Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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des was er gevaere
und leite sînen vlîz dar an.
wan der trûraere Tristan
der was ze allen stunden
mit gedanken gebunden,
mit trahte und mit triure
umbe sîn âventiure.
Eines tages gevuogete daz,
daz Tristan bî Gilâne saz
in triure unde in trahte
und ersûfte ûzer ahte.
nû des wart Gilân gewar.
er gebôt, daz man im braehte dar
sîn hundelîn Petitcreiu,
sînes herzen spil von Avaliu
und sîner ougen gemach.
daz er gebôt, daz geschach.
ein purper edel unde rîch,
vremede unde wunderlîch
al nâch des tisches mâze breit
wart vür in ûf den tisch geleit,
ein hundelîn dar ûf getragen.
daz was gefeinet, hôrte ich sagen,
und wart dem herzogen gesant
ûz Avalûn, der feinen lant,
von einer gottinne
durch liebe und durch minne.
daz was mit solher wîsheit
an den zwein dingen ûf geleit,
an der varwe und an der craft,
daz zunge nie sô redehaft
noch herze nie sô wîse wart,
daz sîne schoene und sîn art
kunde beschrîben oder gesagen.
sîn varwe was in ein getragen
mit alsô vremedem liste,
daz nieman rehte wiste,
von welher varwe ez waere.
ez was sô missehaere,
als man ez gegen der bruste an sach,
daz nieman anders niht enjach,
ezn waere wîzer danne snê,
zen lanken grüener danne clê,
ein sîte rôter danne grân,
diu ander gelwer dan safrân.
unden gelîch lazûre,
obene was ein mixtûre
gemischet alsô schône in ein,
daz sich ir aller dekein
ûz vür daz andere dâ bôt.
dane was grüene noch rôt
noch wîz noch swarz noch gel noch blâ
und doch ein teil ir aller dâ,
ich meine rehte purperbrûn.
daz vremede werc von Avalûn
sach man ez widerhaeres an,
sone wart nie kein sô wîse man,
der sîne varwe erkande.
si was sô maneger hande
und sô gâr irrebaere,
als dâ kein varwe waere.
im gienc umbe sîn cregelîn
ein ketene, diu was guldîn.
dar an sô hienc ein schelle
sô süeze und sô helle,
dô ez sich rüeren began,
der trûraere Tristan
daz er sîner âventiure
an sorge unde an triure
ledic und âne gesaz
unde des leides gâr vergaz,
daz in durch Isôte twanc.
sô süeze was der schellen clanc,
daz si nieman gehôrte,
sine benaeme im und zestôrte
sîne sorge und al sîn ungemach.
Tristan der hôrte unde sach
daz wunderlîche wunder an.
hunt unde schellen er began
bemerken unde betrahten,
ietwederz sunder ahten,
den hunt und sîne vremede hût,
die schellen unde ir süezen lût.
ir beider nam in wunder
und dûhte in doch hier under
daz wunder umbe daz hundelîn
vil michel wunderlîcher sîn
dan umbe den süezen schellen clanc,
der ime in sîn ôre sanc
und nam im sîne triure.
diz dûhte in âventiure,
daz er mit liehten ougen
sîner ougen lougen
an allen disen varwen vant
und ime ir keiniu was bekant,
swie vil er ir genaeme war.
er greif gevuoclîche dar
und streichete ez mit handen.
nu dûhte Tristanden,
dô er ez handelen began,


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