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Vom Blut- und Schwefelregen.

Man bemerkt bisweilen auf den Blättern der Bäume, den Gebäuden, und gar auf seiner Kleidung rothe Tropfen wie Blut. Die Ursach davon sind die Schmetterlinge oder Buttervögel, die bekanntermassen sich als Raupen einspinnen, sich verpuppen und dann als Schmetterlinge davon fliegen. Indem sie ihre Puppengehäuse verlassen, geben sie einen rothen Saft in Tropfen von sich, welches gemeiniglich zu Ende des Junius oder im Anfang des Julius geschieht. Der Abergläubische hält dieß für Blutregen, der großes Unglück bedeuten soll, und wird dadurch in Furcht und Schrecken gesetzt. Allein, da der Regen nur dann entsteht, wenn die in der Luft befindlichen wässerigen Dünste zusammenfließen, so kann es auch nur Wasser regnen. Blut befindet sich nur in lebendigen Körpern, nicht in der Luft. Auch von einem Schlachtfeld kann, und aus einem See voll Blut würden keine blutige Dünste aufsteigen können; sie würden immer die Farbe des Wassers haben, weil die schweren Theile zurück bleiben, und nur die leichten ausdünsten, welche keine rothe Farbe haben.

Zuweilen soll es auch Schwefel regnen: Denn man sieht beim Regen auf dem Wasser bisweilen gelblichte Stäubchen, die das Ansehen des Schwefels haben. Sie verbreiten sich nicht leicht auf der ganzen Fläche desselben, sondern geben sich gemeiniglich am Rande zusammen. Der Abergläubische fürchtet dann Krieg, weil zum Pulver auch Schwefel gehört; Pest, weil die Luft schon halb vergiftet sey; Erdbeben, weil die in der Erde befindliche große Menge Schwefel bald losbrennen werde. Allein, dieses gelbe Wesen ist weiter nichts, als der Staub von den im Mai blühenden Fichten und andern Bäumen. Schwefel können diese Stäubchen aus der Ursach nicht seyn, weil sie keinen Schwefelgeruch haben, und wenn man sie gesammelt und getrocknet hat, nicht leicht brennen. Sie würden sonst auch, wie es die Natur des Schwefels mit sich bringt, nicht oben schwimmen, sondern untersinken; denn der Schwefel der fast noch einmal so schwer ist, als Wasser, geht, sobald er naß geworden ist, darin unter, wenn er auch zu Mehl gerieben würde. Diese Stäubchen aber, darf man durch Umrühren bis an den Grund des Gefäßes vermischen, und sie kommen doch wieder in die Höhe und schwimmen oben. Unter der großen Menge von Dünsten, welche täglich aus der Erde aufsteigen, sind freilich auch Schwefeltheilchen; aber in so geringem Maaß, daß sie nicht bemerkt werden, wenn sie in Regen heruntergefallen sind. Der Aberglaube hat sich der genannten Erscheinungen oft bedient, Furcht und Schrecken unter den Menschen zu verbreiten, und dadurch geheime Absichten zu erreichen, die er sonst nicht würde erreicht haben.

Zur Zeit eines Donnerwetters soll es nach der Einbildung der Unwissenden bisweilen, wiewohl sehr selten


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