Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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dâ saz er unde weinde aldâ;
wan kint kunnen anders niht
niwan weinen, alse in iht geschiht.
der trôstlôse ellende
der vielt ûf sîne hende
ze gote vil inneclîche:
« ei « sprach er « got der rîche,
sô rîche dû genâden bist,
sô vil güete als an dir ist,
vil süezer got, sô bite ich dich,
daz dû genâde wider mich
und dîne güete noch begâst,
sît daz du des verhenget hâst,
daz ich alsus vervüeret bin.
und wîse mich doch noch dâ hin,
dâ ich bî liuten müge gesîn!
nu warte ich allenthalben mîn
und sihe niht lebendes umbe mich.
dise grôze wilde die vürht ich.
swar ich mîn ougen wende,
da ist mir der werlde ein ende.
swâ ich mich hin gekêre,
dane sihe ich ie nimêre
niwan ein toup gevilde
und wüeste unde wilde,
wilde velse und wilden sê.
disiu vorhte tuot mir wê.
über daz allez sô vürhte ich,
wolve unde tier diu vrezzen mich,
swelhen enden ich gekêre.
ouch sîget der tac sêre
gegen der abentzîte.
swaz ich nu mê gebîte,
daz ich von hinnen niht engân,
daz ist vil übele getân.
ich enîle hinnen balde,
ich benahte in disem walde
und enwirt mîn danne niemer rât.
nu sihe ich, daz hie bî mir stât
hôher velse und berge vil.
ich waene, ich ûf ir einen wil
climmen, ob ich iemer mac,
und sehen, die wîle ich hân den tac,
ob keiner slahte bû hie sî
eintweder verre oder nâhen bî,
dâ ich liute vinde,
ze den ich mich gesinde,
mit den ich aber vürbaz genese,
in swelher wîse ez danne wese. «
Sus stuont er ûf und kêrte dan.
roc unde mantel haete er an
von einem pfelle, der was rîch
und an gewürhte wunderlîch.
er was von Sarrazînen
mit cleinen bortelînen
in vremedeclîchem prîse
nâch heidenischer wîse
wol underworht und underbriten
und was der alsô wol gesniten
nâch sînem schoenem lîbe,
daz von manne noch von wîbe
enwurden edeler cleider nie
baz gesniten danne die.
dar zuo seit uns daz maere,
der selbe pfelle er waere
ingrüener danne ein meiesch gras,
und dâ mit er gevüllet was,
daz was sô rehte wîz hermîn,
daz ez niht wîzer kunde sîn.
hie mite bereitet er sich dô
weinende unde sêre unvrô
ûf sîne kumberlîche vart,
dô ime diu vart unwendic wart.
under sînen gürtel zôher
sînen roc ein lützel hôher.
den mantel wand er in ein
und leite in ûf sîn ahselbein
und streich ûf gein der wilde
durch walt und durch gevilde.
ern haete weder wec noch pfat,
wan alse er selbe getrat.
mit sînen vüezen wegeter,
mit sînen handen stegeter.
er reit sîn arme und sîniu bein.
über stoc und über stein
wider berc er allez clam,
unz er ûf eine hoehe kam.
dâ vand er von geschihte
einen waltstîc âne slihte
mit grase verwahsen unde smal.
den kêrte er anderhalp ze tal:
er trüege in eine rihte hin.
in kurzer wîle brâhte er in
ûf eine schoene strâze,
diu was ze guoter mâze
breit unde geriten hin unde her.
An dem selben wege saz er
durch ruowe weinende nider.
nu truog in ie sîn herze wider
zen vriunden und zem lande,


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