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3. Hephaestos.
Der Gott des Feuers, des strahlenden und wärmenden, wie es als Elementarkraft durch die ganze Natur verbreitet ist und im Wasser sowohl als auf dem festen Lande durch vulkanische Thätigkeit oder Jahreshitze so außerordentliche Dinge wirkt: eine formenbildende Macht welche sich vollends im menschlichen 137 Leben, wo das Feuer zum Princip der Kunst wird, aufs allerglänzendste bewährt. Hephaestos ward als der in allen diesen Wirkungen und Thätigkeiten sich offenbarende Gott gedachtDer Name wahrscheinlich ἀπὸ τοῦ ἧφϑαι, Schol. Od. 8, 297, Cornut. 19, vgl. λύχνων ἁφαί, δᾴδων ἁφαί und Kuhn Z. f. vgl. Spr. 5, 214.. Weil alles Feuer vom Himmel stammt, ist er der Sohn des Zeus und der Hera, und zwar nach Hesiod th. 927 und andern theogonischen Ueberlieferungen ein Sohn des Streites zwischen Zeus und Hera, was man auf den zündenden Strahl des Gewitters deuten möchte. Aehnlich die lemnische Sage Il. 1, 560 ff., nur daß Hephaestos hier schon geboren ist und der Streit des himmlischen Paares durch den Haß der Hera gegen Herakles motivirt wird, weswegen Zeus gegen diese wüthet. Hephaestos will der Mutter beistehen, da packt ihn der Vater bei dem Fuße und wirft ihn hinab von der göttlichen Schwelle (ἀπὸ βηλοῦ ϑεσπεσίοιο) d. h. vom Olymp, so daß er einen ganzen Tag lang fällt, mit Sonnenuntergang aber in Lemnos niederstürzt, kaum noch athmend; aber die Sintier haben seiner gepflegt daß er wieder zu sich kam. Nach einer andern Tradition kam Hephaestos lahm zur Welt, weshalb Hera sich seiner schämt und ihn vom Olymp in den Okeanos wirft, wo Eurynome und Thetis ihn schützend aufnehmen. Neun Jahre blieb er nun bei ihnen und schmiedete viele kunstreiche Werke in der gewölbten Grotte, tief im Okeanos, der ihn mit schäumenden Wogen umrauschte, kein Wesen wußte davon, weder ein Gott noch ein Mensch, blos jene beiden Meeresgöttinnen die ihn gerettet (Il. 18, 395 ff.). Wahrscheinlich werden dadurch die Wunder der vulkanischen Kräfte angedeutet, wie sie immer in der Nähe des Meeres oder unmittelbar aus seiner heimlichen Tiefe viele kunstreiche Bildungen, ja ganze Inseln und Berge hervorsteigen lassen, wovon das griechische Meer so viel Erfahrung bot, noch bis in die neueste Zeit auf Santorino: während bei jener lemnischen Fabel die Thätigkeit des ehemaligen Vulkans Mosychlos der natürliche Grund ist, ein Berg dessen jetzige Gestalt den ehemaligen Vulkan noch sehr deutlich verräth. Immer ist Hephaestos lahm, daher die alten epischen Epithete Κυλλοποδίων d. h. Krummbein und Ἀμφιγυνήεις d. h. auf beiden Beinen lahm, ohne Zweifel um die wackelnde und flackernde Natur der Flamme auszudrücken, wie dieses bei andern Völkern durch dasselbe Merkmal des Feuergottes geschiehtAuch der nordische Völundur und der deutsche Wieland sind lahm und vom indischen Feuergotte Agni heißt es im Rig-Veda: aegre prehenderis, suboles quasi serpentum. Vgl. Serv. V. A. 8, 414 claudus dicitur, quia per naturam nunquam rectus est ignis. Lucr. 2, 188 sursus enim versus gignuntur et augmina sumunt (flammae).. 138 Doch würde man ihm Unrecht thun, wenn man ihn deshalb überhaupt für mißgestaltet hielte. Vielmehr ist er sonst rüstig und kräftig und nur in den Beinen sitzt ihm die SchwächeIl. 18, 411 χωλεύων, ὑπὸ δὲ κνῆμαι ῥώοντο ἀραιαί. Od. 8, 311 ἠπεδανός, 329 βραδύς, Nikand. Ther. 458 χαλαίπους. Sein Bruder Ares war um so rüstiger auf den Beinen, ἀρτίπος und ὠκύς., die zart und dünne sind und einer künstlichen Stütze bedürfen, wie in der Ilias 18, 417 die künstlich aus Gold gefertigten Mägde, auf Bildwerken ein Stab sie ihm bieten. Im Uebrigen ist er ein tüchtiger Schmied, von kräftigen Armen, die mit Hammer und Ambos umzugehen gewohnt sind, und von nervichtem Nacken und haarichter Brust (Il. 18, 410. 415).
