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vom Krieg und Frieden

richtiger. »Wir mögen,« heißt es da, »die Ursachen des für Land und Leute so höchst schädlichen und gefährlichen Kriegs betrachten, wie wir wollen; so werden wir doch niemals dieselben recht erforschen, noch vielweniger werden wir sie an dem gestirnten Himmel finden.« Es ist also nichts thörigter, als dieses, daß man die Ursachen davon bei den Sternen zu suchen sich nicht abgewöhnen, und die Nichtigkeit dieses Prognostici nicht einsehen will. »Lasset uns andächtig und fleisig zu Gott beten, daß der die Herzen grosser Potentaten allezeit zum Frieden lenke, und alle verderblichen Kriege von uns gnädiglich abwende.« Es fehlt weiter nichts, als daß man im Kalender Truppen ins Feld rücken, dem Kaiser die Schlacht verlieren, und dem König sie gewinnen ließ, um alles Kalendervorhersagen lächerlich zu machen, und jeden zu überzeugen, wie weit er sich darauf zu verlassen habe. – Wenn man gestehen muß, daß man nichts wisse; so nimmt man zugleich einen so andächtigen Ton an, daß das prophetische Ansehen in den Augen des Einfältigen nichts verliehrt. Man gesteht hier, daß es thörigt sey, die Ursachen dazu bei den Sternen zu suchen: Warum entfernt man aber nicht auch alles das, was übrigens eben so thörigt ist? Warum sucht man nicht die Nichtigkeit aller Vorhersagungen zu zeigen, und warum befördert man den Glauben davon so ängstlich?

Dort sehe ich wieder ein Verzeichnis der Knaben- und Mägdlein-Charactere, durch alle Monate. Welch ein Mischmasch und lächerlicher Unsinn!

Januarius. Ein Knabe in diesem Monat geboren, ist schön, zornig, arbeitsam; ist dem wollüstigen Leben ergeben, – Ein Mägdlein ist schmeidigen Leibes, verliebt; hat ein Merkmal im Gesicht; Im Alter dürfte es Armuth leiden – wenn es nicht spahrt ist's möglich.

Februarius. Ein Knabe in diesem Monat geboren, ist schönen Gesichts, kalter Natur, ungeschickt; liebt das Weibsvolk sehr. Heirathet er; so bekommt er eine schlechte Ehe, und zeiget doch viele Kinder. – Ein Mägdlein ist kalter Natur, argwöhnisch, zornig, lügenhaft. In ihrer ersten Ehe leget sie wenig Ehre ein; in der andern aber wird sie in Glück leben, welches ihr Neid bringet – Allerdings!

Martius. Ein Knabe in diesem Monat geboren, ist kunstreich, liebt die Wahrheit, und kommt zu hohem Alter. – Ein Mägdlein aber wird schön: Höflichkeit ist ihr Schmuck, wodurch sie zu einer frühen Heirath gelanget. – Dies könnte wahr werden.

Aprilis. Ein Knabe in diesem Monat geboren, ist ansehnlich, glücklich im Heirathen, hat Beliebung im Krieg. – Ein Mägdlein ist schön, verliebt, mag ihr Kränzchen in Acht nehmen, und nicht lange im Heirathen wählen – Ei, ei, das wäre!

Majus. Ein Knabe in diesem Monat geboren, ist vernünftig, still; hat Glück im Handel, wenn er fromm lebet. – Ein Mägdlein ist scharfsinnig, treuherzig, wodurch sie oft betrogen wird, bekommt mehr als einen Mann – Nicht übel, wenn er braf ist.

Junius. Ein Knabe in diesem Monat geboren, ist kunstreich, lieber Gesellschaft, hat Glück zur Kaufmannschaft und geistlichen Gütern; bei grossen Herren aber viel Widerwärtigkeit. – Ein Mägdlein aber ist schön, und dabei sehr leichtsinnig, heirathet jung, hat gute Zeit in der Ehe – Das ist gut für sie.

Julius. Ein Knabe in diesem Monat geboren wird sehr geliebt, bekömmt drei Weiber, und hat gute Nahrung. – Ein Mägdlein aber ist schön, heirathet bald, und wird ihren Mann recht sehr lieben; kommt zu hohem Alter – Wenn sie nicht unter 90 Jahren stirbt.

