Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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dar zuo muoz ich mîn kindelîn,
daz einen lebenden vater hât,
ziehen âne vater rât.
Und enwolte ich daz niemêr geclagen,
solt ich daz laster eine tragen,
daz mîn vil hôch geslehte
und der künic mîn bruoder mehte
des itewîzes unde mîn
mit êren ledec und âne sîn.
swenne aber alle, die nu sint,
diu maere sagent, ich habe ein kint
erworben kebeslîche,
deist disem und jenem rîche,
Curnwâle und Engelande
ein offenbaeriu schande.
und ouwê, swenne daz geschiht,
daz man mich mit den ougen siht,
daz zwei lant von den schulden mîn
genidert unde geswechet sîn,
sô waere ich eine bezzer tôt.
seht hêrre « sprach si « deist diu nôt,
daz ist diu wernde herzeclage,
in der ich alle mîne tage
mit lebendem lîbe sterben muoz.
hêrre, iuwer helfe diu entuoz
und got envüege ez danne alsô,
sone wirde ich niemer mêre vrô. «
« Trût vrouwe « sprach er dô ze ir
« habet ir dekeine nôt von mir,
die sol ich büezen, ob ich mac,
und ouch bewarn vür disen tac,
daz iu durch mîne schulde iht mê
leit oder laster ûf erstê.
ich hân, swaz her nâch süle geschehen,
sô lieben tac an iu gesehen,
daz ez unbillîch waere,
ob ir dekeine swaere
mit mînem willen soltet tragen.
vrouwe, ich wil iu rehte sagen
mîn herze und allen mînen muot.
leit unde liep, übel unde guot
und allez daz, daz iu geschiht,
dâ von enscheide ich mich niht.
dâ wil ich iemer wesen bî,
swie kumberlîch ez danne sî,
und biute iu zweier dinge kür,
diu leget iuwerm herzen vür:
weder ich belîbe oder var.
hier under nemet selbe war.
welt ir, daz ich hie bestê
und sehe, wie iuwer dinc ergê,
daz sî, geruochet aber ir
heim unde hinnen varn mit mir,
ich selbe und allez, daz ich hân,
daz ist iu iemer undertân.
ir erbietet mir ez hie sô wol,
daz ich es wol gedenken sol
mit aller slahte guote.
swes iu nu sî ze muote,
vrouwe, des bewîset mich,
wan swaz ir wellet, daz wil ich. «
« Genâde hêrre « sprach si dô
« ir redet und bietet mir 'z alsô,
als iu got lônen müeze
und alse ich iuwer vüeze
iemer gerne suochen sol.
vriunt unde hêrre, ir wizzet wol,
belîbens mac hie niht gesîn:
mîn angest umb min kindelîn
die enmag ich leider niht verheln.
wan möhte et ich mich hin versteln!
daz waere nû der beste rât
nâch dem dinge, als ez mir stât.
vriunt hêrre, dar zuo râtet ir. «
« nû vrouwe « sprach er « volget mir:
ze naht als ich ze schiffe gê,
sô vüeget ir daz, daz ir ê
vil tougenlîche dar sît komen
( biz daz hân ich urloup genomen),
daz ich iuch danne vinde
bî mînem ingesinde.
sus werbet! alsô muoz ez sîn. «
mit dirre rede kam Riwalîn
ze Marke und seite im maere,
waz ime enboten waere
umbe sîn liut und umb sîn lant.
urloup nam er von ime zehant,
dâ nâch von al den sînen.
die clageten Riwalînen,
daz er die clage ê nie gesach,
diu dô und dâ nâch ime geschach.
manc segen wart im nâch gegeben,
daz got sîn êre und sîn leben
geruohte in sînem schirme hân.
nu 'z an die naht begunde gân
und er ze sînem schiffe kam
und al sîn dinc dar an genam,
dô vand er sîne vrouwen dâ,
die schoenen Blanschefliure. ie sâ
sô wart daz schif gestôzen an.


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