Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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als ob ez ein dinc waere,
als ouch gewesen wâren
innerhalp zwein jâren.
nu begunde ir herze kalten
umbe ir schaden den alten.
ir varwe diu wart beide
von zorne und von leide
tôtbleich und iesâ viuwerrôt.
« â « sprach si « saeldelôse Isôt,
owê mir unde wâfen!
wer hât diz veige wâfen
von Curnewâle her getragen?
hie wart mîn oeheim mite erslagen,
und der in sluoc, der hiez Tristan.
wer gab ez disem spilman?
der ist doch Tantris genant. «
Die namen begunde sî zehant
beide in ir sinnen ahten,
ir beider lût betrahten.
« â hêrre « sprach si wider sich
« dise namen die beswaerent mich.
ine kan niht wizzen, wie in sî.
si lûtent nâhe ein ander bî.
Tantris « sprach si « und Tristan,
dâ ist binamen heinlîche an. «
nu sî die namen begunde
zetrîben in dem munde,
nu geviel si an die buochstabe,
dâ man si beide schepfet abe,
und vant in disem al zehant
die selben, die s' in jenem vant.
nu begunde s' an in beiden
die sillaben scheiden
und sazte nâch alse vor
und kam rehte ûf des namen spor.
si vant ir ursuoche dar an.
vür sich sô las si Tristan,
her wider sô las si Tantris.
hie mite was sî des namen gewis.
« jâ jâ « sprach aber diu schoene dô
« ist disen maeren danne sô,
disen valsch und dise trügeheit
hât mir mîn herze wol geseit.
wie wol ich wiste al dise vart,
sît ich in merkende wart,
sît ich an ime lîp unde gebar
und sîn dinc allez alsô gar
besunder in mîn herze las,
daz er gebürte ein hêrre was!
wer haete ouch diz getân wan er,
daz er von Curnewâle her
ze sînen tôtvînden vert
und wir in zwirnt haben ernert!
ernert? er ist nû vil ungenesen.
diz swert daz muoz sîn ende wesen!
Nu île, rich dîn leit, Isôt!
gelît er von dem swerte tôt,
dâ mite er dînen oeheim sluoc,
sô ist der râche genuoc! «
si nam daz swert ze handen,
si gienc über Tristanden,
dâ er in einem bade saz.
« jâ « sprach si « Tristan, bistu daz? «
« nein vrouwe, ich bin 'z Tantris. «
« sô bistu, des bin ich gewis,
Tantris unde Tristan.
die zwêne sint ein veiger man.
daz mir Tristan hât getân,
daz muoz ûf Tantrîsen gân.
du giltest mînen oehein! «
« nein süeziu juncvrouwe, nein!
durch gotes willen, waz tuot ir?
gedenket iuwers namen an mir.
ir sît ein vrouwe unde ein maget.
swâ man den mort von iu gesaget,
dâ ist diu wunneclîche Isôt
iemer an den êren tôt.
diu sunne, diu von Irlant gât,
diu manic herze ervröuwet hât,
â, diu hât danne ein ende!
owê der liehten hende,
wie zimet daz swert dar inne? «
Nu gie diu küniginne,
ir muoter, zuo den türen în:
« wie nû? « sprach sî « waz sol diz sîn?
tohter, was tiutest dû hie mite?
sint diz schoene vrouwen site?
hâstû dînen sin verlorn?
weder ist diz schimpf oder zorn?
waz sol daz swert in dîner hant? «
« â vrouwe muoter, wis gemant
unser beider herzeswaere.
diz ist der mordaere,
Tristan, der dînen bruoder sluoc.
nu habe wir guoter state genuoc,
daz wir uns an im rechen
und diz swert durch in stechen.
ez enkumet uns beiden niemer baz. «
« ist diz Tristan? wie weistu daz? «
« ich weiz ez wol, ez ist Tristan.


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