In der Ilias 18, 382 ist Charis seine Gattin, bei Hesiod th. 945 Aglaja die jüngste der Chariten, weil diese bei aller Anmuth betheiligten Göttinnen die natürliche Umgebung des Meisters aller reizenden Werke sind. Dagegen ist die Sage von seiner Verbindung mit der Aphrodite vermuthlich lemnischen Ursprungs, da beide Gottheiten seit alter Zeit auf dieser Insel neben einander verehrt wurden, beide zunächst als Naturmächte; doch pflegte das Epos solchen Fabeln immer eine andere Wendung zu geben. Hier kam hinzu daß in einem andern Cultus, gleichfalls in einem sehr alten und angesehenen, dem zu Theben nehmlich, Aphrodite für die Gattin des Ares galt, woraus sich von selbst jene muthwillige Geschichte bildete welche Demodokos bei den Phaeaken singt (Od. 8, 226 ff.): wie Aphrodite lieber den stattlichen Kriegsgott als den rußigen und hinkenden Schmied mag, aber dafür mit ihrem Buhlen durch die listige Kunst des Hephaestos schmählich gezüchtigt wird. Ueberhaupt hatte Hephaestos große Anlage zur komischen Figur und das attische Satyrdrama sowohl als die travestirende Komödie haben denn auch von dieser Figur einen sehr reichlichen Gebrauch gemacht.
In Attika erscheint Hephaestos in einem eigenthümlichen Verhältniß zur Athena, wovon bei dieser die Rede sein wird. Außerdem galt er immer für nahe befreundet mit Dionysos, dem Gott des Weins und des Frühlings, wobei höchst wahrscheinlich wieder die Wirkung der vulkanischen Kraft auf den Erdboden zu Grunde liegt. So war Lemnos bei den Alten wegen seines Weinbaus berühmt und es ist schon von andrer Seite bemerkt 139 wordenWelcker Aesch. Tril. 316. daß wahrscheinlich daraus die drollige Gestalt des Hephaestos entsprungen ist, wie er auf dem Olymp unter den Göttern als Mundschenk hin und her humpelt, gutmüthig zum Frieden sprechend, während sie vor Lachen bersten wollen über den ungeschickt Geschäftigen (Il. 1, 597 ff.). Aehnliche Fabeln gab es auf Naxos, deren Fruchtbarkeit auch auf vulkanischen Wirkungen zu beruhen scheint, da nach der alten Sage Hephaestos und Dionysos um diese Insel strittenSchol. Theokr. 7, 149. Stesichoros dagegen dichtete von großer Freundschaft der beiden und wie Hephaestos dem Dionysos auf Naxos für seine Gastfreundschaft das Kleinod eines goldenen Bechers geschenkt habe, das später an die Thetis und durch diese an Achill gekommen sei, Schol. Il. 23, 92..
