Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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5. Amphitrite.

Die eheliche Gemahlin des Poseidon, neben den vielen Geliebten von denen die örtliche Sage erzählte, die mitthronende Königin des Meeres in demselben Sinne wie Hera die Gemahlin des Zeus und die neben ihm thronende Königin des Himmels istDaher Pindar Ol. 6, 104 den Poseidon nennt χρυσαλακάτου πόσις Ἀμφιτρίτας, wie Zeus πόσις Ἥρης zu heißen pflegte. Oppian Hal. 1, 391 ἁλὸς βασίλεια. So nannte man Amphitrite auch Ποσειδωνία oder Ποσειδώνη, in demselben Sinne wie die Dodonaeische Göttin Διώνη hieß, Schol. Od. 3, 91, Lobeck Proleg. Pathol. p. 32, vgl. Catull 64, 28 von der Thetis pulcherrima Neptunine für Νηρηίνη. Die Nereiden bilden immer den Chor zur Amphitrite, daher Soph. fr. 607 πολύκοινος Ἀμφιτρίτα f. πολυάδελφος. Vgl. Arrian d. venat. 34 die Seeleute pflegen zu opfern τοῖς ϑεοῖς τοῖς ϑαλαττίοις, Ποσειδῶνι καὶ Ἀμφιτρίτῃ καὶ Νηρηίσι.. Amphitrite ist Nereide wie Thetis und pflegte wie diese für die Chorführerin der Nereiden, nach dem angeblichen Hymnus des 467 Arion bei Aelian N. A. 12, 45 sogar für ihre Mutter zu gelten. Die Sage erzählte daß Poseidon sie im Tanze der Nereiden auf Naxos gesehen und von dort entführt habeSchol. Eustath. Od. 3, 91, oben S. 441.. Nach andern Sagen flüchtete sie vor ihm zum Atlas d. h. bis in die äußersten Tiefen und Enden des Meers, wo der Delphin des Poseidon sie aber doch erspäht. Immer ist sie blos Meeresgöttin, bei Homer kaum etwas Anderes als die Allegorie der rauschenden dunkelnden Meeresfluthvon τρίω s. Schoemann op. 2, 167. Auch Catull, Oppian, Dionys. Perieg. sagen oft Amphitrite für Meer, ohne Zweifel nach dem Vorgange alexandrinischer Dichter.. Sie erregt die großen Wogen und treibt sie gegen die Klippen und Felsen (Od. 12, 60), auch pflegt sie der großen und kleinen Geschöpfe des Meeres, der Delphine, der Seehunde, der Seeungeheuer die sie in der Tiefe zu Tausenden nährt und mit denen sie, eine andre Keto, gelegentlich den kühnen Schiffer erschreckt (Od. 5, 421; 12, 97). Desto häufiger wurde Amphitrite später neben dem Poseidon des Meeres als dessen weibliche Hälfte verehrt und in entsprechenden Bildern vergegenwärtigt z. B. auf dem Isthmos (Paus. 2, 1, 7), auf der Insel Tenos (Clem. Al. Pr. p. 41, C. I. n. 2331–34) und auf Lesbos, von dessen Ansiedlern Amphitrite für sich und die Nereiden eine lebendige Jungfrau aus dem königlichen Stamme der Penthiliden, für Poseidon einen Stier fordertePlut. Sap. conv. 20, d. sol. anim. 36, Athen. 11, 15.. So pflegte sie auch bei größeren mythologischen Compositionen neben dem Poseidon abgebildet zu werden, immer vorzüglich dann wenn derselbe als Meeresherrscher characterisirt werden soll, entweder neben ihm thronend oder mit ihm zu Wagen über das Meer fahrend oder im feierlichen Hochzeitszuge von Poseidon heimgeholt, im Geleite von Tritonen und Nereiden, welche von Seepferden Seestieren und anderen Geschöpfen des Meeres getragen einherziehenPaus. 3, 17, 3; 5, 11, 3, Apollon. Rh. 4, 1325, vgl. das Relief in München b. O. Jahn Ber. d. G. d. W. z. Leipz. 1854 t. 3–8 S. 160–194 und den in Constantine entdeckten Mosaikfußboden Explor. scientif. de l'Algérie. Archeol. pl. 19. 20. 139–141. Pos. u. Amphitrite beim Mahle auf der Schale Mon. d. Inst. 5, 49. Eigenthümlich ist die Zusammenstellung mit der Hestia, das feste Land und das bewegliche Meer, s. oben S. 329, [Anmerkung 977].. Die gewöhnliche Bildung der Amphitrite ist die der Nereiden, nur daß sie vor ihren Schwestern durch königliche Attribute ausgezeichnet wurdeSo besonders auf den Vasenbildern, die den Raub der Amphitrite darstellen, El. céramogr. 3, 19–25. Die thronende Amphitrite ib. 10 und 25. Amphitrite mit königlicher Kopfbinde ib. 27.. Als Seegöttin erscheint sie mit 468 Seethieren und Seegewächsen, auch wohl auf dem Rücken eines Delphins oder eines Tritonen oder sonst eines fabelhaften Seethiers, mit Poseidonischen Attributen, ein schöner Kopf, meist mit fließenden Haaren. In andern Bildern wurde sie durch Krebsscheeren an den Schläfen characterisirt, wie auch ihre Schwester Thetis und andre Gottheiten des flüssigen Elements in der späteren Kunst auf diese Weise ausgezeichnet werdenCedren. Comp. Hist. p. 265, Winckelm. Werke 2, 505. Thetis καρκίνοις τὴν κεφαλὴν διαστεφής, Schol. Aristid. b. Ddf. 2 p. 710. Vgl. oben S. 428, [Anmerkung 1317]..


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