Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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under dirre stunde
haete sî und ir amîs
ir kurzewîle manege wîs,
ir wunne spâte unde vruo,
wan nieman wânde niht dar zuo.
dane dâhte weder wîp noch man
dekeiner slahte undinges an.
wan si was in sîner pflege
alle stunde und alle wege
und lebete, swie si dûhte guot.
Hie mite sô nam si in ir muot
und bedâhte allez ir dinc.
sît nieman ir haelinc
unde ir trügeliste
niwan Brangaene wiste,
enwaere sî danne eine,
sô dörfte s' iemer cleine
gesorgen umbe ir êre.
si sorgete sêre
und vorhte harte starke,
Brangaene ob sî ze Marke
dekeine liebe haete,
daz sî im kunt taete
ir laster unde ir maere,
als ez ergangen waere.
diu sorchafte künigîn
diu tete an disen dingen schîn,
daz man laster unde spot
mêre vürhtet danne got.
zwêne knehte sî besande
vremede von Engelande.
die selben hiez si beide
swern eide und eide,
triuwe über triuwe geben.
dâ zuo gebôt s' in an ir leben,
swaz sî si hieze ane gân,
daz daz beidiu getân
und ouch verholn waere.
sus seite s' in ir maere.
diu mortraete sprach zuo z' in:
« nu merket beide mînen sin.
ich sende eine maget mit iu,
die nemet und rîtet ir driu
heinlîchen unde balde
eteswar z' einem walde,
er sî verre oder bî,
der iu dar zuo gevellec sî,
dâ nieman heinlîche habe,
und slahet ir daz houbet abe.
und alle ir rede die merket ir,
und swaz si sage, daz saget mir.
ir zungen bringet mir her dan.
und sît ouch des gewis dar an,
swie sô ich ez in ein getrage,
daz ich iuch morgen an dem tage
mit rîlîcher sache
beide ritter mache
und wil iu lîhen unde geben,
die wîle ich iemer sol geleben. «
Diu rede diu wart gewisset dâ.
Isôt diu nam Brangaenen sâ
« Brangaene « sprach si « nim hie war:
bin ich iht sêre missevar?
ine weiz, wie mir mîn dinc stê.
mîn houbet tuot mir sêre wê.
du muost uns wurze bringen.
wir müezen disen dingen
eteslîchen rât geben
oder ez gât mir an daz leben. «
diu getriuwe Brangaene sprach:
« vrouwe, iuwer ungemach
daz müet mich harte sêre.
nune bîtet ouch niemêre.
heizet mich wîsen eteswar,
dâ ich eteswaz ervar,
daz z' iuwern dingen guot sî. «
« sich, zwêne knappen sint hie bî.
mit den rît, die wîsent dich. «
« gerne vrouwe, daz tuon ich. «
si saz ûf unde reit mit in.
nu sî zem walde kâmen hin,
dâ wurze, crût unde gras
der volle nâch ir willen was,
Brangaene wolte erbeizet sîn.
nu vuorten sî si baz hin în
in die wüeste und in die wilde.
nu sî von dem gevilde
verre hin în kâmen,
die höfschen si nâmen,
die getriuwen, die werden,
und sazten sî zer erden
mit triure und mit leide
und zucten swert beide.
Brangaene dô sô sêre erschrac,
daz si an der erden gelac
und lac alsô lange nider.
ir herze erbibete und alle ir lider.
erschrockenlîche sî ûf sach.
« hêrre genâde! « si sprach
« durch got waz welt ir ane gân? «


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