Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++


von rîche ze rîche,
von lande ze lande,
vorschende nâch Tristande
wol driu jâr oder mêre,
biz daz er alsô sêre
von sînes lîbes schoene kam
und an der varwe als abe genam:
swer in dô haete gesehen,
dern haete niemer gejehen,
daz er ie hêrre würde.
die schamelîchen bürde
die truoc der werde dan Rûalt
gelîche alsam ein art ribalt,
daz ime dekein sîn armuot,
als ez doch weizgot manegem tuot,
sînen guoten willen nie benam.
Nu ez in daz vierde jâr dô kam,
dô was er ze Tenemarke
und vorschete ouch dâ starke
von stete ze stete, hin unde her:
von gotes genâden dô vant er
die zwêne wallende man,
die sîn junchêrre Tristan
ûf der waltstrâze vant.
die selben vrâgete er zehant.
die seiten ime ouch maere,
wenne und wie lange es waere,
daz s' einen knaben haeten gesehen,
rehte als si in dâ hôrten jehen
und wie s' in mit in liezen gân,
wie sîn dinc allez was getân
an antlütze unde an hâre,
an rede und an gebâre,
an lîbe und an gewande,
und wie maneger hande
sprâche und vuoge er kunde.
zehant und an der stunde
bekande er wol, im waere alsô.
die wallaere bat er dô,
daz si 'z durch got taeten,
swâ sî 'n gelâzen haeten,
ob sî die stat erkanden,
daz sî s' im rehte nanden.
sus seiten sî Rûâle,
ez waere in Curnewâle
ze Tintajêle in der stat.
die stat er ime dô nennen bat
aber und aber und sprach dô z' in:
« nu wâ lît Curnewâle hin? «
« ez stôzet « sprâchen jene zehant
« jensît Britanje an daz lant. «
« â! « dâhte er « hêrre trehtîn,
diz mac wol dîn genâde sîn.
ist Tristan, als ich hân vernomen,
alsus ze Curnewâle komen,
sô ist er rehte komen hin heim;
wan Marke der ist sîn oeheim.
dâ wîse mich hin, süezer got!
â hêrre got, durch dîn gebot
du lâ mir noch sô wol geschehen,
daz ich Tristanden müeze sehen!
diz maere, daz ich hân vernomen,
daz müeze mir ze vröuden komen!
ez dunket mich und ist ouch guot.
ez hât mir mînen swaeren muot
erwecket unde gemachet vrô.
« saeligen liute « sprach er dô
« der megede sun müeze iuch bewarn!
ich wil ûf mîne strâze varn
und sehen, ob ich in vinde. «
« nu gewîse iuch nâch dem kinde,
der al der werlde hât gewalt! «
« genâde! « sprach aber dô Rûalt,
« gebietet mir, hiest bite nimê. «
« vriunt « sprâchen jene « â dê, â dê! «
Rûal dô sîne strâze gie,
sô daz er sîme lîbe nie
ruowe einen halben tac genam,
unz daz er zuo dem mere kam.
dâ ruowete er, daz was im leit;
wan schif diu wâren umbereit.
und alse er dô schiffunge vant,
er vuor ze Britanje in daz lant.
durch Britanje streich er dô
sô strîteclîchen unde alsô,
daz nie kein tac sô langer wart,
daz des iht würde gespart,
ern striche in iemer in die naht.
dâ zuo gab ime muot unde maht
der gedinge, der im was geseit.
ez machete ime sîn arbeit
senfte und harte lîhtsam.
nû er ze Curnewâle kam,
zehant dô vrâgete er maere,
wâ Tintajêle waere.
vil schiere er des bewîset wart.
sus kêrte er aber ûf sîne vart
und kam ze Tintajêle zuo
eines sunnenâbendes vruo,
dô man ze messe solte gân.


 << zurück weiter >>