Zu einer sehr lustigen und doch auch wieder sehr ernsten Geschichte war die Kameradschaft und Brüderschaft zwischen Hephaestos und Dionysos in dieser Mythe geworden. Um sich an der Mutter zu rächen, die ihn so schmählich vom Olymp heruntergeworfen hatte, schickt Hephaestos der Hera aus seinem Versteck in der Meerestiefe einen goldenen Thron mit unsichtbaren Fesseln (ἀφανεῖς δεσμοὺς ἔχοντα). Als sie sich darauf setzt, ist sie gefesselt und Niemand vermag sie zu lösen, daher die Götter die Rückkehr des argen Meisters beschließen, sei es in Güte oder mit Gewalt. Ares versucht die letztere, wird aber vom Hephaestos mit Feuerbränden heimgeschickt, bis endlich Dionysos ihn betrunken macht und so auf den Olymp zurückführt, wo Hera nun auch wieder gelöst wird. Diese Fabel muß den griechischen Dichtern und Künstlern sehr geläufig gewesen sein, obgleich wir davon nur durch Bruchstücke und durch Vasenbilder erfahren. Sappho Alkaeos und Pindar hatten davon gesungen und Epicharms Laune hatte sie früh ins Komische gezogenSappho fr. 66 ὁ δ' Ἄρευς φαῖσί κεν Ἄφαιστον ἄγην βίᾳ, vgl. Liban. b. Westerm. Mythogr. 372, 30 und das Vasenbild El. céramogr. 1, 36. Alkaeos, der die γονὰς Ἡφαίστου durch ein eignes Gedicht verherrlicht hatte, fr. 11 ὥστε ϑέων μηδέν' Ὀλυμπίων λῦσαι ἄτερ ϝέϑεν. Von Pindar und Epicharm s. Suid. Phot. Ἥρας δεσμοί, über den Hephaestos oder die Komasten des letzteren Müller Dor. 2, 354, Welcker kl. Schr. 1, 292.. Im altertümlichen Tempel der Athena Chalkioekos zu Sparta, am Throne des Apoll zu Amyklae, endlich im Heiligthum des Dionysos zu Athen sah man bildliche Darstellungen davonPaus. 1, 20, 2; 3, 7, 3; 18, 9., und von dem Gemälde in dem zuletzt genannten 140 Tempel mögen die vielen attischen Vasengemälde stammen welche die ausgelassen lustig gedachte Scene veranschaulichen, wie der trunkene Hephaestos im bacchischen Zuge, zu Fuß oder auf einem Maulesel, begleitet von Dionysos und Silenen und Nymphen auf den Olympos zurückkehrtEI. céramogr. 1, 41–49, vgl. Mon. d. Inst. V. t. 35 und O. Jahn Ann. d. Inst. 23, 283, Einl. in die Vasenk. 154.. Der tiefere Grund der Fabel ist aber auch hier die Beobachtung des Naturlebens. Ueberall wächst im Süden der beste, der feurigste Wein in vulkanischen Gegenden, am Vesuv, auf Ischia, am Aetna, auf Santorino u. s. w.; daher sind Dionysos und Hephaestos sehr gute Freunde. Hera aber, die Göttin der Luft, wird von Hephaestos gefesselt in demselben Sinne wie Hera Athena und Apoll den Zeus fesseln wollen und wie Kronos seine Kinder verschlingt d. h. die heiße Gluth des Sommers thut dem Himmel Gewalt an, so daß sich wie wir zu sagen pflegen kein Lüftchen regt. Im Frühlinge aber, wo die volle Lust des Dionysos blüht, wo Hephaestos wie Horaz Od. 1, 4, 6 dichtet die Essen der Kyklopen schürtApollon. 3, 41 ἀλλ' ὁ μὲν εἰς χαλκεῶνα καὶ ἄκμονας ἦρι βεβήκει. und bei seiner heißen, alle Natur durchwärmenden Arbeit mit seinem Freunde Dionysos gelegentlich über den Durst trinkt, im Frühlinge kehren auch der Luft ihre Kräfte und ihre Wolken wieder. Es rührt und regt sich wieder Alles oben und unten und die lustigen Brüder der Hitze und des feurigen Weines kehren zurück auf den Olymp und reichen auch den Göttern frischen Wein aus goldenen Schalen.
