Ludwig Preller
Griechische Mythologie Theogonie, Götter
Ludwig Preller

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7. Ares.

Eine besondere Persönlichkeit für die Eigenschaften welche beim Zeus, bei der Hera und Alhena durch die Prädikate ἄρειος ἀρεία ausgedrückt werden. Ares ist ein Sohn der Hera, der ewig zänkischen, dem Zeus verhaßtenIl. 5, 890 ff. Die Erzählung von der Befruchtung der Iuno durch eine Blume b. Ovid F. 5, 251 ff. scheint italischen Ursprungs zu sein, Röm. Myth. 302. Den Namen Ἄρης stellt Buttmann Abh. d. A. d. W. Brl. 1826 S. 56 ff. mit Ὠρίων Ὠαρίων virtus war (engl.) wehr zusammen, indem er ein Digamma annimmt. J. Grimm D. M. 182 vergleicht den deutschen und angels. Kriegsgott Eor Er Ear, welcher dem Zio eben so nahe steht wie Ares dem Zeus. Ueber die verschiedenen Formen und Declinationen des Namens Ἄρης s. Eustath. Il. 518, 23; 1133, 10., gewiß nicht blos deshalb weil er selbst ein Gott des Streites und des Haders ist, sondern in demselben Doppelsinne wie jene stürmischen Scenen zwischen Zeus und Hera aufzufassen sind, als Bild des durch Sturm und Ungewitter aufgeregten Himmels. Eben deshalb ist seine Heimath ThrakienIl. 13, 301, Od. 8, 361, Soph. Antig. 970, Kallim. Del. 63 ff. 125. 133 ff. Lykophr. 937, Virg. A. 12, 331, Stat. Theb. 7, 6 ff. 35 ff., wobei zwar nicht zu verkennen ist daß die thrakischen Völkerschaften, wild und kriegerisch wie sie waren, auch den Gott des Krieges viel verehren mochten. Aber weit mehr im Sinne der Mythologie ist es den Namen Thrakien auch hier nach seiner geographisch malenden Bedeutung aufzufassen, als das rauhe Land des Nordens und des Winters, wo Boreas und die wilde Jagd der Stürme zu Hause sind; in welcher Hinsicht Ares einen sehr bestimmten Gegensatz zum Apoll bildet, der als Gott des Lichtes und des Frühlings eben jenseits dieses wilden Grenzdistrictes im Norden heimisch gedacht wurde. Endlich deuten aber auch verschiedene bildliche Erzählungen in der Ilias eine solche Naturbeziehung an, besonders die Beschreibung der Kämpfe zwischen Ares und Athena, welche als Göttin der reinen Luft und des Aethers die natürliche Feindin des Ares ist und gewöhnlich sehr unbarmherzig mit ihm umgeht. So Il. 5, 853 ff., wo sie ihn durch Diomedes verwundet, Ares aber mit solchem Getöse niederrasselt (βράχε), wie neuntausend oder zehntausend Männer in der Schlacht zu lärmen pflegen, und dann 252 auf dunklem Gewölk zum Himmel emporfährt. Eben so Il. 21, 400 ff., wo Athena den Ares durch einen Steinwurf verwundet, er aber fällt und bedeckt sieben Morgen Landes im Fall und seine Haare vermischen sich mit dem Staube, seine Waffen rasseln: was wieder ganz den Eindruck solch eines alten Naturgemäldes macht, wo die Ereignisse der Natur, Donnerwetter Wolkenbruch, gewaltiges Stürmen und Brausen in der Luft als Acte einer himmlischen Göttergeschichte erscheinen, in denen gewöhnlich Zeus Hera Athena Hephaestos Ares und Hermes als die handelnden Personen auftreten.

