Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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« nu kieset alle, nemet war,
wirt disem unsaeligen man,
der nie saelde gewan,
disiu saelege maget,
sô ist im elliu saelde ertaget,
diu ime oder dekeinem man
an einer maget ertagen kan. «
sus kâmen sî zem künege hin.
Der künec stuont ûf engegen in:
lieplîche sazte er sî ze sich.
« nû « sprach der künec « truhsaeze, sprich.
waz ist dîn bete und dîn ger? «
« vil gerne, hêrre künec « sprach er;
« hêrre, ich ger unde bite,
daz ir dem lande küneges site
niemer zebrechet an mir.
welt ir 's jehen, sô sprâchet ir
und lobetet ez ouch beide
mit rede und mit dem eide:
swelh ritter disen serpant
slüege mit sîn eines hant,
ir gaebet ime ze solde
iuwer tohter Isolde.
der eit verlôs vil manegen man.
dâ sach aber ich vil lützel an,
durch daz ich minnete daz wîp
unde wâgete den lîp
dicke engeslîcher danne ie man,
biz mir ze jungeste dar an
alsô gelanc, daz ich in sluoc.
ist ez dâ mite genuoc:
hie lît daz houbet, seht ez an.
daz selbe urkünde brâhte ich dan.
nu loeset iuwer wârheit.
küneges wort und küneges eit
diu suln wâr unde bewaeret sîn. «
« truhsaeze « sprach diu künigîn
« der alsô rîlîchen solt,
als mîn tohter ist, Isolt,
ungedienet haben wil,
entriuwen des ist alze vil. «
« ei « sprach der truhsaeze dô
« vrouwe, ir tuot übel, wie redet ir sô?
mîn hêrre, der ez enden sol,
der kan doch selbe sprechen wol.
der spreche und antwürte mir. «
der künec sprach: « vrouwe, sprechet ir
vür iuch, vür Isôt und vür mich! «
« genâde hêrre, daz tuon ich. «
aber sprach diu küniginne:
« truhsaeze, dîne minne
die sint lûter unde guot
und hâst sô menlîchen muot.
du bist wol guotes wîbes wert.
swer aber sô hôhes lônes gert,
dâ er sîn niht verdienet hât,
entriuwen, deist ein missetât.
du hâst dir selbem ûf geleit
eine tât und eine manheit,
der dû mit alle unschuldic bist,
als ez mir zuo gerûnet ist. «
« Vrouwe, ir redet, ine weiz wie.
ich hân doch diz wortzeichen hie. «
« sô hâstu brâht ein houbet dan.
daz braehte ouch lîhte ein ander man,
ich meine, ob er Isolde
dâ mite verdienen solde.
sine wirt aber gewunnen niht
mit alsô cleiner geschiht. «
« nein zwâre « sprach diu junge Isôt
« durch alsô maezlîche nôt
enwil ich niemer veile sîn. «
« âhî vrou junge künigîn «
sprach aber der truhsaeze dô
« daz ir ze mînen dingen sô
mit arge sprechende sît
der noete, der ich ze maneger zît
durch iuwer minne erliten hân! «
« daz sol ze guoten staten gestân,
daz ir mich minnet « sprach Isolt
« ine wart iu nie getriu noch holt
noch zwâre niemer werden sol. «
« Jâ « sprach der ander « ich weiz wol,
ir tuot vil rehte als elliu wîp.
ir sît alle alsô gelîp,
alsô g'artet unde gemuot:
iuch dunket ie daz arge guot,
daz guote dunket iuch ie arc.
diu art ist an iu allen starc.
ir sît verkêret alle wîs:
iu sint die tumben alle wîs,
iu sint die wîsen alle tump;
ir machet ûz dem slehten crump
und ûz dem crumben wider sleht;
ir habet allen ungereht
an iuwer seil gevazzet:
ir minnet, daz iuch hazzet;
ir hazzet, daz iuch minnet.
wie sît ir sus gesinnet,
wie minnet ir sô harte


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