Unter den örtlichen Diensten ist der von Lemnos für die älteste Mythologie von großer Wichtigkeit und auch sonst von nicht geringem Interesse. Der Vulkan auf dieser Insel muß in alter Zeit sehr thätig gewesen sein und scheint erst in der Zeit Alexanders des Großen ganz erloschen zu seinButtmann im Mus. d. A. W. 1, 295–312, Welcker Tril. 7. 160 ff. Lemnos führte wegen seiner vulkanischen Natur oder als alter Mittelpunkt der Metallurgie den Namen Αἰϑάλη Αἰϑάλεια, wie die Insel Elba an der etruskischen Küste, vgl. Röm. Myth. 526, Schol. Ap. Rh. 1, 608 und Λήμνιος ἄκμων von der Schmiede des Hephaestos Nonn. D. 28, 6.. Wie der Krater des Aetna, so galt auch er für eine Schmiede des Hephaestos, wie davon die Ilias und die Odyssee und die Orionssage von Chios erzählen. Von allen Ländern ist dem Hephaestos Lemnos das liebste, Lemnos mit den barbarischen Sintiern, die seiner Schwäche so freundlich gepflegt hatten (Od. 8, 284. 294). Die Alten erklärten sie später für ein thrakisches Volk und die ersten 141 Waffenschmiede, doch fragt es sich sehr ob sie nicht eben so mythische Gestalten sind wie die sonst den lemnischen Hephaestos umgebenden. So sein Bursche oder sein Lehrer in der Schmiedekunst Κηδαλίων, was wahrscheinlich Feuerbrand bedeutetVon καίω ἔκηα und δαλός. Auf Naxos hauste er nach Eust. Il. p. 987, 7, auf Lemnos nach der Orionssage von Chios. Ueber das Satyrspiel Kedalion von Sophokles s. Nauck fr. trag. p. 160., eine Figur die auch in der Sage von Chios und Naxos vorkommt und auf der attischen Bühne wie sein Herr und Meister zur lustigen Person geworden war. Ferner die Kabiren, von denen in den lemnischen Sagen und auf allen benachbarten Inseln und Küsten viel die Rede war: dämonische Gestalten von ähnlicher Art wie die Kureten, die Korybanten, die Satyrn u. a. d. h. solche welche den großen Cultusgöttern in verschiedenen Beziehungen dämonischer Naturwirkung beigeordnet wurden; und zwar scheinen die Kabiren auf Lemnos und im Dienste des Hephaestos oder als seine Söhne gleichfalls die vulkanischen Kräfte der Insel zu bedeuten, welche zugleich den Wein und die Feldfrucht zeitigten, daher die Erzählung von ihnen auch in das Gebiet des Dionysos und der Demeter hinüberspieltS. den Anhang.. Gleich unter dem Mosychlos befand sich auch der alte Tempel des Hephaestos, an demselben Orte wo nach der Sage einst von hoher Schwelle die feurige Lohe herabfuhr und wo Prometheus nach Aeschylos seinen Raub ausgeführt hatteAttius Philoct. b. Ribbeck trag. lat. p. 173 sqq. Auch Sophokles in seinem Philoktet gedenkt wiederholt des lemnischen Feuers vs. 800. 986 ὦ Λημνία χϑὼν καὶ τὸ παγκρατὲς σέλας Ἡφαιστότευκτον. Vgl. Antimachos u. Eratosthenes b. Schol. Nik. Ther. 472.. Die an einer Bucht der nördlichen Küste gelegene Stadt Hephaestias zeugt sowohl mit ihrem Namen als mit ihren Münzen von diesem alten Feuerdienste. Ein besonders bedeutungsvoller Gebrauch desselben war daß die Insel jährlich einmal, angeblich wegen alter Verschuldung, unter schwermüthigen Gebräuchen gereinigt wurde, an welchem Tage alles Feuer ausgelöscht wurde und vor neun Tagen nicht wieder angesteckt werden durfte, bis das heilige Schiff von Delos kam und neues Feuer brachte, welches nun in alle Häuser und in alle Werkstätten vertheilt wurde und der Anfang eines neuen Lebens war, wie man sich ausdrücktePhilostr. Her. p. 740. Die alte Schuld ist der lemnische Männermord, welcher nach Phot. v. Κάβειροι auch die Kabiren von Lemnos verscheuchte.. Es 142 spricht sich darin deutlich dasselbe Gefühl aus welches auch die Sage vom Prometheus durchdringt, daß das irdische Feuer von dem himmlischen abstamme und daß es durch Anwendung auf das menschliche Leben verunreinigt werde, seine Reinheit also durch Buße und Sühnung und Rückkehr zu der ursprünglichen Quelle wiederhergestellt werden müsse.