Indessen ist diese allgemeinere Bedeutung des Ares bald vor der specielleren des blutigen Kriegsgottes zurückgetreten, in welcher ihn ohne Zweifel seit langer Zeit alte Kriegslieder zu feiern pflegten, bis die Ilias ein so vollständig abgerundetes Bild von ihm geben konnte. Sie selbst erinnert an solche alte Kriegsgesänge, wenn sie 13, 288 ff. der Kämpfe der thesprotischen Ephyrer und der thessalischen Phlegyer erwähnt, oder wenn 2, 511 ff.; 13, 519 Askalaphos und Ialmenos, die Führer der Völker des minyeischen Orchomenos, das auch von Phlegyern behütet wurde, Söhne des Ares genannt werdenVgl. Paus. 9, 36, 1; 37, 3, Apollod. 3, 5, 5.. Und viele andere alte Sagen und Lieder, wie die vom Kampfe des Herakles mit Kyknos, die von dem des Pelops mit Oenomaos, oder von anderen alten Helden und Königen des blutigen Kampfes und der wilden gewaltthätigen Sitte werden dieses Bild des stürmenden Kriegsgottes weiter ausgeführt haben. Die Ilias selbst giebt alle Züge und Farben um es sich vollständig zu vergegenwärtigen, zugleich als poetisches Idealbild des kriegerischen Helden der epischen Sage, nur ist Ares immer etwas berserkerartig. Zunächst drückt sein Name aus den kriegerischen Muth (Il. 17, 210; 18, 264) und den Kriegssturm (μῶλος Ἄρηος), den blutigen Krieg des Todes und der Wunden (αἴματος ἆσαι Ἄρηα). Auch ist er die Schlacht selbst und zwar als der wüste hin- und herwogende Kampfἀλλοπρόσαλλος Il. 5, 831. 889. νίκη ἑτεραλκής 8, 171; 16, 362. νίκη δ' ἐπαμείβεται ἄνδρας 6, 339. Daher Προίωξις und Παλίωξις neben Ὅμαδος Φόβος Ἀνδροκτασίη Ἔρις Κυδοιμὸς b. Hesiod. sc. Herc. 154. mit seinem Toben und Würgen und seinen wechselnden Erfolgen. Das ist des Ares wahre Lust und das ist sein ganzes Treiben (Ἄρηος παλάμαι 3, 128, ἔρις Ἄρηος 5, 861; 14, 149, vgl. 18, 209). Daher auch alle Streiter und 253 kriegerische Helden ἀρήιοι, ἀρηίφιλοι, ἀρηίϑοοι, ἀτάλαντοι Ἄρηι sind und die in der Schlacht Gebliebenen ἀρηίφατοι oder ἀρηικτάμενοιUeberhaupt ist Ares jeder gewaltsame Tod, Soph. Ai. 254 πεφόβημαι λιϑόλευστον Ἄρη, O. T. 190 von der Pest Ἄρεα τὸν μαλερόν, ὅς νῦν ἄχαλκος ἀσπίδων φλέγει με περιβόητος ἀντιάζων. Er kann aber auch ein Gott des Friedens sein, so gut die Römer einen Mars pacifer verehrten, s. Soph. Ai. 706, Tr. 653.. So ist auch des Ares Gestalt, seine Ausrüstung, sein ganzes Auftreten das Musterbild eines kriegerischen und von der Furie der Schlacht ergriffenen Helden. Er ist ganz in Waffen gehüllt (χάλκεος), herrlich anzuschauen in seiner kriegerischen Rüstung und GürtungIl. 