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Zaubern, oder Tort anthun

heißt: Durch Worte oder Handlungen etwas außerordentliches thun, oder jemand schaden. Den Worten legt man abergläubisch eine Kraft bei, entweder durch Seegenssprüche, etwas Gutes zu erlangen, oder durch Beschwörungen das Böse abzuwenden. Die heidnischen Priester gaben vor, daß ihre Worte die Kraft hätten, Geister zu bannen, Flüße aufzuhalten, die Feuchtigkeit des Monds herabzuziehen u.s.w. Die Juden schrieben den Worten: Jehovah, Jah, Adonai, Schem Hamphorasch, außerordentliche Wirkungen zu. Die Christen glauben, gewiße Sprüche der Schrift, geweihtes Wasser und Glocken, Reliquien könnten Wunderdinge thun. Man fieng an, Waffen zu seegnen, um sie glücklich zu machen, durch Worte und abergläubische Handlungen Krankheiten an Menschen und Vieh zu heilen, Raupen zu vertreiben, das Blut zu stillen u.s.w. Das Seegensprechen ist keinesweges darum erlaubt, weil dabei Gottes Wort und Name gebraucht und seine Kraft sichtbar werde; denn wo ist es verheißen, daß die Aussprechung eines Theils des Worts Gottes die Kraft habe, irgend ein Uebel abzuwenden, oder zu heilen? Was die Apostel vormals thaten, das thaten sie im Namen und in der Kraft Gottes und Christi; von Jesu hatten sie dazu die Macht. Wie könnte daher geschlossen werden, daß alle Christen auch so etwas thun können? Wo haben sie auch jemals solche Gaukeleien getrieben, dergleichen heut zu Tage unheilige Männer vornehmen, die z.B. mit geweiheten Sachen Feuer löschen, Ungeziefer, Krankheiten, Gewitter und den Teufel vertreiben zu können, vorgeben? Ein Segensspruch ist kein Gebet zu Gott, sondern Gott wird damit beschworen, er soll gleichsam gezwungen werden, etwas zu thun. Dabei vergißt man der rechten Mittel, und setzt sein Vertrauen auf nichtswürdige Tändeleien. Wenn ein Sterbender den, der ihn beleidigt hat, vor Gottes Gericht fodert, wovor man Beispiele hat; so folgt daraus nicht, daß dieser in der vom dem Sterbenden bestimmten Zeit sterben und da erscheinen werde: Denn Gott wird nach dem Verlangen eines Rachgierigen die Lebenszeit eines Menschn nicht abkürzen, der ohndem seinem Gericht nicht entgehen kann. Man hat Beyspiele angemerkt, das Citirte wirklich in der bestimmten Zeit gestorben sind, und daher geschlossen, daß doch etwas dran seyn müsse. Kann denn aber die Lebenszeit des Citirten nicht ohnehin zu Ende gegangen seyn? Können nicht die Regungen des wunden Gewissens ihm den Tod zugezogen haben? Warum hat man nicht auch die Beispiele angemerkt, da der Citirte nicht gestorben ist; und der möchten wohl weit mehr seyn. Kleine Kinder soll man nicht kleine Krebsgen nennen, weil sie hernach ganz verkommen. Die Krebse, so philosophirt man, kriechen zurück; folglich, wenn man kleine Kinder so nennt, gehen sie in ihrem Leben zurück, sie sterben. Aber kleine Krebse wachsen, folglich würden kleine Kinder, wenn man sie so nennte, auch wachsen müßen. Aber weg von solchen Tändeleien, wer wird daran glauben, wer ihre Widerlegung fodern? Die Zimmerleute und Maurer beschuldigt man, daß sie, wenn sie bei dem Bau eines Hauses wodurch verdrüßlich gemacht würden, durch gewiße Worte ein Unglück darauf legen, oder mit hinein bauen könnten. Aber Worte bleiben Worte; sie können wahrhaftig keine Wirkungen haben. Wenn sie gesprochen sind, so sind sie vorüber und können dann weder helfen noch schaden. Bei Niederreißung der Mauer eines Hauses will man einen Teller, auf welchem Würfel lagen, und eine hölzerne Hand dabei gefunden, und sogar angemerkt haben, daß von Kind und Kindeskindern desjenigen, der das Haus erbauet