέγαν, τῶν ἔξ ἄνδρες τε ϑεοί τε., noch 53 immer in der Tiefe grollend und die lichte Welt der Olympier mit ihrem Widerstreben bedrohend. Am weitesten ist in dieser Hinsicht die Orphische Dichtung gegangen, wo die Titanen eine Ausgeburt der grollenden Erde sind und durchweg das wilde, bösartige, der göttlichen Herrschaft widerstrebende Element der Natur und der sittlichen Weltordnung ausdrücken, vorzüglich in der Sage vom Zagreus d. h. dem nach Art des kretischen Zeus in seiner Jugend verfolgten Bacchos, dessen Tod die trieterischen Dionysien feierten. Die Titanen waren es welche ihn im Auftrage der Hera zerrissen, ja nach Orphischer Dichtung seine zerstückelten Glieder verzehrten, woran wieder die Dichtung von der titanischen Natur der Menschen anknüpfteLob. Agl. 555 sqq.: ein später und niemals allgemein verbreiteter Mythus, welcher aber doch in der so eben angedeuteten Auffassung der Titanen eine Stütze hatte.

Jene älteste Dichtung aber, die nur von ewig verhafteten Titanen weiß, ist aufs schönste und sinnigste umgebildet worden durch die Vorstellungen und Dichter einer milderen Zeit, welche von dem Gedanken der Weltharmonie durchdrungen selbst für den tiefen Zwiespalt der Titanomachie eine Versöhnung zu finden wußten. So singt Pindar P. 4, 291 λῦσε δὲ Ζεὺς ἄφϑιτος Τιτᾶνας und Aeschylos deutet nicht blos in den Eumeniden 632 ff. auf diese Lösung, sondern er ließ in seinem gelösten Prometheus eben diese aus ihrem Gefängniß befreiten Titanen als Chor auf die Bühne kommen, um den zuletzt und am hartnäckigsten Widerstrebenden endlich auch zu versöhnen und zu befreien. Und zwar versetzt die Sage die Titanen seitdem auf die Inseln der Seligen, wo sie mit den Heroen in ewiger Seligkeit leben, unter der Herrschaft des Kronos, dessen Bild sich nun auch zu dem eines glückseligen Alten verklärt, welcher aller Mühe des Weltkampfes entladen mit tiefwallendem Barte unter den Auserlesenen der Vorzeit thront und nur noch die goldne, die selige Vorzeit bedeutetHesiod W. T. 169 ff., Pindar Ol. 2, 70 ff. Nun ist sein Alter ein ewig frisches, sein Bart ein stets sich verjüngender, s. Plato Phileb. 270 D und die Orphiker bei Lobeck Agl. 511. Daher Κρόνος εὐχαίτης, λάσιος, εὐρυγένειος. Auch soll er zuerst, dann Zeus als Titanensieger bekränzt worden sein, Tertull. d. cor. 7. Später dachte man sich Kronos und die Inseln der Seligen im fernen Westen, in Hesperien oder auch jenseits der Heraklessäulen. Daher die Flucht des Kronos nach Italien, Sicilien oder Libyen und seine dortige Herrschaft, Diod. 3, 60; 5, 66.. Sein Cultus ist von 54 jenem alten Feste der Kronia abgesehen in Griechenland nie ein bedeutender gewesen. Nur in seiner theogonischen Bedeutung d. h. als Vater der Kroniden pflegte er und an seiner Seite Rhea bei den größeren Heiligthümern und Festen des Olympischen Zeus und der Olympischen Götter überhaupt mitbedacht zu werden.


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