Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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mit gehürne und mit furkîe
riten sî dô ze hûse wider.
als was der guote Tristan sider
ein lieber hoveman under in.
künec unde gesinde haeten in
in guoter geselleschaft.
ouch was er alsô dienesthaft
dem armen unde dem rîchen.
möhte er ir iegelîchen
ûf sîner hant getragen hân,
daz haete er gerne getân.
die saelde haete im got gegeben:
er kunde und wolte in allen leben.
lachen, tanzen, singen,
rîten, loufen, springen,
zuhten unde schallen,
daz kunde er mit in allen.
er lebete, swie man wolte
und als diu jugent solte.
swes ir dekeiner began,
daz huob er iemer mit im an.
Nu gevuogete sich daz,
daz Marke an eime tage gesaz
ein lützel nâch der ezzenzît,
sô man doch kurzewîle pflît,
und losete sêre an einer stete
einem leiche, den ein harpfaere tete,
ein meister sîner liste,
der beste den man wiste.
der selbe der was ein Gâlois.
nu kam Tristan der Parmenois
und saz ze sînen vüezen dar
und nam sô vlîzeclîche war
des leiches unde der süezen noten.
waere ez im an den lîp geboten,
ern möhte ez niht verswigen hân:
sîn muot begunde im ûf gân,
sîn herze daz wart muotes vol.
« meister « sprach er « ir harpfet wol.
die noten sint rehte vür brâht,
senelîche und alse ir wart gedâht.
die macheten Britûne
von mînem hêrn Gurûne
und von sîner vriundinne. «
diz nam in sîne sinne
der harpfaere und loste allez dar,
als er der rede niht naeme war,
unz er den leich volante.
gein dem kinde er sich dô wante:
« waz weistu « sprach er « liebez kint,
von wannen dise noten sint?
kanstu ihtes iht hier an? «
« jâ schoener meister « sprach Tristan
« ich haete es hie vor meisterschaft.
nû hât ez aber sô cleine craft,
daz ich vor iu niht engetar. «
« nein vriunt, sê dise harpfen dar,
lâ hoeren, welher hande
kan man in dînem lande? «
« gebietet ir daz, meister mîn,
und sol ez mit iuwerm urloub sîn,
daz ich iu harpfe? « sprach Tristan.
« jâ trût geselle, sê harpfe an! «
Als er die harpfen dô genam,
sînen handen sî vil wol gezam.
die wâren, alse ich hân gelesen,
daz sî niht schoener kunden wesen:
weich unde linde, cleine, lanc
und rehte alsam ein harm blanc.
mit den sô ruorte er unde sluoc
ursuoche und notelîne genuoc
seltsaene, süeze, guote.
hie mite wart ime ze muote
umbe sîne leiche von Britûn.
sus nam er sînen plectrûn:
nagel unde seiten zôher,
dise niderer, jene hôher,
rehte als er si wolte hân.
nu diz was schiere getân.
Tristan, der niuwe spilman,
sîn niuwez ambet huob er an
mit vlîzeclîchem ruoche.
sîne noten und sîne ursuoche,
sîne seltsaene grüeze
die harpfete er sô süeze
und machete sî schoene
mit schoenem seitgedoene,
daz iegelîcher dâ zuo lief,
dirre jenem dar nâher rief.
vil schiere kam diu hoveschar
almeistic loufende dar
und wânde niemer komen ze vruo.
nu Marke der sach allez zuo
und saz allez trahtende,
sînen vriunt Tristanden ahtende
und wunderte in des sêre,
daz er sô höfsche lêre
und alsô guote liste,
die er an im selben wiste,
alsô verhelen kunde.


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