hat, ihr väterliches Erbe zerstreut worden sey. Es hat vielleicht abergläubische Leute gegeben, und giebt sie noch, die durch Hineinlegen genannter Sachen in ein zu erbauendes Haus Unglück hineinbauen zu können glauben: Ob es aber den erwarteten Erfolg habe, das ist nicht zu glauben; und wenn jene Bemerkung gegründet war, so war es blos Zufall, daß die Nachkommen dessen, der das verwünschte Haus erbauet hatte, so unglücklich waren. Hat uns Gott in einen so unsichern Stand gesetzt, daß unser Geschick von dem Willen eines Feindes abhängt? O, wenn die Verwünschungen eines abergläubischen Thoren, oder die Worte des Bösewichts auf unsere Schicksale Einfluß haben könnten, wie traurig würden dann unsere Tage, wie wenig gutes und viel Böses in der Welt seyn? Wer einen großen Bau anfangen will, oder sonst eine wichtige Sache unternimmt, und wollte sich dabei niedrige Sparsamkeit, Bedrückungen und Ungerechtigkeiten erlauben, der würde dadurch dem armen Arbeitsmann Gelegenheit geben, zu dem hinauf zu seufzen, der die Klagen der Nothleidenden hört, und ihnen hilft. Wenn Eltern oder Lehrer ihren Kindern oder Schülern fluchen; so wird dabei vorausgesetzt, daß diese in einem hohen Grad gottlos sind; und wenn es ihnen dann nicht wohl gehe; so waren nicht die Fluchworte die Ursach, sondern ihr fortgesetztes böses Verhalten. Man sieht oft, daß es mit einem Menschen, trotz aller seiner Bemühungen, nirgend recht fort will, und daß ihm Unglück überall im Wege steht. Solche glauben dann wohl selbst, daß ein Fluch auf ihnen ruhe, weil sie sich erinnern, daß ihr Lehrer, Vater oder Mutter sie einst verwünscht habe: Aber wie könnte die Kraft jener Worte so weit reichen? sie würden vielmehr gar keine üble Folgen haben, wenn ein solcher anfienge, besser als ehedem zu denken und zu handeln. Eltern und Lehrer aber sollten demohnerachtet nicht so leicht, wie gewöhnlich, sich bewegen lassen, den Kindern zu fluchen: Denn wenn dieß gleich an und vor sich keine üble Folgen hat; so macht es doch diesen ein böses Gewißen und hindert sie vielleicht, ihr Glück zu machen. Das Vesteknüpfen ist die Knüpfung eines Knotens, wobei eine unbekannte Kraft vermittelst des Seegensprechens wirkt. Man sagt, es könne dadurch einem die Mannheit benommen werden, wenn während der Zeit, da verlobte Personen vor dem Altar stehen, um sich durch priesterliche Einsegnung zu verbinden, eine böse Person mit besondern Ceremonien und Worten in das Hosenband einen Knoten bände; welches besonders dann Kraft haben soll, wenn die Verlobten nicht nahe genug aneinander stehen. Es würde der Weisheit und Güte Gottes ganz entgegen seyn, wenn er neidischen und boshaften Menschen die Macht geben wollte, jungen Eheleuten auf diese Art zu schaden. Dem ohnerachtet braucht man gegen das Vesteknüpfen lächerliche Mittel. Man soll, sagt der Abergläubische, einen Ring am Finger tragen, worin das rechte Auge eines Wiesels eingefaßt ist; soll Hauswurzel essen, durch den Trauring sein Wasser laufen lassen, sich mit dem Zahn eines todten Menschen räuchern, von einem Grünspecht essen, über eine Thürschwelle gehen, unter welche man Quecksilber in einem mit Wachs zugestopften Federkiel gelegt hat. Der Bräutigam soll, ehe er mit der Braut zur Kirche geht, das Bierfaß anzapfen und den Zapfen zu sich stecken. Wer sich eines keuschen Lebens und keines natürlichen Fehlens bewußt ist, der mag diese Mittelchen ungebraucht lassen, und wird sein Werk vollbringen. Ein anderer, der von Natur, oder duch Ausschweifungen untüchtig zum Ehestand ist, mag immerhin die Schuld auf Zauberei schieben; man wird es ihm nicht