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Die Seele

ist ein Geist, und derjenige Theil des Menschen, der da denkt, überlegt und will. Wir erinnern uns des vergangenen, erkennen und empfinden das gegenwärtige; freuen uns, sind betrübt u.s.w. Alles geschieht durch die Seele, die nicht, wie der Leib aus Theilen besteht; sondern ein einfaches, unzertheilbares Wesen ist, und daher nicht gesehen werden kann. Die Theile des Körpers verändern sich, werden größer und wieder kleiner; die Seele bleibt immer dieselbe; nimmt aber bei Uebung und Anstrengung mit zunehmenden Jahren auch in der Fertigkeit zu denken und zu überlegen zu und wird vollkommner. Eine Empfindung von innerer Kraft überzeugt uns von dem Daseyn derselben, und sie hat wahrscheinlich in einem gewissen Theil des Gehirns ihren besondern Sitz; denn hier laufen alle Werkzeuge der Empfindungen; des Sehens, Riechens, Schmeckens, Hörens, Fühlens, zusammen, so daß sie da von dem, was um und neben dem Körper vorgeht, am geschwindesten benachrichtigt werden kann. Selbst das Denken sagt es uns, daß die Seele in dem Haupt wohne. So lange die Seele mit dem Leib verbunden bleibt; so lange lebt der Mensch: Wenn diese Verbindung aufgehoben wird; so stirbt er. Die Fähigkeiten der Seele hängen übrigens auch von der Beschaffenheit des Körpers ab. Ein Gesunder kann schärfer denken, als ein Kranker. Je mehr die Krankheit den Körper angreift und schwächt; desto weniger kann die Seele denken. Wenn der Körper z.B. durch eine hitzige Krankheit in Unordnung gebracht ist: so kann die Seele weniger vernünftig denken, oft erfolgt Raserei. Wenn der Mensch schläft; so ist er sich seiner nicht bewußt: denn die Seele kann auf den erschlafften Körper nicht gehörig wirken. Wenn die Wirkungen des Körpers ganz aufhören, und der Mensch in einer Ohnmacht sich befindet; so kann die Seele gar nicht denken, und der Körper liegt in gänzlicher Unempfindlichkeit. Ohne Einwirkung der Seele ist der Mensch keiner Empfindung, keines Schmerzes x. fähig. Der Körper kann nicht ohne Seele, die Seele nicht ohne Körper seyn. Aus dem ergiebt sich, daß man die Frage:


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