2, 479 Agamemnon ὄμματα καὶ κεφαλὴν ἴκελος Διὶ τερπικεραύνῳ, Ἄρει δὲ ζώνην, στέρνον δὲ Ποσειδάωνι, vgl. 5, 857 ὅϑι ζωννύσκετο μίτρην und Paus. 9, 17, 3 zur Erklärung der Ἀϑ. Ζωστηρία: τὸ δὲ ἐνδῦναι τὰ ὅπλα ἐκάλουν ἄρα οἱ παλαιοὶ ζώσασϑαι. Andre Dichter nannten den Ares δίζωνος und διμίτριος, Creuzer melet. 1 p. 35., sein Haupt bedeckt durch den schimmernden Helm mit wallendem Helmbusch (χρυσεοπήληξ, κορυϑαίολος, καρυϑάιξ), in seiner Hand die geschwungene schilddurchbohrende Lanze (ἐγχέσπαλος, ρινοτόρος), an seinem Arme der gewaltige stierlederne Schild (ταλαύρινος). Auch ist er sehr schön und stattlich, ein frischer Held, außerordentlich schnellOd. 8, 310. 330 ὡς καὶ νῦν Ἥφαιστος ἐὼν βραδὺς εἶλεν Ἄρηα ὠκύτατόν περ ἐόντα ϑεῶν οἳ Ὄλυμπον ἔχουσιν. und behende (ϑόος), sehr stark und hitzig (ὄβριμος, καρτερόχειρ, ὀξύς), von riesiger Große (πελώριος). In der Schlacht ergreift ihn wilde Wuth (μαινόμενος 15, 605, ϑοῦρος), die aus seinen Augen mit furchtbarer Wirkung hervorleuchtet (8, 349). Er schreit entsetzlich (βριήπους 13, 521), tobt wie ein wildes Roß und haut um sich lauter Tod und WundenOd. 11, 537, Soph. Antig. 140 μέγας Ἄρης δεξιόσειρος, Cornut. 21 ἀλαλάξιος. Il. 5, 31 die Worte der Athena: Ἆρες ἀρές, βροτολοιγὲ μιαιφόνε, τειχεσπιπλῆτα., ganz blutig und mörderisch (βροτολοιγός), unersättlich im Kriege (ἆτος πολέμοιο). Gewöhnlich kämpft er zu Fuß, ein Schrecken der Kriegswagen und der ummauerten Städte (βρισάρματος, τειχεσιπλήτης), doch ist nicht selten auch von seinem eignen Kriegswagen und seinen prächtigen Rossen die Rede, die zu den berühmtesten der epischen Sage gehörtenIl. 5, 355 ff., 15, 119 ff., Hes. sc. Herc. 191–196, χαλκάρματος πόσις Ἀφροδίτας bei Pindar P. 4, 87, vgl. Virg. Ge. 3, 80 quorum Graii meminere poetae Martis equi biiuges. Aen. 8, 433..

Das ist also das Bild des Kriegsgottes Ares, als welcher er 254 in der Ilias auch Ἐνυάλιος genannt wirdἘνυάλιος für Ἄρης Il. 13, 519; 20, 69; 22, 132 Ἀχιλλεὺς ἶσος Ἐνυαλίῳ κορυϑάικι πολεμιστῇ. Ἄρης Ἐνυάλιος 17, 211., wie dieser vermuthlich durch das herkömmliche Kriegsgeschrei fortgepflanzte Nameτῷ Ἐνυαλίῳ ἀλαλάζειν Xen. Anab. 1, 8, 18; 5, 2, 14, Hellen. 2, 4, 17, Kyrop. 7, 1, 26, Poll. 1, 163. μέλπεσϑαι Ἄρηι Il. 7, 241. Ἄρεως νόμος Plut. d. mus. 29. Κλῦϑ' Ἀλαλὰ Πολέμου ϑύγατερ Pind. b. Plut. d. glor. Ath. 7. denn auch im örtlichen Gottesdienste für Ares oder als dessen Beinamen gebraucht wurde, bis man später den Enyalios als Sohn oder Gehülfen des Ares von diesem unterscheiden lernteEin Priester Ἄρεως Ἐνυαλίου καὶ Ἐνυοῦς καὶ Διὸς Γελέοντος att. Inschr. b. Roß Arch Ztg. 1844 S. 247. Vgl. die Inschr. v. Hermione C. I. 1221. Also ist in dem Schwur der Epheben b. Poll. 8, 106 zu lesen: Ἄγραυλος, Ἐνυάλιος Ἄρης, Ζεὺς u. s. w. Der Polemarch opfert Ἀρτέμιδι ἀγροτέρᾳ καὶ τῷ Ἐνυαλίῳ ib. 91. Ἐνυάλιος