Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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Nu Tristan der begunde
einen leich dô lâzen clingen în
von der vil stolzen vriundîn
Grâlandes des schoenen.
do begunde er suoze doenen
und harpfen sô ze prîse
in britûnischer wîse,
daz maneger dâ stuont unde saz,
der sîn selbes namen vergaz.
dâ begunden herze und ôren
tumben unde tôren
und ûz ir rehte wanken.
dâ wurden gedanken
in maneger wîse vür brâht.
dâ wart vil ofte gedâht:
« â saelic sî der koufman,
der ie sô höfschen sun gewan! «
jâ sîne vinger wîze
die giengen wol ze vlîze
walgende in den seiten.
si begunden doene breiten,
daz der palas voller wart.
dane wart ouch ougen niht gespart,
der kapfete vil manegez dar
und nâmen sîner hende war.
Nu dirre leich der was getân:
nu hiez der guote künec dar gân
und sprach, daz man in baete,
daz er noch einen taete.
« mû voluntiers! « sprach Tristan.
rîlîche huob er aber an
einen senelîchen leich als ê
de la cûrtoise Tispê
von der alten Bâbilône.
den harpfete er sô schône
und gie den noten sô rehte mite
nâch rehte meisterlîchem site,
daz es den harpfaer wunder nam.
und alse ez ie ze staten kam,
sô lie der tugende rîche
suoze unde wunneclîche
sîne schanzûne vliegen în.
er sanc diu leichnotelîn
britûnsche und gâloise,
latînsche und franzoise
sô suoze mit dem munde,
daz nieman wizzen kunde,
wederez süezer waere
oder baz lobebaere,
sîn harpfen oder sîn singen.
sich huop von sînen dingen
und von sîner vuoge
rede unde zal genuoge.
si jâhen al gelîche,
sine vernaemen in dem rîche
an einem man die vuoge nie.
der sprach dort und dirre hie:
« â waz ist diz von kinde?
waz hân wir zuo gesinde?
ez ist allez umbe den wint,
elliu diu kint, diu nu sint,
wider unserm Tristande! «
Tristan dô der verande
sînen leich nâch sîner ger,
Marke sprach: « Tristan, gâ her.
der dich dâ hât gelêret,
der sî vor gote gêret
und dû mit ime! daz ist vil wol.
dîne leiche ich gerne hoeren sol
underwîlen wider naht,
sô dû doch niht geslâfen maht.
diz tuostu wol mir unde dir. «
« jâ hêrre, wol. « « nu sage mir,
kanstû kein ander seitspil noch? «
« nein hêrre « sprach er. « nû iedoch?
rehte als lieb als ich dir sî,
Tristan, dâ vrâge ich dich es bî. «
« hêrre « sprach Tristan al zehant
« irn dörftet mich niht hân gemant
sô verre, ich seite ez iu doch wol,
sît ich 'z iu doch sagen sol
und ir ez wellet wizzen.
hêrre, ich hân gevlizzen
an iegelîchem seitspil
und enkan doch keines alsô vil,
ine kunde es gerne mêre.
ouch hân ich dise lêre
niht vil manegen tac getriben
und zwâre ich bin derbî beliben
under mâlen kûme siben jâr
oder lützel mêre, daz ist wâr.
mich lêrten Parmenîen
videln und symphonîen.
harpfen unde rotten
daz lêrten mich Galotten,
zwêne meister Gâloise.
mich lêrten Britûnoise,
die wâren ûz der stat von Lût,
rehte lîren und sambjût. «
« sambjût, waz ist daz, lieber man? «


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