Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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dô haete vür ir leben genomen;
und waere iedoch verdorben
und in dem leide erstorben,
wan daz sî der trôst labete
und der gedinge ûf habete,
daz sî 'n binamen wolte sehen,
swie sô 'z möhte geschehen;
und alse sî 'n gesaehe,
swaz ir dar nâch geschaehe,
daz sî daz allez gerne lite.
hie vriste sî daz leben mite,
biz daz sî wider ze sinnen kam
und in ir trahte dô genam,
wie sî 'n gesehen möhte,
als ez ir leide töhte.
Sus kam ir in ir sinne
umbe eine ir meisterinne,
diu s' alle zît und alle wege
haete in ir lêre und in ir pflege
und s' ûz ir huote nie verlie:
die nam sî sunder unde gie,
dâ nieman was niwan sî zwô,
und huop ir clage hin z' ir alsô,
als sî ie tâten und noch tuont,
den ir dinc stât, als ez ir stuont:
ir ougen über wielen,
die heizen trehene vielen
gedîhteclîche und ange
über ir vil liehtiu wange;
ir hende sî zesamene vielt,
vlêhlîche sî die vür sich hielt:
« ach mînes lîbes! « sî dô sprach
« ach « sprach si « mînes lîbes ach!
ach herzeliebiu meisterîn,
nu tuo mir dîner triuwe schîn,
der vil und wunder an dir ist!
und sît du nû sô saelic bist,
daz al mîn saelde und al mîn rât
niwan an dîme râte stât,
sô clage ich dir mîn herzeleit
ûf alle dîne saelekeit:
dune helfes mir, sô bin ich tôt! «
« nu vrouwe, waz ist iuwer nôt
und iuwer clegelîchez clagen? «
« ei trût, getar ich dir 'z gesagen? «
« jâ liebiu vrouwe, sprechet an! «
« mich toetet dirre tôte man,
von Parmenîe Riwalîn:
den saehe ich gerne, möhte ez sîn
und wiste ich, wie ich 'z erwürbe,
ê danne er volle erstürbe;
wan leider ern mac niht genesen.
maht dû mir dar zuo guot gewesen,
ich engan dir niemer nihtes abe,
die wîle und ich daz leben habe. «
Diu meisterinne gedâhte dô:
« gestate ich dirre dinge alsô,
waz mag dâ schaden gewahsen an?
wan dirre halptôte man
der stirbet morgen oder noch:
sô hân ich mîner vrouwen doch
gevristet lîp und êre
und bin ir iemer mêre
lieber danne ein ander wîp. «
« trût vrouwe « sprach sî « lieber lîp,
iur clage ist mir von herzen leit
und swâ ich iuwer arbeit
mit mînem lîbe erwenden kan,
dane gezwîvelt niemer an.
ich sol selbe gân dar nider
und in gesehen und iesâ wider.
ich sol die state erkunnen dâ,
wie er dâ lige oder wâ,
und ouch der liute nemen war. «
sus kam s' in den gebaerden dar,
als sî sîn angest wolte clagen
und begunde im tougenlîche sagen,
ir vrouwe wolte in gerne sehen,
daz er ez lieze geschehen
nâch vuogen und nâch êren.
sus begunde sî dô kêren
mit disen maeren wider dan.
si nam die maget und leite ir an
eines armen betewîbes cleit;
ir antlützes schônheit
mit dicken rîsen sî verbant
und nam ir vrouwen an ir hant
und kam ze Riwalîne.
nu haete ouch er die sîne
al besunder ûz getriben
und was al eine beliben.
er sagete in allen unde jach,
einoete waere sîn gemach.
ouch jach diu meisterinne,
sî braehte ein arzaetinne,
und erwarp, daz man si zuo z' im liez.
daz slôz sî vür die tür dô stiez.
« nu vrouwe « sprach si « sehet in! «
und sî, diu schoene, diu gie hin
und dô sî 'm under ougen sach,


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