glauben. Wer sich des Raths eines klugen Arzts und bekannter guter Mittel bedient, der wird dem Zauberer nicht bitten dürfen, den Knoten aufzulösen und ihm das Genommene wieder zu geben. Schande, daß Christen mit dergleichen Thorheiten umgehen. Viele stehen auch in dem Wahn, daß wenn ihre Fußtapfen aufgenommen und in den Rauch gehangen werden, sie wie ein Tag vergehen müßten: Andre, daß dieß durch das Anschreiben gewisser Zeichen und durch das Anschmieren gewisser Salben an die Hausthür, oder durch Vergrabung der Kröten und Eidexen unter die Thürschwelle geschehen könne. Wenn ein Bösewicht einem Menschen Gift beibringt; so treten üble Fälle ein, oder er muß gar sterben; Aber wie kann ein Bisgen aufgenommene Erde, auf welche ein Mensch mit dem Fuß getreten hat, in seinem Körper eine Auszehrung wirken, wenn sie in den Rauch aufgehangen wird? Wie kann ein an die Hausthür geschriebenes Zeichen, oder etwas an dieselbe gestrichene Salbe einem Menschen schädlich oder tödtlich seyn? Wie kann ein Mensch davon krank werden, wenn er über eine Thürschwelle geht? Zwischen diesen Dingen und den Menschen ist keine natürliche Verbindung; wie könnten sie ihn krank machen? Durch böse Geister kann so etwas nicht geschehen, denn die können auf unsrer Erde nicht wirken, gesetzt aber, es wäre wirklich ein Fall vorhanden, daß ein Mensch, von dem die Fußspur aufgenommen und in den Rauch gehangen worden, darauf krank geworden, oder gar gestorben wär; so darf man deswegen noch nicht behaupten, daß jenes die Ursach davon war: Denn zwei Dinge können wohl auf einander folgen, ohne daß das zweite die Wirkung von dem ersten ist; Dies geschieht in der Welt sehr oft. Heute ist ein Gewitter; morgen stirbt der Pfarrer. Kann man deswegen sagen, das Gewitter Pfarrern gefährlich sind? Und wenn man auch Beispiele anführte, daß dergleichen Fälle von der Obrigkeit untersucht und wahr befunden worden; so glaub ich es doch nicht: Denn die Obrigkeit hat ehedem auch untersucht, ob es Hexen gäbe, und hat sie verbrennen lassen; und doch hat es nie Hexen gegeben. Gesetzt, es finden sich in den ausgegrabenen Fußtritten feine Ausdünstungen von einem Menschen; so steht er doch mit diesen von ihm nun ganz getrennten Theilen in gar keiner Verbindung mehr; wie sollten sie daher Wirkungen auf seinen Körper haben können? Eben so verhält es sich mit dem Blut und Haaren, wovon man glaubt, daß es besonders gefährlich sey, wenn sie in die Hände eines Zauberers geriethen. Daher rathet man, die Haare sogleich zu verbrennen, und das Blut sogleich in fließendes Wasser zu gießen. Ueberhaupt glaubt man, durch etwas, das man einst an sich getragen und worinn man geschwitzt habe, behext werden zu können. Mag man doch damit vornehmen was man will, es im Rauch aufhängen oder verbrennen, oder sonst etwas damit thun! Was einmal von uns weg ist, das kann in unsern Körper nicht wieder Einfluß haben, keine Veränderungen in demselben hervorbringen; keiner wird ein einziges Beispiel aufweisen können, woraus sich ein solcher Einfluß auf den menschlichen Körper schließen läßt. Wenn man jemandes Exkremente verbrennt, oder darüber glühende Kohlen schüttet; so soll ihm dadurch das Gesäß verbrennt werden; aber was für eine Menge von Exkrementen wird nicht in großen Feuersbrünsten mit verbrennt, und doch entsteht davon an den Körpern der Menschen keine schädliche Wirkung. Wenn man Stecknadeln in die Exkremente bringt und sie auf Kohlen wirft; so soll der Mensch, von dem sie gekommen, so oft und so viel unangenehme Empfindungen haben, als diese sich bewegen. Aber dem widerspricht ja die Erfahrung überall.