in Sparta Plut. Qu. Gr. 111, Paus. 3, 15, 5, in Megara Thuk. 4, 67, auf Salamis Plut. Sol. 9. Soph. Ai. 179 und Aristoph. Pac. 457 beweisen nichts für die Differenz von Ares und Enyalios, obwohl die Scholien sie daraus folgern, vgl. Hesych Ἐνυάλιος ὁ Ἄρης ἢ ὁ τούτου υἱός. Vgl. Lobeck Soph. Ai. v. 178 und G. Wolf b. Gerhard D. u. F. 1857 S. 104.. So pflegt auch Ἐνυώ, die mordende Kriegsgöttin und Städteverwüsterin, in seiner Umgebung zu erscheinen (Il. 5, 333. 592), bis sie später gleichfalls in verschiedenem Verhältniß zu ihm gedacht wurdeCornut. 21 περὶ δὲ τῆς Ἐνυοῦς οἱ μὲν μητρὸς οἱ δ' ὡς ϑυγατρὸς οἱ δ' ὡς τροφοῦ Ἄρεως διαφέρονται.. Auch Ἔρις, die Göttin des schrecklichen, des blutigen Streites, war seine engverbundene Gefährtin (Il. 5, 891, Paus. 5, 19, 1), für seine Diener und Gesellen aber galten besonders Δεῖμος und Φόβος, Furcht und Schrecken, die ihm den Wagen schirren und seine stets mordlustige Begleitung bildenIl. 4, 37. 440 ff.; 15, 119, Aesch. Sept. 44 καὶ ϑιγγάνοντες χερσὶ ταυρείου φόνου Ἄρη τ' Ἐνυὼ καὶ φιλαίματον Φόβον ὡρκωμότησαν.: eine schreckliche, im blutigen Toben und Morden unersättliche Gruppe, zu welcher auch die Keren, die Göttinnen des blutigen Todes der Schlacht gehören, ferner Κυδοιμὸς und ähnliche Dämonen, wie sie besonders die ältere Kunst auf Schilden oder sonst auf Waffen und zu kriegerischen Zwecken in überaus grellen Gestalten auszuführen liebte, hinter denen die Beschreibungen der Dichter nicht zurückbleibenIl. 18, 535 ff., Hesiod sc. Herc. 154 ff. (vgl. O. Müller kl. deutsche Schr. 2 S. 618), 191–196. Am Kasten des Kypselos Ἔρις αἰσχίστη τὸ εἶδος, Φόβος ἔχων τὴν κεφαλὴν λέοντος, eine Ker mit den Zähnen eines wilden Thiers und Krallen, Paus. 5, 19, 1, vgl. Philostr. iun. imag. 10, Panofka b. Gerh. hyperb. röm. Stud. 1, 245–261.. Nur dadurch verlieren diese 255 grausigen Farben an ihrer Wirkung daß Ares trotz alles Tobens und aller Kraft doch keineswegs unüberwindlich ist. Vielmehr ist gerade das wilde Toben und der tolle Muth seine eigne Schwäche und die seiner Söhne, in welchen Dichtungen die alte Vorstellung von dem tobenden Sturmgotte der Luft nachwirkt. Namentlich bildet Athena mit den von ihr geführten Helden in dieser Hinsicht einen merkwürdigen Gegensatz zum Ares, obschon sie ihm sonst als Kriegsgöttin nahe steht. Immer übt sie große Gewalt über ihn, wie sie ihn in der Ilias wiederholt von der Schlacht abhält, indem sie ihn als Göttin des besonnenen Muthes ruhig bei der Hand faßt und entwaffnet (5, 30 ff.; 15, 123 ff.). Oder sie führt im Nothfall ihre Helden gegen ihn, die dann leicht mit ihm fertig werden, wie Herakles im Kampfe mit dem Kyknos und vor Troja Diomedes.

