Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++


der künec bat sînen neven iesâ
durch sîn selbes êre,
daz er dekeine kêre
zer kemenâten naeme
noch niemer dâ hin kaeme,
da der vrouwen keiniu waere.
der hof der tribe ein maere,
man wolte es hüetende sîn,
dâ von ime unde der künigîn
leit unde laster möhte enstân.
nu diz was al zehant getân,
daz er gebôt und des er bat.
Tristan meit iegelîche stat,
dâ der vrouwen heinlîche was.
kemenâten unde palas
dâ enkam er niemer în.
daz ingesinde daz nam sîn
und sîner vremede grôze war.
si redeten ime ze leide dar
vil übele und anders danne wol.
sîn ôren wurden dicke vol
mit iteniuwem leide.
Er unde Isôt, si beide
si triben die zît mit sorgen hin.
triure unde clage was under in
in micheler unmüezekeit.
si haeten leit unde leit.
leit umbe Markes arcwân,
leit, daz sî niht mohten hân
keine state under in zwein,
daz sî geredeten in ein.
ietwederem begunde
von stunde ze stunde
herze unde craft geswîchen.
bleichen unde blîchen
begunde ir varwe unde ir lîp.
der man bleichete durch daz wîp,
daz wîp bleichete durch den man;
durch Isôte Tristan,
durch Tristanden Isôt.
daz tete in beiden michel nôt.
es wundert mich cleine,
was ir nôt gemeine
und ir leit ungescheiden.
ez enwas ouch an in beiden
niemê wan ein herze unde ein muot.
ir beider übel, ir beider guot,
ir beider tôt, ir beider leben
diu wâren alse in ein geweben.
swaz ir dewederem gewar,
des wart daz andere gewar.
swaz sô dem einem sanfte tete,
des enpfant daz ander an der stete.
si wâren beide under in zwein
mit übele und mit guote al ein.
ir gemeiniu herzeswaere
diu wart sô schînbaere
under ir beider ougen,
daz man vil cleine lougen
der minnen an ir varwe vant.
Und Marke enstuont sich al zehant
und kôs wol an in beiden,
ir vremeden unde ir scheiden
daz in daz an ir herze gie.
westen sî wâ oder wie,
si saehen gerne ein ander.
ein ursuoche vander
und hiez an den stunden
die jegere mit den hunden
ze walde sich bereiten.
er enbôt in unde seiten
und hiez ouch in den hof sagen,
er wolte zweinzic tage jagen.
swer mit gejegede kunde
oder swer sô sîne stunde
dâ mite vertrîben wolte,
daz sich der reiten solte.
urloup nam er zer künigîn
und hiez si nâch ir willen sîn
dâ heime vrôlîch unde vrô.
verholne bevalh er dô
dem getwerge Melôte,
daz ez Tristande unde Isôte
zuo z' ir tougenheite
lüge unde lâge leite.
ez genüzze es iemer wider in.
er selbe vuor ze walde hin
mit michelem geschelle.
sîn weidegeselle
Tristan beleip dâ heime
und enbôt dem oeheime,
daz er siech waere.
der sieche weidenaere
wolt ouch an sîne weide.
er unde Isôt, si beide
beliben an ir triure
und suohten âventiure
in anclîcher trahte,
mit wie getâner ahte
daz iemer kunde geschehen,


 << zurück weiter >>