Die Kinder, glaubt man, sind dem Behexen und Beschrieenwerden vorzüglich ausgesetzt. Man hat daher Kennzeichen ausfündig gemacht, woran man ohne Trug zu ersehen glaubt, ob es sich wirklich so verhalten? Wenn man gewiß wissen will, ob ein Kind beschrieen oder behext sey, soll man es an der Stirn lecken. Schmeckt es hier salzig so sey es wirklich an dem. Nun gebraucht man Kehrig aus vier Winkeln, abgeschabtes von vier Tischecken, räuchert das Kind mit neunerlei Holz u.s.w. Stirbt es demohnerachtet, so heißt es, es sey auf den Tod beschrieen gewesen. Aller Schweiß, besonders, der von Kranken, ist salzig; man wird dieß aber an allen, auch an den gesündesten Kindern finden. Die beste Probe, um zu sehen, ob ein Patient beschrieen sey, oder nicht, soll die seyn: Man soll Frauenflachs oder Rufkraut kochen, und damit den Kranken baden, und dann das Bad hinter das Bett setzen. Läuft es zusammen, so ist er beschrieen; läuft es nicht zusammen, so ist er es nicht. Das Wasser dazu muß stillschweigend geholt, und nicht dem Strom entgegen, sondern, ihm nachgeschöpft seyn, und die Ingredienzien zu einer gewissen Stunde geholt werden. Aber wer merkt nicht, daß die Säure, woraus so viel Krankheiten entstehen, bei dem Kranken, der besonders viel ausdünstet, auch aus den Schweislöchern hervor dringe; und daß, wenn man ihn mit Milch waschen wollte, diese davon gewiß auch zusammenlaufen würde; das also jenes Verfahren eitler Betrug ist? Wenn ein Kind vor Hunger, Durst, oder weil ihm etwas weh thut, schreit, so hat es den Pfizwurm, der es im Leibe kneipt. Man bindet ihm daher einen lebendigen Schmerlfisch auf den Nabel. Wenn nun dieser auf der Seite, wo er auf dem Bauch des Kindes liegt, von der Wärme abfault; so glaubt man, der Wurm habe ihn angefressen, obgleich kein Loch da ist , wo er herauskommen kann. Nun räuchert der Abergläubische mit Berufskraut, oder legt venedische Seife und Spießglas in einer Nußschale auf den Nabel des Kindes. Dieß hilft; aber nicht eher, als bis das Kind satt zu essen bekommt, oder ihm nichts mehr weh thut. Wenn das Kind nicht gedeihet, rathet man, so wende einen Thaler dran, und laß es von einem Pater überlesen. Gewiß der Thaler wird dem Pater gut thun, wenn es auch dem Kinde nicht hilft. Gottlob, denkt der Abergläubische, daß es noch Mittel giebt, wodurch man sich gegen schädliche Menschen sichern kann. Wer Brod und Salz bei sich trägt, soll vor Zauberei sicher seyn. Man soll die Kinder mit Koth an der Stirn bestreichen, um sie vor Zauberei zu sichern. Im ersten Fall würden die Hexen, wenn es welche geben könnte, mit Brod und Salz, welches sie auch haben, entgegen wirken können. Durch das letztere aber wollte man vielleicht unsaubere Menschen zur Reinlichkeit bewegen, indem man ihnen weißmachte, daß sie, wenn sie sich ungewaschen sehen ließen, behext werden könnten; auch wenn man etwas von Wäsche links anzieht, soll man nicht beschrieen werden können: Wie soll das zugehen, und wer sind denn die, welche die Macht haben, andre zu beschreien? Antw. Kinder, die, nachdem sie einmal entwöhnt waren, wieder an die Brust gelegt wurden. Wie viel Unglück würde denn in der Welt seyn, wenn das Unglück, das dergleichen Leute aussprechen wirklich einträfe? Denn wie viel werden