Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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daz er mir 'z verkêre.
swie sô ez aber dar umbe ergê,
swie harte ez mir ze vâre stê,
ich wil iuch doch geniezen lân,
daz ir niht valsches habet getân
wider mînen hêrren unde mich.
swie mir gelinge, sô wirb ich
iuwer bete, sô ich beste kan. «
« genâde vrouwe « sprach Tristan
« und swaz rede ir vindet dâ,
daz enbietet mir iesâ.
wirde aber ich ihtes gewar
und lîhte alsô von hinnen var,
daz ich iuch nie mêre sehe,
swaz sô mir danne geschehe,
vil tugenthaftiu künigîn,
sô müezet ir gesegenet sîn
von allem himelischem her!
wan got weiz wol, erde unde mer
diun getruogen nie sô reine wîp.
vrouwe, iuwer sêle und iuwer lîp,
iuwer êre und iuwer leben
diu sîn iemer gote ergeben! «
Sus schieden sî sich under in.
diu küniginne diu gie hin
siuftende unde trûrende,
ameirend unde amûrende,
mit tougenlîchem smerzen
ir lîbes unde ir herzen.
der trûraere Tristan
der gienc ouch trûrende dan
und weinende starke.
der trûrige Marke,
der ûf dem boume dâ saz,
der betrûret aber daz
und gieng im rehte an sînen lîp,
daz er den neven und daz wîp
ze arge haete bedâht.
und die in dar an haeten brâht,
die vervluochte er tûsent stunde
mit herzen und mit munde.
er verweiz ie genôte
dem getwerge Melôte,
daz ez in haete betrogen
und ime sîn reine wîp belogen.
si stigen von dem boume nider
und riten an daz gejegede wider
mit jâmer und mit leide.
Marke und Melôt beide
si haeten zweier hande leit.
Melôt durch die trügeheit,
die er begangen solte hân.
Marke durch den arcwân,
daz er den neven und daz wîp
und allermeist sîn selbes lîp
sô haete beswaeret
und z' übele vermaeret
über hof und über lant.
Des morgenes al zehant
hiez er den jegeren allen sagen,
daz sî beliben und vüeren jagen.
er selbe kêrte wider în.
« saget an « sprach er « vrou künigîn,
wie habet ir vertriben sît
iuwer stunde und iuwer zît? «
« hêrre, mîn unmüezekeit
daz was undurftenez leit.
sô was aber mîn vîre
diu harphe und diu lîre. «
« undurften leit? « sprach Marke dô
« waz was daz und wie was dem sô? «
Isôt ersmierete unde sprach:
« swie ez geschaehe, ez geschach
und geschiht ouch hiute und alle tage.
triure und üppeclîchiu clage
deist mîn und aller vrouwen site.
hie reine wir diu herze mite
und liutern diu ougen.
wir nemen uns dicke tougen
ein michel leit von nihte
und lâzen 'z ouch inrihte. «
alsus treip sî 'z mit schimpfe hin.
doch nam ez Marke in sînen sin
und marcte ez al gemeine,
ir wort und ouch ir meine.
« Nu vrouwe « sprach er « saget mir:
weiz ieman hinne oder wizzet ir,
wie Tristandes dinc stê?
man seite mir, im waere wê,
do ich aller nâhest hinnen reit. «
« hêrre, iu wart ouch wâr geseit «
sprach aber diu küniginne.
daz meinde sî zer minne.
si wiste wol sîn swaere,
daz diu von minnen waere.
der künec sprach aber dô vürbaz:
« waz wizzet ir, wer seite iu daz? «
« ine weiz, wan alse ich waene
unde als mir Brangaene
von sîner siecheite


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