Im attischen Hephaestosdienst erscheint dieser Gott aufs engste verbunden mit der Athena, in der Sage von der Geburt des Erichthonios sogar als ihr verschmähter Liebhaber, im Cultus als der ihr durch künstlerische Thätigkeit aufs engste verbundene Freund, er und Prometheus, welcher neben beiden verehrt und gefeiert wurde (S. 71). So wurde am letzten Pyanepsion (October) das Fest der Χαλκεῖα der Athena und dem Hephaestos gemeinschaftlich begangen, ursprünglich in allgemeinerer Bedeutung, später in den Kreisen der in Feuer arbeitenden Künstler und Handwerker, die den Hephaestos als ihren besonderen Schutzpatron verehrtenHermann Gottesd. Alterth. § 56, 32. 33. Einige nennen dieses Fest Ἀϑήναια, auch begann an demselben Tage die Arbeit am Peplos der Panathenaeen. Auch die attische Phyle Hephaestias und die Demen der Hephaestiaden und der Aethaliden beweisen das Alterthum und die weite Verbreitung des attischen Hephaestosdienstes, der mit dem der Athena immer Hand in Hand ging, Plat. Krit. 109 C Ἥφαιστος δὲ κοινὴν καὶ Ἀϑηνᾶ φύσιν ἔχοντες – μίαν ἄμφω λῆξιν τήνδε τὴν χώραν εἰλήχατον.. Auch die in demselben Monat gefeierten Apaturien d. h. das Fest der Phratrien, ein den Atheniensern mit den übrigen Joniern gemeinsames Nationalfest, gedachten neben dem Zeus Phratrios und der Athena Phratria oder Apaturia vorzüglich des Hephaestos, welcher in diesem Zusammenhange als der Schutzgott des Feuerheerdes und des um ihn gesammelten Familienlebens erscheint, wie sonst Hestia. Die Männer pflegten in diesen Tagen Fackeln am Heerde anzuzünden und im festlichen Anzuge dem Hephaestos zu opfern und ihn als den Feuergeber und den Stifter des Lebens in geschützten Wohnungen zu preisen, ihn und Athena, seine Genossin in aller sinnreichen ErfindsamkeitIstros b. Harpokr. v. λαμπάς, vgl. Hermann a. a. O. § 56, 29–31, Schoemann Gr. Alterth. 2, 485. Der Hom. H. 20 spricht ganz die Stimmung dieser Feierlichkeit aus.. Endlich galt auch das in Athen sehr beliebte Spiel des Fackellaufs dem Hephaestos, der Athena und dem Prometheus, wie es denn auch auf Lemnos geübt wurde und eigentlich nur ein Ausdruck der Freude über das neugewonnene Element des Feuers sein sollte. In Athen fand ein solcher 143 Wettlauf regelmäßig statt an den Panathenaeen, den Hephaesteen und den PrometheenPolemon b. Harpokr. l. c. τρεῖς ἄγουσιν Ἀϑηναῖοι ἑορτὰς λαμπάδας, Παναϑηναίοις καὶ Ἡφαιστείοις καὶ Προμηϑείοις. Die Hephaesteen erwähnt Andokides Myster. 132, vgl. Herod. 8, 98 κατάπερ Ἕλλησι ἡ λαμπαδηφορίη, τὴν τῷ Ἡφαίστῳ ἐπιτελέουσι, oben S. 78, [Anmerkung 159] und Krause Gymnastik 1, 370. Bildliche Darstellungen des Spiels auf panathenaeischen Preisvasen.. Die Jünglinge liefen dann in einer vorgeschriebenen Distanz, gewöhnlich von der Akademie bis in die Stadt, mit brennenden Fackeln oder Lichtern, wobei zuletzt dem Jünglinge oder der Partei, welche die Fackel brennend ans Ziel brachte, ein Siegespreis ertheilt wurde.