Um so enger befreundet ist Ares schon in der Ilias 5, 355 ff.; 21, 416 ff. und auf älteren BildwerkenAm Kasten des Kypselos Enyalios Aphrodite führend, P. 5, 18, 1. mit Aphrodite, der Göttin des weiblichen Reizes und des Genusses der Liebe: woraus in der Odyssee 8, 266 ff. das bekannte Gedicht von der heimlichen Buhlschaft des Ares und der Aphrodite entstanden ist, wie sie zum erstenmale im Hause des Hephaestos heimlich zusammenkamen, Helios aber das gleich dem Hephaestos meldete und dieser nun ein Netz von unlösbaren Banden, fein wie Spinnewebe schmiedete, worin sich das Liebespaar verfing, so daß beide kein Glied rühren konnten: eine Lust für alle Götter und Göttinnen welche sich vom Hephaestos herbeigerufen zu dieser Ausstellung versammelten. Eine Dichtung zu welcher das der örtlichen Tradition bekannte Doppelverhältniß der Aphrodite einerseits zum Kriegsgotte andrerseits zum Hephaestos von selbst Anleitung geben konnte, abgesehn von der psychologischen Begründung, auf welche Aristoteles hinweistPolit. 2, 6, 6, vgl. Plut. Pelop. 19.. So erschienen namentlich in der thebanischen Sage Ares und Aphrodite als die Stammgötter der KadmeionenAesch. Sept. 105 παλαίχϑων Ἄρης. 140 Κύπρις ἅτε γένους προμάτωρ ἄλευσον, σέϑεν γὰρ ἐξ αἴματος γεγόναμεν. Auch in der Gegend von Argos wurden Ares und Aphrodite zusammen verehrt, angeblich nach einer Stiftung des Polyneikes, P. 2, 25, 1, Φόβος ein Sohn des Ares schon Il. 13, 299., als deren Tochter Harmonia genannt wurde, die bedeutungsvolle Gemahlin des Stifters und ersten Ansiedlers der Gegend, während die Hesiodische 256 Theogonie 934 Phobos und Deimos als Söhne desselben thebanischen Götterpaares kennt. Auch war demselben Ares der Drache geweiht, ja er galt nach Einigen sogar für seinen Sohn, welchen Kadmos an der gleichfalls dem Ares geheiligten Quelle (κρήνη ἀρεία, ἀρητιάς) tödtete, wofür er und sein Geschlecht lange büßen mußte; auch die Mauer von Theben (τείχος ἄρειον Il. 4, 407), deren Sicherheit im Kriege der Sieben das Opfer des Menoekeus forderte; wie auf der andern Seite das berühmte Halsband der Harmonia, ein Kleinod seltener Art, unter den Frauen desselben Geschlechtes wohl den Liebreiz der Schönheit, aber mit demselben auch einen begehrlichen Sinn und Untreue fortpflanzte. In solcher Weise spiegelte sich im Gemüthe und dem Schicksal der Nachkommen die Art der Urheber.

Auch sonst wird des Ares in örtlichen Sagen oder allegorischen Dichtungen gewöhnlich da gedacht wo kriegerischer Muth, wilde Sitte, der blutige Krieg im Gegensatze des Friedens, des behaglichen Genusses geschildert werden soll, z. B. in der Aloidensage (S. 80) oder wenn die Sage der Vorzeit Recken von großer Kraft und ungestümem Muthe Söhne des Ares nennt, welche den Söhnen des Zeus, vollends dem Herakles immer unterliegenHes. sc. Herc. 359, Eurip. Alk. 501. Vgl. ὄζος Ἄρηος und Ἄρεως νεοττὸς (Arist. Av. 835) καὶ Ἄρεως παιδίον ἐπὶ τῶν ϑρασυτάτων, Makar. prov. 2, 31. Ἄρης τύραννος, χρυσὸν Ἑλλὰς δ' οὐ δέδοικε Timotheos b. Plut. Ages. 14. κτείνοντας μὲν καὶ κτεινομένους ἀνϑρώπους ὅπλα τε καὶ βέλη καὶ τειχομαχίας καὶ λεηλασίας ἐστί τις ἐφορῶν καὶ βραβεύων ϑεὸς Ἐνυάλιος καὶ Στράτιος, Plut. Amator. 