Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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10. Glaukos Pontios.

Glaukos d. i. der Meeresgott, nach der schimmernden Farbe des Meeres, wenn der Glanz des Himmels sich in dem ruhigen wiederspiegelt, daher dieses selbst bei Hesiod Glauke genannt wirdth. 440 von den Fischern οἳ Γλαυκὴν δυσπέμφελον ἐργάζονται. Vgl. Il. 16, 34 γλαυκὴ δέ σε τίκτε ϑάλασσα. Soph. fr. 341 Πόσειδον ὃς Αἰγαίου μέδεις πρῶνας ἢ γλαυκᾶς μέδεις εὐανέμου λίμνας ἐφ' ὑψηλαῖς σπιλάδεσσι ποταμῶν. Eurip. Hel. 1457 γλαυκὰ Πόντου ϑυγάτηρ Γαλάνεια. Eine Nereide Glauke Il. 18, 39, Hesiod th. 244 Γαλήνη τε Γλαύκη τε.. Eine sehr volksthümliche Gestalt, von welcher sich das Volk der Schiffer und Fischer viele Märchen erzählte, besonders am boeotischen Strande des Euripos, wo der lebhafte Fischerort Anthedon sich des Glaukos als seines ehemaligen Mitbürgers und seines Stammvaters rühmtePaus. 9, 22, 6, Strabo 8, 405, vgl. Dikaearchs Schilderung Hist. Gr. fr. 2, 259, 23.. Pindar und Aeschylos hatten diese boeotische Sage verherrlicht, letzterer in einem Drama in welchem Glaukos zum Unterschiede vom Potnieus der Pontios d. h. Meerglaukos genannt wurdeG. Hermann de Aeschyli Glaucis, op. 2. 59 sqq., v. Leutsch in d. Hall. Encyclop. v. Glaucus.. Später haben die alexandrinischen und römischen Dichter sich viel mit ihm beschäftigt und immer mehr Geschichten über ihn gesammelt, wie sie hin und wieder auf den Inseln und an den Küsten im Munde des Volks 479 erzählt wurdenSuid. v. Καλλίμαχος nennt einen Glaukos von diesem, vgl. Nikander u. A. b. Athen. 7, 47. 48, Ovid M. 13, 904 ff., Stat. Silv. 3, 2, 36, Theb. 7, 335; 9, 328. Auch Cicero hatte in jüngeren Jahren einen Γλαῦκος Πόντιος gedichtet, Plut. Cic. 2.. Doch ist die Sage von Anthedon immer die populärste geblieben, daß er ein schöner Fischer gewesen der von einem Wunderkraute gegessen habe und darauf ins Meer gesprungen und zum weissagerischen Meeresdämon geworden sei, halb Fisch und halb Mensch, eine abenteuerliche Gestalt, wie ihn namentlich Aeschylos beschrieben hattePlato Polit. 10 p. 611 D ὥσπερ οἱ τὸν ϑαλάττιον Γλαῦκον ὁρῶντες οὐκ ἂν ἔτι ῥᾳδίως αὐτοῦ ἴδοιεν τὴν ἀρχαίαν φύσιν, ὑπὸ τοῦ τά τε παλαιὰ τοῦ σώματος μέρη τὰ μὲν ἐκκεκλάσϑαι τὰ δὲ συντετρίφϑαι καὶ πάντως λελωβῆσϑαι ὑπὸ τῶν κυμάτων, ἄλλα δὲ προσπεφυκέναι, ὄστρεά τε καὶ φυκία καὶ πέτρας, ὥστε παντὶ μᾶλλον ϑηρίῳ ἐοικέναι ἢ οἷος ἦν φύσει. Vgl. Philostr. Imag. 2, 15, Vell. Pat. 2, 83.. Im Volke galt er für einen Schutzpatron aller Fischer und Taucher, auch der Schiffer denen er im Sturme zu Hülfe komme wie Ino und Palaemon, Nereus und die Nereiden, endlich für einen untrüglichen ProphetenEurip. Or. 362 ἐκ δὲ κυμάτων ὁ ναυτίλοισι μάντις ἐξήγγειλέ μοι Νηρέως προφήτης Γλαῦκος, ἀψευδὴς ϑεός. Vgl. Virg. Ge. 1, 436, Anth. Pal. 6, 164.. Jährlich mache er eine große Rundreise im mittelländischen Meere und den anstoßenden Gewässern, wo sich die Schiffer viel von seinen Weissagungen erzählten, meist mit dem besten Vertrauen, obwohl Andre seine Erscheinung für einen Vorboten des Sturms und ihn selbst für einen seiner Unsterblichkeit, die ihn nicht vor dem Alter schützte, überdrüssigen Unglückspropheten hieltenSchol. Plat. l. c., Hesych, Suid. ἔξω Γλαῦκε. Die Andeutung von seinem lebenssatten Alter auch b. Schol. Apollon. 1, 1310 u. Schol. Eur. Or. 352. An der spanischen Küste nannte man ihn den Alten, Schol. Apollon. 2, 767.. Oder man erzählte von seinen verliebten Neigungen, da alle diese Meeresgötter männlichen Geschlechts etwas Faunisches in ihrer Natur haben, von welcher die Nereiden nicht weniger zu leiden hatten als auf dem festen Lande die Nymphen von den Satyrn. Bald ist es Ariadne auf Naxos die seine Lust reizt, bald die schöne Syme auf Rhodos welche Glaukos nach der Insel ihres Namens entführt, bald Skylla für welche er viele schöne Geschenke aus dem Meeresgrunde hervorgeholt und um welche er viele Thränen vergossen haben soll, bald der liebliche MelikertesAthen. l. c, Propert. 2, 26, 13.. Oder man verflocht ihn in die 480 Sage der ArgonautenApollon. 1, 1310, Diod. 2, 48, Nonnos 35, 73; 39, 99 und 43 passim. oder in die von den Zügen des Bacchus, welchem dieser Dämon sich um so leichter anschloß da die bacchischen und neptunischen Schaaren ohnehin viel Wahlverwandtes hatten und durch die Kunst und Dichtung einander immer mehr genähert wurden. Seine Gestalt sieht man hin und wieder auf Münzen und andern BildwerkenE. Vinet sur le mythe de Glaucus et Scylla, Ann. d. l'Inst. 15 (1843), 144–205, Mon. d. Inst. 3, 52. 53, vgl. E. Braun zu Mon. d. I. 5, 38 und über das Mosaik von S. Rustice B. Stark Frankr. S. 608. Neuerdings R. Gaedechens Hall. Encyclop. v. Glaucus..