Augustus. Ein Knabe in diesem Monat geboren wird künstlich, liebet das Frauenzimmer; bekommt ein hohes Alter. – Ein Mägdlein aber ist falsch, verliebt, und durch Aergerniß verkürzt sie ihr Leben, sonst würde sie alt – Könnte gar nicht richtiger gedacht werden.

September. Ein Knabe in diesem Monat geboren, isset und trinket gern etwas gutes, er wird gerne reisen, und zu einer gewünschten Heirath gelangen; den Armen viel Gutes thun, – Ein Mägdlein aber ist freundlich, kommt bald in Ehestand, ist gottesfürchtig, und liebet den Mann – Da thut sie wohl daran.

October. Ein Knabe in diesem Monat geboren, hat viel Glück, Lust zur Reise, und hat Glück in der Heirath. – Ein Mägdlein aber wird schöner Gestalt, durch ihre dritte Heirath wird sie glücklich werden – Das ist braf.

November. Ein Knabe in diesem Monat geboren, ist schöner Gestalt, erlanget Gunst bei Herren und Frauen. – Ein Mägdlein ist dumm von Gedächtnis, doch sehr höflich, heirathet aus ihrem Vaterlande, und wird Neider haben – Doch der Dummheit wegen nicht?

December. Ein Knabe in diesem Monat geboren, ist heroisch, dürfte einen tapfern Kriegsmann abgeben, und glücklich seyn. – Ein Mägdlein ist faul, lügenhaft, trotzig, hoffärtig, sie wird Seegen haben, wenn sie darnach lebet – Richtig, Herr Kalendermacher!

Man suche, ob die Mägdlein des Januars im Gesicht ein Merkmal haben. Gelangen die im März geborenen Knaben wirklich zu einem hohen Alter; und liefert der April nicht je zuweilen Krüppel? Daß die Mägdlein des Aprils ihr Kränzchen sollen in Acht nehmen, die Maimädchen treuherzig sind, steht wohl blos darum da, daß darüber in einer Schenke gelacht werde? Der Mann, im Julius geboren, heirathe, und glaube, er werden drei Weiber bekommen: Der Tod sieht nicht in den Kalender, und fragt nicht darnach, ob etwa der ein hohes Alter geweissagt habe. Verkürzen nur Augustmädchen durch Aerger sich das Leben; oder geniessen nur die Septemberknaben gern etwas gutes; oder ist das allen Erdenkindern gemein? Aber wir wollen über ernsthafte Dinge nicht weiter spassen! Der Dumme wird unvorsichtig heirathen, weil er in einem Monat geboren ist, der ihm dazu Glück verkündigt; oder er wird den Ehestand scheuen, weil der Kalender ihm Unglück prophezeihet: Und was für unselige Folgen können aus dem allen entstehen? Jener wird ein Wollüstling, vielleicht darum, weil, wie der Kalender sagt, und er glaubt, alle im Januar Geborne dazu geneigt sind: Jene ist lügenhaft und zornig, und bleibt es; denn der Februar hat es in ihre Natur gelegt, und sie kann, wie sie glaubt, nichts dafür. Der erwartet nach dem Kalender ein hohes Alter, und der Tod reißt ihn mitten unter Hoffnungen dahin; Und dieser fürchtet es, weil es ihm darinn trübe gehen soll. Diese fürchtet die erste Ehe, weil sie damit wenig Ehre einlegen soll, und verscherzt darüber ihr Glück; jene plagt die beiden ersten Männer zu Tode; denn erst die dritte Ehe soll glücklich seyn. Dieser – aber wer könnte den Unsinn, und alle das Unglück, das daraus entstehen kann, und wirklich entsteht, alles erzählen? Warum wollte man sich die Jahre der Freude verkümmern, das Glück des Lebens nur halb geniessen; oder unter Furcht und leeren Hoffnungen dahingehen? Und wie unweise würde man seyn, wenn man das aus dem nichtigen Grund thun wollte, weil es ein alberner Mann im Kalender sagt!

Man möchte ermüden alle die thörigten Meinungen zu nennen, von denen die Menschen geplagt werden. Dort sehe ich etwas


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