Endlich für die westlichen Griechen war der Aetna mit den darunter liegenden liparaeischen Inseln, ferner das südliche Campanien mit seinen ganz vulkanischen Buchten und Inseln in der Gegend von Pozzuoli ein natürlicher Mittelpunkt der Hephaestosverehrung. Namentlich galt eine von jenen Inseln, man nannte sie die heilige oder die Hephaestosinsel, für die Wohnung und Schmiede des Feuergottes, den man dort mit seinen Kyklopen rasseln und toben hörteStrabo 6, 275, vgl. Kallim. in Dian. 46 ff., Apollon. 4, 761, Virg. A. 8, 416 ff., Iuvenal 1, 8; 13, 45. Daher Λιπαραῖος Ἥφαιστος Theokr. 2, 133. Bei Pozzuoli die ἀγορὰ Ἡφαίστου Str. 5, 246.; man brauchte nur ein Stück rohes Eisen und ein Stück Geld dahin zu tragen, so hatte man am andern Morgen ein Schwerdt oder was man sonst wollteSchol. Kallim. u. Apollon. ll. cc. Vgl. die ähnlichen Märchen b. Grimm D. M. 440, Kuhn Z. f. vgl. Spr. 4, 97.. Auch der Krater des Aetna und seine Lavaströmungen leiteten dazu an dieses Bild weiter auszumahlenVirg. Ge. 1, 471; 4, 170 ff., Stat. Silv. 3, 1, 130, Eurip. Kykl. 20 τήνδ' ἐς Αἰτθαίαν πέτραν, ἵν' οἱ μόνωπες ποντίου παῖδες ϑεοῦ Κύκλωπες οἰκοῦσ' ἄντρ' ἕρημ' ἀνδροκτόνοι. 298 ὑπ' Αἴτνῃ τῇ πυριστάκτῳ πέτρᾳ. 599 Ἥφαιστ' ἄναξ Αἰτναῖε. und die Kyklopen, jene alten Dämonen des Feuers und des Blitzes wurden, nachdem man sich gewöhnt hatte die Homerischen und die Hesiodischen für identisch zu halten, immer bestimmter in den Umgebungen des Aetna angesiedelt. Daher Hephaestos in die Sagen und Genealogieen von Sicilien vielfach verflochten war. Wie er um Naxos mit Dionysos gestritten hatte, so mit der Demeter um Sicilien, und mit der Aetna zeugt er die vulkanischen Sprudelquellen der beiden Paliken, während andere Sagen diese für Söhne seiner Tochter Thalia d. h. der Blühenden und des Zeus hieltenMacrob. S. 5, 19, 18, Steph. B. Παλική, Röm. Myth. 523.. Also galt das Feuer auch hier zugleich für die dämonische Macht der 144 vulkanischen Zerstörung und für die der Befruchtung des erhitzten Erdbodens.