In andern Gegenden kannte man andre Gestalten verwandter Art. So wußte man auf der Insel Lesbos von einem Jünglinge Enalos d. h. im Meere, welcher aus Liebe einem der Amphitrite geopferten Mädchen nachgesprungen sei und später wiederkehrend erzählt habe daß seine Geliebte unter den Nereiden lebe, er selbst aber warte der Rosse Poseidons. Auch soll er einmal von einer Woge ans Land gespült mit einem Becher von so kostbarem Golde erschienen sein, daß das gewöhnliche sich daneben wie Kupfer ausgenommen habeAthen. 11, 15, Plut. Sap. conv. 20, de sol. an. 36.. Desgleichen ist Σάρων d. i. der Jäger, von welchem der Saronische Meerbusen seinen Namen bekommen hatte, eine dem Glaukos verwandte GestaltAristid. 2 p. 274 Ddf. οὐδ' ἵνα τὸν πάντα χρόνον τὴν ϑάλατταν οἰκῶσιν, ὥσπερ τὸν Γλαῦκόν φασι τὸν Ἀνϑηδόνιον ἢ τὸν Σάρωνα τὸν ἐπώνυμον τοῦ πελάγους. Vgl. Apostol. prov. 15, 34 Σάρωνος ναυτικώτερος. Nach Hesych sind σαρῶνες τὰ τῶν ϑηρατῶν λίνα. Der Saronische Meerb. ist zunächst der bei Troezen, s. Ahrens Philol. 1859. Suppl. S. 500 ff., nur daß dieser Dämon für einen Liebling der Artemis gehalten wurde, die ja aber auch sonst als eine Göttin der See und der Gewässer bekannt ist (S. 231). Die Sage von Troezen nannte ihn einen alten König des Landes, welcher der Artemis Σαρωνὶς am Strande einer Meeresbucht, welche auch die der Phoibe (Φοιβαία λίμνη) genannt wurde, einen Tempel erbaut habe. Als eifriger Jäger habe er einst einen Hirsch bis ins Meer verfolgt und sei darüber in demselben umgekommen, sein Leichnam aber in jenem Heiligthume der Artemis Saronis, welcher man auch ein Fest Σαρώνια feierte, bestattet wordenPaus. 2, 30, 7; 32, 8.. Eine Fabel welche sehr an die vom Hippolytos erinnert, welcher gleichfalls vom Meere verschlungen wird und wie Saron den Morgenstern neben der Mondgöttin bedeuten möchte. 481


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