zum zweitenmale an die Brust gelegt, nachdem sie schon entwöhnt waren. Wie viel Kinder trinken aus zweierlei Brust, wenn z.B. die Mutter stirbt. Dergleichen Dinge sind Narrenpossen, die kein Vernünftiger glaubt. Die mannigfaltigen Krankheiten, die sich bei den zahmen Thieren, besonders bei dem Rindvieh äußern, sind einfältigen Hauswirten eben so viel Gelegenheiten, abergläubische Handlungen zu begehen. Denn da sie die natürlichen Ursachen von der Krankheit ihres Viehes nicht kennen, und sich darum nicht bekümmern; so halten sie fast jedes Uebel, das demselben zustößt, für eine Wirkung der Zauberei. Wenn sich bei einer Kuh die Milch verliehrt, oder garstiger Rahm ansetzt, wenn die Butter sich davon nicht will absondern lassen, wenn sich auf der Milch blaue Flecken, oder rothe Streifen zeigen; so denkt der Abergläubische, das Thier sey behext. Anstatt nun auf Mittel zu denken, oder andere darüber zu fragen, sucht er durch räuchern mit sieben Kräutern die Hexe erst recht zu peinigen, und dann durch abergläubische Ceremonien das Uebel wegzubringen. Wenn bei einer Kuh die Milch sich verliehrt, so muß man vor allen Dingen dafür sorgen, daß ihr gutes nahrhaftes Futter gereicht werde. Dann gebe man ihr täglich etwa dreimal eine Handvoll von folgendem Pulver: Weisse Enzianwurzel, Altheewurzel, von jedem ein Viertelpfund, Pappelkraut, Wegebreit, Altheekraut, Steinklee, von jedem vier Hände voll, Sadebaum, eine Handvoll, Anis, Fenchel, von jedem ein Viertelpfund, durchgesiebte Holzasche, ein Mäßchen. Alles dieses wird zu einem Pulver zusammengestoßen und dem Vieh eingegeben. Dadurch wird die eingebildete Zauberei vertrieben, und das Vieh bekommt die Milch wieder. Der abergläubische Thor läßt die Kuh in einem Topf pissen, daß kein Tropfen daneben kommt, rührt den Urin mit einem alten Besen um, und schüttet ihn sodann ins Teufels Namen mit Topf und Besen ins Feuer. Das macht zwar, daß es stinkt, nicht aber, daß die Hexe den Grind bekommt, wie man glaubt. Es ist unverantwortlich, daß vernünftige Menschen sich solcher Mittel bedienen, oder wenigstens einen betrügerischen Vieharzt gebrauchen, der zwar durch ganz natürliche Mittel den Fehler hebt, um aber seine Kunst verborgen zu halten, oder sie wichtig zu machen, Worte, Geberden, Figuren einmischt, die, wie er selbst weiß, zur Heilung nichts thun. Eine Kuh, die ehemals die Häfen reichlich füllte, hörte auf, Milch zu geben. Man suchte unter der Schwelle der Stallthür, um die Hexereien zu entdecken und fand nichts. Man rufte einen vorgeblichen Hexenmeister, der beim Eintritt in den Stall an alle vier Wände Kreuze, Druidenfüsse und andere seltsame Figuren mahlte. Man mußte der Kuh etwas Milch abzapfen, inzwischen Feuer auf dem Heerd anmachen, und sobald man die Milch in eine eiserne Pfanne gebracht hatte, die Kuh mit Dornenstöcken schlagen. Den folgenden Tag sah man begierig aller alten Weiber Gesichter an, die Hexe zu entdecken; aber man ward nichts gewahr, und die Kuh gab noch nicht Milch. Der Hirt aber gab auf die Kuh acht, wenn er sie auf der Weide hatte, und sahe endlich, daß sie sich selber die Milch aussaugte. Noch wollte man ihm nicht glauben, bis man durch den Augenschein, davon überzeugt wurde. So vest hangen diese Meinungen!

