Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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sô bringet ouch Isolde
lîht eteswer ze maeren;
ern mag es niht bewaeren.
Sît aber der hof ir missetât
sô harte in arcwâne hât,
sone sulet ir der künigîn
ze bette noch ze tische sîn
geselleclîch unz an den tac,
ob s' ir unschulde erzeigen mac
sô wider iuch sô wider diu lant,
den dirre liument ist erkant
und diu in trîbent alle tage.
wan leider sus getâner sage
der ist daz ôre vil bereit
zer lüge und zer wârheit.
ez sî wâr oder gelogen,
swaz in den liument wirt gezogen,
der inziht dâ heizet,
der quicket unde reizet
ie zer ergeren hant.
swie sô 'z hier umbe sî gewant,
ez sî wâr oder niht,
der liument und diu inziht
diu sint mit rede sô verre komen,
daz ir 'z ze leide habet genomen
und ez der hof vür übel hât.
nu râte ich, hêrre, und ist mîn rât,
mîn vrouwe diu künigîn
sît sî besprochen sol sîn
umbe solhe missewende,
daz man sî her besende
z' unser aller gegenwürte,
iuwer ansprache, ir antwürte
daz man diu beide alsô verneme,
als ez dem hove wol gezeme. «
Der künec sprach: « hêrre, des volge ich.
diu rede und der rât dunket mich
gevüege unde gevallesam. «
man besande Isolde und si kam
zem concîlje in den palas.
nu daz si nider gesezzen was,
der bischof, der grîse,
der wîse von Thamîse,
er tete als ime der künec gebôt.
er stuont ûf und sprach: « vrouwe Isôt,
tugenthaftiu künigîn,
mîn rede sol iu niht swaere sîn.
der künec mîn hêrre heizet mich
sîn wort hie sprechen, nû muoz ich
hin z' iu leisten sîn gebot.
nu bekenne ez aber got,
swaz iuwer wirde missezimet
und iuwer reine lob benimet,
daz ich daz vil ungerne trage
beidiu ze liehte und ouch ze tage.
möhte ich es erlâzen sîn!
saeligiu, guotiu künigîn,
iuwer hêrre und iuwer man
der heizet mich iuch sprechen an
umbe ein offenlîche inziht.
ine weiz noch er enweiz ez niht,
wâ von ez sî gerochen,
wan daz ir sît besprochen
von hove und von lande
mit sînem neven Tristande.
ob got wil, vrouwe künigîn,
der untaete der sult ir sîn
unschuldic und âne.
iedoch hât er 'z in wâne
dâ von daz es der hof giht.
mîn hêrre selbe dern hât niht
an iu bevunden niuwan guot.
von maeren, diu der hof tuot,
hât er den wân ûf iuch geleit,
niht von dekeiner wârheit.
durch daz sô sprichet er iuch an,
daz ez sîne vriunt und sîne man
vernemen unde hoeren,
ob er hie mite zestoeren
disen liument unde dise lüge
mit unser aller râte müge.
nu dunket mich daz guot getân,
daz ir im umbe den arcwân
rede gebet unde antwürte
z' unser aller gegenwürte. «
Isôt diu wol gesinne,
diu gesinne küniginne,
dô ir ze sprechene geschach,
si stuont ûf selbe unde sprach:
« hêrre, hêr bischof,
dise lantbarûne unde der hof,
ir sult daz alle wizzen wol:
swâ sô ich versprechen sol
mînes hêrren laster unde mich,
entriuwen daz verspriche ich
beidiu nû und alle stunt.
ir hêrren alle, mir ist wol kunt,
daz mich disiu dörperheit
vor eime jâre ist an geseit
beide über hof und über lant.


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