Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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g. Ganymedes.

Dieser entspricht als schöner und ewig jugendlicher Knabe auf dem Olymp der weiblichen Hebe die auch Ganymeda hieß, welches Wort von γάνος γάνυμαι abzuleiten ist, in der Bedeutung von strahlender Jugend und Freude. Nach der Il. 20, 232 ff. war er ein Sohn des Tros, den die Götter wegen seiner Schönheit der Erde entführten, damit er dem Zeus als Mundschenk diene und immer unter den Unsterblichen weile. Die kleine Ilias nannte ihn einen Sohn des Laomedon, welchem Zeus einen goldnen Weinstock, ein Werk des Hephaestos, als Entgelt gegeben habeSchol. Eurip. Tr. 821, Or. 1377, Eustath. Od. 1697, 31. Auch der Komiker Antiphanes in seinem Ganymedes nannte ihn einen Sohn des Laomedon. Einen goldnen Weinstock kennen verschiedene Sagen des Orients s. Liebrecht Otia imper. 140.. Nach dem Hymnus auf Aphrodite 202 ff., die ihn unter den Beispielen der unvergleichlichen Schönheit des Dardanidenstammes nennt, hatte Zeus ihn durch einen Sturmwind entführt und dem Vater zur Buße windesschnelle Rosse, worauf die Götter zu reiten pflegen, gesendet. Endlich Pindar fr. 267 (110) hatte den Quellengott des Nil, den man sich wie einen Wasser spendenden Genius dachte, Ganymedes genannt, so daß vielleicht auch Ganymedes als spendender Knabe des Zeus ursprünglich nur diese Bedeutung, die eines freundlichen Genius des Segens der Wolke gehabt hatte. Immer blieb die Sage von ihm vorzüglich in Kleinasien und auf der Insel Kreta einheimisch, von welcher letzteren auch die gewöhnliche Auffassung des Ganymedes als des Lieblingsknaben des Zeus im erotischen Sinne des Wortes abgeleitet wurdePlato de Leg. 1 p. 636 C. Vgl. Athen. 13, 77, wo neben Kreta Chalkis auf Euboea als sehr der Knabenliebe ergeben genannt wird, daher auch in dortiger Gegend vom Raube des Ganymedes erzählt wurde.. Denn in diesem Sinne pflegten nun die Dichter gewöhnlich von ihm zu singen und die Fabulisten von ihm zu erzählen, nachdem die Knabenliebe den Griechen zur Gewohnheit und zu einem nicht mehr anstößigen Thema der Kunst 393 und Poesie geworden warCic. Tusc. 4, 33, 71, wo u. a. Fortis vir in sua republica cognitus quae de iuvenum amore scribit Alcaeus! Nam Anacreontis quidem tota poesis est amatoria. Maxime vero omnium flagrasse amore Rheginum Ibycum apparet ex scriptis. Ibykos hatte auch vom Raube des Ganymed gesungen, Schol. Apollon. 3, 158. Vgl. Theogn. 1345 παιδοφιλεῖν δέ τι τερπνόν, ἐπεί ποτε καὶ Γανυμήδους ἤρατο καὶ Κρονίδης, ἀϑανάτων βασιλεύς. Ueber das Gedicht des Phanokles s. Rh. Mus. f. Philol. N. F. 4, 399 ff., bis zuletzt der Alexandriner Phanokles die Mythologie der Knabenliebe in einem eignen Gedichte zusammenfaßte. So haben auch die bildenden Künstler sich immer gerne mit der Entführung des Ganymedes beschäftigt, in schönen, aber meist auf sinnlichen Reiz berechneten Gemälden und Gruppen, von denen verschiedene erhalten sindO. Jahn Archäol. Beitr. S. 12 ff., Welcker Mon. ed Ann. d. Inst. 1854 p. 94 zu t. 18. 19.. Bald entführt ihn Zeus selbst beim Reifenspiel, bald und gewöhnlich der Adler des Zeus oder der in den Adler verwandelte Zeus als Hirten oder Jäger im freien Felde ihn ergreifend und in die Lüfte emporhebend. Auch war es ein beliebter Gegenstand der Kunst, namentlich für Ausstattung von Gärten Bädern und Speisesälen, den Ganymedes mit dem Adler, wie er diesen tränkte oder ihn liebkoste darzustellen.


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