Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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nu hüetet iuwer unde mîn
an rede und an gebâre!
wir sîn mit grôzer vâre
besetzet unde bevangen.
uns gânt zwêne eiterslangen
in tûben bilde, in süezem site
smeichende alle stunde mite.
vor den habet iuwer sinne,
saeligiu küniginne!
wan swâ die hûsgenôze sint
g'antlützet alse der tûben kint
und alse des slangen kint gezagel,
dâ sol man criuzen vür den hagel
und segenen vür den gaehen tôt.
saeligiu vrouwe, schoene Isôt,
nu hüetet iuch genôte
vor dem slangen Melôte
und vor dem hunde Marjodô! «
si beide wâren ouch alsô:
jener slange, dirre hunt.
wan si leiten z' aller stunt
den gelieben zwein ir vâre,
an allem ir gebâre,
an iegelîchem gange
als hunt unde slange.
si triben vruo unde spâte
mit rüege und mit râte
ir archeit wider Marken an,
biz daz er aber wider began
an sîner liebe wenken,
die gelieben aber bedenken
und aber ir tougenheite
lâge unde ursuoche leite.
In einem tage er z' âder liez,
als in sîn valscher rât gehiez,
und mit im Isôt und Tristan.
diene wânden niht, daz in hier an
dekeiner slahte swaere
vür gebreitet waere,
und nâmen keiner vâre war.
sus lac diu heinlîche schar
nâch gemelîcher sache
den tac in ir gemache
âne schal und âne braht.
des anderen tages ze naht,
dô daz gesinde sich zerlie
und Marke slâfen gegie,
done lac ze kemenâten,
als ez vor was gerâten,
nieman wan Marke unde Isôt
und Tristan unde Melôt,
Brangaene und ein juncvrouwelîn.
ouch wâren diu lieht unde ir schîn
durch den glast bevangen
under den umbehangen.
nu man zer mettînstunde
liuten begunde,
Marke, der verdâhte man,
der leite sich al swîgende an
und hiez Melôten ûf stân
und mit im hin zer mettîn gân.
nu Marke von dem bette kam,
Melôt sîn mel ze handen nam.
den estrîch er besaete,
ob ieman bî getraete
dem bette dar oder dan,
daz man in spurte ab oder an.
hie mite giengen si zwêne hin.
ir andâht diu was under in
vil cleine an kein gebet gewant.
nu wart ouch Brangaene al zehant
der lâge bî dem mel gewar.
si sleich ze Tristande dar,
si warnete in und kêrte wider
und leite sich dô wider nider.
diu lâge was Tristande
vil inneclîchen ande.
sîn herze in sînem lîbe
daz wart nâch dem wîbe
volmüetic unde in trahte,
wie er dar komen mahte.
er tete diu gelîche wol,
daz minne âne ougen wesen sol
und liebe keine vorhte hât,
dâ sî von erneste gât.
« ôwê! « gedâhte er wider sich
« got hêrre, wie gewirbe ich
mit dirre veigen lâge?
nu stât mir disiu wâge
ze einem hôhen wette. «
er stuont ûf von dem bette
und nam allenthalben war,
mit welhem liste er kaeme dar.
nu was sô vil ouch liehtes dâ,
daz er daz mel gesach iesâ.
nu dûhte in diu gelegenheit
ze einem sprunge ze breit.
nu getorste er ouch dar niht gân.
iedoch muose er 'z an daz lân,
daz dâ was waeger under den zwein.


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