Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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ze walde, dâ er Marken vant.
vür wâr er ime dô seite,
daz er der wârheite
ze ende waere komen dâ.
und seite im wie unde wâ,
als ez zem brunnen was geschehen.
« ir muget die wârheit selbe sehen «
sprach Melôt « hêrre, wellet ir,
ze naht sô rîtet dar mit mir.
ine versihe mich keines dinges baz,
swie sô sî gevüegen daz,
sine komen noch hînaht beide dar.
sô muget ir selbe nemen war,
wie sî gewerben under in. «
der künec reit mit Melôte hin
sînes herzeleides warten.
nu si in den boumgarten
bî nahtzîte kâmen,
ir gewerbes war genâmen,
done vant der künec noch daz getwerc
dekeine stat noch kein geberc,
daz in reht unde gebaere
zuo ir lâge waere.
nu stuont dâ, dâ der brunne vlôz,
ein öleboum, der was mâze grôz,
nider unde doch billîche breit.
dâ zuo tâten s' ir arbeit,
daz si ûf den beide gestigen.
ûf dem sâzen s' unde swigen.
Tristan, dô ez nahtende wart,
er sleich aber ûf sîne vart.
nu er in den boumgarten kam,
sîne boten er ze handen nam
und leite s' in die giezen
und lie si hine vliezen.
die seiten ie genôte
der seneden Isôte,
daz ir geselle waere dâ.
Tristan gienc über den brunnen sâ,
dâ beidiu schate unde gras
von dem öleboume was.
aldâ gestuond er trahtende,
in sînem herzen ahtende
sîn tougenlîchez ungemach.
sus kam, daz er den schate gesach
von Marke und von Melôte,
wan der mâne ie genôte
durch den boum hin nider schein.
nu er des schates von in zwein
bescheidenlîche wart gewar,
nu haete er michel angest dar,
wan er erkande sich iesâ
der vâre unde der lâge dâ.
« got hêrre « dâhte er wider sich
« beschirme Isôte unde mich!
ist daz si dise lâge niht
bî disem schate inzît ersîht,
sô gât si vür sich her ze mir.
geschiht ouch daz, sô werden wir
ze jâmer und ze leide.
got hêrre, habe uns beide
durch dîne güete in dîner pflege!
bewar Isôte an disem wege.
beleite sunder alle ir trite.
warne die reinen eteswâ mite
dirre lâge und dirre archeit,
die man ûf uns zwei hât geleit,
ê s' iht gespreche oder getuo,
dâ man iht arges denke zuo!
jâ hêrre got, erbarme dich
über sî und über mich!
unser êre und unser leben
daz sî dir hînaht ergeben! «
Sîn vrouwe diu künigîn
unde ir beider vriundîn,
Brangaene diu reine,
si zwô si giengen eine
Tristandes boten warten
in ir jâmergarten,
in dem si z' allen stunden,
sô sî vor vâre kunden,
ir jâmer clageten under in.
dâ giengen sî her unde hin
trûrende unde clagende,
ir senemaere sagende.
viel schiere wart Brangaene
der boten unde der spaene
in der vlieze gewar.
ir vrouwen wincte si dar.
Isôt diu vienc si und sach s' an,
si las Isôt, si las Tristan.
si nam ir mantel al zehant,
umbe ir houbet sî den want
und sleich durch bluomen und durch gras,
hin dâ boum und brunne was.
nu daz si kam sô nâhen,
daz si beide ein ander sâhen,
Tristan stuont allez ze stete,
daz er doch nie dâ vor getete.
sine kam ê mâles zuo z' im nie,


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