14.. Verehrt wurde Ares oder Enyalios oder Ares Enyalios wohl überall, doch wird er lange nicht so oft genannt als die Götter des Friedens. In Athen war ihm der Areopag (ἄρειος πάγος) geweiht, die alte Stätte des Blutgerichts, zu dessen Begründung angeblich Ares selbst durch eine blutige That Veranlassung gegeben hatte. Agraulos hatte von ihm die Alkippe geboren, welcher Halirrhothios (die stürmende Meeresfluth), der Sohn des Poseidon und der Nymphe Εὐρύτη (der schönfließenden), Gewalt anthut. Deswegen tödtet ihn Ares und wird darauf von den zwölf Göttern auf dem Areopag gerichtet und freigesprochenEurip. El. 1258 ff., Iphig. T. 945, Apollod. 3, 14, 2, Paus. 1, 21, 7, Steph. B. v. Ἄρειος πάγος. Von der Quelle im T. des Aesculap, wo Halirrhothios (eigentlich ein Beiname des Poseidon, Schol. Pind. Ol. 11, 83) die Alkippe geschändet hatte und vom Ares erschlagen war, glaubte man daß sie mit dem Meere bei Phaleron in unmittelbarer Verbindung stehe, wie die Quelle Empedo oder Klepsydra, Plin. 2, 225. Nach einer anderen Erzählung fiel Halirrhothios durch sein eignes Beil, als er den heiligen Oelbaum der Athena umhauen wollte, Schol. Ar. Nub. 1006, Serv. V. Ge. 1,18.: eins von 257 Märchen der attischen Vorzeit welche meist auf Naturbeobachtung und örtlichen Eigentümlichkeiten beruhen. Der T. des Ares lag in der Nähe des Areopag und beim Aufgange zur Burg. Man sah darin zwei Bilder der Aphrodite, das des Ares vom Alkamenes, eine Athena von einem parischen Künstler und eine Enyo von den Söhnen des PraxitelesP. 1, 8, 5. Auch zu Acharnae hatte Ares einen Tempel, Roß Demen S. 63 u. 58.. Ferner war Ares in Sparta, in Arkadien und in Elis zu Hause. In Sparta nannte man ihn Enyalios und Θηρίτας d. h. den Wilden und opferte ihm junge Hunde, nach einer andern Nachricht aber gelegentlich wohl auch einen MenschenHes. Θηρίτας ὁ Ἐνυάλιος παρὰ Λάκωσιν, vgl. P. 3, 19, 7. 8, wo er Θηρειτὰς heißt, angeblich von seiner Amme Θηρώ, welche der Ἐνυὼ entsprochen haben mag. Vgl. P. 3, 15, 5, Plut. Qu. Ro. 111, Porphyr d. abstin. 2, 55. Nach Clem. Al. Pr. p. 25 P. hatte Epicharm den Ares einen Spartiaten genannt, Sophokles einen Thraker, Andere einen Arkader. Auch die Karer opferten ihm Hunde.. In Arkadien feierten ihn besonders die kriegerischen Tegeaten und ihre Frauen, welche sonst von den Festen des Ares ausgeschlossen waren, daher man ihn γυναικοϑοίας nannte, zur Erinnerung eines von den Frauen dieser tapferen Stadt über die Spartaner gewonnenen Sieges, und ἀφνειός, weil er seinem Sohne, als dessen Mutter bei der Entbindung gestorben war, noch aus der Brust der Verstorbenen reichliche Nahrung verschafft hatteP. 8, 44, 6; 48, 3, vgl. Plut. parall. 36.. In Elis feierte man ihn zum Andenken seines Sohnes des Oenomaos und seiner mörderischen Wettrennen, also als HippiosSchol. Pind. Ol. 13, 148, P. 5, 1, 5; 15, 4.. Hin und wieder wurden dem Ares von solchen Kriegern welche hundert Feinde erschlagen hatten Ἑκατομφόνια geopfert, wie sie von den Messeniern ihrem Zeus Ithomatas dargebracht wurdenSteph. B. v. Βίεννος, Fulgent. exp. serm, p. 559, vgl. P. 4, 19, 2, Plut. Rom. 25.. In andern Gegenden wurde dem Ares neben der Freiheit geopfert, wie sonst dem Zeus EleutheriusC. I. Gr. 3 p. 1140..