Hat eine Kuh den Fehler, daß sie die Butter von dem Rahm nicht so bald wie gewöhnlich will absondern lassen; so kann man ihr drei bis viermal des Tages eine Handvoll von folgendem Pulver, mit einem Schopen oder 1/4 Maas Bieressig reichen lassen: Sauerrampf, weissen Andorn, Schaafgarbe, Brennnesseln von jedem vier Hände voll. Roßschwefel 1 Viertelpfund. Alles dieses wird zusammen zu einem Pulver gestoßen. Man kann auch bei dem Buttern nach Beschaffenheit der Menge des Rahms 1 viertel oder ein halb viertel Maas starken Essig mit zu dem Rahm ins Butterfaß gießen. Auch die blaue Milch rührt nicht von Zauberei sondern von einer natürlichen Krankheit an dem Viehe her. Man nehme Eichenlaub, Sanickel, Schaafgarbe, von jeden 4 Hände voll, Termentillwurzel 1 halb Pfund, rothen Bolus, Allaun jedes ein Viertelpfund. Dieß zu einem Pulver gestoßen, und dem Rindvieh davon jedesmal 2 Loth mit oder ohne Essig täglich 3 und 4 mal gegeben hilft gewiß. Das Blutmelken, das im Sommer und im Winter erfolgen kann, entsteht aus folgender Ursach: Ein gewisses Kraut, das nicht alle Jahre wächst, hat die Kraft, die rechte Zubereitung der Milch bei dem Vieh zu hindern! daher man diesen Umstand nicht als etwas übernatürliches ansehen, und abergläubische Mittel anwenden, sondern nur dem Vieh anderes Futter geben darf. Wenn der Abergläubische, Milch aus dem Hause weg giebt, so wirft er in den Topf, in welchem sie weggetragen wird, etwas Salz, damit dem Vieh kein Tort könne angethan werden. Wenn deine Kuh gekalbet hat, so gehe rücklings in den Stall und sprich; Rücken rein, Unglück naus! – so bist du wirklich drinnen. Wenn sie nicht fressen will, lege beide Hände kreuzweis übereinander, fahre ihr damit über den Rücken vom Kopf und Schwanz, und sprich: Bist du besprochen bis an dein Ende; so streich ich dich mit beyden Händen, im Nahmen x. so frißt sie – sobald sie wieder hungert.

Mit dem in den Bahren liegen gebliebenen Hafer soll man dem Pferd über den Rücken hinfahren, um es vor der Zauberei zu sichern. Wer einen Todtennagel, der in der Erde auf dem Kirchhof gefunden ist, in die Fußspur eines Thiers, entweder im Nahmen der Gottheit, oder des bösen Geistes schlägt, der macht es dadurch lahm; Wie wäre es aber möglich, durch einen Nagel so etwas zu thun? Man soll einen Holunderstrauch vor die Stallthür pflanzen, um das Vieh vor Zauberei zu bewahren; wozu er doch nichts thun kann. Wer das Beten recht versteht, kann alle Viehkrankheiten kurieren – es mag dann helfen oder nicht. Oder nimm einen Erbsack, laß die Kuh darein pissen, und schlage ihn mit einer Dornenruthe: so wird die Trude (Hexe) tüchtig geprügelt; – Wenigstens gewiß der Sack. Von solchen Leuten, die, wie man glaubt, Hexen, oder die etwas außerordentliches thun, eine Krankheit leicht heilen x. können, glaubt man, daß sie einen


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