Außerordentlich häufig sind die Stellen, wo Hephaestos und das Feuer als gleichbedeutend genannt werdenDas Feuer des Hephaestos im Kampf mit den Fluthen des Xanthos Il. 21, 330 ff. Als Künstler heißt Hephaestos sonst auch πολύμητις, πολύφρων, περίκλυτος, χαλκεύς u. s. w., eben so häufig die Prädicate und Erzählungen die ihn als Feuerkünstler characterisiren (κλυτοτέχνης), als den von allen möglichen Werken überströmenden, allezeit dienstwilligen Schmied, den emsigen, rüstigen, Alles beschenkenden, wie wir ihn besonders bei dem Besuche der Thetis Il. 18, 369 ff. kennen lernen. Gewöhnlich sind seine Werke Metallarbeiten, Waffen, (auch die Aegis des Zeus Il. 15, 310), Schmucksachen, Geräthe, ganze Häuser, wie Hephaestos denn mit solchen Arbeiten nicht blos den Olymp, sondern auch die meisten Heroen ausstattet. Wo ein altes seltenes wunderschönes Prachtstück in der Mythologie erwähnt wird, da pflegt es ein ἡφαιστότευκτον zu sein. Pindar nennt ihn deswegen Παλαμάων und Δαίδαλος und da er diesen letzteren Namen auch auf einem Vasenbilde führt, so hat man den bekannten mythischen Künstler Daedalos mit ihm identificiren wollen, wogegen von anderer Seite bemerkt ist daß dessen Arbeiten nicht Kunstwerke von Metall, sondern der Holzbildnerei und Architectur zu sein pflegenAuch sind die Wörter δαιδάλλω δαίδαλον δαιδαλέος von sehr allgemeiner Bedeutung, Il. 14, 179 τίϑει δ' ἐνὶ δαίδαλα πολλά, Pind. P. 5, 36 τεκτόνων δαίδαλα, N. 4, 59 τᾷ δαιδάλῳ μαχαίρᾳ, Aesch. Eum. 635 δαιδάλῳ πέπλῳ, Lucr. 1, 228 daedala tellus, 5, 234 natura daedala rerum, Virg. A. 7, 282 daedala Circe, Enn. ap. Fest. Minerva daedala. Παλαμάων ist eigentlich der geschickte Handarbeiter.. Als eine besondere Eigenthümlichkeit der Werke des Hephaestos verdient aber noch hervorgehoben zu werden daß sie nicht selten das Product einer gewissen Arglist und Tücke sind, wie in der Fabel von Ares und Aphrodite und in der von dem goldenen Sessel der HeraἩφαίστειος δεσμός sprichwörtlich ἐπὶ τῶν αφύκτων, Suid. s. v. Paroem. gr. 1 p. 418.. Ja die Sage scheint mit ihren Erzählungen von solcher dämonischen Metallurgie auch den Gedanken verbunden zu haben, der von selbst an gewisse nordische Sagen erinnert, daß ihre Schätze und Geschenke böse Verhängnisse unter die Menschen bringen. So sind namentlich alle Berg- und Schmiedegeister, die idaeischen Daktylen und die rhodischen Telchinen, auf die wir 145 zurückkommen werden, zugleich große Künstler und arge Kobolde, und daß auch die Kunst des Hephaestos von diesem Nebengedanken nicht frei war beweist die Geschichte des Halsbandes der Harmonia, wenigstens nach der späteren Sage.
In der bildenden Kunst ist die gewöhnliche Vorstellung des Hephaestos die eines kräftigen und werkthätigen Schmiedes, der durch sein Costüm und Schmiedegeräth als solcher bezeichnet wird. Die Lahmheit wurde früher derber, später zarter angedeutet; besonders gerühmt wird in dieser Hinsicht ein Bild des attischen Künstlers AlkamenesIn quo stante in utroque vestigio atque vestito leviter apparet claudicatio non deformis, Cic. N. D. 1, 30, 83, Val. Max. 8, 11 ext. 3. Gewöhnlich führt er den Hammer und die Zange. Thonbilder für den Heerd werden erwähnt b. Schol. Arist. Av. 436. Mehr b. Müller Handb. § 366. 367, D. A. K. 2, t. 18, Braun K. M. t. 98–100.. Unter den Vasengemälden zeigen ihn außer den schon erwähnten, wo Dionysos ihn auf den Olymp zurückführt, besonders die Vorstellungen von der Geburt der Athena, auf denen Hephaestos dem Zeus gewöhnlich mit seinem Beile das Haupt spaltet, ferner solche wo er die Athena verfolgt, endlich die von der Geburt des Erichthonios. Auch seine Schmiede wurde oft dargestellt, besonders wie er mit den Waffen des Achill beschäftigt ist oder dieselben an die Thetis ablieferteSo auf dem Kasten des Kypselos, Paus. 5, 19, 2., auf anderen Bildwerken sein Fall vom Himmel oder wie er den Prometheus anschmiedet oder noch andere mythologische Acte.