Wenn ein kleines Gedicht der Homerischen Hymnensammlung (8) den Ares als Sonnengott verherrlicht, welcher vom Himmel herab Muth und Kraft in die Herzen der Menschen strahle, so mag dabei wohl einer von jenen Gottesdiensten Kleinasiens zu Grunde liegen, wo Zeus oder Apollo zugleich als Stammgötter 258 und als streitbare und kriegerische Götter gefeiert wurdenApollo mit dem Doppelbeil auf Tenedos und sonst in Kleinasien, Steph. B. v. Τένεδος, O. Müller Dor. 1, 358. Schwerdt des Apollo in Tarsos Plut. def. or. 41.. Ist doch auch König Aeetes in Kolchis, der Sohn des Helios, ein großer Verehrer des Ares, dessen Hain das ihm anvertraute goldne Vließ birgt.

Sinnbilder des Ares und seiner streitbaren Gewalt waren der Speer, welcher in alterthümlichen Ueberlieferungen auch ein Sinnbild der Blutrache und des Blutgerichtes warHarpokr. v. ἐπενεγκεῖν δόρυ, vgl. die Erklärung des Ἄρειος πάρος, ὅτι ἔπηξε τὸ δόρυ ἐκεῖ ἐν τῇ πρὸς Ποσειδῶνα ὑπὲρ Ἁλιρροϑίου δίκῃ b. Suid. v. Ἀρ. π.. und das Sprichwort δόρυ καὶ κηρύκειον. Bei Kallim. Del. 136 schlägt Ares mit seinem Speere den Schild, worüber ganz Thessalien erbebt, vgl. Virg. A. 12, 332, wahrscheinlich eine herkömmliche Ceremonie bei Eröffnung des Kriegs, wie in Rom., und die brennende Fackel, mit welcher nach alter Sitte zwei Priester des Ares (πυρφόροι) den auf einander treffenden Heeren voranschritten um sie dem Feinde zuschleudernd das Zeichen zur Schlacht zu gebenEurip. Phoen. 1377 Schol., vgl. Xenoph. d. rep. Laced. 13, 2. Erst später wurde dieser Gebrauch durch die Trompete verdrängt.. Unter den Thieren entsprachen seinem Wesen am meisten die Hunde und die Geier, die gewöhnlichen Gäste des Schlachtfeldesκυσὶν μέλπηϑρα γενέσϑαι Il. 13, 233; 17, 255; 18, 179, vgl. Cornut. 21.. Bilder des Ares sind auf den älteren Vasengemälden in den häufigen Kriegs- und Kampfscenen ohne Hinzufügung seines Namens von andern Kriegern nicht zu unterscheiden. Die vorhandenenO. Müller Handb. § 372. 373, D. A. K. 2, 23, Braun K. M. t. 83–86. beschäftigen sich vorzüglich mit der Darstellung seiner männlichen Schönheit und der Zier seiner Waffen, oder mit seiner Hingebung an Genuß und Liebe, wie er im Bunde mit Aphrodite erschien. So hatte ihn vermuthlich Skopas gebildet, in einer colossalen Statue welche sich zu Rom befand, wahrscheinlich so wie ihn eins der schönsten unter den noch vorhandenen Werken zeigt, wo Ares mit abgelegten Waffen in bequemer Stellung ausruht, während ein Eros mit seinen Waffen spielt. Auch giebt es viele Gruppen des Ares und der Aphrodite, in größeren Marmorwerken (die schönste zu Florenz) und auf Gemmen und pompejanischen Gemälden. Gewöhnlich erscheint er als jugendlicher Mann (bisweilen unbärtig), kräftig, gedrungen und bewehrt, auf Reliefs des älteren Stils ganz geharnischt, später gewöhnlich nur behelmt. Eine derbere Bildung 259 des Körpers, kräftige Musculatur, ein gedrungener Nacken, kurzgelocktes Haar, kleinere Augen, eine etwas mehr geöffnete Nase, das Merkmal der Leidenschaft, endlich das reifere Alter unterscheiden ihn von den übrigen Söhnen des Zeus, namentlich von Apoll und Hermes.


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